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Donnerstag den 9. Jan.
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Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg. reichste Verbreitung.
(Ausgabe neuer Zinsscheinbögen.) Zu den Schuldverschreibungen der 4prozentigen Anlehen vom Jahre 1881 der würtr. Staatsschuldenzahlungskasse werden in den Monaten Februar. März. April, Mai und Juli 1896 neue Zinsscheinbögen bei der Staatsschuldenzahlungskasse in Stuttgart ausgegcben. Dieselben können auch durch Vermittlung der K. Kameralämter bezogen werden und ist Näheres aus der diesbezüglichen Bekanntmachung im „Staats.-Anz." Nr. 4 ersichtlich.
Gestorben: Kaufmann Eckhardt, Laufsen a. N.; Hospital' arzt Kiehl, Gmünd; Müller Langbein. Sulzbach a. K.; Post° Inspektor Findt, Stuttgart.
Der englische Raubzug in Südafrika.
Cecil Nhodes, der Premierminister der englischen Kapkolonie, ist Großkausmann im weitesten Sinne des Wortes, Direktor so und so vieler Land-, Erwerbs-, Minen- und sonstiger Gesellschaften, in London seiner Selbständigkeit wegen unbequem, aber unentbehrlich, ein Mann ohne jede andere Rücksicht, als die ihm sein eminent entwickelter Erwerbssinn vorschreibt.
Dieser Cecil Rhodes hat eine aus etwa 700 Köpfen bestehende Freibeutcrschar ausgerüstet und sie gegen die südafrikanische Boernrepublik Transvaal geschickt. Transvaal ist ein ungemein reiches Land, dessen Bodenschätze zum geringsten Teile erst gehoben sind. Abenteurer aus aller Hmen Länder treiben dort ihr Wesen; Städte schießen wie Pilze aus der Erde. Goldgräber und Diamantensucher bilden jetzt den größeren Teil der Bevölkerung und verlangen politische Gleichberechtigung mit den Herren des Landes, den Boern, weigern sich aber, auch die Lasten mitzutragen, Kriegsdienste zu thun und dergleichen.
Nach dem Besitz dieses Landes waren nun Cecil Rhodes und die Kapkolonie schon lange lüstern. Bereits einmal wurde ein bewaffneter llebersall versucht, aber die englischen Abenteurer mußten mit blutigen Kopsen abziehen. Jetzt haben angeblich „hervorragende Einwohner" Transvaals die Kapregierung gebeten, „sie in ihren Forderungen, Gerechtigkeit und die Rechte jedes Bürgers eines gesitteten Staates zu erlangen, zu unterstützen." Das ließ sich Cecil Rhodos nicht zweimal sagen: er schickte den Dr. Jameson mit einer 700 Mann starken Truppe und mehreren Schnellfeuergeschützen über die Grenze von Transvaal, mit dem Aufträge, die Hauptstadt Johannesburg zu besetzen.
Glückte der Handstreich, dann war Cecil Rhodes der große Mann; da er aber auch mißglücken konnte, so mußte Jameson so thnn, als ob er ans eigene Faust handle. Erfreulicherweise ist der nichtsnutzige Bubenstreich mißglückt. Die Boern haben die Freibeuter geschlagen und gefangen genommen. Nach Kriegsrecht könnte Jameson einfach erschossen werden; aber die Boern sind Sieger; sie können daher großmütig handeln. Die englische Negierung hat schon um Gnade für die Verbrecher gebeten. Es mag genug Leute geben, die nicht gerade blutdürstig sind und doch lebhaft bedauern werden, daß die Einbrecher nicht im Gefechte sämtlich niedergemacht worden sind — als «strafe für die Räuber und zur Abschreckung der Spekulanten.
Kaiser Wilhelm hat dem Transvaal-Präsidenten Krüger ein in den wärmsten Worten abgesaßtes Glückwunschtelegramm gesandt und man darf annehmen, daß er damit aus der inneren deutschen Volksseele herausgesprochen hat. Dieses Telegramm wird denjenigen Politikern in England, die irrtümlicher- und thörichterweise eine Einmischung Deutschlands zur Wahrung seiner Interessen für unberechtigt erklärten, beweisen, daß die deutsche Regierung unter Umständen auch nicht davor zurückschrecken würde, der südafrikanischen Republik außer ihrer diplomatischen auch materielle und selbst militärische Hilfe gegen eine Vergewaltigung zu gewähren. Die Einmütigkeit, mit der von deutscher Seite den englischen Ansprüchen entgegengetreten wird, sollte den Vertretern der Kap - Räuber-Gesellschaft doch die Augen öffnen. Daß die englische Regierung und die englische Presse (mit einer einzigen unbegreiflichen Ausnahme) die richtige
Auffassung von der Lage haben, kann nur mit Genug- thuung vermerkt werden.
