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Erscheint Dienstag Donners­tag und Samstag.

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Man abonniert auswärts auf dieses Glatt bei den Postämtern und Postboten.

Mittwoch den 1. Januar

Bekanntmachungen aller ,'!rt finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreis f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die Ispalt.Zeile

1896.

Erste Nummer in diesem Ouartal!

Bestellungen ausA li s denTan u e n" können fortwährend gemacht werden. Die 'bereits er­schienenen Nummern, sowie der Wanndkakender, wel­cher dem heutigen Matte öeikie;t. werdcnnachgeliesert.

Meuzahr.

Das alte Jahr mit seinem Glück und Leid Ward nun vom Meer der Ewigkeit verschlungen. Ein Jahr! Welch eine kurze Spanne Zeit Und doch wie reich oft an Erinnerungen.

So manchen riß das Schicksal ans der Bahn Und von der Seite seiner trauten Lieben;

Auch war das Glück nicht allen zugethan.

Doch ist die Hoffnung tröstend uns geblieben.

Ein neues Jahr! Wir treten zagend ein;

Wird es der Wünsche Zahl Erfüllung bringen? Wird unser Mühen nicht vergebens sein Und wird, wonach wir streben, uns gelingen?

Wir bitten Gott, daß er uns Kraft verleih',

So wollen wir's getrosten Mutes wagen,

Und scheint für manchen auch der Weg nicht frei. Er wolle darum doch nicht gleich verzagen.

Vor schwerer Krankheit und vor Kriegsgefahr Woll' uns der Herrgott hüten und beschützen,

Vor Wassersnot und Feuersglut bewahr'

Er unser Hab und Gut, das wir besitzen. Gewerbe, Handel, Kunst und Industrie Mög' blühet. Und den Wohlstand Helsen mehren, Daß Arbeit und Verdienst den Armen nie Im Lande fehle, um sie zu ernähren.

Um Volkswohl wird ein Meinungsstreit geführt, Man sucht die Lösung vieler schwerer Fragen,

Es wird beraten viel und debattiert,

Und stets zu Tage drängen neue Klagen.

Ein jeder Stand hat ja der Sorgen viel,

Die Klagen werden leider nie ganz schweigen.

Doch nähern wir uns schon dem großen Ziel, Wenn wir, wo Hilfe not, uns hilfreich zeigen.

Drum aus zur Fahrt, das Schifflein sticht in See, Nun, kühner Schiffer, trotze Wind und Wellen! Das Auge klar, und fest am Steuer steh',

Laß nicht dem Schiff an Klipp' und Fels zerschellen. Fern am Gestade glänzet wunderbar Der Hoffnung Licht, es wird dich sicher leiten; Glück aus den Weg in diesem neuen Jahr,

Und Glück und Segen mögen dich begleiten!

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Gestorben: Frkdercke Weber. Fieudenttadt; Christoph Hegel Tornstetten z Fäibereibefitzer GeckeNr, Reutlingen; C. Mayr. Rechtsanwalt a. D., Ehingen; Karl Geßler, Postrevisor a. D.. Stuttgart.

X Dal Jahr 1895.

III.

In der Schweiz hatte man aus Betreiben von mili­tärischer Seite den Versuch gemacht, eine neue und straffere Armee-Organisation einzuführen, doch ist der Versuch am Widerstande der kleinen Kantone gescheitert.

, In Belgien haben die Sozialisten immer mehr und mehr Anhang gewonnen, und stürmische Szenen und offenkundige Herausforderungen geben Zeugnis von ihrer Macht und von ihrer Rücksichtslosigkeit.

Da fast kein europäischer Staat ohne Minister­krisen war, blieb auch England nicht verschont. Der alte Gladstone hatte sich vom politischen Leben zurück­gezogen, nachdem er mit seiner vom Parlament ver­worfenen Home-Rule-Bill die Regierung in eine arge Sackgasse gebracht hatte. Sein Nachfolger, Lord Roseberry, der sich als Minister des Auswärtigen wohl früher bewährt hatte, konnte als Premierminister Autorität nicht erlangen, er mußte am Ende das Feld

