Sittlichkeitsverbrechen durch Beilhiebe und verletzte seine gegen sein Vorhaben eingreifende Frau lebensgefährlich.
* Mühlhausen, 2. Jan. Alfred Engel, der gestern aus dem Hause Dollfuß ausschied, hat den Arbeitern 80 000 Mk. geschenkt.
* Rap Polts Weiler. An der deutsch-französischen Grenze wurde der Grenzanfseher Rath, der den Wagen einer ans 7 oder 8 Diedolshausener Schmugglern bestehenden Bande untersuchen wollte, von diesen erschlagen. Der arme Beamte hinterläßt eine Witwe mit zwei kleinen Kindern. Sein Leichnam wurde bis jetzt noch nicht aufgefunden. Bis jetzt wurden sieben Verhaftungen vorgenommen.
Ausländisches.
* Rom, 7. Jan. Der Tribnna wird aus Suez gemeldet, der preußische Postdampfer „Bayern" spielte die italienische Königshymne als er im Suezkanal an einem italienischen Transportdampfer, welcher Truppen nach Massauah bringt, vorbeifuhr. Die Begeisterung der italienischen Truppen soll eine unbeschreibliche gewesen sein.
* Um die Gesundheit der Königin Viktoria ist man in Sorge. Gleich nach der Rückkehr von Balmoral konnte die Königin sich nur mit Hilfe ihrer schottischen Diener fortbewegen. Die Königin macht täglich die gewohnte Spazierfahrt und man hofft, daß der geplante Aufenthalt in Italien Wiederherstellung bringen wird.
* London, 7. Jan. Große Aufregung herrscht heute in den Londondocks im östlichen City, wo tumultuarische Scenen durch Belästigungen und Verhöhnungen deutscher und holländischer Matrosen hervorgerufen wurden. Die Schaufenster deutscher Kanf- leute wurden zertrümmert. Einige deutsche Klubs im Ostende Londons, auch ein holländischer Klub wurde geschlossen.
* London, 0. Jan. Nach einer aus Havanna eingelaufenen Depesche, begannen die Insurgenten die Stadt Havanna einzuschließen. Es scheint, daß die spanischen Truppen sehr weit entfernt östlich von Havanna stehen.
* K o nsta nti n o p e l, 3. Jan. Die Feindseligkeiten vor Zeitun sind eingestellt, da sich 22 aufgebotene Bataillone als ganz ungenügend erwiesen haben und bedeutende Truppenverstärkungen nötig sind. Vorläufig ist das 74. Redif-Regiment dahin beordert worden.
" Madrid, 7. Januar. Einer Drähtmeldung aus Havanna zufolge wurden die Freiwilligen, welche die Stadt Guara verteidigten, zur Uebergabe gezwungen. Die Brände der Zuckerplantagen dauern fort. Der Heraldo behauptet, er könne versichern, General Martine; Campos habe gestern eine Depesche an die Regierung gerichtet, worin er seinen Rücktritt vom Oberbefehl ankündigt.
* New York, 30. Dez. In der Methodistenkirche in Evansville im Staate Indiana wurde während des Gottesdienstes ein furchtbarer Mord verübt. Der Deutsche Georg Ruprecht schlich sich an Paula Daum, die andächtig betend kniete, heran und stieß ihr einen Dolch in den Rücken, so daß die Aermste sofort tot war. In der Kirche herrschte ungeheure Bewegung
Mit dem gestrengen Chef hat's ja nun sowieso ein Ende." Er nickte lächelnd, als der junge Mann, den die Worte des hochverehrten Mannes tief beglückt hatten, über die Schwelle schritt, und trat an seinen Pult.
Auch Hermann wandte sich wieder trotz des so .freundlich erteilten Rates feinen Büchern zu und arbeitete mit solchem Eifer, daß er alles andre vergaß und nicht eher aufschaute, bis jeder Brief geschrieben, jedes Buch abgeschlossen war. Endlich war er fertig und schaute auf die Uhr. „Schon neun Uhr, da habe ich ja fast zwei Stunden zugebracht." Er verschloß die Bücher und griff nach seinem Hute. „Gretchen wird nun aber wirklich gewartet haben! Ich freue mich schon auf ihr allerliebstes Schmollen, wenn ich jetzt hinüberkomme."
