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Samstag dm 18 . August
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1894.
Gestorben: Privatier Ergenzinger, Eltingen; Generalagent Treiber, Stuttgart.
X Wir wollen sie nicht.
Daß kein Staat die persönliche Freiheit des Einzelnen so gering achtet, wie die große nordamerikanische Union, ist eine unerschüti erliche Thatsache, und kann durch zahlreiche Belege bewiesen werden. Voraussetzung hierbei ist natürlich, daß diese Achtung der persönlichen Freiheit und Selbstbestimmung den Amerikanern Nachteil bringt, denn wenn einflußreiche Leute drüben einen Vorteil wittern, so läßt die Regierung sie thun, was sie wollen. Auch dafür liegen zahlreiche Beweise vor in der drüben bestehenden Ringwirtschaft und schlechten Verwaltung zahlreicher Städte. Ringmänner und bestechliche Beamte haben mit Kniffen und Pfiffen ihre Taschen gefüllt. Was ihren Mitbürgern geschah, war ihnen verzweifelt glcichgiltig.
Aber praktisch, zur schnellen Verwirklichung praktischer Gedanken entschlossen sind sie doch, die Jankee's, und im Handumdrehen wird eine Maßnahme ergriffen, von welcher man sich die Abwehr eines Schadens oder auch nur von etwas Unangenehmem und Lästigem verspricht. In Europa besteht immer noch eine Zeitungsdebatte darüber, was mit den Mitgliedern der internationalen Auarchistenbande am besten anzufangen sei. Die Amerikaner sind kurz entschlossen, sie sagen einfach, sie wollen keine Anarchisten, sie führen eine scharfe Einwanderungskontrolle nach Anarchisten ein, und wer sich als Anarchist entpuppt, wird kurzer Hand auf sein Schiff zurückgebracht. Riskiert er ungeachtet dessen einen Versuch, in das Innere des »großen Landes der Freiheit" zu kommen, so gtebt es dafür, ohne daß der Mann etwas anderes begangen zu haben braucht, vier Jahre Gefängnis. Kein Staat hat bisher eine Gesetzesbestimmung, die so weit geht, wie diese in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo also jemand ohne alle Umstände mit einer harten Gefängnisstrafe belegt wird, wenn er nur sagt, er huldige anarchistischen Anschauungen. Sonst wird doch nur eine That bestraft, hier zieht man bereits eine Anschauung zur Verantwortung heran, aus welcher vielleicht eine That werden kann, aber nicht werden muß.
Der Amerikaner weiß, was Anarchtstenumtriebe bringen können, und deshalb geht er ohne alle Skrupel, ohne die mindeste Achtung der persönlichen Denkfreiheit dem Anarchismus zu Leibe.
Die Jankee's sind keine Gefühlsmenschen, verzichten auch, wie man sieht, auf ihre republikanischen Prinzipien sehr bereitwillig, wenn sie erkennen, daß ihnen daraus Nachteil erwächst. Europa grübelt und klügelt über Maßnahmen gegen die Anarchisten; drüben die Amerikaner sagen ganz einfach: Wir wollen diese Mordkerle überhaupt nicht. Mögen sie sehen, wo sie bleiben, sterben und verderben, zu uns kommen sie nicht herein.
Es scheint, als ob die Amerikaner mit ihremschroffen Vorgehen völlig das Richtige getroffen haben, wer mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln blind und toll auf die Vernichtung der heutigen Gesellschaft ausgeht, der darf sich nicht im Mindesten wundern, wenn ihm Gleiches mit Gleichem vergolten wird. Wer Thatm verübt, die an das Toben einer Bestie erinnern, der wird selbstredend wie eine Bestie verfolgt, hin- und hergehetzt werden, bis es mit ihm aus ist.
Und eine Anarchistenhetze im großen Maßstobe, ein Kesseltreiben dieser tollen und fanatischen Menschen mnßie ohne Zweifel entstehen, wenn olle Staaten dem Vorgänge der nordamerikanischen Union folgten. Wenn eine Republik solche Schritte ihut, haben die Monarchieen Europa'? doch wahrlich keinen Anlaß, sich groß zu genieren. Wir wollen diese Personen auch nicht, laßt sie sehen, wie sie fertig werden. Amerika nimmt Europa keine anarchistischen Verbrecher ab, Europa aber kann sich mit den Verzweif- lnngsprodukten des Anarchismus abmühen, die ans Amerika zu uns kommen. Ties sich gefallen zu lassen, liegt kein Anlaß vor. Fort, nur immer weiter fort mit dem Gesindel!