räumen, und ein neues Ministerium unter Lord Salis­bury trat ans Ruder. Dieser hat nun in den von ihm vvrgenommenen Wahlen eine gewaltige Mehr­heit erlangt, so daß die Liberalen ziemlich ohnmächtig geworden sind. Sonst hat aber das Ministerium Salisbury gerade keine Lorbeeren geerntet, sondern sich mehr durch eine recht merkwürdige Politik aus­gezeichnet, die auch dahin ging, Deutschland als Vor­spann für alle möglichen Ziele, deren Erreichung im britischen Interesse lag, uns aber absolut kalt ließ, zu gebrauchen. Im Kriege zwischen China und Japan nahm England schon eine Sonderstellung ein und in den orientalischen Unruhen ist die britische Aufhetzerei der Armenier das treibende Element gewesen. Daß John Bull nun zu guter letzt von den nicht minder egoistischen Amerikanern einen derben Nasestüber er­halten hat, kann der Krämerseele nichts schaden. In Indien hatte England mit wenigen kleinen Raub­völkern Krieg zu sichren, in Aegypten hatte es hef­tigen Aerger mit dem Chedive, der von seinen britischen Beschützern gar nicht erbaut ist, und in Westafrika wird eine Expedition gegen den Aschanti- König vorbereitet.

In Rußland hat der junge Kaiser Nikolaus II. das erste Jahr regiert, und es ist alles beim Alten geblieben. Von den erwarteten Reformen hat man so gut wie nichts zu sehen bekommen, nur einige Pcr- sonaländernngen sind erfolgt. Das ist Alles. Am interessantesten ist die Enthebung des Generalgouver­neurs von Warschau, des Grasen Gurko, von seinem Posten, welcher als der Hauvtsührer der russischen Kriegspartei galt. Dos Verbälliu'ü-zn Frankreich ist das alte geblieben, der seü dnn Tode des Ministers v. Giers ernannte Leiter des Auswärtigen Amtes, Fürst Lobanow, hat die Beziehungen zur französischen Republik eher noch vertieft und sich dem deutschen Reiche gegenüber kühl genug bewiesen. Unter ihm entwickelt die russische Politik nach Außen hin über­haupt eine bedeutende Energie, und die europäischen Mächte haben sehr damit zu rechnen.

Im Orient ging es sehr bunt zu. Aus englisches Aufhetzen hin kam es in Konstantinopel zu einem blutigen Ausstande der Armenier, welcher mit Waffen­gewalt und unter großem Blutbade niedergeschlagen werden mußte, und zugleich auch zu Erhebungen in Klein Asien und Macedonien. In letzterer Provinz ist es wieder ruhig geworden, aber in Armenien dauern Mord und Brand noch fort, und der Himmel mag wissen, wann die Ordnung endlich wieder hergestellt sein wird. Tie Großmächte forderten zur Sicherung ihrer Unterthanen in Konstantinopel ein zweites Kriegs­schiff vor der tückischen Hauptstadt, und nach langem Widerstreben und unter fortwährenden Ministerwechseln gestand endlich der Sultan diese Forderung zu. In die Frage der Bewilligung von Reformen für die Armenier wollen sich die Großmächte aber nicht mehr einmischen, augenscheinlich haben sie doch ein Haar in dieser armenischen Suppe gesunden. Trostlose Zustände herrschen übrigens noch in Konstante nopel, der Meuchelmord an politisch verdächtigen Personen ist in den letzten Monaten stark im Schwünge gewesen, und ein Zeichen der persönlichen Unsicherheit war die Flucht des früheren Großveziers Said Pascha in die britische Botschaft. In Rumänien vollzog sich eine ruhige Weiterentwicklung der inneren Verhält niste, Serbien machte einen kleinen Staatsbankerott, indem es die Zinsen seiner Papiere berabsetzte. Der Aderlaß der serbischen Staatsgläubiger hielt sich aber doch noch in engen Grenzen. Griechenland beschwin­delt hingegen seine Gläubiger flott weiter, die Aus­sicht auf einen baldigen Abschluß des Staatsbankerotts sind auch eben nicht bedeutend. Blutlig genug ver­lies das Jahr in Bulgarien, dem sein erster und größter Staatsmann Stephan Stambulow von russischen Parteigängern ermordet wurde. Das Ver­halten der bulgarischen Regierung diesem Manne gegenüber ist geradezu ein niederträchtiges genannt

worden, und auch gegen den Fürsten Ferdinand sind herbe Vorwürfe erhoben. Weiter und immer weiter hat letzterer sich nach der russischen Seite hindrängen lassen, und erreicht hat er doch nichts.

