noch auf der Herdplatte. Die Köchin hatte eben ein Ei aufgeschlagen. Der Tod der Tochter scheint später eingetreten zu sein. — Nach einem Telegramm des „Schwab. Merk." hat die amtliche Sektion ergeben, daß alle drei durch Erdrosselung ihren Tod gefunden haben. Es fehlen Wertpapiere in Höhe von 2500 Mk.
* Berlin, 17. Febr. Die Schneidermeister der Herren- und Knaben-Konfektionswaren führten in einer Versammlung heute mittag lebhafte Klage über die Haltung der Regierung und Presse ihnen gegenüber. Sie beschlossen die Bildung eines Ringes. Wie die „Volkszeitung" berichtet, findet am Mittwoch vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts eine Sitzung statt, der die Konfektionäre, Meister und Arbeiter, von beiden letzteren Kategorien je 120 Beteiligte, beiwohnen sollen. Die Siebener-Kommission der Herren Konfektionäre hat den Auftrag erhalten, vor dem Einigungsamt nicht mehr als zehn Prozent Aufschlag zu bewilligen. — Es sind bis heute 14000 Streikkarten ausgegeben worden. Die Zahl der Streikenden wird jetzt einschließlich der 10 bis 15 000 Arbeitslosen auf 25 000 bis 30000 geschätzt. Die Holzarbeiter, Tischler und Berufsgeuossen haben gestern in zwei starkbesuchten Versammlungen beschlossen, heute allerwärts in den Streik einzutreten, wo ihre Forderungen, 21 Mk. Minimal-Lohn und 52stündige wöchentliche Arbeitszeit nicht sofort bewilligt würden. Beide Versammlungen mußten noch vor Beginn polizeilich gesperrt werden. Hunderte erwarteten in der Nähe die Proklamierung des Streiks.
* Berlin, 18. Febr. Eine von 1000 Personen besuchte allgemeine Jnnungs- und Gewerkmeisterversammlung, woran mehrere Reichstagsabgeordnete teil- nahmen, protestierte gegen die Einführung des Maximalarbeitstages im Haudwerksgewerbe, worin sie die Vernichtung des Handwerksbetriebs zu Gunsten der Großindustrie und die Auflösung des Mittelstandes sieht. Zur Frage des Bauschwindels forderte die Versammlung, daß nunmehr der Staat so bald als möglich Gesetze schafft, welche unzählige Staatsbürger vor gewissenlosen Spekulanten schützen.
* Berlin , 18. Febr. Ein ehemaliger französischer Offizier, der als Kriegsgefangener auf dem elterlichen Gute des Frhrn. v. Hammerstein interniert war, hat für diesen Einzahlungen geleistet, so daß er nun in der Untersuchungshaft eigene Kost erhält.
* Dem zum Stadtbauamt von Berlin gewählten Erbauer des Reichsgerichtsgebäudes Baurat Hoffmann in Leipzig ist nach der „Voss. Ztg." als besondere Anerkennung für seine Leistungen bei Leitung des Baues ein Ehrenhonorar von 75 000 Mark gewährt worden.
* (Keine Fahrpreisermäßigungen für die Besucher der Berliner Gewerbe-Ausstellung seitens der Bundesstaaten.) Die Bahnverwaltungen Sachsens und Bayerns haben für den Reiseverkehr nach Berlin während der Dauer der Gewerbeausstellung jede Vergünstigung abgelehnt. Die Bahnverwaltung Württembergs hat das letzte Mort -noch nicht gesprochen, zeigt sich aber von gleicher Gesinnung. Sachsen hat in Dresden, Bayern in Nürnberg, Württemberg in Stuttgart eine Ausstellung. Von Bayern aus war in Rücksicht auf Nürnberg Reziprozität beansprucht, die Preußen verweigerte, worauf Bayern von jedem
Auge erblickte, der ihr an dem Abend so beglückend geleuchtet hatte, als ihr der treue Freund Walrodens Anwesenheit gemeldet hatte. Walroden! Er vermochte jetzt nicht einmal ihr Herz schneller schlagen zu lassen, obgleich sie mit dem feinen Gefühl des Weibes bemerkte, daß er ihr wieder seine leicht erregbare Neigung zugewandt.
