G
Erscheint Dienstag Donnerstag und Samstag.
Bestellpreis proQumtal im Bezir! Nagold SV ^ außeiha l l> 1.—
<ß>
AttenSteig./tadl.
Amtsblatt für
undMlerhaltungzölatt
Allgemeine^Kn^elge
f WW»M!
,
»^rM!
MM
Sr^'
Einrück- ungspreis f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die 1spalt.Zeile
G
Wr. 2S. >
Man abonniert auswärts aus dieses Blatt bei den Postämtern und Postboten.
Samstag, 29. Jebruar.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg, rerchste Verbreitung.
1896.
Gestor ben: Pofimeister Ziegler, Nagold; Wilhelm Hang, früher Hausmeister im Justizgebäude, Stuttgart; Johann Fuhrmann, Cai »statt; Gottlieb Kienzle Garnifonsmeßner o. D. von Ludwigsbug, Stuttgart; August Kuom, Dr. med., Mönsheim- Niederstetjen.
X Italiens Mißgeschick.
Bis zum Vorjahre hatte das Königreich Italien sehr, schwere finanzielle Sorgen und ein zeitweise unheimlich großes Defizit in dem Staatshaushalt. Betrug es doch in manchem Jahr über 100 Millionen Mark. Ministerpräsident Crispi unternahm es, dies Defizit zu beseitigen, es gelang ihm dies auch im Jahre 1895, zum Teil durch Erhebung neuer Steuern, zum Teil durch eine außerordentliche Sparsamkeitsmaßregel. Von einsichtigen Freunden Italiens wurde damals dringend geraten, es hierbei nicht bewenden zu lassen, sondern eine gründliche Verwaltungsreform vorzunehmen, die Italien mehr not thut, als sonst etwas. Nicht nur daß die Verwaltung für den geldarmen Staat eine viel zu kostspielige, für einflußreiche und begüterte Privatpersonen läßt die Verwaltung „fünf oft eine gerade Zahl sein," und auf Kosten der armen Bevölkerung wird die Staatskasse um große Summen geschädigt. Herr Crispi hat hiervon in der Hauptsache abgesehen, einige kleine Anordnungen, die er traf, wollen wenig besagen; er fürchtete wohl in ein Wespennest zu fassen, denn von den heutigen Verhältnissen ziehen in der That Politiker aller Parteien Nutzen. Und doch hätte eine solche Reform Italien in der nun wieder mit aller Gewalt hervor- gebrochenen Finanznot so wesentliche Dienste geleistet.
Der italienische Staat steckt wieder in einem argen Mißgeschick, und, wie hervorgehoben werden muß, ist die Regierung nicht ohne Schuld. Zu den weitgehenden Sparsamkeitsmaßregeln, welche die italienischen Finanzen wieder in Ordnung bringen sollten, gehörte auch die Verminderung der in der italienischen Kolonie Mafsauah am Roten Meere stehenden Truppen. Der dort befehligende General Baratieri soll mit der Verminderung seiner Streitkraft durchaus einverstanden gewesen sein, genau genommen, er hat damit wohl einverstanden sein müssen. Aus dieser Verminderung ist nun für Italien die schwere Verlegenheit des abessynischen Krieges entstanden, die noch dazu außerordentlich kostspielig ist, und das mühsam wieder hergestellte Gleichgewicht zwischen Staats-Einnahmen und Ausgaben von neuem über den Haufen wirft. König Menclik von Abessynien hat die Unklugheit seiner italienischen Nachbarn benützt und mit Hilfe kriegsgewohnter und kriegstüchtiger Häuptlinge eine Armee ausgerüstet, welche fast 100000 Mann stark und wohlbewaffnet ist, und diese Macht zwingt nun Italien zu einem regelrechten Kriege, welchen man in Rom weder gewünscht, noch erwartet hat. Man muß die erforderlichen Streitkräfte, da eine Mobilisierung vermieden werden soll, den Garnisonen in Italien entnehmen, und die ohnehin nicht erhebliche Friedensstärke der italienischen Armee wird dadurch über die Gebühr beeinträchtigt, die richtige Ausbildung der Soldaten beschränkt.