Im Begriff, hinauszugehen, blieb er plötzlich stehen. „Mein Gott, der Kommerzienrat! Ich sah ihn nicht aus seinem Zimmer kommen. Sollte er noch arbeiten?"
Da fiel ihm mit einem Male Kurts Brief ein und eine tötliche Angst erfaßte ihn.
Mit wenigen Schritten war er an der Thür.
Auf sein Klopfen wurde nicht geantwortet. Trotzdem trat er über die Schwelle.
Die Lampe in dem Zimmer des Kommerzienrats brannte und ließ ihren Schein hell auf die Gestalt des Gesuchten fallen, der gesenkten Hauptes im Sessel saß, während auf dem Teppich zu seinen Füßen einige Papiere verstreut lagen.
Hermann trat näher. „Du schläfst, lieber Vater.
infolge der entsetzlichen That. Man wollte den Mörder lynchen. Der Prediger, der dies verhindern wollte, wäre beinahe ein Opfer seiner Einmengung geworden. Mit Mühe konnten sich zwei Sheriffs und sechs Konstabler Bahn brechen und den Mörder herausholen. Paula Daum war 16 Jahre alt, die Tochter eines sehr angesehenen deutschen Bürgers der Stadt, der zahlreiche Verwandte in Wien besitzen soll. Ruprecht hielt um ihre Hand an, doch wurde sie ihm verweigert, da er keinen guten Ruf genoß.
* Newyork, 3. Jan. In Denver fand in der Tonhalle ein von der Elite der Gesellschaft veranstaltetes Fest statt. Während desselben warfen die dort anwesenden jungen Leute Knallkugeln unter die Sesseln der Damen. Der Direktor, der Ruhe stiften wollte, wurde erschossen. Es entstand eine furchtbare Panik. Mehr als 20 Personen wurden getötet und über hundert verletzt.
* New - Aork. Im Paface-Hotel zu Newark hat sich ein dem New-Aorker Selbstmörder-Klub angehörender junger Manu das Leben genommen. Man fand in seinen Taschen Papiere des Klubs, wonach auf ihn die Bestimmung gefallen sei, sich umzubringen. Dies soll innerhalb kurzer Zeit das siebente Opfer dieses Klubs sein. ,
* Nokohama, 5. Jan. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus befindet sich der ganze Distrikt von Tam-Sui auf Formosa seit dem 28. Dez. im Aufstande. 10 000 Rebellen griffen Thai-Pe am 1. Januar au, wurden aber an demselben Tage zerstreut.
Handel und Verkehr.
* Tuttlingen, 6. Jan. Aehnlich wie an anderen Plätzen haben auch die hiesigen Gerbereien und zwar sowohl Weißgerber als Rotgerber die Arbeitszeit gekürzt, da die Konjunkturen des Markts der Rohwaren, der Häute unv Felle mit den Lederpreisen nicht im Einklang stehen überhaupt das Ledergeschäft infolge der Großspekulation neuerdings solche Schwankungen zeigt, daß äußerste Vorsicht geboten ist namentlich für die Gerber, welche für Bearbeitung und Absatz ihrer Erzeugnisse einen laugen Zeitraum, zum Mindesten monatelang nötig haben und daher den Veränderungen der Marktlage nicht so rasch zu folgen vermögen, wie dies bei andern Geschäftszweigen möglich ist.
Landwirtschaftliches.
Zum neuen Jahre
sendet der landwirtschaftliche Schriftsteller den Lesern dieses Blattes freundlichen Glückwunsch.
Wenn auch das Ausland zeitweise mit äußerst billigen Preisen uns den Absatz der landwirtschaftlichen Produkte streitig macht, so stehen wir doch nicht hilflos da, diesem zu begegnen. Die Wissenschaft hat uns schon seit 40 Jahren die Mittel gezeigt, welche wir anwendeu müssen, um diese Konkurrenz zu bestehen ; seit 25 Jahren sind solche in tausend Millionen Zentnern angewendet worden.