Wie der „Rhein. Wests. Ztg." aus Berlin gemeldet wird, bereitet sich in kolonialen Kreisen Deutschlands eine Bewegung vor, um in öffentlichen Massenversammlungen eine Resolution zur Annahme zu bringen, in welcher der Sympathie des deutschen Volks für die Boern in Südafrika kräftig Ausdruck gegeben wird.
LandesK«chrichteri.
* Alten steig, 8. Jan. Die Christbaumfeier des evangelischen Arbeitervereins, welche am letzten Sonntag den 5). ds. in der „Krone" abgehalten wurde, war sehr zahlreich besucht. Um den hell erleuchteten Christbaum waren die zur Verlosung bestimmten Gegenstände aufgestellt und es gab bei derselben viele glückliche Gewinner. Durch gemeinsame Gesänge und durch Deklamationen einzelner Mitglieder wurde für gute Unterhaltung gesorgt. Herr Schullehrer Brendle hier hielt einen Vortrag über „Arbeit und Religion". Den klaren Ausführungen wurde mit großer Aufmerksamkeit gefolgt und der Bortrag sehr beifällig ausgenommen. Hiedurch bekam die Christbaumfeier nicht nur eine unterhaltende, sondern auch eine belehrende Gestaltung.
* Altensteig, 8. Jan. Ter hieß Viehvcrsiche- rungs-Verein, welcher nun seit ca. 16 Jahren besteht, hielt am 5. ds. seine jährliche Hauptversammlung in der Wirtschaft von Bäcker Seeger. Aus dem Rechen schaftsbericht heben wir folgendes hervor: Es betrug im Jahr 1895 die Zahl der Mitglieder 87, welche zusammen 204 Stück Rindvieh im Gesamtanschlag von 50 665 M. versichert hatten. Der Durchschnittsanschlag eines Stückes Vieh beträgt demnach M. 248.3r>. An Prämie wurde erhoben pro 100 Mk. Versicherungssumme IQ pCt. — Mk. 911.69 in '/»fährt. Raten. In 6 Fällen war Entschädigung zu leisten mit zusammen Mk. 479.28. Der niederste Verlust an getötetem Vieh beträgt Mk. 23.96, der höchste Alk. 197.10. Die Unkosten mit Mk. 72.58 (für Viehaufnahmen, Metzgerlöhne, tierärztl. Behandlung, Fleischschau- und Aushaukosten), müssen als sehr gering bezeichnet werden. Von der erhobenen Prämie konnten 40 pCt. den Mitgliedern zurückbezahlt werden. Bei der Ausschußwahl wurden die seitherigen Mitglieder einstimmig wiedergewählt, für 2 erkrankte Mitglieder wurden Er sützmänner bestimmt. — Die Einschätzung der Tiere und die Austeilung der Fleischrationen bei vorkommenden Schlachtungen begegnen mancher abfälligen Beurteilung und bilden daher das Schmerzenskind für die Ausschußmitglieder, denen es eben leider nicht möglich ist, es Allen recht zu machen, andernteils gereicht es ihnen zur Befriedigung, daß der Verein ob seines wohlthätigen Wirkens manche aufrichtige Anerkennung findet. Wer noch nicht Mitglied des Vereins ist, aber Lust hat ein solches zu werden - - manche gutsituierte Viehbesitzer halten sich ihm noch fern —, kann sich jetzt, bei Beginn der neuen Rechnungsperiode, bei Hru. Tierarzt B ü hier anmelden.
-n Alten steig, 7. Jan. Die Frage der besseren Versorgung unserer Waldorte mit Quellwasser bildet immer noch einen Gegenstand lebhafter Erörterungen. In Wildbad fand vor gar nicht langer Zeit von Ortsvorstehern oder sonstigen Vertretern der Waldorte unseres und des Calwer Bezirks eine Versammlung statt, behufs Beratung über die Ausführung einer Wasserleitung für eine größere Anzahl von Gemeinden. Ein endgiltiger Beschluß erfolgte damals noch nicht. Es erschien verschiedenen Gemeinden, insbesondere Simmersfeld der znm Anschluß an die größere Wasserleitungsgruppe zu leistende Beitrag zu hoch. Darum tauchten zwei neue Projekte auf. Eine für die Gemeinden Simmersfeld, Ettmannsweiler, Beuren, Ueberberg und Altensteig Dorf genügende Quellwassermenge würde der Zugbrunnen, der aus einem Thälchen unterhalb des Hofes Moosberg kommt, liefern. Im oberen Köllbachthal sodann entspringen
zwei weitere Quellen, von denen die obere, durch Dampfmotor nach Simmersfeld heraufgepumpt, der dortigen Gemeinde das erforderliche Wasserquantum liefern dürfte. Die übrigen der genannten Gemeinden würden dann für sich eine Gruppe bilden; ihre Wasserleitung könnte durch Fassung einer unterhalb der ersten, ebenfalls im Köllbachthal entspringende noch stärkere Quelle, durch Selbstbetrieb hergerichtet werden. Nach dem Urteil des Sachverständigen, Herrn Qberbaurat Kröber, der vor einigen Wochen an Ort und Stelle die nötigen Erhebungen austellte, kämen die genannten Orte unseres Bezirks durch Ausführung eines der beiden letzteren Projekte um eine niedere Geldsumme auch zu einer guten Wasserleitung als durch den Anschluß an die größere Wasserversorgungsgruppe. In nächster Zeit werden nun wieder Verhandlungen über den genannten Gegenstand stattfinden. Da in sämtlichen der angeführten Gemeinden die große Mehrzahl der Bewohner einer Wasserleitung das Wort spricht, so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das eine oder andere der ins Auge gefaßten Projekte zur Ausführung gelangt.
