Pflege den Anordnungen des Baumwarts zu fügen. Auf diese Weise glaubt die Gemeinde, nicht nur den Obstfreunden einen Dienst zu erweisen, sondern auch der Gemeindekasse einen anständigen Erlös aus den Grundstücken zuzuführen. Bewährt sich der Versuch, so will die Gemeinde auch noch andere ihr gehörige geeignete Flächen in gleicher Weise kultivieren.
* (Verschiedenes.) Während des viertägigen Volksfestes sind aus Stuttgart nach Cannstatt und zurück in 152 Zügen 77,844 Personen befördert worden. Hierunter sind die von und nach weiter gelegenen Stationen über die Strecke Stuttgart-Cannstatt beförderten Personen nicht inbegriffen. — Auf bedauerliche Weise verlor der im 26. Jahre stehende Sohn des Bauern Bühler in Söhnstetten sein Leben. Während derselbe die Pferde putzte, wurde er von einem Fohlen auf den Unterleib geschlagen und ist derselbe noch in der folgenden Nacht seinen Verletzungen erlegen. Die 20 Jahre alte Tochter derselben Familie ist vor 2 Jahren auf dieselbe Weise ums Leben gekommen. — In der Gemeinde Vierlingen brachte ein Mädchen, das mit Abkehren auf dem Dampfdreschwagen beschäftigt war, die Beine in das Einschubloch. Von den Spitzen der Trommel erfaßt, wurde ihr ein Fuß total verstümmelt, so daß in Tübingen eine Amputation vorgenommen werden mußte. Der Zustand der Unglücklichen ist ein bedenklicher. — In Hausen o. R. hat sich der Bauer Joh. Kelterer in seiner Scheuer erhängt. Da er schon längere Zeit schwermütig war, so scheint, daß er die That in einem Krankheitsanfall begangen hat. — Auf dem Volksfest in Cannstatt würde u. a. auch eine Truppe Wilder gezeigt, von denen einer namentlich so wild sein sollte, daß er nur in einem Käfig an eiserner Kette besichtigt werden konnte. Wie man jetzt hört, hat sich dieser Wildeste der Wilden als ein angestrichener Gatsburger Steinbrecher entpuppt, welcher für die Rolle des Wilden täglich 3 Mk. erhielt. — Daß nicht genug zu vorsichtigem Umgehen mit Schußwaffen gewarnt werden kann, zeigt wieder folgender Vorfall: Ein Bauer in Grün mettstetten brachte einen Revolver nach Hause und zeigte denselben seinem Dienstpersonal, welches noch nie eine solche Waffe gesehen hatte. Der Revolver war scharf geladen und als der Bauer, der mit dessen Handhabung offenbar nicht vertraut war, Manipulationen mit der Waffe machte, krachte ein Schuß und eine Kugel drang einer Magd, die in nächster Nähe stand, in den Hals. Einem sofort gerufenen Arzt gelang es die Kugel zu entfernen und scheint der Schuß keine lebensgefährliche Verletzung verursacht zu haben.
* Berlin, 2. Okt. Nach dem „Kleinen Journal" ist ein jüngerer Arzt, Dr. Oertel, Assistent am Hygienischen Institut in Hamburg, am Samstag daselbst an astatischer Cholera gestorben. Oertel hatte sich zwecks Experimentierens eine Flasche verseuchten Weichselwaflers kommen lassen, fand darin zahlreiche Cholerabaztllen und züchtete sich daraus Reinkulturen, dabei spritzte ihm ein Tropfen des verseuchten Wassers auf die Lippen. Trotz sofortiger Anwendung desinfizierender Mittel erkrankte er und starb. Sein Schicksal erregt große Teilnahme.
' Berlin, 3. Okt. Die „Nordd. Allg. Ztg."
und Jda Delamare, bleich und abgespannt von der Reise, stand aus der Schwelle der elenden Kammer.
„Signora Jda," stammelte er, mit einer Bewegung, als wolle er sich vor ihr verbeugen.
„Ich bin gekommen, Giuseppe," sagte sie, sich dem Bette nähernd und sich auf dem Stuhle nieder- laffend, den Nina ihr hinschob.
