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Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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1894.
Die Abiturientenprüfung hat u. a. Georg Braun von Befenfeld.
mit Erfolg bestanden:
Gestorben: Luise Vonderdell, Freudenstadt; August
Graser, Calw; Christian Kolb (Hausvater und Lehrer am Missionshaus in Basel), Kornthal; Pfarrer Hahn, Höchstberg; Postoerwalter Müller, JSny.
Llmdesuachrichteu.
* Berneck, 3. Oktober. Gestern verunglückte im Staatswald „Grafsert" bei der Monhardter Wasserstube der Bauer Seeger von Monhardt dadurch, daß er beim Langholzführen unter einen Stamm geriet, wodurch ihm ein Fuß abgedrückt wurde. Vor etlichen Jahren erlitt er ebenfalls einen Beinbruch beim Fuhrwerk.
* Horb, 2. Okt. Der langersehnte Wunsch der hiesigen Protestanten, im Besitze einer eigenen Kirche zu sein, geht jetzt zu ihrer großen Freude in Erfüllung. In den letzten Tagen wurden von der Bauleitung die Futter- und Stützmauern, die Grab-, Betonier-, Maurer- und Stetnhauerarbeiten im Betrage von 55,800 Mk. zur Vergebung ausgeschrieben.
* Stuttgart, 1. Okt. Am letzten Donnerstag fand hier eine Besprechung der Vorstände der süddeutschen landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften über die Verstcherungsgesetze statt. Einen sehr beachtenswerten Vorschlag zur Vereinfachung und Verbilligung des Versicherungswesens hat unser württem- belgischer Landsmann Forstmeister Seybold in Mas- münster (Elsaß), Schriftführer der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschast Ober Elsaß, gemacht. Nach dem Seybold'schen Entwurf eines „Gesamtversicherungs- Gesetzes" (Straßburg: Verlag von W. Heinrich) würden Krankheits-, Unfalls- und Altersversicherung alle verschmolzen. Unterstützt wird, wer bei weniger als 2000 Mk. Jahreseinkommen durch Krankheit oder Unfall oder Gebrechlichkeit oder Alter oder unverschuldete Arbeitslosigkeit ganz oder teilweise unfähig wird, seinen oder seiner Familie Lebensunterhalt in der bisherigen Weise zu verdienen, nach Maßgabe seines bisherigen Einkommens. Festsetzung und Überwachung der Unterstützung ist Aufgabe der Gemeinde unter Mitwirkung eines Vertrauensmanns des Reichs. Die nötigen Geldmittel für die Verficherungskaffe sind durch eine besondere Reichssteuer aufzubringen. Diese Grundzüge des Seybold'schen Entwurfs, die von einem aus-
KerzenswandLungen.
Roman von I ».Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Wie gehen die meisten Sachen hier zu? Bei einer Schlägerei, beim Kartenspiel — da am Wasser, in einer von den Matrosenknetpen natürlich. Wenn fie ihn nur gleich totgeschlagen hätten, wollte ich kein Wort sagen; aber ihn hierher bringen und »ns allen drei ewig lange Tage die Last zu machen, das ist boshaft."
In demselben Augenblick ließen sich Schritte auf der Treppe vernehmen, und ein mageres verkümmertes Frauengestcht, umrahmt von dichtem, glanzlosen, schwarzen Haar, blickte über die Schulter des Mannes in der Thür.
„Sie kommt noch nicht, nicht wahr, Chris?" fragte sie mit leicht ausländischem Accent, indem ste mit einer matten Bewegung das Haar zurückstrich.
„Nein, ste kommt noch nicht."
„Ist es schon spät?"
„Hast du keine Ohren ? Schlug es nicht eben eins?"
„Ich hatte an andere Dinge zu denken, als aus die Uhr zu passe», Chris. Lange kann er es nicht mehr machen. Armer Giuseppe!"
„Er wird es lange genug machen, um uns alle herunrerzubringen, das wirst du sehen," brummte der Mann.
„Er ist der einzige Verwandte, den ich auf der Welt habe," sagte die Fra« begütigend.
wärligen Mitglieds der Versammlung dargelegt wur- ^ den, fanden sehr beifällige Aufnahme.
