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1894 .
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30 Pfg, außerhalb 40 Pfg. ,
Die Miturientenprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Rodert Held in Calw; Paul List in Calw; Eugen Perrenon in Calw; Karl Sapper in Calw.
Uebertragen wurde die erledigte evang. Pfarrei Untergruppenbach, Dek. Heilbronn, dem Pfarrer Bäßler in Finsterlohr, Dek. Weikersheim; und diejenige in Thumlingen, dem Pfarrer Schäfer in Baiereck, Dek. Schorndorf.
Gestorben: Oberamtspfleger Fischer, Brackenheim; Pfarrer Schnapper, Gächinpen-Urach; Stadtpfleger Geiger, Ulm ; Brauerei- besitzer Oppenländer, Wcilheim; Kaufmann Mayer-Beck, Stuttgart.
X Der Sedautag.
Wieder feiern wir den Sedantag l Zwar fehlt es nicht an Stimmen, welche die Ansicht vertreten, die Sedan-Gedenkfeier habe sich eigentlich schon etwas überlebt, fke sei altersschwach geworden, die Teilnahme dafür sei gesunken. Selbstredend ist es, daß nach beinahe einem VierteljahrhunderL die Begeisterung für eine Erinnerungsfeier an den größten deutschen Sieg des Jahrhunderts der ruhigen Beschaulichkeit Platz gemacht hat und weiterhin darf nicht vergessen werden, daß in unseren heuiigen kritischen Zeiten, wo der Verdienst sür den ganzen Mittelstand ein wesentlich geschmälerter geworden '.st, nicht bei allen Bürgern zu jeder Stunde die Neigung zum Festfeiern besteht. Es ist nicht immer ein lautes festliches Getümmel erforderlich, um die Genugthuung offen zu dokumentieren, welche die Volksseele erfüllt, ein treu Gedenken braucht nicht viele Worte, und wenn der Handwerker, der Bauer, die mit Fleiß und Umsicht schaffen müssen, in ihrer Arbeit an den 2. September 1870 gedenken, dann ist auch das eine Sedanfcier und wahrlich nicht die schlechteste. Denn damit wird auch zugleich der
Entschlossenheit und dem festen Willen Ausdruck gegeben, sür die Erziehung der eigenen Kinder zu sorgen, daß cs an einem etwaigen künftigen Sedantage nicht an wackeren Kämpfern sür Vaterlandes Ruhm und Ehre fehlt.
Was gar nicht genug anerkannt werden kann und was doch so oft übersehen wird, nämlich daß der Sedantag dem Deutschen nicht blos einen großen Sieg über seinen damaligen Feind gab, er hat ihm auch sür spätere Tage Kraft und Fähigkeit gegeben, Schwerter von kriegslustigen, auf uns neidischen Völkern in der Scheide zu halten. Wer die Erinnerungs- feier an den Sedantag überlebt und altersschwach nennt, der vergißt ganz, daß wir schon längst einen neuen Krieg mit Frankreich zu bestehen gehabt haben würden, wenn nicht die Franzosen ein Sedan erfahren.
Gedenken wir daher jirer großen Zeit! — Welche Begeisterung beseelte nicht damals das deutsche Heer, welcher brausende Jubel umtoste nicht damals die Wälle von Sedan, als die weiße Fahne auf dem Thore der eng eingeschloffenen Festung erschien und dem blutigen Kampfe, der auch so viel deutsches Blut gekostet hatte, ein Ende machte. Und wie schwoll nun erst der Enthusiasmus zu einem Riesenaufschwung der Gemüter als die Krönung des herrlichen Sieges, die Gefangennahme des Kaisers der Franzosen bekannt wurde. Alle Trauer uw gefallene Kameraden, aller Schmerz von erlittenen Wunden war wie mit einem Zouberschlage vergessen, nur ein Gedanke belebte all die Hunderltausende, die Freude über den großen Triumph, der Stolz auf das mit dem hehren Siegeslorbeer geschmückte deutsche Vaterland. Da gab es keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, zwischen Hoch und Niedrig, zwischen Alt und Jung, da gab es nur ein einiges deutsches Volk. Und diese Weihestunden haben sich tief in aller Herzen eingeprägt, wer sie mtterlcbt, der vergißt sie nimmer, dem wird die Erinnerungsfeier an diesem Tag nie und nimmer überlebt und altersschwach erscheinen. Und daß die lebendige Erinnerung, die durch keine Schilderung und Beschreibung ersetzt werden kann, in dem Herzen des deutschen Volkes wachbleibe und immer kräftig für alle Zeiten fortlebe, dafür zu sorgen, das ist die Aufgabe des heutigen Geschlechts.
