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Donnerstag den 8. März

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreis f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmol.

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auswärts je 8 ^ die 1spalt.Zeile

1894.

Das K. Oberamt Ealw erläßt folgende Bekanntmachung: Um die Lücken, welche die Futtcrnot in den Viehstand gerissen hat, thunlichst wieder zu ergänzen, wird im Laufe des Frühjahrs, sobald die Futter-Verhältnisse dies gestatten, ein gemeinsamer An­kauf von Kühen und Kalbein für den hiesigen Bezirk erfolgen. Staatliche Unterstützung hiefür steht in Aussicht und ein weiterer Zuschuß zu den erwachsenden Kosten wird vom landwirtschaft­lichen Bezirksverein geleistet werden. Ferner wird Fürsorge ge­troffen werden, daß den bedürftigeren Leuten der Kaufpreis un­verzinslich auf Verlangen angeborgt wird. Hienach werden die Bezirks-Angehörigen auf diesem Wege am billigsten und besten ihren Viehstand wieder zu ergänzen vermögen. Um so dringen­der wirb davor gewarnt, schon jetzt wie es da und dort vor­gekommen sein soll minderwertiges Vieh zu verhältnismäßig hohem Preis einzustellen, zumal da hiedurch die Viehzucht auf lange Zeit hinaus geschädigt würde.

U ebertragen wurde die Schulstelle in Büchelberg, Bez. Oehringen, dem Schullehrer Wolf in Oberreichenbach, diejenige in Röthenbach, Bez. Calw, dem Unterlehrer Zimmermann in Aalen-

In den Ruhestand versetzt wurde Schullehrer Beutel­spacher in Liebenzell.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 2. März. Zweite Lesung des Militär­etats. Bebel (Soz.) wendet sich gegen das Hazard- spiel in der Armee und spricht über das Eindringen militärischer Anschauungen in die bürgerlichen Ver­hältnisse und «nter Anführung einzelner Fälle über die Benachteiligung solcher Soldaten, die im Verdacht der Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie stehen. Es bestehe in dieser Beziehung ein weitgehendes Uebcr- wachungssystem. Vom Präsidenten unterbrochen, er­innert er an die Aeußerungen des höchsten Kriegs­herrn, worin ausgesprochen wurde, daß er nur Sol­daten brauchen könne, die dasVaterunser" beten. Da seien also Juden und Atheisten ausgeschlossen, das widerspreche der allgemeinen Rechtsgleichheit. Kriegsminister v. Bronsart weist die Behauptung zurück, daß die hannoversche Reitschule ein Spielklub sei. Das sei eine ungerechte Uebertieibung. Mit großer Schärfe wendet er sich gegen die Behauptung, daß zu großer Luxus, ein Gigerltum in der Armee herrsche. Luxus fei es, die Zeit des Hauses mit solchen Dingen in Anspruch zu nehmen. (Lebhafter Widerspruch.) Redner bespricht die einzelnen von Bebel angeführten Fälle, speziell den Fall Oppen­heimer in Straßburg und resümiert dahin, daß man einen erklärten Sozialdemokraten nicht zum Vor­

gesetzten machen könne. Rösike (wild-liberal) ver­langt die Qualifikation zum einjährig-freiwilligen Dienst für die Volksschullehrer, die sich durch den sechswöchentlichen Dienst als gewöhnliche Soldaten herabgesetzt fühlen. Der Kriegsminister antwortet, die Kriegsverwaltung stimme im Prinzip völlig mit dem Wunsche des Vorredners überein.Ich per­sönlich bin überzeugt, daß die Volksschullehrer mit ihren vortrefflichen Eigenschaften ein sehr gutes Sol- datenmoterial, besonders in Kriegszeiten, abgeben wer­den." Der Kriegsminister hat sich wegen dieser Frage mit dem Kultusministerium, welches die Lehrer nicht ohne weiteres entbehren kann, ins Einvernehmen ge­setzt. Wir werden eine gewisse Uebergangszeit brauchen. Auf Anfrage Rickerts antwortet der Kriegs- mivister, er habe den Entwurf einer neuen Militär- Strafprozeßordnung bei seinem Amtsantritte fertig vorgefunden, doch müsse der Entwurf noch verschiedene Statien durchlaufen. Genau könne der Kriegsminister nicht angeben, wann der Entwurf dem Reichstag zu­gehen wird. Weiß-Erlangen (freis. Volksp.) und H asse-Leipzig (nat.-lib.) plaidieren eingehend für Verbesserung der Stellung der Volksschullehrer im Heere»