* Stuttgart, 3. Okt. (Mangel. LandBsylwde.) Tagesordnung: Legitimation der Mitglieder, Wahl des Präsidenten. Vom ev. Konsistorium anwesend: Präs. v. Hemmingen, Oberkonfistorialräte Römer und Krafft. Alterspräsident von Lechler eröffnet die Sitzung 9V» Uhr mit Gebet und fordert die beiden jüngsten Mitglieder der Synode Pfarrer Zeller 111. und Prof. Dr. Hieber auf, geschäftsorduungsmäßig provisorisch das Schriftführers«! zu übernehmen. Regier ungsrat Huzel berichtet namens des letzten Synodalausschusses über die erfolgte Prüfung der Legitimation der Mitglieder. Diese Prüfung ergab abgesehen von einem Fall keine wesentlichen Anstände. Ueber die Wohl des Stadtpfarrers Stockmayer in Haiterbach (Abgeordneetr für Nagold) berichtet Redner in längeren Ausführungen. Nach denselben erhielt bei der Wahl Stockmayer 22 Stimmen, Stadipfarrer Hetterich von Altcnsteig 19 Stimmen, Pfarrer Werner von Rohrdors 2 Stimmen, Schultheiß Härttner 1 Stimme. Nach Art. 12 der Synodalordnung sei zur Wahl die absolute Stimmenmehrheit notwendig. Die Wahlkommisston habe die auf Schultheiß Härttner gefallene Stimme für «ngtltiß erklärt, hicnach hätte Slockmayer die absolute Mehrheit gehabt. Der Synodalausschuß hält diese Uugiltigkeitserklärung nach Analogie der bestehenden Gesetze für unrichtig und hätte htenach Stockmeyer nicht die vorgeschriebene absolute Stimmenmehrheit erhalten. Die Synode beschließt mit Stimmenmehrheit die Wahl Stock mayers für ungiltig zu erklären. Es folgt hierauf die Wahl des Präsidenten. Anwesend sind 52 Mitglieder, die absolute Majorität beträgt hienach 27. Es erhalten: Landgerichtspräsident v. Länderer 48 Stimmen, Reg.-Rat Huzel 2, Frhr. Schab v. Mittel- biberach 1. Oberstaatsanwalt Nestle 1 Stimme. Zum Vizepräsidenten wurde hierauf gewählt Dekan Herzog in Reutlingen mit 32 Stimmen. (Dr. Brarn erhielt 12, Dekan Schwarzkopf 8 St.) Der Präsident v. Länderer bringt einen soeben von Ellen und Gen. eingebrachten Antrag ein, welcher dahingeht: Die Ge- veralsynodc tritt ordentlicherweise je nach drei Jahren zusammen, zur Kenntnis der Synode. (Seither sechs Jahre.) Der Gegenstand wird auf eine der nächsten Ta
gesordnungen gesetzt. Der Präsident teilt noch mit, daß Se. Majestät dem Minister Dr. v. Sarwey ein Mandat zum Anwohnen bei den Sitzungen gegeben und zu landesherrlichen Kommissären ernannt hat Konststorialprästdent Frhr. v. Gemmingen, Prälat Dr. v. Müller, Prälat Dr. v. Witttch, sowie Oberkouststo- rialräte Krafft, Römer und Bienz. Nächste Sitzung: Morgen vormittag 9 Uhr. Wahl der verschiedenen Kommissionen und der Schriftführer. Beratung der Geschäftsordnung. Rechenschaftsbericht.
* Cannstatt, 2. Okt. Angesichts der immer ungünstiger sich gestaltenden Herbstaussichten hat ein hiesiger Kaufmann es unternommen, größere Quantitäten Trauben aus Südtirol zu importieren und an Wirte und Private, sei es gekeltert oder »»gekeltert, abzugeben. »
* Zum angeblichen Besuch dreier Minister in Schorndorf wegen dem Fall Kuhnle schreibt der
»Schw. Bote^
ist kein wahres Wort daran,
daß 3 Minister kürzlich auf dem Amtsgericht Schorndorf unerwartet zu persönlicher Untersuchung erschienen sind. Die Minister, wenn sie es überhaupt gewesen sind, fuhren in einer ganz anderen, gemütlicheren Gelegenheit nach Schorndorf. Wohl aber ist, wie «ns zuverlässig aus Stuttgart gemeldet wird, Thatsache, daß sich die obersten Behörden eine Klarstellung der Sache angelegen sein laßen.