.Ja," sagte Giuseppe langsan, „ja, es ist gut. Ich hätte nicht ruhig sterben können, ohne — ohne der schwarze Samtbeutel, Nina, wo ist er?"
„Hier, Giuseppe," sagte Nina, ihm den Beutel in die Hand gebend, der ihm entfallen war.
„Jetzt geh', Nina, laß mich eine kleine Weile allein mit der Signora. Sie fürchten sich doch nicht?" fragte er mit einem Blick auf Jda.
„Nein. Was soll ich fürchten?"
„Das ist wahr, was sollten Sie fürchten. Nur die Lebenden üben Rache unter einander aus. Ein Sterbender ist keinem gefährlich und ich bin ein Sterbender."
„Warum schicken Sie nicht nach einem Priester?" fragte sie mitleidig, als sie sah, wie seine Züge sich von einem plötzlichen Schmerze krampfhaft verzogen.
„Ein Priester!" sagte er herb. „Ich bin mein ganzes Leben lang ohne denselben fertig geworden und sehe nicht ein, welchen Beistand er mir beim Sterben leisten könnte. Ich bin kein wimmerndes Kind oder ein schnatterndes altes Weib; aber Nina zuliebe will ich einen Priester holen lassen, doch nicht jetzt."
„Was haben Sie mir zu sagen, Giuseppe?" fragte Jda.
meldet zur Krankheit des Zaren, daß in hier eingelaufenen zuverlässigen Berichten der Behauptung, die Krankheit des Zaren trage einen besorgniserregenden Charakter widersprochen wird.
* Berlin, 4. Okt. Wie von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, hegt der Zar den Wunsch, daß die Hochzeit des Thronfolgers in Livadia stattstndet. sobald die Entbindung der Großherzogin von Hessen erfolgt ist. Die Ausführung dieses Planes hängt natürlich ganz von dem Befinden des Zaren ab.
* Berlin, 4. Okt. Nach der „Nordd. Allg. Ztg." haben laut einer telegraphischen Meldung aus Aoko- hama die dort seit einigen Tagen versammelten deutschen Kriegsschiffe Befehl erhalten, sich nach den nord- chinesischen Häfen zu begeben.
Ausländisches.
* Palermo, 3. Okt. Hier herrscht große Panik, weil mehrere Todesfälle durch Genuß schlechten Fleisches vorgekommen find. Zahlreiche Fleischgeschäfte sind geschlossen, da die meisten Einwohner nur Milch und Eier genießen.
* Vor dem römischen Strafgericht wurde gegen die Beamten im Kriegsministerium Caliani, Fantoltni und Degrast verhandelt. Die Angeklagten waren des versuchten Betruges gegenüber den Eigentümern des Pariser „Petit Journal" beschuldigt, denen sie angeblich den italienischen Mobilisterungsplan verkaufen wollten. Caliani wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die beiden anderen Angeklagten wurden freigesprochen.
* Auf der Strecke Como-Mailand beiCamer- lata wurde einem Amerikaner, welcher in einem Coupe erster Klaffe schlief, von einem Mitpassagier ein Portefeuille, enthaltend 111,000 Francs, gestohlen. Der Dieb war in Camerlata ausgestiegen; seitdem ist seine Spur verloren.
* Großes Aufsehen erregte in Marseille die dort vor drei Tagen erfolgte Verhaftung zweier angeblich deutscher Kundschafter bei den Hafenbefestig- «ngen. Bei der Untersuchung ihrer Kleider soll man kompromittierende Papiere gefunden haben.
* London, 3. Okt. Das Reutersche Bureau meldet: Der Ministerrat ist für morgen plötzlich etn- berufen. Es verlautet, Harcourt und der Kriegs- mintster, welche kürzlich nach Paris abreisten, seien von dort zurückberufen. Lord Rosebery sei aus Schottland zurückgekehrt. Einigen Blättern zufolge wären Meinungsverschiedenheiten mit Frankreich die Ursache, was jedoch sonst unbestätigt ist.