* Berlin, 3. März. Zweite Lesung des Milt- täretats. Die Weiteröeratung des Ordinariums wird ausgesetzt, die Beratung des Extraordinartums hat begonnen. Podbielski erklärt namens der Kon­servativen, daß dieselben mit Rücksicht auf tsie uner­freuliche wirtschaftliche Lage des Landes am Extra- ordinarium Abstriche machen müßten. Richter (freis. Volksp.) erklärt, er hätte noch mehr Abstriche gewünscht, namentlich bet Kirchenbauten und Kasernen, er wolle aber mit Rücksicht auf den Zeitmangel für die Erledigung des Etats und weil eine Aenderung der Kommisstonsbeschlüsse nicht erwartbar sei, von Anträgen auf weitere Abstriche absehen. Ohne erheb­liche Debatte werden gestrichen: die Raten für Neu­bauten von Kasernen rc. in Langenfuhr, Arys, Tilsit, Brandenburg an der Havel, Torgau, Glogau, Schweidnitz, Hamburg, Zelle und der Neubau der Garnisonskirche in Breslau. Bei dem Kasernenba« in Karlsruhe empfiehlt der Kriegsminister dringend deren Bewilligung. Die Militärverwaltung habe nur das Allerdringendste gefordert, es handle

sich doch um ein menschenwürdiges Unterkommen für die Söhne des Landes. Der Titel wird gemäß dem Kommisstonsantrag gestrichen, ebenso die Forderungen für die Kaserne in Riesenburg. Bei dem Titel Er­werbung eines Truppenübungsplatzes für das 8. Armeekorps weist Prinz Arenberg (Zentr.) auf die Befürchtungen hin, welche der Platz namentlich auch in Belgien hervorgerufen. Der Krie gsminister erklärt, es handle sich keineswegs um einen Platz für ein bedeutendes Lager an einem strategischen Punkte, sondern lediglich um einen Platz für die technische Ausbildung der Truppen an einer Stelle, wo Flur­schäden möglichst vermieden werden können. Be­festigungswerke werden gar nicht angelegt. Bedenken, die namentlich in belgischen Blättern als wahre See­schlange ausgetreten, rühren von Strategen vierter Güte her. (Heiterkeit.) Der Titel wird bewilligt. Die Beratung der Position für einen Neubau deS Generalkommandogebäudes in Metz wird mit Rück­sicht auf die schwache Besetzung des Hauses von der heutigen Tagesordnung abgesetzt, der Rest des Extra- ordinariums gemäß den Kommisfionsanträgen erledigt. Die Beratung wendet sich nunmehr zurück zum Ordi- narium. Beim Kapitel Militärjusttzverwaltung be­antragt die Kommission eine Resolution, worin um eine Statistik der von Militärgerichten abgeurteilten Strafsachen ersucht wird. Marquardsen (natl.) hofft, daß bei der Reform der Militärstrasprozeß- ordnung die Grundlage des allgemeinen Strafgesetz­buches maßgebend sein werde. Gröber (Zentr.) befürwortet die Oeffentlichkeit in der Militärgerichts­barkeit, die Resolution verlange durchaus nichts schwer Durchführbares. Der Kriegsminister entgegnet, da sich die Militärstrafprozeßordnung im Stadium der Vorbereitung befinde, könne er nicht darüber sprechen, er würde nur eine solche vorlegen, die unter allen Umständen die Aufrechterhaltung der Disziplin im Frieden und im Kriege verbürgt. Alles übrige sei für ihn nichtig. (Beifall rechts.) Lenz mann (freis. Volksp.) weist darauf hin, daß das Bestehen der Militärstrasrechtspflege aus einer absolutistischen Zeit komme. Der Angeklagte müsse doch bet der Verhandlung zugegen sein. Im Militärstrafprozeß muß die Verteidigung eingeführt werden, auch das Beschwerderecht muß durchgehends geändert werden.

VLLrboris. rsZlÄ-

Roma» von H. von Ziegler.

(Fortsetzung.)

Lassen wir das, Frau von Lützow. Ich quäle meine Freunde nicht gern mit langen Tiraden über mein inneres Leben; es muß ja Unbeteiligten lang­weilig werden, aber ich wollte Ihnen beweisen, daß ich auch ohne Adas lauten Gram und Schmerz jenes Gefühl kennen lernte, welches die Dichter besingen. Um von etwas anderem zu reden, reiten wir etwa heute nachmittag zusammen aus?"

