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Mittwoch dm 3. Januar
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1894.
Aum neuen Zcchre 1894.
Wie oft, wenn sich ein Jahr gewendet,
Ein neues sich erschlossen hat.
Sind schon der Wünsche viel gespendet Und fand ein neues Hoffen statt!
Wie oft schon wurden wir betrogen,-
Vielleicht war mancher Wunsch zu hoch!
Das alte Jahr ist hingezogen Und manche Wünsche bleiben noch.
Was in des Zcitcnstromes Welle Uns nicht erfreut und nicht behagt,
Sei an d«S neuen Jahres Schwelle Aurückgcwiesen und beklagt.
Zurück mit euch, ihr bangen Sorgen,
Die ihr das Erdendasein drückt Und jeden neuen Lebensmorgen Dem heiteren Genuß entrückt!
Was hat das alte Jahr versprochen,
Als es der Ewigkeit entsprang?
Hat es nicht oft sein Wort gebrochen In seiner Tage schwerem Gang?
Welch' Hoffen hat es denn gestillet,
Das sich bescheiden ihm genah't?
Welch' Wünschen hat es denn erfüllet Auf seinem dornenvollen Pfad?
Nicht hat von dem versproch'nen Segen Der Mann der Arbeit viel verspürt,
Dem Landmann mangelte der Regen Der neu des Bodens Kraft gebiert.
Der Kaufmann stand vor voller Halle Und mancher Eisenhammer ruht',
Die Menschen klagten — klagten alle:
Das alte Jahr, es war nicht gut!
Doch was man auch dem Jahr, dem alten. Nachsagen und nochkla en kann: '
Den Frieden hat es uns e> halten,
Die Völker steh'n in seinem Bann.
Wenn auch die Rüstung, die uns schützet, Schwer auf des Volkes Schultern drückt,
So schirmt sie doch, was allen nützet,
Den Frieden, der uns noch beglückt.
Das Jahr ist um — die breite Pforte Des neuen Jahr's ist aufgethan.
Der wir mit einem Segensworte,
Das Herz der Hoffnung voll, uns nah'n,
, Soll'n wir hinein? Je nun, wir müssen,
Es drängt die Zeit uns immerdar;
So sei es denn mit frohem Grüßen:
Viel Glück und Heil, du neues Jahr!
Vom 18. bis 20. Januar d. I. findet in Hohenheim ein
unentgelilichcr Unterrichtskurs in der Fischzucht statt. Anmeldungen sind bis 6. Jan. d. I. an. Herrn Prof. Dr. Sieglin in Hohenheim zu richten. Näheres siehe Staatsanzeiger Nr. 305.
Ge starb hp: Oberamtspfleger Fechter, Calw; Vizedirektor a, D. v. Stängel, Neu-Ulm; Sternenwirt Fröhlich Murrhardt; Privatier Schnabel, Stuttgart-Cannstatt; Privatier Fischer, Ludwig sburg; Speisemeister Eitel, Eßlingen; Kaufmann König, Friedrichshafen; Dr. med. Direktor Mertz, Pfullingen; Wil- helm Barth. SLgwerkbesitzers Sohn, Calmbach.
Zum neuen Jahr!
Zu Beginn des neuen Jahres fragt sich jedes nicht in den Tag hineinlebende Menschenherz: was werden die kommenden Monde uns bringen? Wird auch das nächste Jahr einen Zeitabschnitt bilden, der wie der vergangene so wenig Erfreuliches in seinem Schoße birgt? Wir hätten wahrlich genug an dem Unfrieden, der vom Norden bis zum Süden Stadt und Land durchzieht, genug an dem maßlosen Partei- Hader und den tollen Verhetzungen, die den Menschen zur Bestie machen und ihm die Mordwaffe in die Hand drücken zum Verderben Hunderter, sei's auch Unschuldiger. Es ist jedoch am besten, man plagt sich nicht allzusehr mit düstern Gedanken, sondern man vertraut auf Gott und geht tapfer an des neuen Jahres Arbeit. Jeder erfülle seine Pflicht gegen sich selbst, gegen seine Familie und sein Vaterland, sowie in seinem Berufe; er sei nicht übertrieben in seinen Hoffnungen und in seinen Befürchtungen, dann wird für ihn das neue Jahr nicht schlimmer sein als das verflossene. Wir wollen damit natürlich nicht sagen, daß es wertlos wäre, billige Wünsche zu hegen und vach ihrer Verwirklichung zu streben. An diese sollen
