worden. Ein gewisser Dominik Risser war als verdächtig in Haft genommen worden und während er in der Voruntersuchung beharrlich leugnete, machte er vor dem Schöffengericht Gebweiler ein Geständnis und wurde zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Durch einen Zufall wurden die wahren Diebe ermittelt und Risser in der letzten Strafkammersitzung steige- sprachen. Letzterer hatte bald heiraten und so schnell als möglich die Sache erledigen wollen, was er durch ein falsches Geständnis zu erzielen hoffte. Fünf Wochen seiner Haft hatte er schon verbüßt.
Ausländisches.
* Wien, 27. Febr. Ein schrecklicher Sturmwind führte, wie aus Deliblat in Ungarn gemeldet wird, solche Unmassen Sand mit sich, daß mehrere Dörfer förmlich mit Sand überflutet wurden und kein Bewohner ohne Lebensgefahr im Freien bleiben konntL. Diese Sandmassen überfluteten auch einen Eisenbahndamm, so daß ein Personenzug zwei Kilometer vor Petrovossello in dem drei Meter hohen Sand stecken blieb und gegenwärtig noch dort sich befindet.
* Triest, 27. Febr. Ein gestriges Unwetter war furchtbar, Glatteis und eine rasende Bora haben die Stadt umheimlich verödet.
* Rom, 26. Febr. Die offiziöse Fanfulla meldet, die Regierung habe beschlossen, die Truppen für Afrika auf 65,000 Mann zu bringen. — Die Schoaner wollen den rechten Flügel des italienischen Heeres in weitem Bogen umgehen und ihm die Rückzugslinie abschneiden. Ein starkes abessinisches Corps hat bereits den Mareb überschritten und bedroht die Besatzung von Adigula.
* Venedig, 26. Febr. Das Unwetter in ganz Oberitalien dauert fort. Die Temperaturen sind um 150 gefallen, in Mailand, Turin, Bologna, Mantua, Piacenza, Florenz rc. liegt der Schnee Fuß hoch. Die bereits keimende Obstkultur erleidet unberechenbaren Schaden.
* Monaco, 26. Febr. Der Kaiser von Oesterreich und der Großfürst Thronfolger von Rußland statteten sich einen gegenseitigen Besuch ab.
* Paris, 25. Febr. Dem „Figaro" zufolge entdeckte Dr. Chantemesse, Chef des Instituts Pasteur, ein Heilserum gegen das typhöse Fieber.
* London, 2.5. Febr. Jameson ist nebst fünfzehn Offizieren vor dem Bowstreetgericht angeklagt, Krieg geführt zu haben gegen einen befreundeten Staat. Nach kurzem Verhör wurde die Sache auf vierzehn Tage vertagt und Alle gegen Bürgschaft von je zweitausend Pfund sreigelassen.
* London, 25. Febr. Die Vorschläge des englischen Kolonialministers Chamberlain, der zielbewußt auf eine engere Verbindung der Kolonien mit dem Mutterlande hinarbeitet, finden in den Kolonien eine recht kühle Aufnahme. Das gilt sowohl von seinen Bestrebungen auf Herbeiführung eines britischen Reichszollvereins wie von seinen Bemühungen, die englische Flotte zu einer Reichsflotte umzugestalten. Doch wäre nichts falscher, als wenn man aus dieser ablehnenden Haltung auf eine Entfremdung der Kolonien vom Mutterlande schließen wollte. Wohl wachen die Kolonien, vor allem die australischen, eifersüchtig über ihre Selbständigkeit und wünschen keinen engcrn
staatlichen Anschluß an das Mutterland, aber national werden sie sich immer als einen Teil des Ganzen fühlen.
* London, 26. Febr. „Reuter"-Meldung: Die „Times of Argentinia" melden: Die diesjährige Weizenernte werde 65 Proz. der vorjährigen ergeben. Die Ausführungen werden 400000 Tons betragen.
* Der russische Fürst Uchtomski veröffentlicht, wie der „Köln. Ztg." aus Petersburg gemeldet wird, einen ihm zugegangenen Brief bulgarischer Flüchtlinge. die ihm versichern, in Sofia sei bereits wieder ein Konflikt zwischen der russenfreundlichen Regierung und der russenfreundlichen Partei ausgebrochen; der Brief schließt mit den Worten: „Würde er nicht von Rußland gestützt, so hätte sich Prinz Ferdinand jetzt nicht länger halten können; dann aber wäre ganz Bulgarien Rußland zu Füßen gefallen und hätte seine Verzeihung erfleht; aber es kommt doch noch so; des Prinzen Sturz ist nur hinausgeschoben." Das dürfte stimmen.
* Konstantinopel, 26. Febr. Ein Dorf des Vilajets Trapezunt wurde durch eine Schneelawine zerstört. 100 Personen sind tot, viele verwundet.