Was galt er ihr? In ihrem Herzen war nur noch Raum für einen — für Werner Lorenz. Seit dem Abend, der sie gelehrt, daß Werner sie nicht verachte, sondern sie trotz allem, was zwischen ihnen vorgesallen, noch liebe, war das Glücksgesühl nicht mehr aus ihrem Herzen gewichen.
„Er liebt mich!" sagte sie sich wohl hundertmal des Tages. „Er liebt mich, nun kann noch alles, alles gut werden!" Ueber das „wie" war sie sich freilich nicht recht klar, erst der heutige Abend hatte ihr einen Fingerzeig gegeben, einen Entschluß in ihr zur Reife gebracht, den sie mutig ausführen wollte.
Ihre Pflegemutter hatte Werner mit einer Frage nach dessen Mutter zu sich gerufen. So war es gekommen, daß er, wenn auch zögernd bei ihnen Platz genommen. Sie waren dann im Verlauf des Gespräches aus ein Bild zu sprechen gekommen, ein Gemälde, das neuerdings Aussehen machte und von welchem Eva eine Kopie besaß. Der Doktor kannte das Bild noch nicht, und Frau Neuhaus hatte, was ja kaum zu umgehen war, den jungen Mann eingeladen, die Kopie in Augenschein zu nehmen.
Werner hatte sich auf die Aufforderung stumm verbeugt — ob zustimmend oder ablehnend, war nicht
Zugeständnis absah. Die Main- und Neckarbahn, die Hessische Ludwigsbahn und die Pfälzischen Bahnen haben sich dagegen bereit erklärt, an zwei Tagen jeden Monats die Ausgabe von Sonderrückfahrkarten zu gestatten, wenn für ihre Strecken jegliches Freigepäck sortsällt. Die Badischen und Reichsländischen Bahnen haben vorläufig Vergünstigungen abgelehnt, kommen aber vielleicht noch zu einem anderen Entschluß.
* Spandau, 17. Februar. Die Diebe, welche die Kasse der hiesigen Artilleriewerkstätte um 4500 M. bestahlen, sind verhaftet worden. Es sind dies der Schreiber Peschke, der Heizer Wiechmann und der Schlosser Dombrowski. Das geraubte Geld ist zum Teil noch vorhanden.
Ausländisches.
* Wien, 18. Febr. Gestern schoß sich vor der aufgebahrten Leiche des Prinzen Hohenlohe ein Diener desselben eine Kugel durch den Kopf. Sein Zustand ist hoffnungslos.
* Aarau, 17. Febr. Eine von 12000 Personen besuchte, in größter Ruhe verlaufene. Generalversamm-^, lung des Personals der schweizerischen Transportanstalten nahm einstimmig eine Resolution an, wonach im Prinzip der allgemeine Ausstand der schweizerischen Eisenbahnbcdiensteten erklärt wird, jedoch die Bereitwilligkeit zu einem Vergleich und die dringende Bitte ausgesprochen wird, die Direktionen möchten sich bis zum 29. Februar zu einer Konferenz mit dem Zentral- komite des Verbands verstehen.
* Paris, 16. Febr. Nachdem die Kammer auf die Interpellation Pams hin dem Ministerium Bourgeois ein Vertrauensvotum ausgesprochen, und eben damit auch dein Senat sozusagen den Krieg erklärt hat, ist auch dieser die Antwort nicht schuldig geblieben, sondern hat gestern in einer stürmischen Sitzung seinen Beschluß vom 11. Februar wiederholt. Der mit 169 gegen 71 Stimmen gefaßte Beschluß lautet: „Der Senat, sein Votum vom 11. Febr. betr. die Unregelmäßigkeit in der Untersuchung der Südbahn- Angelcgenheit bestätigend, geht zur Tagesordnung über." Es ist damit ein Konflikt eröffnet, wie er so schwer und scharf seit der Gründung der Republik nicht bestanden hat.
Gemeinnütziges.
