Erscheint Dienstag Donners­tag und iramStag.

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Man aionniert auswärts auf dieses Blatt bei den Postämtern und Postboten.

Samstag dm 28. Juki

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiz f. Mtensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8-A bei mehrmol je «

auswärts j- 8 ^ die Ispalt-Zeile

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1894.

Infolge Ausbruchs der Moul- und Klaueifiuche in Egenhausen und Fünfdronn ist die Abhaltung des Viehmarkts in Alteusteig am SL. ds Mts. untersagt und die Verladung von R ndo eh, Schweinen und Schafen ans der Eisenbahnstation Altenstcig zu nächst aus 14 Tage verboten worden. Desgleichen ist auf dieselbe ZeÜdauer das Treiben von Rindvieh, Schweinen und Schafen über die Markungsgrenzcn hinaus in den Gemeinden Egenhausen, Walddorf, Altensteig-Stadt, Spielberg, Bösingen, Fünfbronn und Simmcrsfüd verboten, jedoch von diesem Verbot die Benützung von Vieh zur Feldarbeit auf angrenzenden Markungen ausgenommen worden.

Wegen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in BaierS- bronn ist auch der Mehv-rkehr auf dem Bahnhof Freudenstadt untersagt worden.

Gestorben: Georg Härle, Landtagsabgeordneter, Heil­bronn; Weber, Justizreferenbär, Hall; Ochsenwirt Lörcher, Höfen a. Enz.

D Bor hundert Jahre».

Am 28. dieses Monats sind hundert Jahre der gangen, seit in Patts ei« Mann das Blutgerüst bestieg, der zuvor Tausende seiner Widersacher denselben Weg hatte gehen lasten: Maximilian Robespierre.

Als Mann der Phrase hatte er es verstanden, sich bekannt zu machen; einige glückliche Prozesse, die er als Advokat durchsocht, vermehrten seinen Ruf und so wurde Robespierre 1789 in die National­versammlung gewählt. Hier machte er sich zum An­walt der breiten Masten des Volkes, desPariser Pöbels", der damals schon einen bedeutenden Ein­fluß auf das Parlament ausübte; er wurde Präsident desJakobtner-KludS" (so genannt nach dem Ja­kobiner Kloster, in dem er anfangs seine Versamm­lungen abhielt). In dieser Stellung überflügelte er bald alle übrigen republikanischen Parteiführer an Einfluß.

Eia verschwommenes Ideal von Freiheit und ausgebildkte Herrschsucht waren die Triebfedern aller seiner Thaten. Dabei lag ihm nichts ferner als Prinzipientreue, «Nd so geschah es, daß dieser Mann, dem die Geschichte den Beinamen des Bluthundes gegeben hat, im Mai 1791 eine donnernde Rede gegen die Todesstrafe hielt. Er führte darin aus: ein Erwachsener, der ein Kind umbringe, erscheine als

ein Unmensch; so begehe auch die Nation, die einen wehrlosen Angeklagten köpfen lasse, einen feigen M-uchelmord. Zwar behielt die Nationalversamm­lung die Todesstrafe bet; die Ausführungen in der Rede Robespieres aber bilden eine schreckliche Illu­stration zu seinem späteren Auftre en.

Im Januar des Jahres 1792 machte die könig­liche Familie den Versuch, der Revolution durch eine Flucht in das Ausland zu entrinnen. Dieser Versuch scheiterte an der Unentschlossenheit des Königs. Robes­pierre benutzte diese Thatsache, die das Schwächegefühl des Königtums in erschreckender Deutlichkeit verriet, um seine eigene Volkstümlichkeit zu erhöhen. Er don­nerte in der Kammer gegen den König und die Re­gierung und stachelte den Fanatismus des verhält­nismäßig kleinen Häufleins der radikalen Jakobiner aufs äußerste an. Diese gewannen nach und nach unter Robesplerres Leitung vollständig die Oberhand und die Wahlen zum Nationalkonvent fielen blutrot aus. Um den König «nd seine Familie war es ge­schehen! Derselbe Robespierre, der im Mi 1791 gegen die Todesstrafe gedonnert hatte, schickte 1793 den König und die Königin auf die Guillotine. Ludwig Capet muß sterben", sagte er,weil das Vaterland leben muß."