* Bukarest, 23. Febr. (Ermordung eines Priesters am Altäre.) Als am vergangenen Freitag der Geistliche Varile Jordanescu in der Kirche des Dorfes Smirdan (Distrikt Buzen) den Morgengottesdienst abhielt, drangen mehrere mit Knütteln und Messern bewaffnete maskierte Personen in das Gotteshaus, um sich sofort auf den vor dem Altar befindlichen Priester zu stürzen und denselben mit Stockhieben zu Boden zu schlagen. Nicht zufrieden damit schlitzten die Unholde dem bewußtlos auf der Erde liegenden Priester den Bauch auf, schnitten ihm Nase und Ohren ab und hieben und stachen mit ihren Messern so lange auf den Unglücklichen los, bis er tot war.
* Belgrad, 27. Febr. Der in der Nacht nach Krajugewatz abgegangene Bahnzug wurde durch den Sturm aus dem Geleise geschleudert. Die Lokomotive, der Tender und sechs Wagen sind zertrümmert. Sechs Passagiere und ein Teil des Zugpersonals sind schwer verletzt.
* Madrid, 26. Febr. General Weyler telegraphierte: Der Stand des Feldzuges gestatte die Vornahme der Wahlen. Der Jnsurgentenführer Calixto Garcia wurde gefangengenommen.
* Madrid, 27. Febr. Der Ministerrat beschloß die Auflösung der Cortes. Die Wahlen der Deputierten finden am 12. April, die Wahlen der Senatoren am 26. April statt. Der Zusammentritt der Kammern ist festgesetzt auf 10. Mai.
Handel und Berkehr.
* Großbottwar, 24. Febr. Der am vergangenen Samstag hier abgehaltene Holzmarkt war insbesondere mit Pfählen so stark befahren, wie schon lange nicht mehr. Verkauft wurde fast alles und zwar zu ziemlich hohen Preisen. 100 Pfähle kosteten von 3,30—3,70 Mk., ein Preis, welcher schon länger nicht mehr erzielt worden ist.
* Berlin, 22. Febr. (Leder.) Das Geschäft bewegte sich auch in der verflossenen Woche in mäßigen Grenzen, weil die Fabrikanten an ihren hohen
Forderungen festhalten. Die Zufuhren bleiben im allgemeinen gering, auch sind die Vorräte auf den Kommissionslagern nicht allzu groß. Der Geldeingang läßt viel zu wünschen übrig.
Hans- und
* V 0 m oberen Neckar, 25. Febr. Ueber den Stand der Wintersaaten wird auch hier sehr geklagt. Der bis jetzt schneefreie Winter bot denselben gegen die Nachtfröste und den Sonnenschein, der durch das Auftauen ebenfalls höchst schädlich wirkte, nicht den erwünschten Schutz. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß sich in der nächsten Zeit die Fruchtpreise noch mehr steigern dürsten.
*Von der Donau, 26. Febr. Der schneelose Winter scheint alles Leben der Wintersaaten gründlich vernichtet zu haben. Wer gegenwärtig über einen Saatacker schreitet, bemerkt trotz genauer Prüfung auch keine Spur der Saat, die freilich im Herbst schon ziemlich schwach war. Dazu kommt die Mäuseplage. So gefährlich das offene Wetter mit dem häufig austauenden Boden der Pflanzenwelt gewesen sein mag, so sehr hat es die Mäuse geschont, die man an milden Tagen in der letzten Zeit noch in ganz ungewöhnlich starker Anzahl in den im Vorjahr nicht bestoffenen Lagen beobachten konnte. Ebenso hören wir von Holzmachern und andern Waldarbeitern, daß sie ihre Lebensmittel und Kleider kaum vor den in die Wälder geflüchteten Mäusen in Sicherheit bringen können. Wenn also nicht noch im Nachwinter die Scharen der schädlichen Nager ganz bedeutend vermindert werden, so gehen wir einem ganz unerhörten Mäusejahr entgegen, das das verflossene nach dieser Richtung weit übertreffen dürfte.
Vermischtes.
* (In der guten Stube.) Aus Köln schreibt man: Sechzehn Jahre zählte das Jüngelchen, welches, das gleichaltrige Töchterchen eines biederen Schuhmachermeisters am Arm führend, in dessen Wohnung trat und frisch, fröhlich, frei erklärt, daß die Kleine und keine Andere die Seine werde, da er schon jetzt die allerredlichsten Absichten -habe. Der Meister erklärte, der ihn ungemein ehrende Antrag mache ihm ^ das größte Vergnügen, und ersuchte das Pärchen, in
> die gute Stube einzutreten. Nicht wenig erfreut ' leistete man Folge, während der Meister, der ver- ! sprach, sofort zu ihnen zu kommen, sich nach seiner ! Werkstatt begab. Im nächsten Augenblick ist er wieder ! da — und der Spannriemen erteilt die Antwort ^ auf die Werbung, und zwar so bestimmt, daß das
> Schwiegersöhnchen ia spss in den drolligsten Sprüngen i das gastliche Haus verließ. Die Einladung des Meisters, ! doch noch zu bleiben, schien das Männchen überhört
zu haben.
Verantwortlicher Redakteur: W- Rieker, Altensteig.