* Heilbronn, 2. Okt. Der aus dem hiesigen „Spttalkrieg" als Vetter und Gegner von Oberbürgermeister Hegelmaier bekannte Dr. Mayer hat heute sein Entlafsungsgesuch als Leiter der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses eingcgeben.
* Die Art und Weise, wie die Gemeinde-Verwaltung Feldstetten Oberamts Münsingen sich anschickt, dem Obstbau Thür und Thor zu öffnen, verdient Nachahmung. Die Gemeinde hat nämlich einen süns Morgen großen Platz in der Nähe des Reservoirs, welcher von Schutt und Sleinriegetn gesäubert, mit Zaun umgeben und mit Obstbäume« bestockt werden soll. Sämtliche Arbeiten läßt die Gemeinde ausführen. Nach Fertigstellung der Anlage wird dieselbe in Teile vermessen, mit je ca. 10 bis 15 Bäumen bepflanzt und an die Meistbietenden verkauft. Die Käufer müssen sich verpflichten, jeden daraufgehenden Baum nachzusetzen und sich in der
„Und das ist auch genug; wenn du viele von der Sorte hättest, ich würde gerade nach Australien auswandern; ich will mich hängen lassen, wenn ich es nicht thäte."
„Er hat uns nie belästigt." antwortete die Frau gereizt.
„Nein, denn er brauchte uns nicht. Ich gebe nichts auf solche Verwandtschaft."
„Er ist und bleibt mein Bruder," sagte Nina, „und ich werde ihn pflegen, ob du mein Mann bist oder nicht, das sage ich dir."
„Hm l" grollte der Mann. „Natürlich wirst du das, ich habe nie daran gezweifelt! Mach', daß du wieder ins Haus kommst, Nina!"
„Aber du wirst hier bleiben und auspassen?"
„Gewiß nicht aus Liebe zu ihm," war die rauhe Antwort.
„Aber um meinetwillen, Chris."
„Hinein mit dir!" rief der Mann, in einen Schwall von Schimpfreden ausbrechend, so daß fie sich eiligst entfernte, um nicht noch mehr zu hören.
Sie lief die knarrende, ausgetretene Treppe hinaus und trat leise in die Hintere Stube, welche für die ganze Familie als Küche, Schlaf- und Wohnraum diente. Zwei schwarzäugige, schmutzige Kinder saßen am Boden und stritten sich um ein zerbrochenes Spielzeug. Ein großes, frech aussehendes, junges Weib saß vor einer klappernden Nähmaschine und arbeitete, während ein Knabe neben ihr in einem alten Schaukelstuhle schlief. Auf einem Bette in der entferntesten
Ecke, sich unruhig hin und her werfend, lag Giuseppe Antonardi, seinem Ende entgegensehend.
Als die Italienerin eintrat, öffnete er weit die halbgeöffneten Augen.
„Ist ste gekommen," fragte er begierig.
„Nein," war die in bedauerndem Tone gegebene Antwort.
„Mutter Gottes, und die Zeit verrinnt. Ist es schon Abend?"
„Nein, Giuseppe, es hat eben erst ein Uhr ge- schlagen."
„Liegt der kleine, schwarze Samtbeutel auch noch unter meinem Kopfkissen?"
„Niemand hat ihn angerührt, Giuseppe."
„Zeige ihn mir," sagte er mißtrauisch.
Die Frau beugte sich über das Bett und zog zwischen Kiffen und Strohsack einen kleinen, schwarzen, mit Gold gestickten Samtbeutel hervor.
„Hier ist er, Giuseppe."
„Gieb ihn mir in die Hand," rief er keuchend. „Vergiß nicht, Nina, er ist für sie, wenn ste zu spät komm:n sollte. Für ste — und sage ihr — aber du kannst es ihr nicht sagen. Niemand kann es ihr sagen, als ich — und mit mir geht's zu Ende."
Er lag einige Minuten lang anscheinend ruhig, dann richtete er sich plötzlich auf und starrte wild um sich.
„Sie kommt! Ich höre sie, sie kommt!" rief er.
„Bleibe liegen, Giuseppe," sagte die Schwester beruhigend, „es sind wohl nur die Kinder auf der Treppe.'
Aber im nächsten Moment öffnete stch die Thür