wir vielmehr unsere ganze Kraft setzen, sowohl im Einzel-, wie auch im Familien» und im StaatSleben- Namentlich in Bezug auf das letztere thut es not, -vernünftige Wünsche zu hegen und sich ihre Erfüllung angelegen sein zu lasten. Daß unter diesen Wünschen der erste derjemge ist, welcher auf die Erhaltung des Völkerfrtedens abzielt, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Aber nicht allein den äußeren Frieden, auch der innere ist dringend wünschenswert. Dieser innere Friede fehlt uns und er hat uns insbesondere im verflossenen Jahre gefehlt, in welchem der Streit der Meinungen heftiger als je getobt hat. Wir können uns die Schilderung der innerpolitischen Vorgänge füglich ersparen. Aber eines wollen wir hier doch bemerken: Parteien müssen in einem Staat vorhanden sein; sie sind eigentlich ein notwendiges Uebel, und wenn etwas Ersprießliches herauskommen soll, so muß es Gegensätze geben. Allein die Parteien sollen toleranter gegen einander sein, und nicht vergessen, daß es-nur ein berechtigtes Ziel für alle Parteirichtungen geben kann und das ist das Wohl der Gesamtheit. Mit diesem Wohle der Gesamtheit harmonieren aber nicht die Sonderinterefsen, die heutzutage in der Form einer politischen Parteibildung so häufig vertreten werden, da sie in der Hauptsache doch keine Berücksichtigung finden können, eben weil sie den Gesamtinteressen entgegenstehen, so dienen sie im Grunde genommen doch nur zur Verwirrung und Verbitterung der Gemüter. Auch im Hinblick auf das geschäftliche und gesellschaftliche Leben giebt es Mancherlei zu wünschen. Wir schwärmen sonst nicht für die „gu:e alt: Zeit," weil wir wohl wissen, daß sie für unsere Verhältnisse nicht mehr paffen würde; aber wir würden es für keinen Fehler halten, wenn man bezüglich der geschäftlichen Reellttät und Solidität sich die Alten zum Muster nähme; wenn mehr Soli- daritätsgefühl, mehr wahres, statt Mundchristentum vorhanden wäre, und man nicht im rücksichtslosen Kampfe die Grundlage des geschäftlichen Fortkommens erblickte. Wenn man sonst im Leben mehr als bisher auf ein gutes Verhältnis mit seinen Nebenmenschen aus wäre, dessen guten Ruf nicht im Handumdrehen preisgeben und überhaupt mehr auf das Sein als auf den Schein bedacht sein würde, so könnte dies auch nichts schaden. Wo es angängig, soll die Gesetzgebung eingreifen, aber die Hauptsache liegt doch bet jedem Einzelnen selbst. Wenn jeder Wert darauf legt, so zu thun, wie er es vor Gott und seinem Gewissen verantworten kann, dann wird fein Beispiel nicht ohne wohlthätigen Einfluß auf die Familie und die Gesamtheit sein. Also hübsch Einkehr bet sich selbst gehalten und mit der eigenen Besserung ange- gefangen, dann wird der Wunsch eines „glückseligen neuen Jahres" bald mehr als eine bloße Phrase bedeuten. Bis dahin Gott befohlen auch im Jahr 1894!
Landesuachrichteu.
* Altensteig, 30. Dez. Bei der gestern stattgefundenen Gemcinderatswahl haben von 269 Wahlberechtigten 157 abgestimmt. Gewählt wurden: I. G. Frey, Armenpfleger mit 84, Burghard. Kaufmann mit 66, C. W. Lutz, Kaufmann mit 65 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten: Dengler, Gerichtsnotar 52, Kaltenbach Seifensieder 48, Henßler, Stadtpfleger 44, Kappler, z. Baum 41, Johs. Luz, Rotgerber 30, Dürrschnabel, Adlerwirt 14, Gottlieb Kempf, Rotgerber 12, zersplittert 12 Stimmen.