Laudrsuachrichteu.
* Freudenstadt, 29. Aug. In der zu unserer Stadt gehörigen Parzelle Friedrichsthal herrscht auf den dortigen staatlichen Hammerwerken schon seit Jahren eine Gcschästsstockung die immer größere Ausdehnung anzunehmen scheint und über deren eigentliche Ursache man nicht recht im klaren ist. Am meisten haben darunter die wohl ganz unschuldigen Arbeiter zu leiden, die kaum mehr eine Mark per Tag verdienen. Um diesem leidigen Zustande endlich abzuhelfen, begab sich vorgestern, nachdem jüngst eine Abordnung von Arbeitern bet dem königlichen Bergamt in Stuttgart vorstellig geworden war, eine aus den Herren Stadtschultheiß Hartranft und Gemeinderäten Bankier Haug und Malzfabrikant Läufer von hier und fünf Laboranten von Friedrichsthal bestehende Deputation zum Finanzminister v. Riccke nach Stuttgart, um mit ihm über diese wirtschaftliche Notlage zu sprechen. Wie wir hören, hat Se. Exzellenz die Zusage gegeben, Anordnungen zu treffen, um eine Besserung der bestehenden Verhältnisse herbeizuführen.
* Dem „C. W." geht aus Zwerenberg folgende Einsendung zu: Die Ernte ist nun auch auf dem Hinteren Walde im vollsten Gange, und kann an Quantität wie an Qualität als eine gute bezeichnet werden. Auch das Oehmd steht sehr dicht. Aber ein merklicher Wassermangel ist schon wieder eingetreten, und man steht mit Sehnen der schon längere Zeit geplanten Wasserleitung entgegen. Möchte doch des Einsenders Wunsch in dieser Richtung in Erfüllung gehen, daß auch solche Leute, die mit Eigennutz gegen diesen Plan geplagt sind, sich den Spruch merken möchten: „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, das des andern ist."
* Neuenbürg, 28. August. Gestern abend wurde Gcmeindewaldhüter Hörtter von Dennach, ein braver Familienvater, von dem ebenfalls dort wohnenden Holzhändler Pfeiffer, mit dem er kurz zuvor einen heftigen Wortwechsel hatte, auf dem Heimweg von Schwann absichtlich überfahren und schwerverwundet an der Straße liegen gelassen. Der Unglückliche konnte sich mit Hilfe seines Schwagers noch bis in die Nähe von Dennach schleppen; dort verließen ihn aber die Kräfte, und nach kurzer Zeit starb er
Kerzenswandtungen.
Roman von I. v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Tot?" Reginald tot?"
Sie sank so bleich in ihren Stuhl zurück, daß Lcary, in dem Glauben, sie sei ohnmächtig geworden, um Hilfe rufen wollte, aber sie bedeutete ihm durch ein Zeichen, ruhig seinen Platz wieder einzunehmen.
„Nein — nein ich bin nicht ohnmächtig. Es wird mir bald besser werden. Es war die Erschütterung — so plötzlich — so unerwartet. Träumte ich, oder sagten Sie wirklich, mein Gatte sei tot?"
„Leider, Fra» Delaware, es ist kein Traum."
„Und wie geschah es?"