Mit diesem schrecklichen Schritt hatte Robespierre alle Brücken hinter sich abgebrochen; er mußte nun auf der Blutbabn weiter fortschreilen, wollte er der von ihm entfesselten Furie nicht selbst zum Opfer fallen. Und so wurden denn die Mastenmorde syste­matisch und in verstärktem Maße fortgesetzt. Tausende und abermals Tausende in Paris und in den Provin­zen fielen unter dem Messer" der Guillotine, selbst Robespierrcs ehemalige Freunde Hebert, Danton, Desmolins wurden geopfert. Niemand mehr fühlte sich seines Lebens sicher, und so unternahm es der Abgeordnete Tallien, am 9. Thermidor (27. Juli) im Konvent den Antrag zu stellen, daß Robespierre in Anklagezustand verfitzt werde. Dieser Antrag befreite aller Brust Als Robespierre sich verteidigen wollte, schnitt ihm ein betäubender Lärm das Wort ab. Er wurde sodann mit seinen Haupthelsershelfern St. Just «nd Cou-Hon verhaftet und nach einem mißlungenen Versuch seiner Freunde, ihn zu befreien, am nächsten Tage mit 21 seiner Genosse» guillotiniert.

Der 10. Thermidor zeigte das Ende der Schreckensherrschaft in Frankreich an. So schrecklich die Blutzeit war, so häßlich war die Zeit der Reaktion und bald kam der Mann, der die Früchte der großen Revolution fast allein für sich erntete. Mit dem RufeNieder mit den Tyrannen!" hatte der Pariser Pöbel die Hinrichtung Robespierres begleitet. Ein anderer Tyrann, derKleine Korporal" war schon in Antnarsch «nd bald jauchzte diesem dieselbe Menge zu, die alle Tyrannen hatte vernichten wollen.

Hundert Jahre sind jetzt seit jenen gewaltigen Vorgängen vorübergegangen. Die Geschichte sieht die Dinge ruhiger an, als die jeweiligeMitwelt." Die Geschichte hat aber auch die Aufgabe, Lehrerin zu sein. Ob sie diese Aufgabe in umfassender Weise erfüllt? Ob es viele geben mag, die sich belehren lasten wollen?

Laudesuachrichte».

* Alten steig, 27. Juli. Am Jakobifeiertag hielt der Schwarzwald-Verein, BezirkSverein Alten- stetg. seine jährliche Hauptversammlung in der Bahn­hof-Restauration. Nachdem Herr Oberförster Weith zum Vorsitzenden der Versammlung bestimmt worden war, wurde vom Kassier, Hrn. Kameralamtsbuchhalter Lang der Rechenschaftsbericht vom letzten Jahr vor- getragen. Die Einnahmen beziffern sich auf 1202 M. 36 Pfg., die Ausgaben üuf 1238 Mk. 43 Pfg., vom Ueberschuß aus früheren Jahren ist noch ein Bar­bestand von ca. 100 Mk. vorhanden. Die Ausgaben rühren in der Hauptsache von der Erstellung des Egenhauser AussichtsturuteS, der Erbauung der Non­nenwaldhütte lzu der übrigens Herr Waldhornwtrt Graf in Berneck einen ansehnlichen Beitrag gegeben hat), der Anbringung von Wegweisertafeln, deren es jetzt annähernd 300 sind und von den Kosten des vorjährigen Hauptfestes des württ. Schwarzwald­vereins her. Der BezirkSverein Altensteig zählt jetzt 140 Mitglieder, davon find in letzter Zeit neu etn- geircte» 42, ausgetreten durch Tod 2; unter dem Mit­gliederstand figuriert Ebhausen mit 26, Nagold mit 19, Egenhausen mit 9 Mitgliedern. Der seitherige Vorstand, Herr Stadtschultheiß Welker, hat seine Vor standstelle niedergelegt. Für die langjährige er-

KerzenswcmdLungen.

Roman von I. v. Böttcher.

(Fortsetzung.)