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alte Heinrich eigentlich zu diesem Vermögen gekommen war, darüber kursierten verschiedene Vermutungen. Einige glaubten, es rühre von einer großen Erbschaft her, andere schoben es einem weniger redlichen Ursprünge zu; doch niemand konnte ihm eine unehrenhafte Handlung oder einen schlechten Charakterzug Nachweisen. Im Gegenteil, er war sehr beliebt und besonders von den Bedürftigen geschätzt worden, die in ihm einen wirklichen Wohlthäter verloren hatten.
Es war wohl nicht zu verwundern, daß nun Paul das Ziel aller jungfräulichen Wünsche in Kulmhagen wurde. Er war hübsch, jung, reich — also eine glänzende Partie. Er verstand es auch sehr gut, den kleinen blonden und braunen Mädchen die Köpfe zu verdrehen, und nicht nur die jungen, auch die älteren Frauen hatten ihn gern und lauschten schmunzelnd seinen kecken Reden. Wie konnten seine braunen Feueraugen so schmachtend blicken! — und wenn er dabei mit den Fingerspitzen seinem dunklen Schnurrbart einen noch kühneren Schwung zu geben versuchte, dann war er hinreißend. So lautete das Urteil über Paul.
Wenn er die Straße passierte, dann schaute ihm sicher jedes weibliche Auge nach, und manches junge Herz mochte sich unter Klopfen fragen: „Ist er dir bescheert?"
Eine Zeitlang hielt sich Paul neutral, immer liebenswürdig, immer galant, jedoch keines der hoffenden Mädchen konnte sich einer Auszeichnung rühmen.
Nach einiger Zeit aber bemerkte man, daß er
doch etwas öfter, als es gerade seine Geschäfte ver langten, des Schulmeisters Haus passierte; noch war man im Zweifel, welche der Schönen er mit seiner Gunst beglückte, doch währte es nicht lange, so wußte man es ganz sicher, daß es Wanda, die jüngere war, die ihn fesselte, denn Abend für Abend suchte er die Lehrersfamilie auf, plauderte und scherzte viel mit Wanda, brachte ihr Blumen und andere kleine Geschenke.
Noch waren sie nicht öffentlich verlobt, und schon sprach man davon, wann und wie schön diese Hochzeit sein würde; denn ein glücklicheres Paar konnte mau sich nicht vorstellen, als die blonde Wanda und Paul Heinrich, den hübschen, gutsituierten Mann. Gewiß würden doch alle Honoratioren des Städtchens geladen werden, und die Aussicht auf ein so schönes Fest tröstete auch einigermaßen die anderen, enttäuschten Mädchenherzen.
Doch sollte es anders kommen. Die Gutsberr- schaft im Schlosse, die sich jetzt, wie alljährlich, emige Monate in Kulmhagen aushielt, hatte Besuch bekommen von weit her. Der Gutsherrin Kousine, die gesundheitshalber schon als junges Mädchen nach dem Süden gegangen war und sich später dort verheiratet hatte, war auf einer Besuchsreise in ihre Heimat auch nach Kulmhagen gekommen, um ihre Verwandten nach langer Trennung zu umarmen. Da sie ihre kleine Tochter bei sich batte, so befand sich außer der Gouvernante noch ein junges Mädchen in ihrer Begleitung, Teresa, eine achtzehnjährige Italienerin, die ihr als Gesellschafterin und der kleinen Bianke in ihren Musestunden als Spielgefährtin beigesellt war.
Teresa war als zehnjährige Waise in das Haus ihrer Herrin gekommen. Dieselbe hatte die Absicht gehabt, als sie das Kind in ihr Haus nahm, das niedliche Mädchen später zu adoptieren, da ihre Ehe bis dahin kinderlos geblieben war. (Forts, folgt).
Ermnerungszeicherr.
Du stehst den schönsten Stern erbleichen,
Dein reichstes, bestes Glück zerrinnt,
Wenn der Erinn'rung fromme Zeichen Dem Herzen nicht mehr heilig sind-
Ein Buch, ein Blatt, ein Bild ein alteS,
Was deiner Mutter teuer war,
Behalt es Ueb, und heilig halt' es Und ehr es noch mit weißem Haar!
Zn jene Zeugen ferner Stunden Die Seele eine Wurzel senkt.
Die dich, wenn auch dein Mai entschwunden. Vom Born der ew'gen Jugend tränkt!
Verschmäh' sie nicht, die Wunderquelle,
Den Jungbrunn', silberklar und rein I Mach' nicht dein Herz zum Spiel der Welle Des flücht'gen Augenblicks allein !
Mit raschem Schritt die Jahre schreiten;
Dar Alter kommt mit frost'gem Hauch,
And, wer vergaß »ergang'ne Zeiten,
O, den vergißt die Zukunft auch!
Rätsel.
Mit L als Stoff bekannt,
Mit M ein Volk genannt,
Mit C in kremdem Land,
Mit F nimms oft zur Hand.
ArHSsung f llgt in nächster Nummer.
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