„Es war am 13. Februar; Herr Delamare und einige Freunde wollten in einem kleinen Boote von der Insel Jschia aus eine Meerfohrt machen. Das Fahrzeug war unglücklicherweise zu leicht gebaut, um einem der plötzlichen Windstöße widerstehen zu können, welche in jener Gegend so häufig sind. Eine Bö, welche die erfahrenen Schiffer, die das Boot führten, nicht vorausgesehen, trieb es weit in das Meer hinaus, das Fahrzeug schlug um, und fern von jeder Hilfe sind alle, die sich an Bord desselben befanden, in den Wellen umgekommen."
Seine volle, von tiefem, aufrichtigen Mitgefühl ergriffene Stimme zitterte. Jda sah mit leerem Blick zu Boden, als versuchte sie das Gehörte zu fassen und zu begreifen. Die letzten Worte tönten wie ein trauriges Echo in ihrem Innern nach.
„Umgekommen!" wiederholte sie in leisem, seltsamen Tone, „umgekommen!"
„Herrn Delawares Leiche, die einige Tage später in Jschia an das Land gespült wurde ist nach Neapel gebracht worden, und es hängt von Ihren Wünschen ab, ob derselbe in seiner Heimat begraben werden soll. Wir erhielten die Trauerbotschaft erst heute morgen durch einen Brief von unserem Korrespondenten in Neapel."
Es folgte wieder eine lange, stumme Pause, das Ticken der Standuhr auf dem Kamine schallte unheimlich laut an Learys Ohr; Jda saß in tiefes Schweigen versenkt.
„Wollen Sie irgend welche Bestimmungen treffen, die wir in Neapel oder London für Sie ausführen können?" fragte der junge Monn, dem die seltsame Stille, welche chn umgab, endlich beängstigend wurde.
Jda schüttelte den Kops.
„Oder können wir Ihnen behilflich sein, Ihre Angelegenheiten zu ordnen und Ihnen so Unannehmlichkeiten ersparen?"
„Sie sind sehr freundlich," sagte Jda matt und gepreßt, als wenn jedes Wort eine Anstrengung für sie gewesen wäre, „aber ich sehe nicht ein, warum ich Sie bemühen sollte."
„Es wird uns eine Pflicht und ein Vergnügen sein. Ihnen jede unnötige Sorge und Beschwerlichkeit fern zu halten. Wenn Ihnen irgend etwas einfallen sollte, was ich für Sie thun könnte, so bitt ich, mich zu benachrichtigen, ich weide noch einige Tage in Paris bleiben und stehe zu Ihren Befehlen. Vielleicht ist es auch meine Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu
setzen," fuhr er nach einer kurzen Pause fort, „daß Sie die einzige, unbeschränkte Erbin des Herrn Delamare sind. Laut Testament, das er vor seiner Reise nach Italien in London gemacht hat, sind Sie die Erbin seines ganzen Barvermögens, sowie seiner ausgedehnten Besitzungen in den Vereinigten Staaten und auf der Insel Cuba. Das Testament wird so bald wie möglich bestätigt werden, bis dahin aber steht Ihnen bei «ns jede Summe, die Sie bedürfen sollten, zur Verfügung."
Jda hörte den Herrn mechanisch an, sievernahm wohl seine Worte, anscheinend aber ohne Verständnis.
„Herr Leary," sagte sie, „es ist so überraschend und plötzlich gekommen. Wollen Sie mir, bitte alles noch einmal erzählen? Mein Kopf ist ganz wirr. Es ist mir, als habe ich geträumt und müsse Sie nicht recht verstanden haben."
Langsam wiederholte der junge Mann seinen traurigen Bericht, der Jda zu entsetzlich geschienen, um wahr sein zu können. Es war kein Zweifel, kein Mißverständnis — sie war Witwe. Der junge Gatte, dessen romantische Hingebung einem Feenmärchen gleich gewesen, dessen Liebe sie zu Zeiten durch ihre Glut fast erschreckt hatte, war nur noch ein Name, eine Erinnerung, eine leblose Hülle, die unter einem der geschmückten Altäre Neapels zur Ruhe gelegt worden, wo die Stürme und Unbilden des Lebens ihn nicht mehr erreichten.
Sie war so geisterhaft blaß geworden, daß Lcary auf sprang und nach Mathilde rief.
„Ihre Herrin ist sehr krank," sagte er hastig.