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de« Grafe» Zeppelin, Dr. Steiner au« Stutt­gart, hielt aber dir Durchführung einer Fest­stellung» klage bei den österreichischen Gerichten für schwierig und durchaus unnötig, da die Rechts­lage vollständig klar fei. Die Flucht in die Oeffentlichkeit unterblieb damals leider. Wen» ein rechtlicher Anspruch Vorlage, würde er in den langen Jahren wohl geltend gemacht worden fein. ES ist bedauerlich, daß es gewissen Machenschaften immer wieder gelingt, der unwahren Behauptung, Graf Zeppelin habe wesentliche Teile seiner Konstruktion von der Erfindung des Obstreicher« David Schwarz übernommen, immer wieder ne« auflebr» zu lassen."

Pforzheim 12. Sept. (Milchkrieg.) Der Aufschlag von 22 auf 24 ^ per Liter, der vielfach als unbegründet angesehen wird, hat hier namentlich in A beitel kreisen böser Blut gemacht. Doch kam der Aufschlag so schnell, daß die Or­ganisationen vorerst keine Gegenmaßregeln er­greifen konnten. Jetzt aber ist dem Stadtrat ein Antrag zugegangev, er möge, so wie es die Fabrikstadt Lahr getan hat, für den Verkauf von kondensierter Milch an verschiedenen Plätzen der Stadt Rechnung tragen. Auch werden die Kon­sumenten aufgrfordert, den Verbrauch der frischen Milch zu beschränken und wo krine kleinen Kinder vorhanden sind, ganz einzustelleu, um der ewigen Preistreiberei endlich einmal die Spitze zu bieten.

Gotha 12. Srpt. Da» Luftschiff Schwaben" ist heute morgen 7 10 Uhr vom hiesigen Luftsch.ffhafen au» mit 8 Paffagieren an Bord unter Führung von Dr. Eckener zur Fahrt nach Düffeldorf aufgestiegen. Es hat die Richtung EisrnachKassel eingeschlagen.

Mailand 10. Sept.Sccolo" veröffeut licht ein Interview mit Toselli, dem Gemahl der ehemaligen Prinzessin Luise von Sachsen. Toselli gibt darin seiner Entrüstung über die Veröffentlichung der Memoiren Aurdruck und schildert seine ersten Zwistigkeiten mit seiner Frau. Er ist unwiderruflich entschloss », sich von ihr gesetzmäßig zu trennen und du chzusetzrn, daß ihm sein Kind wiede-gegekes wird.

Catania 12. Sept. Der Direktor des Observatoriums auf dem Aetna teilt mit: In der letzten Nacht bildeten sich neue Eruptions- öffnungen. Die oberen Oeffnungen speien Rauch und die beiden unteren, die sich am mittleren Aetna in einer Höhe von 1800 m befinden, stcßen Lava au?. Ein breiter, schnell- fließender Lavastrom dringt in den Wald von Castigliove und die Weinberge von Rovetello ein. Da» Felsgelände von Ragabo wird infolge de» Erdbebens brüchig. Die Erdstöße haben seit gestern abend beträchtlich nachgelassen.

Schwäbischer Ueberlanbslug.

Stuttgart 12. Sept. Wir haben be­reits erwähnt, daß der Nachrichtendienst im Ueber- landflug nicht so beschaffen war, wir rr hätte sein können. DarNeue Tagbl." stellt fest, es habe außer den bereits auch von uns mitgeteilte« Tat­

sache» keine weitere» Ergebnisse erfahren können, weil die Telephonstelle in Weil aufgehoben war und auf dem Flugplatz Ulm die Sportsleitung Mitteilen ließ, sie habe keine Zeit dazu, Auskünfte zu erteilen. Die Flieger, die über die Alb gelangt find, sagen übereinstimmend au», daß ihnen die Ueberquerung der Alb außerordentlich schwer geworden sei. Man habe 121500 Meter und noch höher aufsteigen müsse», um die Steil­abhänge und Schluchten der Alb zu überwinden. Der dadurch entstandene Aufenthalt habe durch- grheuds viel Benzin gekostet, wa« größtenteils zu den häufigen Notlandungen die Veranlassung gab. Die Flieger hoffen, morgen in dem leichteren Gelände zwischen Ulm und FriedrichShafrn bessere Leistungen zu erzielm. Graf Z-pprlin wird morgen abend '/s9 Uhr den Fliegern und son­stigen am Schwabrnflug beteiligte» Persönlich­keiten im Kurgartenhotel ein Festessen geben.