Als die Italiener die ehemals ägyptische, dann aber in Folge der Räumung des Sudan herrenlos gewordene Stadt Massauah besetzten, rechneten sie von vornherein auf eine Oberhoheit für das Hinterland, für Abessynien und für einen Teil des Sudan. Denn Massauah allein hat wenig Wert, die glühende Hitze, welche dort einen großen Teil des Jahres herrscht, macht für Europäer den Aufenthalt recht unbequem. In Rom erwartete man Wohl von den Abessyniern keine besonderen Schwierigkeiten, man dachte wohl an die englische Expedition gegen den Negus Theodor von Ab»ssynien in den sechsziger Jahren, die dem Schalten dieses Tyrannen bald ein Ende machte. Unter dem Vorwand, für die italienischen Truppen kühlere Sommer-Quartiere erringen zu müssen, drang man in das gebirgige Innere vor, hatte auch, mit Ausnahme' der Vernichtung einer kleinen Kolonne
durch die abessynische Uebermacht bei Saali Glück. Der damalige König Johannes von Abessynien hatte mit den Mahdisten im Sudan zu kämpfen und ebenso mit aufrührerischen Vasallen, unter welchen besonders Menelik von Schoa sich eifrig um die Gunst der Italiener bemühte. Menelik erhielt von den letzteren auch Waffen und Geld, und als der Negus Johannes in einer Schlacht gegen die Sudanesen fiel, wurde Menelik von der italienischen Regierung sofort als Negus, als Oberkönig von Abessynien anerkannt, und er sicherte darauf vertragsmäßig der italienischen Regierung das Protektorat über sein Land zu, daß er nur durch Italiens Vermittlung mit fremden Staaten unterhandeln wollte, und versprach auch verschiedene Landabtrctungen.
Soweit war alles schön und gut, aber als Menelik den Vertrag erfüllen sollte, da machte er erst Ausflüchte, weigerte sich dann ganz offen, entsandte sogar Gesandtschaften nach Paris und nach Petersburg, um Unterstützung zu erbitten. Diese Unterstützungen erhielt er nun freilich nicht, wohl aber ließen russische und französische Emissäre es an Aufreizungen nicht fehlen, die Franzosen machten ein famoses Wasien- geschäft nach Abessynien, und Menelik setzte sich offen gegen Italien zur Wehr. Da es aber über kleinere Angriffe nicht hinauskam, unterschätzten die Italiener ihren Gegner so vollständig, daß sie, wie schon weiter oben gesagt, ihre gegen Abessynien im Felde stehenden Truppen verringerten, während der abessynische König in aller Stille sein gewaltiges Heer ausrüstete. Als er dann bei Amba Alegi eine italienische Kolonne überfiel und aufrieb, da gingen erst den Italienern die Augen auf, sie erkannten, wie die Sache stand.
Noch zum Beginn dieses Jahres hoffte man in Rom, eine mäßige Truppensendung nach Afrika werde genügen, um Menelik den Garaus zu machen, man hoffte auch, dessen Armee werde sich nicht lange zusammenhalten können. Nichts von alledem. Der abessynische König vermeidet es sorgfältig, eine offene Feldschlacht anzunehmen, er hält sich in stark befestigten, durch ihre natürliche Lage geschützten Stellungen, für welche die italienische Armee zu einem Sturmangriff noch zu schwach ist. Der Plan der wohlbera tenen abessynischen Heeresleitung geht offenkundig dahin, die italienische Kriegsmacht von der Küste fort immer weiter in das an Tcrrainschwierigkeiten so reiche Land zu locken, einen Aufstand der Bevölkerung zu entfachen, und schließlich durch Hunger und kleinen Kampf aufzureiben. In diese Falle wird der italienische General sicher nicht gehen, aber er kann auch nicht dauernd an seiner jetzigen Position kleben bleiben, denn die Autorität würde zweifellos darunter leiden, wenn die Orientalen sehen, daß er nichts ausrichten kann. Ein schneller und entscheidender Sieg kann allein helfen, Politische Vorteile und auch finanziellen Nutzen bringen.
Italiens Stellung am Roten Meere bleibt, da sich auch die Sudanesen rühren, in jedem Falle unerquicklich. Die starke Truppenabgabe nach Afrika schwächt die europäische Armee, die Geldausgaben sind leidig für die Finanzen. Und doch muß Italien als Großmacht in jeder Beziehung seine Stellung wahren. Es kann es nur, wenn es die Reformen verwirklicht, die schon seit Jahren verlangt, seit Jahren verschoben werden.
Landesnachrichten.
* Altensteig, 28. Febr. Heute noch findet, beginnend um 7 Uhr 16 und endigend um 10 Uhr 16, eine teilweise Mondfinsternis statt. Die Umfinsterung fängt am Ostrande an und endigt am Nordwestende. — Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß die Ausgabe neuer Zinsscheinbögen zu den Schuldverschreibungen der vierprozentigen württ. Staats- anlehen vom Jahr 1881 in bisher üblicher Weise durchs K. Kameralamt vermittelt wird. Hiezu ist der nach Abschnitt des letzten Coupons verbliebene Zinstalon beim
K. Kameralamt abzugeben. Dabei werden sämtliche je auf den ersten der Monate Februar, März, April, Mai und Juli freiwerdende Talons jetzt schon angenommen.