* Alte »steig, 2. Jan. Das Haustergewerbe hat schon zu mannigfachen Klagen seitens der Hausbesitzer und Bewohner geführt und es scheinen manche mit Wandergewerbescheinen versehene Personen die nachfolgenden Bestimmungen der Gewerbeordnung nicht zu kennen oder nicht zu beachten: 1) Zum Zweck des Gewerbebetriebs ist ohne vorgängige Erlaubnis der Eintritt in fremde Wohnungen, sowie zur Nachtzeit das Betret-n fremder Häuser und Gehöfte nicht gestattet. Der Hausierer hat sich darüber zu verge
wissern, ob ihm der Eintritt in die Wohnungen gestattet wird; er hat sich also durch (anständiges) Klingeln, Anklopfen, Rufen oder sonstwie immer be» merklich zu machen und zu warten, ob ihm durch Oeffnung der Thüre, Zuruf „Herein I" oder in anderer Weise der Eintritt gestattet wird. Solange ihm die Erlaubnis nicht gegeben ist, hat er vor der Thüre zu bleiben, bezw. in der Nachtzeit das Haus oder das Gehöft nicht zu betreten. 4) Als Hausfriedensbruch und auf Antrag wird bestraft, wenn dem Hausierer der Eintritt in die Wohnung durch Anschlag oder sonstige Kundmachung verboten ist, während, wenn dies nicht der Fall, Zuwiderhandlungen gegen die bestehenden Vorschriften polizeilich von Amts wegen bestraft werden.
* Berneck. Bei der am Johannesfeiertag stattgefundenen Gemcinderatswahl fehlte es diesmal nicht an Kandidaten. Gewählt wurde der seitherige Gemeinderat F. Klumpp, Schreiner und Johannes Graf zum Waldhorn.
* Unterreichevbach. Mathilde Maier (genannt Katharine) seit 26 Jahren ununterbrochen Dienstmagd mit ausgezeichneter Führung bei Fra» Verwaltungsaktuar Teichmann Witwe und Sägwerksbesitzer Funk hier, erhielt auf Weihnachten von der Königin Charlotte ein silbernes Ehrenkreuz nebst eigenhändig unterschriebenem Diplom. Derartige Dienstboten werden wohl selten sein. (C. Wochenbl.)
* Reutlingen, 29. Dez. Gestern abend halb 9 Uhr feuerte der aus Gönningen gebürtige ledige Taglöhner Gottlieb Stoll im Wohnzimmer des Taglöhners Dürr in der Gerberstraße auf seine frühere Braut, die 22jährige Franziska Zeller, nach kurz geführtem Gespräch einen Revolver ab. Ein zweiter Schuß galt der gleichfalls im Zimmer anwesenden Frau Dürr. Während des Handgemenges mit dem zu Hilfe herbeigeeilten Eigentümer der Wohnung gab Stoll zwei Schöffe aus sich selbst ab und ergriff sodann die Flucht. Stoll soll verwundet sein, denn die Blutspuren konnten bis zum Karlsplatz verfolgt werden. Frau Dürr erhielt eine Verletzung an der rechten Hand, aus der die Kugel auf operativem Wege entfernt wurde. Die weiteren drei Kugeln wurden im Zimmer aufgefunden. Aus einem Brief, welchen Stoll der Zeller übergeben hatte, geht hervor, daß die That vorher geplant war. Der Thä- ter konnte bis jetzt nicht beigebracht werden.
* In Stuttgart starb am 28. Dez. Freiherr Adolf v. Gültltngen, württ. Erbkämmerer, ritterschaftl. Abgeordneter für den Schwarzwaldkreis 1851 bis 1868, früher Vorstand des Tierschutzverein?. — Seine König!. Majestät haben aus Anlaß des Ablebens des Erbkämmerers des Königreichs, Freiherrn Adolf v. Gültltngen, den Hinterbliebenen Allerhöchst- ihre aufrichtige Teilnahme aussprechen zu lassen geruht. — Die Leiche des Frhrn. Adolf v. Gültlingen ist nach Heidelberg in das Krematorium verbracht worden, wo sie verbrannt wurde.
* Stuttgart, 30. Dez. In dem Befinden des Prälaten Dr. v. Merz trat im Laufe des Tages durch Zunahme der Schwäche eine Verschlimmerung ein.
* Im verflossenen Jahre bestanden inWürttem- berg 188 gewerbliche Fortbildungsschulen mit zusammen 22511 Schülern. Der Staatsaufwand auf diese Schule ist aus 182 000 Mk. angewachsen; einschließlich des Aufwands der Gemeinden betragen die Kosten dieser Fortbildungsanstalten ca. 400000 Mk.
"Eßlingen, 30. Dez. Dieser Tage ist von der Maschinenfabrik Eßlingen die 50. Lokomotive für die südafrikanischen Eisenbahnen nach Transvaal abgegangen. Weitere, darunter einige Zahnradloko- motiven, folgen. Damit werden dann die von Eßlingen konstruierten und ausgeführten Zahnradlokomotiven in 4 Weltteilen im Gang sein. Für Japan, Indien, Sumatra, Brasilien und die europäischen Länder hat die Maschinenfabrik bis heuie 70 Stück Lokomotiven dieser Gattung geliefert.