* London, 4. Okt. Aus Washington läuft die noch unbestätigte, sensationelle Nachricht ein, daß das russische Geschwader in den chinesischen Gewässern ein ihm folgendes britisches Kriegsschiff bedroht habe.
* London, 4. Okt. Der Gouverneur der Mandschurei Provinz in Kirin meldet, daß japanische Truppen in der Nähe von Lantschen landeten. Die Bestürzung in Kirin ist groß.
* Daß die Krankheit des russischen Kaisers alles andere eher sei, als ein gleichgiltiges und nebensächliches Leiden, war schon seit Wochen klar für Jeden, der den Zaren kannte und seine Natur. Es bedurfte dazu nicht erst der zuletzt eingegangenen offiziellen Zugeständnisse. Ein Mann
„Sehr vieles, Signora. Aber zuerst müssen Sie mir versprechen, alles vergeben zu wollen."
„Was?" fragte sie.
„Alles und jedes," sagte er mit Nachdruck.
„Ich verspreche es," erwiderte sie ernst.
„Es freut mich, daß Sie mir dies Versprechen geben," sagte er langsam. „Es würde Ihnen schwer geworden sein, die Worte auszusprechen, nachdem Sie alles gehört haben, nachdem ich Ihnen gesagt haben werde —"
„Was gesagt haben?"
„Daß ich Sie Ihr ganzes Leben lang getäuscht habe."
„Ich habe Sie nie für aufrichtig gehalten, Giuseppe," sagte sie bitter. „Mir ist es keine Neuigkeit, daß Sie mich täuschten, aber — ich verstehe Sie nicht — ist die Gräfin Avtolt nicht meine Mutter?"
Ein plötzlicher Lichtstrahl schien das dunkle Geheimnis ihres Schicksals zu durchblitzen — eine Möglichkeit der Rettung, die ihr Herz schneller schlagen machte.
„Die Gräfin Avtolt ist Ihre Mutter," sagte Giuseppe langsam. Jda ließ die gefalteten Hände auf ihre Kniee herabfallen, — der schwache Hoffnungsschimmer war wieder erloschen.
„Hören Sie mich an, Frau Delamare," sagte Giuseppe, „die Gräfin Avtolt ist Ihre Mutter, aber es war nicht ihre Hand, die den tätlichen Stretch gegen das Herz Pierre L'Echelles führte. Sie ist unschuldig. Mehr noch, sie ahnte nicht einmal, daß
vom Körperbau und von der Konstitution des heutigen Zaren erträgt ein Leben, wie Alexander Ul. der Nihilisten wegen seil seiner Thronbesteigung es hat führen müssen, nicht ohne Schaden für seine Gesundheit; eine volle Erhaltung der Körperkräfte wäre unter diesen abnormen Verhältnissen selbst abnorm gewesen. Alexander 111. hat eine geradezu robuste Statur, die auf viel Bewegung im Freien angewiesen war. Aber der Zar ist, weder ein passionierter Jäger, noch ein passionierter Soldat, er hat sich im engen Kreise seiner Schlösser unter einer Unmasse von Schreibarbeit bewegt, sein Körper, wie seine Nerven haben gleichmäßig gelitten. Mit viel Geschick und noch mehr Ehrlichkeit hat der Zar es verstanden, gefährliche Klippen zu vermeiden und die bürgerlichen Tugenden, welche ihn auszeichnen, haben ihm in seinem Lande Popularität, im Auslande Achtung gewonnen. Alexander 111. würde in der That zu ganz außerordentlich Unrechter Zeit sterben, wenn jetzt schon seinem Dasein ein Ziel gesteckt sein sollte. Ist er auch kein Deutschenfreund, so ist er doch ein ehrlicher Friedensfreund.
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* Stuttgart, 4. Okt. (Kartoffel», Kraut- «nd Mostobstmarkt.) Zufuhr 900 Ztr. Kartoffeln. Preis
Verantwortlicher Redakteur: W, Rieker. Altensteig.
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per Ztr. 2 Mk. 50 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf., 1500 Stück. Ftlderkraut, Preis 100 Stück 12 bis 15 Mk. Wilhelmsplatz: 1000 Ztr. Mostobst, Preis per Ztr. 4 Mk. bis 4 Mk. 20 Pf.