Es sind dies vorzugsweise die Phosphorsäuredünger.
Zumeist hat nicht allein der Landwirt, sondern auch der Gärtner und Baumzüchter wirksame Phosphorsäure mitzuverwenden, damit seine Stalldünger, die Jauche und Latrine, doppelt und dreifach wirksam
Verzeih, daß ich dich wecke. Willst du nicht mit hinüberkommen?"
Kein Laut antwortete dem jungen Manne, und als er die Hand des Sitzenden ergriff, war diese kalt wie Eis und ein Fläschchen rollte aus derselben zur Erde.
„Barmherziger Himmel, was ist das?" schrie er auf, „das ist kein Schlaf, das ist der Tod."
Fast taumelnd stürzte er zum Klingelzug, um ihn mit aller Kraft zu ziehen. Dann verbarg er mechanisch das Fläschchen in der Tasche und hob die Papiere vom Boden auf. Das eine war Kurts Brief, dessen wenige Zeilen er bebend überflog.
„Lieber Vater!" so lauteten dieselben, „wenn du diese Zeilen empfängst, schwimme ich schon auf dem Ozean, um, entronnen aller Misere, auf Amerikas goldenem Boden ein neues und hoffentlich frohes Dasein zu beginnen. Da man aber ohne Geld selbst in dem gelobten Lande der Freiheit nicht leben kann, habe ich mir erlaubt, mir durch deine Unterschrift, die ich, wie du weißt, schon als Knabe täuschend nachahmen konnte, 60 000 Mk. von dem Bankhause Herse u. Komp, zu verschaffen. Ich teile es dir mit, damit du, wenn dir der Wechsel, der auf 12 Tage lautet, präsentiert wird, nicht zu sehr überrascht bist und weißt, daß ich auf diese Art mein einstiges Erbe — ich glaube - ich war nicht unbescheiden — vorweg nahm. Hoffentlich denkst du nicht zu streng über diesen Akt der Selbsthilfe und nimmst mich in Gnaden auf, wenn ich einst als gemachter Mann heimkehre. Dein Sohn Kurt."
werden, also doppelt und dreifach große Ernten liefern. Diesen müssen wir es immer wieder sagen, daß die Phosphorsäure der erste und notwendigste Stoff ist in der Pflanzenernährung: sie bildet in den Pflanzen das Pflanzeneiweis, den Knochen- und Fleischbilder in allen Nährstoffen, welche wir für Vieh und Menschen ziehen und diese werden allein durch die Pflanzen gebildet, durch die Mitwirkung der Phosphorsäure. Es ist keine Blüte fruchtbar ohne Phosphorsäure, jedes Samenkorn lagert eine bestimmte Menge Phosphorsäure bezw. Knochen und Fleisch bildende Substanz in sich ab und befähigt das Samenkorn, ein ganz vollendetes, junges Pflänzchen neu herauszutreiben.
Man hat Wiesengras ohne Phosphorgehalt mit halbem Nährwert; besser ist ein gutes Stroh. Man hataber auch Wiesengras mit Phosphorsäure gedüngt, mit zwölffachem Nährstoffgehalt, als gutes Futterstroh. In 200 Pfund gutem Heu ist ein Pfund Phosphorsäure, in 100 Pfund Getreidekörnern aller Art, auch Oelsamen — ist durchschnittlich ein Pfund enthalten.