Arge politische Skandale im Innern, welche auf die Regierung des früheren liberalen Ministeriums Sagasta alles andere eher, nur kein gutes Licht werfen, hat Spanien gehabt, und dazu auch den Krieg mit den aufständischen Kubanern, welcher so ernst geworden ist, daß der Verlust dieser reichen Kolonie für Spanien nicht mehr außerhalb des Bereiches der Möglichkeit liegt."

In Amerika verlies das letzte Jahr wirtschaftlich recht trüb, die Zustände waren weit trauriger, als bei uus. Und Präsident Cleveland hat das Schlimme noch schlimmer gemacht durch seine aus Anlaß des Venezuela-Grenzstreites gegen England gerichteten Kriegsdrohungen. Tausende von Millionen sind da in wenigen Tagen verloren gegangen. In den vielen amerikanischen Republiken gieng der alte Schlendrian seinen Weg weiter. Wer die sogenannten Seg­nungen der republikanischen Staatsform kennen lernen will, hat nur nötig, über den Ozean zu gehen.

Ter Krieg zwischen Japan und China endete mit dem unbestrittenenDieg Japans, dessen Truppen aus dem geraden Weg nach Peking waren. Tie Siegespreise haben die drei Großmächte Rußland, Frankreich und Deutschland den Japanern freilich arg gekürzt, vor Allem ist dem tapferen Jnselvolke jedes Festsetzen auf dem ostasiatischen Festland für dieses Mal vereitelt. Aber die Japaner dürften auch wohl sagen: Was nicht ist. kann ja noch werden.

Landrsrrachrichten.

* Altensteig, 31. Dez. Sylvester ist da! Es gilt dem Abschied vom alten Jahr, das uns lieb geworden, wenn es auch viele unserer Wünsche und Hoffnungen nicht erfüllt hat; ein guter Freund, ein treuer Begleiter für uns alle war das Jahr eben doch! So wollen wir uns denn im Gedenken an die frohen Stunden, die es uns bescheert, von ihm trennen und ihm, wie einem alten Bekannten, ein gutes Andenken bewahren. Gehen wir aber auch guten Muts iu's neue Jahr mit richtigem Vertrauen: das ist eine gute Mitgift für die Monate und Wochen und Tage von 18 0 6. Es hat schon so mancher gar schwer ringen und kämpfen müssen und gelangte doch am Schluß an das Ziel seiner Arbeit. Daran wollen wir denken am Sylvesterabend, damit vorwärts gehen zu neuen Freuden 'und Sorgen, zu neuen Erfolgen und Fehlschlägen, die nie ganz von einander weichen. Und daraufhin unseren geehrten Lesern

eiu herzliches Profit Aenjahr!

Der Balinger Notstandsausschuß hat laut St.-Anz." auf Ansuchen des Stuttgarter Hilsskomites 10000 M. an die Hagelbeschädigten des Nagolder und Calwer Bezirks abgetreten.

* Altensteig, 31. Dez. Ter Privatsparverein hielt gestern abend seine jährliche Hauptversammlung imgoldenen Stern." Aus dem hiebei vorgetragenen Rechenschaftsbericht ist folgendes Ergebnis zu entneh­men : Die Gesamt - Einnahmen belaufen sich aus 206 200 Mk. 11 Ps. (darunter Einlagen von hiesigen Einlegern 34669 Mk., von auswärtigen Einlegern 120303 Mk., zus. 15)5 062 Mk.), die Gesamt-Äus- gaben belaufen sich aus 279 885 Akk. 21 Ps., darunter znrückbezahlte Einlagen st. Zinsen 117 239 M. 70 Ps., neu ansgeliehene Aktivkapitalien 156 021 Mk. Das Gesamtvermögen beläuft sich auf 985 447 M. 59 Ps., das Guthaben der Einleger beträgt 961 274 Nt. 31 Ps. und zwar der hiesigen 347 856 Mk. 04 Pfg., der auswärtigen 613 418 Mk. 27 Ps. Die Rechnung und Bücher wurden in Ordnung gefunden und konnte des­wegen dem Kassier undVerwaltnngsausschuß Entlastung erteilt werden. Da gegenwärtig die Geldentnahme dem Zugang der Einlagen nicht entspricht, war vom Verwaltungsausschuß eine Zinsberabsetznng beantragt