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Die Winterszeit ging vorüber, Ostern rückte heran und im Freien begannen die Schneeglöckchen zu klingen und die Veilchen un erm Moose hervorzu­sprießen, als etwa acht Tage vor Viktorias Hochzeit ein kleines rosa Briefchen von der Hohenburg einlief. Es war ein einziger Jubelruf von Ada und lautete:

Meine geliebte, teure Viktoria! Wie ich Dir alles schreiben und erzählen soll, weiß ich nicht; es schwindelt mir vor den Augen, ich glühe im Kopfe und bin doch gesund und frisch wie ein Fisch im Wasser. Und dennoch ist etwas anders gewor­den, was ich eigentlich ohne Herzklopfen noch gar nicht begreifen kann! Aber ich will dir ganz ordentlich der Reihe nach erzählen, wie alles kam. Nachdeu; ich von euch weg und wieder zurück auf der stillen Hohenburg war, kam mir alles so still Md öde und herzbrechend vor. Wenn Papa auf

dem Felde, Mama in der Speisekammer war, lief ich meist wieder in mein Stübchen und weinte mich tüchtig aus, denn ich hatte ja niemand, mit dem ich über B ..... . und alle die dortigen Be­kannten plaudern konnte. Ach, wie hübsch war's, so nach dem Balle am nächsten Morgen alles noch­mals durchzuleben und auf dem Eise zu laufen beim Klange der Musik. Hier gab's nichts der­gleichen. Der Schloßtümpel war allerdings fest­gefroren, aber sollte ich ganz allein darauf umher­kutschieren? Das gefiel mir nicht. Papa und Mama haben gewiß oft die Köpfe geschüttelt über ihr undankbares, unzufriedenes Kind und eingentlich wollte ich auch wenigstens der Mama sagen, nach wem ich so am meisten Sehnsucht hatte, doch immer wieder erstarb mir das Wort auf den Lippen und stumm wie ein Fisch saß ich da. Es mag für die Eltern verzweifelt langweilig gewesen sein. Eines Tages, nämlich gestern vor Tische, sitze ich in meinem Stübchen wieder so recht trübselig und ganz verweint und denke au allerlei, zählte auch die Tage bis zu deiner Hochzeit, als plötzlich ein Wagen in den Hof fährt. Draußen war das herrlichste Frühlingswetter, die Sonne schien strahlend, die Vögel zwitscherten und im Garten dufteten Hyacintheu und Tulpen um die Wette. Bei dem Wagenrollen fängt auf einmal hier links mein Herz an zu pochen, daß ich gar nicht weiß, weshalb eigentlich; natürlich fliege ich ans Fenster, öffne es und wäre beinahe vor Uebe.raschung und Entzücken hinausgefallen; rate nur, wer soeben,

glücklicherweise ohne mich zu sehen, ausstieg. Ich warf die Scheibe in aller Hast und Verlegenheit wieder zu und setze mich atemlos und ganz er­schrocken auf einen Stuhl. Die Gedanken im Kopf wirbelten gleich einem Mühlrad auf und ab, aber eigentlich war doch nichts Gescheutes an ihnen.

Nun und endlich nach einer halben Stunde, die mir wie eine Ewigkeit erschienen war, kam Mama und meinte lächelnd, es wollte mich ein guter Bekannter aus B. sprechen, er warte drüben. Da bin ich der Mama um den Hals gefallen und habe geweint und als ich endlich unten anlangte, da weiß ich eigentlich wirklich nicht, wie alles der Reihe nach kam, auch wird es dich vielleicht gar nicht interessieren; kurzum, ich fand mich in Baron von Rohrs Armen wieder, der mich fragte, ob ich seine kleine Frau werden und ihn lieb haben wolle im ganzen Leben. Natürlich sagte ich ja, denn ich wußte genau, das war des Pudels Kern gewesen und nun ich mich darauf verlassen konnte, daß er mich lieb und mich nicht vergessen hat, nun bin ich wieder so fröhlich und vergnügt, wie nie, nie­mals vorher.

We-ch ein frohes, seliges Fest wird deine Hochzeit sein, Coufinchen! Und höre, ich will bet der Trauung alles genau ansehen, damit ich es später nachmachen kann, ihm auch auf den rechten Fuß treten, damit ich das Regiment im Hause führe. O, und er schenkte mir gleich einen wundervollen Brillantring zur Verlobung, den ich beim Hände­waschen ganz ehrerbietig abziehe; denke nur, geküßt