* Altensteig, 27. Febr. Tie Reichstagskommission für das bürgerliche Gesetzbuch hat einen Beschluß von großer wirtschaftlicher Bedeutung gefaßt, indem sie sich dafür entschied, den Zinsfuß bei Verzinsung einer Schuld nach gesetzlicher Vorschrift auf vier vom Hundert festzusetzen. Bisher war fast allgemein Brauch, in Klagefällen vom Schuldner sechs vom Hundert zu fordern, die dann auch von den Gerichten zugesprochen wurden. Es entspricht der sinkenden Tendenz des Zinses, diesen Satz um zwÄ Prozent zu ermäßigen. Leider aber hat die Kom Mission einen sehr zweckmäßigen Antrag des Abgeordneten Gröber (Zentrum) abgelehnt, wonach die Zinsen bei freier Vereinbarung acht vom Hundert nicht übersteigen sollten. Schließlich wurde festgestellt, daß erst ein zwanzig Prozent übersteigender Zinsfuß als unzulässig anzusehen sei. Acht Prozent im Höchst fall, also das Doppelte des üblichen, nach den neuen Bestimmungen, stellen gewiß eine sehr annehmbare Verzinsung dar. Will der Reichstag sich den Schutz der wirtschaftlich Schwachen angelegen sein lassen, so muß er unbedingt die Einfügung des Zusatzes Gröber beschließen.
* Nagold, 25. Febr. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs wurde auch hier gefeiert durch einen Festzug in die Kirche, woran sich auch die Schuljugend, Seminar und Präparandenanstalt beteiligten. Seminarfeier mit Rede von Oberlehrer Köbele über Pestalozzi, Festessen in der Post, Königstoast von Oberamtmann Vogt, Toast auf die Königin von Oberamtsrichter Sigel. An Se. Majestät wurde ein Telegramm abgesandt, worin auch für die königliche Huld gegenüber den Hagelbeschädigten gedankt wurde.
' (Vorgängevor 25Jahren infolge des Krieges 1 8 70/71.) Am 26. Februar 1871, zwischen S und 6 Uhr nachmittags. Unterzeichnete Bismarck mit einer goldenen Feder, die ihm hierzu von einem Pforzheirner Fabrikbesitzer verehrt worden war. die Friedenspräliminarien; franzosischerseits hatten Thiers und Favre unterzeichnet. — Der 27. Februar 1871 gab bereits einen Vorgeschmack von dem Herensabbath, der sich wenige Wochen später in Paris entwickelte. Die Bekanntmachung der Regierung betreffs der Friedenspräliminarien gab den Elementen, welche der Kommune zvneigten und ihre Zeit bereits gekommen glaubten, die Veranlassung, auf der Bildfläche zu erscheinen. Es bildeten sich Zusammenrottungen und unschuldige Menschen fielen als Spione der Volkswut zum Opfer.
*Freudenstadt, 27. Febr. Gestern abend kam ein mit Holz beladener Wagen an der etwas abfallenden Stelle der Straßburgerstraße bei der Wirtschaft zur Burg infolge Eises und Schnees in raschen Lauf und stürzte gegen das Trottoir. Eine gerade dasselbe passierende Frau kam unter den Wagen und erlitt schwere Verletzungen, so daß sie nach Hause gefahren werden mußte. — An der gleichen Stelle siel heute Morgen ein Kohlenwagen um und zertrümmerte die Schaufenster der Stricker Wirts Witwe. Bei letzterem Unfall wurde niemand verletzt.
* Reutlingen soll mit Eningen u. a. durch eine Straßenbahn verbunden werden. Der Gesamtaufwand ist auf 380 000 Mark berechnet. 180 000 Mark übernimmt die Gesellschaft selbst. In einer außerordentlichen Sitzung haben nun die bürgerlichen Kollegien von Eningen einstimmig beschlossen 100000M. zu zeichnen. Nach den angestellten genauen Erhebungen über den in Frage kommenden Personen- und Güterverkehr kann eine Verzinsung zu 4 >//'<> in Aus- sicht gestellt werden.
* Stuttgart, 25. Febr. Anläßlich des Zapfenstreichs am gestrigen Abend entstand auf dem Bahnhof ein großer Tumult, indem der Janhagel unter Schreien und Pfeifen gegen die Polizei Front machte. Der Bahnhof mußte infolge dessen einige Zeit lang geschlossen werden.
* Dem „D.V." zufolge tritt der Landtag bereits Mitte März wieder zusammen. Die Volksschullehrer-