*(H olzwürmer zu vertreiben.) Wie das „Ceutralbl." schreibt, vertreibt man diese ungebetenen Gäste am sichersten und einfachsten durch Klopfen der Möbel. Sobald sich in einem Möbel Löcher zeigen, die der Holzwurm gebohrt hat, klopfe man dasselbe etwa 14 Tage lang täglich zu einer festgesetzten Zeit während einiger Minuten mit einem Hammer, von außen sowohl, als von innen. Durch das Klopfen wird der Holzwurm iu seiner Arbeit gestört, er stellt dieselbe ein und stirbt nach und nach ab.
* (En ts e r n u n g vo n Ti n t e nfl e ck en aus Papier.) Tintenflecken lassen sich aus Papier entfernen, sofern es sich um Gallustinte handelt, mittels Kleesalz oder verdünnter Schwefelsäure. Bei den heutzutage häufiger gebrauchten Anilintinten dagegen nimmt man starken Spiritus, der mit Salzsäure angesäuert worden ist, betupft den Fleck und wäscht mittels ein?:' Pinsels mit reinem Spiritus nach.
HauS- rrn^> Landwlrtschafttches.
* (Butter.) Die Butter, deren wir uns täglich zur Zubereitung'' der Speisen bedienen, läßt sich auf verschiedene Weise aufbewahren. Wollen wir einen größeren Vorrat anlegen, so salzen wir sie, um sie haltbar zu machen, ein, oder wie es hier am häufigsten geschieht, wir zerlaßen die ungesalzene Butter zu sog. Anken. Die Frühjahrs- und Herbstbutter eignet sich am besten zum Anlegen von größeren Vorräten. Die zum Einsätzen bestimmte Butter wird so lange mit einem breiten Holzlöffel verarbeitet, bis alle Äasser- uud Milchteile daraus entfernt sind, sowohl wegen des Wohlgeschmackes als wegen der Dauer derselben. Aus diesen Ursachen giebt man ihr einen Zusatz von Salz —, auf ein Pfund Tafelbutter ungefähr zwei Lot Salz — mengt es tüchtig mit der Butter und legt sie in irdene Töpfe oder Fäßchen von Eichenholz eür. Sie kann ohne Nachteil alt werden und dient in Fäßchen gepackt zum Verschicken. Besonders lange erhält sich die Butter, wenn man sie über gelindem Feuer zerläßt und so lange kocht, bis alle wässerigen und käsigen Teile entfernt sind. Wenn durch längeres Kochen die trübe Flüssigkeit sich klärt und schön hellgelb ist, wird sie behutsam durch den Schaumlöffel in ein bereit stehendes Gefäß gefüllt, mit Pergament zu- gebunden und an einen trockenen Ort gestellt. Die so zerlassene Butter ist haltbar und ein Tops gefüllt mit goldgelbem Anken ist der Stolz jeder Hausfrau.
* (G iebt's ein e n G e w i n n aus den Federn des Geflügels?) Wenngleich in früheren Jahren die Sichelfedern der Hähne, sowie die Federn der weißen Truthühner mehr als heute geschätzt wurden, welch letztere zur Herstellung der sog. Marabetfedern (der künstlichen Straußfedern) Verwendung fanden, so sind die Hühner-, Enten- und Putenfedern doch nicht so wertlos als öfters angenommen wird. Erhalten dieselbe eine richtige Behandlung (werden sie gerissen, gekesselt), so finden solche als Füllsel für billige Betten entsprechende Aufnahme; wenn solche aber mit Gänsefedern vermischt werden, geben dieselben gute Betten.
Handel und Verkehr.
* Stuttgart, 18. Febr. (Landesproduktenbörse.) In der abgelaufenen Woche war im Getreidegeschäft wenig Veränderung. Das Angebot der Exportländer ist nicht dringend. Die Landmärkte waren nicht stark befahren, Preise waren behauptet. Wir notieren per 100 Kilogr. Weizen Gyrka Mk. 17.50 bis 17.75, Azima M. 17.50 bis 17.75, Rumän. M. 17.25 bis 17.75, bayer. M. 17.80, Redwinter Mk. 18.50, Roggen ruff. I-r M. 15, Haber Land M 12.80 bis M. 13, Alb I». M. 14.20 bis 14.40, Mus Mixed M. 10.75 bis ll.25, Liv.r r Mi l 175 Pis 11.25. —
Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack: Suppengries: Mk. 29, Mehl Nr. 0: M. 28 bis 29, dto. Nr. 1: M. 26 bis 27, dto. Nc. 2: Mk. 24.50 bis 25.50, dto. Nc. 3: Mk. 23 bis 23.50, dto. Nro. 4: Mk. 20.50 bis 21. Kleie mit Sack M. 8.25 pr. 100 Kilo je nach Qualität.