Ulm 12. Sept. Da« heutige Schau­fliegen anläßlich de« Schwäbischen Ueberland- flugr» war von dem herrlichsten Wetter begünstigt. Es herrschte fast vollkommene Windstille. Extra- züg; brachten eine ganze Völkerwanderung in die Stadt. Allein von Heidenheim waren 4000 Per­sonen angemeldet, darunter 2000 Arbeiter der Voith'schen Maschinenfabrik. Die Zahl der Zu schauer, die sich verteilt hatte» auf den nahen Safranberg, auf das bayerische Ufer und die den Exerzierplatz auf der Westseite umsäumten, wird auf 50 000 bi» 60 000 geschätzt. Zum Flug bereit waren zwei Etrich-Rumpler-Tauben mit Hirth und Vollmöller, drei Grade-Eindecker mit Schall, Nölle und Röver, ein Harlan- Eindecker mit Hoffman», ein Aviatik-Eindecker mit Jeanni», und Hanuschke mit seinem selbst konstruierten Apparat. Punkt 5 Uhr wurde die rote Flagge aufgezogen. Schall machte drei­mal de« Versuch in der Luft zu bleiben, e» ge­lang ihm aber nicht. Dann folgten sämtliche ande­ren sieben Flieger. Im ganzen wurde über 20mal gestartet. Hanuschke blieb am längsten in der Luft mit 57 Minuten Flug auer. Er wurde auch am meisten gefeiert, zumal der jugendliche bescheidene Flieger von vornherein durch seine Persönlichkeit sich alle Sympathien eroberte. Unsere Landsleute Vollmöller und Hirth erreichten die größte Höhe bis zu 1500 Meter über dem Boden. Der Anblick der Flieger war unbeschreib­lich schön. Zeitweilig waren 4 oder 5 Flug­apparate zu gleicher Zeit in der Luft. Da» Summen der Propeller in der Luft uud die lauten Jubelrufe auf der Erde hörten nicht auf. Zum Schluß widerfuhr leider Schall, der noch­mal» auszvsteigen versuchte, ei« kleine« Miß­geschick. Beim Niedergehen brach ihm ein Rad und eine Tragfläche wurde beschädigt. Schall selbst blieb unverletzt. Nach 6 Uhr kam die Nachricht aus Reutlingen, daß Lindpaintner um 6.14 Uhr dort aufgestiegen sei. Hoffman» wollte ihm entgegenfliege», mußte aber wegen des nahenden Schlußtermins um 7 Uhr davon absehrn. Lindpaintner landete 7.16 Uhr glatt. Das Publikum verhielt sich tadellos. Nicht eine einzige Störung, auch kein Unfall war zu ver­

zeichnen. Die Sanitätskolonne hatte nur bei sieben leichteren Fällen in Aktion zu trete».

Vermischtes.

(Der Eindruck der Toselli- Memoiren.) I» Dresden, der sächsischen Hauptstadt, haben die Memoiren der Madame Toselli nur wenig Beachtung gefunden. Die Dresdener Blätter haben von der ganzen Ver­öffentlichung de»Matin" kein Wort gebracht. Ebenso wird die Buchausgabe in Dresden wenig Verbreitung finden, da ein großer Teil der Buchhändler unter sich vereinbart hat, den Ver­trieb de» Schundes vollständig auSzuschließen. Im weiteren Verlauf ihrer Memoiren erzählt die Toselli von den Ereignissen beim Tode König Albert». König Georg habe e» eine kindische Freude bereitet, sichMajestät" nenne« zu hören, in den ersten Tagen seiner Ernennung habe er fortgesetzt allerlei Befehle erteilt, nur um den geliebten Titel immer hören zu können! Durch die Naivetät, mit der die Toselli solche Dinge erzählt, gewinnt man die Ueberzeugung, als ob sie e» mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt. Die Prinzessin Mathilde wird als starke Biertrinkerin verhöhnt. Einen außerordentlichen breiten Raum in den Memoire» nimmt die Er­örterung der Etikettefrage» ein.