Da möchte Dir, lieber Landwirt oder Gartenbesitzer, gesagt sein: Alle Pflanzen, welche Du ziehst, haben diese Phosphorsäure nötig und wenn Du auch Stallmist, Jauche und Latrine verwendest, erst recht, denn mit 8 Ztr. Stallmist kannst Du erst 1 Ztr. Getreide ziehen, fügst Du aber zu 200 Ztr. 2 Ztr. Phosphorsäuredünger hinzu, mag er nur 4 oder 6 Mk. kosten, so verdoppelst Du die Wirkung des Stallmistes, Du erhälst in den nächsten 2 bis 3 Jahren anstatt 24 Ztr. Getreide, 48 Ztr. und noch einen schönen Kleewuchs, den Du allenfalls noch extra mit 2 bis 3 Ztr. Phosphorsänredünger versehen könntest, um noch eine volle und sichere Futterernte zu machen.
30 Millionen Ztr. Phosphorsäuredünger werden jährlich in Deutschland bereits verwendet und ebensoviel Morgen Land tragen das Doppelte wie früher. Da wir aber mehr wie 150 Millionen Ackerland und Wiesen haben, so müßte ungefähr noch fünfmal soviel verwendet werden. Es würde dann aufhören, daß man der deutschen Landwirtschaft den Vorwurf machte, daß sie nicht imstande wäre, den nötigen Bedarf an Fleisch und an Brotfrüchten zu ziehen. Jährlich gehen noch 300 Millionen Mark für ausländisches Getreide, Vieh und Pferde aus dem Lande hinaus, das macht in 10 Jahren 3 Milliarden Mark, welche im Lande bleiben müßten und welche un Lande bleiben könnten, wenn die nötigen Phosphorsäuredünger verwendet würden. Zwar sind eine Unmasse unfruchtbarer Böden wie Sand-, Thon- und Moorböden vorhanden, welche außer der Phosphorsäirre noch Kali und Kalk bedürfen, um zuerst in Lupinen- und Kleefelder und dann in Getreidcäcker, oder selbst in anbaubare Wälder umgewandelt werden zu können.
Beherzige aber vor Allem die Phosphorsäuredüngung und glaube daran, daß mit einer Ausgabe von 2 Mark pro Morgen jedes Jahr, oder 6 Mark alle 3 Jahre, große Ernten und in der Viehzucht der doppelte Geld-Erlös zu erreichen ist.
* (Unerhört.) Frau: „Heinrich, — ich glaube gar, du bist in der Kneipe gewesen!" — Mann: „Ich hatte einige Briefmarken aufzukleben, Liebchen, für die Neujahrsbriefe, und da war mir die Zunge so trocken."
Verantwortlicher Redakteur: W> Rieker, Altensteig.
Das andere Schreiben rührte von der Bankfirma Herse u. Komp, her und erinnerte an den fülligen Wechsel.
Zu derselben Zeit stand drüben im Wohnzimmer Hermann Reicherts Braut vor dem bis zur Erde reichenden Pfeilerspiegel und betrachtete mit glücklichen Augen ihre zierliche, ganz von leuchtend weißem Atlas umwallte Gestalt, die das Glas zurückstrahlte. Es war ihr Brautkleid, das die Schneiderin vorhin geschickt hatte, und das sie so lange mit seinem Glanz gelockt hatte, bis sie nicht länger widerstehen konnte und hineinschlüpfte.
„Nur für einen Augenblick, Eva," sagte sie zu ihrer Kousine, die neben ihr stand, „nur für einen Augenblick, bis Hermann kommt! Was er nur sagen wird, wenn er mich so sieht?"
„Dich gewiß eitel und kindisch schelten," lächelte Eva, „was du auch in der That trotz deiner angehenden Hausfrauenwürdc bist, Gretel, und was auch die Tante nicht ableugnen würde, kehrte sie jetzt gerade aus ihrer Gesellschaft heim. Wer weiß übri>- gens, wann Hermann kommt, er wollte ja heute noch so vieles ordnen."
Gretchen stand einen Augenblick nachdenklich da, dann machte sie einen raschen Schritt nach der Thür. „Lache mich nicht aus, liebes Herz," schmeichelte sie, „ich gehe hinüber ins Kontor, die anderen Herren sind längst fort — ich überrasche Hermann und den Papa für einen Augenblick. Bis Mama kommt, bin ich längst wieder zurück und im Hauskleide."
(Fortsetzung folgt.)