sj Pfalzgrafen Weiler, 7. Jan. Als Held, aber nicht als der rühmlichsten einer, produzierte sich dieser Tage ein Gast im „Adler", nämlich als hervorragender „Vielfraß". Derselbe vertilgte in der Zeit von "st Stunden folgendes: 10 Laugenpretzeln, 8 Würste, 5 Glas Bier. Ängesichts dieser respektablen Leistung weiß man nun nicht, was man mehr bewundern soll, den gesunden Appetit oder den . . . -Blagen! .
' (Vorgänge vor 25 Jahren infolge des Krieges 1870/71) Der 6. Januar 1871 ist der Anfang vom snde der Loire-Armee, die unter dem General Chanzy energische Vorstöße gegen die vorwärts drängenden Heeressäulen des Prinzen Friedrich Karl unternahm. Am genannten Tage koni es, während das Hauptquartier bereits nach der Stadt Vendome einrückte, zu hartnäckigen Gefechten zwischen den beiderseitigen Vortruppen, die in den folgenden Tagen fortgesetzt werden mußten. Dos Ende des 6. Januar war, daß die deutschen Truppen Vendome behaupteten. — 7. Jan. 1871. Am Spätabend des 7. Januar 1871 wurde Danjontin südlich von Belfort mit Sturm genommen, wobei sich das Bataillon Schneidemühl unter HauPtmann Man- stein besonders auszeichnete; der Feind verlor in diesem Kampf an Gefangenen 2 Stabsoffiziere, 16 Offiziere und 700 Mann. Durch Einnahme dieses Ortes wurde die förmliche Einschließung Belforts ermöglicht, wennschon die den Belagerungstruppen gestellte Ausgabe des rauhen Klimas wegen mit großen Schwierigkeiten verknüpft war.
* Liebenzell, 2. Januar. Vor einigen Wochen fand Forftpraktikant O. in einem Waldteil des bies. Forstbezirks, in den Wurzelteilen einer Tanne, die bloßgelegt waren, in Gold und Silber etwa 1000 Gulden in alter Währung. Der Finder lieferte die Summe an die Behörde ab. Ta der richtige Eigentümer des Schatzes nicht zu finden war, floß der Fund in die Staatskasse. Der Finder erhielt nun in den letzten Tagen seinen Finderlohn mir 119 Black und 60 Pfennig. Nachträglich erinnert man sich, daß vor etwa 25 bis 28 Jahren ein Einbrecher Namens Holderer in Calw verhaftet wurde. Um jene Zeit wurde im Fabrik-Etablissement der Herren Schill und Wagner iir Calw ein Einbruch-Diebstahl begangen und eine größere Summe Geldes entwendet, dasselbe war auch bei einem reichen Oekonomen der Fall. Holderer hatte damals wiederholt in der Untersuchung geäußert, Geld im Walde vergraben zu haben und verlangte, hingeführt zu werden. Anfangs glaubte man, er wolle diese Gelegenheit nur benützen, um einen Fluchtversuch zu machen. Schließlich wurde er auch in den Wald unter starker Bedeckung geführt. Aber an der Stelle, die er bezeichnet«:, wurde nichts gesunden. Mitgefangenen gegenüber soll er dann erklärt haben, er wäre dumm, wenn er den rechten Platz angeben würde; wenn er heranskomme, wolle er auch etwas haben. Er ist dann zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden und im Zuchthaus gestorben, ohne ein Geständnis abgelegt zu haben. Ein zwingender Beweis, woher das gefundene Geld stamme konnte nicht erbracht werden und so ist der Fund dem Staat anheim gefallen.