(Heiße Sommer, gute Weine.) Der letzte Samrtag war der 63. Sommertag dieses Jahre«. Die meisten Sommertage hatte das Jahr 1865, nämlich 103, dann folgen 1868 mit 92, 1834 Mit 88, 1846 mit 86, 1904 mit 51, 1895 Mit 50, 1907 Mit 48, 1811 mit 47 und 1900 mit 46 Sommertagev. Der heißeste Jahrgang war 1865 mit 3 heißen Monaten: Mai, Juli, September. Wie Heuer, so waren Juli und August heiß auch in den Jahren 1803, 1807, 1826, 1834, 1846, 1857, 1859, 1868. Auch das erste Drittel de» heurigen September» ist der ununterbrochenen heißen Periode zuzuzähle«. Hiedurch unterscheidet sich der Sommer 1911 von allen Sommer» de» ver­gangenen Jahrhunderts. Die beste» Wein- quolitäten lieferten die Jahre 1811, 1822, 1834, 1846, 1865, 1868, ihnen schließen sich an mit einem Wein zweiter Qualität die Jahrgänge 1893, 1900, 1904, 1907. Soweit die Sonne in Betracht kommt, sollte der 1911er sich mit den besten Qualitäten der letzten 100 Jahre messen können.

«eNameteil.

Die Leser finden in der heutigen Nummer eine Anzeige, die den Bezug der Rheinischen UrrioN'BriketS" empfiehlt. Wer schon Gelegenheit hatte, dieses Fabrikat zu erproben, kann sich der Empfehlung nur anschließen. Die Rheinischen Union-Brikets sind wesentlich billiger als Kohlen, außerordentlich sparsam im Verbrauch, verbrennen geruchlos und ohne Schlacken; die Heizkcaft wird voll ausgenutzt. Sowohl für den Küchenherd wie für den Salonofen gibt eS kein besseres Brenn­material als Unton-BriketS. Die Hausfrau, welche erst einmal Union-Biikeis bezogen hat, wird sie nie mehr entbehren wollen.

Wrivatanzeigen.

Kkjirks-Hsndkls- °. Gewerbenem« Calw.

Am Montag, den 18. September, ist ein

vereinraurfiug nach Reutlingen

beabsichtigt, wozu wir unsere verehrltchen Mitglieder frenndlichst einladen.

Abfahrt in Calw 6.10 Uhr. In Reutlingen Besichtigung des Technikums für Textilindustrie, Spinnerei U. Gminder, wenn möglich noch Papierfabrik Laiblin, Pfullingen. Freie Fahrt nach Reutlingen und zurück.

Anmeldungen zum Ausflug wollen sofort bei dem Unterzeichneten und bei Kassier Serva gemacht werden

Anmeldungen zum Buchsührungskurs werden noch entgcgengenommen.

Der Vorstand.

K. Zahn, Uhrmacher.

Von Lvr LvLsv

vr. kritr kozenkeltl, ÄultzArl

Zperialarrt kllr l.ungon- unä llerrstrankbeiten. flöntgonuntorsuvsiung.

^.UAUstknstr. 4. Lprsebst. 121, 35. l'el. 2683.

IVliiiSilunA.

Zur gefl. Kenntnisnahme, -atz ich ab 1. Oktober I. nur noch die Privatpraxis, und zwar

im ganzen Bezirk

auSüben werde, und empfehle mich zu allen in das Hoch- und Tiefbaufach einschlagenden technischen Arbeiten.

Gberamtrbaumrift« Lohler.

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