Und wohin am Ende? Es giebt im Weltmeere so manches Eiland, welches für dies Gelichter gerade gut genug ist. Ist es dort nicht zu bequem, was macht das? Lasse man die Anarchisten nur mit ihrer Hände hartem Fleiß sich ein mühsames Brod gewinnen, diese Menschen haben es wahrlich nicht bester verdient. Menschenfreundlichkeit und Milde haben ihren großen Nutzen, aber doch auch ihren schweren
Schaden, wenn sie gar zu sehr am verkehrten Orte angewendet werden. Und hier von weiten Humanitätsgedanken reden zu wollen, ist sehr, sehr unnütz. Mit milden Worten bessert man diese Tollhäusler nicht, sondern nur mit strengen Strafen!
Lav-esuachrichteu.
-n. Altensteig, 16. Aug. Wie sehr die Mahnung an gezeigt ist, beim Trinken aus Krügen vorsichtig zu sein, beweist ein kürzlich in einem unserer Nachbarorte vorgekommeuer Fall. Ein junger Mann nahm einen Schluck Most aus einem irdenen Krüg- lein, empfand aber sofort im Schlund einen stechenden Schmerz. In ganz kurzer Zeit schwoll der Hals des jungen Mannes inwendig und auswendig an, und er brachte kein lautes Wort mehr hervor. Auf ein sofort genommenes Brechmittel zeigte sich, daß er eine unbemerkt in den Most geratene Wespe mit dem Trunk verschluckt hatte, die ihn in den Hals stach. Schleunigst wurden ärztliche Mittel angewendet, um die Geschwulst zu vermindern, und diese wurden glücklicherweise vom besten Erfolge gekrönt; der junge Mann war bald außer Gefahr.
-o. Berneck, 17. Aug. Seit Anfang deS vorigen Monats befindet sich hier eine größere Anzahl von Luftkurgästen, von solchen, die schon seit mehreren Jahren regelmäßig einige Zeit hier verweilen und andere, die Heuer erstmals das friedliche Köllbachthal aussuchten. Alle aber fühlen sich wohl, und die reine, stärkende Tannenwaldluft bekommt ihnen äußerst gut. Täglich werden von den Gästen, wenn es die Witterung halbwegs gestattet, größere oder kleinere Wanderungen unternommen. Für hübsche Fußwege und geeignete Ruhebänke ist sehr gut gesorgt. Damit der Fremde sich immer wieder zurecht finden kann, ließ der Altensteiger Schwarzwaldverein in anerkennenswerter Weise überall die nötigen Wegweiser anbringen. Dennoch Härte Einsender dieses einen Wunsch an diesen Verein, nämlich die Anbringung von einigen Wegzeigern von der Bai er wühle an aufwärts nach Ettmannsweiler besorgen zu lassen. Eine Tour von hier nach Ettmannsweiler und von dort über Altensteig zurück ist für solche, die auch größere Wanderungen sich zutrauen dürfen, eine der lohnendsten. Ich hoffe, es bedarf nur dieser Anregung für den
KerzenswandMngen.
Roman von I. v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
»Aber was fehlt Ihnen, Jda? Warum sehen Sie mich so seltsam an?" fragte die Gräfin, sich Frau Delaware nähernd, die sortfuhr, von ihr zurück- zuwcichen. Sie wollte ihre Hand ergreifen, aber Jda entzog ihr dieselbe mit einem leisen Schrei.
»Rühren Sie mich nicht an!" ries sie. »An ihren Händen klebt Blut!"
»Blut?!"
Die Gräfin war fast ebenso bleich geworden, wie Jda selbst, als sie aus ihre Hand blickte.
»Was wollen sie damit sagen, Kind? Ich sehe kein Blut an meinen Handschuhen."
»Ich bin nicht Ihr Kind!" stieß Jda leidenschaftlicher hervor, als jenes Wort ihr Ohr traf. »Ich will nicht Ihr Kind sein!"