Das Gesicht in den Händen verborgen, achttos auf die dahinschwindenden Stunden, saß Jda in ihr trauriges Grübeln verloren. Es war ihr erstes Erwachen zum Kummer ihre erste Erfahrung in der Welt, wo die Schale der Freude selten ganz un­gemischt mit der Bitterkeit des Schmerzes uns ge­reicht wird, und es war umso niederschmetternder und unaussprechlicher für das verwöhme Kind des Glückes, besten Leben bisher dahingeglttten war, wie ein un­getrübter Sommermorgen.

Zum ersten Male kam ihr der wilde verwegene Wunsch, der so oft seinen Weg über die Lippen man­ches Pilgers auf dieser mühseligen Lebensbahn findet:

Ich wollte, ich könnte sterben und im Grabe Ruhe finden. O, könnte ich nur sterben!"

Der Schall von Reginalds Schritten im Haus- gange weckte sie aus ihren Betrachtungen. Sie fuhr auf »nd blickte verwirrt um sich, als wollte sie fliehen und sich vor ihm verbergen.

Ungeachtet ihrer Behauptung, daß sie Giuseppe Autonardis Erzählung keinen Glauben schenke, hätte sie doch uw küren Preis haben wollen, daß Reginald seine beschimpfende Anklage erfahren möchte. Es war ein Geheimnis, und komme, was da wolle, es mußte für ihn ein Geheimnis Kletten.

Jda, mein Liebling," lief Telamare besorgt

aus, als sein Auge üuf ihr bleiches Gesicht und ihre geröteten Augen fiel,was fehlt dir? Was ist vor- gesallen?"

Nichts das heiße ich weiß es nicht, Reginald," schluchzte sie, ihren Kopf an seine Schulter lehnend.Ich glaube, ich bin ermüdet, das ist alles."

Ermüdet? Ja, das glaube ich gern," sagte er beruhigend.Die vielen Vergnügungen haben dich erschöpft; wir müssen künftig sorgsamer sein. Warst du den ganzen Morgen allein?"

.Ja."

Sie sprach die Lüge mit zusammengepreßten Lippen und niedergeschlagenen Augen.

Also niemand war hier? Weder der Juwelier wegen der Brillanten, noch Dumarte mit den Photo, graphten?"

Nein, Rex, niemand."

Gut, dann mache dich zu einer Spazierfahrt bereit. Du bedarfst der frischen Luft »nd hernach der Ruhe. Soll ich Mathilde rufen?"

Bitte, ja, Rex."

Mathilde war nicht in Jdas Schlafzimmer, son­dern in deren Ankleidezimmer, mit einer Handarbeit beschäftigt.

Gehen Sie zu Ihrer Herrin, Mathilde," sagte er.

Dos Mädchen erhob sich und legte die Ar­beit beiseite.

Ist der Besuch fort, der bei Madame war?" fragte sie.

Welcher Besuch?"

Jener Mann."

Meine Frau hatte heute morgen keinen Besuch, Mathilde."

Das Mädchen sah ihn betroffen an. Sie selbst hatte ja den Fremden bei Madame etngeführt, aber fie war zu sehr Pariserin, um auf etwas zu bestehen, was Madame zu verheimlichen wünschte.

Pardon, Monsieur," sagte fie,ich irrte mich. Natürlich, es war ja niemand hier."

Mit diesen Worten trippelte sie davon, um dem Befehle ihrer Herrin Folge zu leisten, während Regi­nald nach einer momentanen Verwunderung über des Mädchens Irrtum, die Zeitung aufnahm, die Achilles soeben gebracht hatte.

11 .

Madame Avioli saß im Empfangszimmer, Frau Delamare erwartend, als diese von ihrer Ausfahrt heim kam. Sie erhob sich, als Jda, beide Hände zum freudigen Willkommen ihr cntgegenstreckend, auf sie zueilte.

Ah, meine Teuerste," sagte Madame Avioli lächelnd,ich habe lauge auf Sie warten müssen? Wie, Sie wollen mir einen Kuß geben?"

Ich möchte es gern," bat Jda, ihr die roten Lippen hinhaltend.Ich verlange stets danach, Leute, die iS liebe, zu küssen."

Und Sie lieben mich, ist es so?"

Ja. das thue ich in der That. Wollen Sie nicht Platz nehmen?"

Die Gräfin setzte sich und blickte Jda aufmerk­sam in das Gesicht.