Berontm.irtMer Redakteur: W. Kieker, Mensteiz.
zu entscheiden gewesen. Als in demselben Augenblicke ihre Pflegemutter von einer anderen Dame in Anspruch genommen wurde, hatte Eva, kaum wissend, was sie that, Werner zugeflüstert: „Kommen Sie morgen, ich bitte Sie, meinetwegen!"
Was sie sagen würde, wenn er kam, und sie wußte, er würde kommen, obgleich er bei ihrer Bitte zusammengezuckt war — was sie ihm sagen wollte, sie wußte es nicht.
Ein warmes Rot flutete aber jetzt, als sie daran dachte, über ihr Gesicht, und Plötzlich faltete sie, wie ein frommes Kind, die Hände.
14.
Als Eva am andern Morgen nach erquickendem Schlummer erwachte und der gestrige Abend in den Hoffnungen, die er für den heutigen Tag angeregt, vor ihre Seele trat, wollte sich ihr Heldenmut nicht stichhaltig erw eisen, ebensowenig wie die Hoffnungsfreudig, kcit, die sie noch vor wenigen Stunden beseelt hatte.
In verschwiegener Nacht hatte es Eva ein Leichtes gedünkt, die Schranke, die sie von dem Geliebten trennte, zu entfernen: jetzt, als die Helle Wintersonne in das Zimmer flutete, erschien es ihr unmöglich, nicht ausführbar. „Mein Gott, was that ich?" dachte sie. „Wie unweiblich war meine gestrige Bitte. Muß sie mich nicht in seinen Augen herabsetzen? Wenn er kommt, wenn er mich anschaut mit seinem offenen, ehrlichen Blick und eine Erklärung meines Handelns will, was dann? Soll ich ihm sagen: „Verzeih mir, ich kann nicht leben ohne deine Liebe?"
Sie barg das erglühende Gesicht in beiden Händen. „Nein, nein, das kann ich nicht, und bis zu diesem Aeußersten stvird es auch nicht kommen; der gute Gott, der der armen Waise den Reichtum in den Schoß schüttete, wird ihr auch zur rechten Stunde den Weg zu des Geliebten Herzen zeigen!"
Endlich um die fünfte Stunde schlug die Hausglocke an und gleich darauf meldete das Stubenmädchen Herrn Doktor Lorenz. „Sehr willkommen!" sagte Frau Neuhaus, ging dann dem Eintretenden entgegen und reichte ihm die Hand zur Begrüßung. Jetzt, wo der Augenblick gekommen, den Eva so heiß herbeigesehnt hatte, war sie kaum im stände, ihre Erregung zu verbergen. Bleich wie der Tod stand sie am Tische und schaute mit großen, fast ängstlichen Augen ans den jungen Mann, dessen Gesicht so ernst und blaß aussah und um dessen heute so sestgeschloffene Lippen ein Zug von Willenskraft lag, der nie so ausgeprägt gewesen war, als eben jetzt. Mit seinem Takte war Frau Neuhaus, der die Befangenheit des jungen Mädchens nicht entging, derselben zur Hilfe gekommen,
Sie hatte das Bild hcrbeigebracht, von dem gestern die Rede gewesen. Bald saßen die drei Menschen nebeneinander und unterhielten sich so ruhig, als gäbe es für sie keine Herzensstürme, sondern nur Interessen alltäglicher Ärt. Werner hatte das Bild besichtigt, und Eva dachte schon mit Schrecken daran, daß er nun bald aufbrechen würde, ohne daß die Stunde des Aussprechens gekommen wäre, als das Mäochen die Frau Rechtsanwalt abrief.
(Fortsetzung folgt.)