»Aber, Jda, was ist Ihnen?"
Die Gräfin sah Jda mit so deutlichem Schrecken und Erstaunen an, daß diese einigermaßen wieder ihre Fassung gewann. Die augenblickliche Aufregung legte sich, und sie erinnerte sich an die Notwendigkeit, sich der Welt und besonders dieser Frau gegenüber zu beherrschen. Vor allem durfte die Gräfin nicht ahnen, daß ihr eigenes Kind um das Geheimnis ihres furchtbaren Verbrechens wisse.
»Ich weiß nicht," stöhnte sie, in einen Stuhl sinkend, »ich glaube, ich befinde mich nicht ganz wohl. Rühren Sie mich nicht an, bitte — ich möchte allein sein."
„Aber, Jda, ihre Hände und ihreWangen brennen."
Denn wenn sie erst blaß gewesen, glühten jetzt Jdas Wangen in fieberhafter Röte.
»Kann ich nichts für Sie thun?"
»Ein Glas Wasser. Mathilde wird es mir reichen."
Das Wasser schien eine beruhigende Wirkung auf Jda auszuüben. Sie fetzte das Glas nieder und sah die Gräfin fragend an.
»Darf ich wissen, was Sie heute veranlaßt, mich mit ihrem Besuche zu beehren?" fragte sie.
»Ich wünsche mit Ihnen zu reden, Jda, ich hätte Ihnen sehr viel zu sagen."
„Und das wäre?" fragte Jda, ihr voll in das Gesicht sehend, während ihre Wangen wieder erbleichten.
»Vielleicht ist es besser, wir lassen die Sache heute ruhen," sagte dieGräfin zögernd. »Sie sind.kravk."
»Ich bin nicht krank," erwiderte Jda mechanisch. »Ich befinde mich vollkommen wohl. Sprechen Sie aus, was Sie mir zu sagen haben, aber schnell."
Die Gräfin wußte sich Jdas Benehmen, das ihr so ganz unähnlich war, nicht zu erklären.
„Setzen Sie sich zu mir, meine Liebe."
„Ich danke," erwiderte Jda kalt, „ich sitze hier sehr gut."
»Darf ich dann meinen Stuhl näher an den Ihrigen rücken?"
»Wenn Sie wollen."
Zu ihrem Erstaunen sah die Gräfin, wie Jda zurückwich und schauderte, als sie ihre Hand in die kalte, kleine Hand legte, welche im Schoße der jungen Frau ruhte.
„Jda, Sie sind unglücklich," begann Sie sanft.
»Ja, Sie sagen jetzt die Wahrheit, ich bin unglücklich, so unglücklich, daß der Tod mir ein willkommener Erlöser aus meinem Elend sein würde."
»Ihr Gatte ist auch unglücklich!"
„Ich glaube es. Ich würde es durchaus nicht befremdend finden, wenn eres wäre!" erwiderteJdakurz.
»Aber das sollte nicht sein, Jda," sagte die Gräfin ernst.
»Ist in der Welt irgend etwas, wie es sein sollte ?" war Jdas fast zornige Antwort.
„Jda, ich bin älter, wie Sie. Ich habe länger in der Welt gelebt und habe nützliche Erfahrungen gemacht."
„Ja," bebte es spöttisch von Jdas Lippen, „Ihre Erfahrungen müssen merkwürdig und vielfältig gewesen sein. Sie haben ein ereignisreiches Dasein geführt, Fra« Gräfin Avioli."
„In der That, Jda, vielleicht ereignisreicher, wie Sie sich vorstellen."
»Wie können Sie wissen, wie unbegrenzt mein Vorstellungsvermögen sein mag?"
Die Gräfin schien betroffen.
»Ich verstehe Sie nicht, Jda," sagte die Gräfin.
»Das ist nicht überraschend."
»Aber," fuhr die Gräfin fort, »ich habe mit Bedauern gesehen, wie Sie und Ihr Gatte nach und nach sich voneinander entfremdeten. Wie kommt das, Jda? Was hat diese Entfremdung zwischen Ihnen herbeige- führt nnd genährt?"
Mit fieberhaft brennenden Wongen und funkelnden