* Stuttgart, 3. Okc. (Güterbahnhof.) Zufuhr 64 Waggons — 12.800 Ztr. Mostobst, und zwar: 4 bayer., 15 belg., 30 Hess., 10 schweiz., 2 österr., 3 württ. Preis per Waggon L 200 Ztr. 650—750 M., sackweise per Ztr. 3 Mk. 60 Pf. bts 4 Mark.
* (O bst p re rse.) Calw, 1. Okt. Auf dem Bahnhof standen heute 1500 Ztr. fremdes und 200 Ztr. einheimisches Obst zum Verkauf. Hessisches Obst, sehr schöne Ware, galt 4,40—4 50 Mk. Für Mostäpfel aus dem Weinsberger Thal wurden 5 Mk. per Zentner verlangt. — Reutlingen, 3. Okt. Die Obstzufuhr auf dem Bahnhof betrug heute 8 Wagen schweizerisches, badisches und hessisches Obst. Der Preis schwanktzwischen 4 Mk. «nd 4,50 Mark. — Heilbronn, 2. Okt. Gemischtes Obst kostete heute laut N.-Ztg. 3,60-4,40 Mk., Aepfel 4,40 —4,80 M., Birnen 3,50-3,80 Mk., Tafeläpfel 5—8 Mk. — Tübingen, 3. Okt. Auf dem heutigen Obstmarkt bezahlte man für den Zentner Aepfel 4 Mk. 60 Pf. — Ulm, 3. Okt. Die Zufuhr an Mostobst auf dem Bahnhofe ist in den letzten Tagen eine lebhafte. So sind heute 30 Wagen aufgestellt. Der Preis bewegt sich zwischen Mk. 3,80 und 4,50 per Zentner.
* (Ho vf enpreise.) Tübingen, 3. Okt. Während im benachbarten Gäu, z. B. in Bondorf, für den Hopfen 45 Mk. per Ztr. bezahlt wird, bewegt sich hier der Preis dafür nur zwischen 25—35 M. per Ztr. — Horb, 3. Okc. In den letzten Tagen fanden Hopfenverkäufe in Stadt und Bezirk bis zu 50 Mk. statt. Die meisten Pflanzer wollen jedoch auf bessere Preise warten. Jedenfalls ist mit Hinhalten des Verkaufs ein großes Risiko nicht verknüpft.
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der Verdacht eines so schändlichen Verbrechens auf ihrem Namen ruhte. Wie sollte sie das auch?
„Meine Mutter," murmelte Jda, wie süß klang nicht jetzt das Wort, ein Freudenschauer durchbebte ihr Herz, als sei alle begrabene Hoffnung vom Tode wieder auferstanden, „meine Mutter, «nd ich stieß sie so grausam von mir! Was wildste von mir denken? Wie wird sie sich mein Benehmen erklären können?"
„Sie vergessen, Signora, daß sie nie erfahren hat, daß Sie ihr Kind sind," erwiderte Giuseppe.
„Es ist wahr!" rief Jda. „Dem Himmel sei Dank dafür, daß ihrem Herzen dieser Schmerz erspart wurde. „O, meine Mutter — meine arme Mutter! Aber wie, warum —" (Fortsetzung folgt.)
Die Arau
Des Hauses Seele ist die Frau allein.
Denn sie nur ist es, die getreu bewahrt Des Hauses Sitte, Brauch und Eigenart,
Wie man ein Kleinod birgt im sichern Schrein.
Still wirkt sie in des Hauses engem Kreis. Verwaltet sorgsam treu des Hauses Gut, Hält Kinder und Gesind in Zucht und Hut Und sparet Mühe nicht und regen Fleiß.
Dem Treiben jener Welt hält sie sich fern,
Der sich des Mannes Streben zugewandt,
Wahrt treue Liebe ihrem Vaterland
Und sieht im Mann des Hauses Haupt und Herrn.
In frommer Demut preist sie still ihr Los, Der Blume gleich, die im Verborgenen blüht Birgt viele edle Perlen im Gemüt Und ist im Dienen und im Dulden groß.
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