U

Erscheint Dienstag Donners­tag und EamStag.

UttenMa.M

Bestellpreis- r. Quartal ^ im Bezirk Nagold 90 ^, außerhalb 1. -

ch,

^/rldvlo

I Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei I den Postämtern und Postboten.

Samstag dm 30. Dezember

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS § f. Mensteig und nahe Umgebung bei Imal.

! Einrückung 8^, bei mehrmcl.

je «

auswärts je 8 ^ die 1fpalt.Zeil

1893.

^ , Nächste Woche erscheinen nur 2 Ausgaben und zwar am Mittwoch und Samstag.

Die Mittwochsimmmer erscheint am Dienstag abend. Anzeigen wüsten spätestens am Dienstag vormittag 10 Uhr in unsere Hände gelangen.

Zur gefl. Beachtung.

Wir wiederholen nochmals die dringende Bitte um schleunigste Aufgabe der Bestellung aufAus den Tannen" an alle die, welche sie aus irgend einem Grunde bis jetzt versäumt haben. Nur so wird es »nS möglich sein, unser« Leserkreis zufrieden zu stellen und jedem Einzelnen die erste Nummer des Jahrs 1894 mit dem Wandkalender prompt zu liefern.

Hochachtungsvoll

Me Wedaktion «nd Krpeditio«.

Auf den Jahreswechsel ist namentlich für die größeren Städte des Landes ein starker Anfall von Briefsendungen zu erwarten, zu dessen Bewältigung die Postverwaltung wie in den Vorjahren die geeigneten Maßnahmen getroffen hat. Die Absender, der NcujahrSbriefe würden die Wirksamkeit dieser Maßnahmen erheb­lich unterstützen und zur rechtzeitigen Lieferung der Briefe wesent­lich beitrogen, wenn fie deren Ansschriften ganz genau und deut­lich fertigen und dabei nicht versäumen wollten, bei Briefen nach größeren Orten dem Namen des Empfängers, auch wenn dieser zu den bekannteren Personen des OrtS zählt, die Wohnung nach Straße und Hausnummer beiznfügen. Eine möglichst frühzeitige Einlieferung der Neujahrsbriefe wird besonders empfohlen.

Gestorben: Obrramtspfleger Fechter, Calw; Christine Marie Pfeiske, Besenfeld; Rosine Faißt, Grünthal; Kaufmann Wulz, Stuttgart; Gymnafialprofessor a. D. Megnin Hall; Schuh­fabrikant Stelzer, Backnang; Gabriel Grünwald, Stuttgart; Wund­arzt und Geburtshelfer Arand, Waldsee; Rendant Kraft, Heilbronn; Uhrmacher Schlientz, Kirchheim u. T.; Kaufmann Hummel, Göppingen; Kaufmann Eberhard, Stuttgart; Schullehrer Dieterle, Cannstatt.

Wie das Jahr 1892, so zählt auch das nun zu Ende gehende Jahr 1893 nicht zu denharmlosen", indem es des Schweren und Unangenehmen genug im Gefolge gehabt hat, wenn auch die Erhaltung des köstlichen Völkerfrtedens an und für sich schon als ein großes Glück bezeichnet werden mutz.

Harmlos" war das Jahr auf keinen Fall, eher könnte man behaupten, eS sei einabnormes" gewesen. Die Wogen des Parteikampfes gingen so hoch wie schon lange nicht mehr. Entbrannte doch in diesem Jahre ein heißer Streit über Angelegen­heiten von weittragender prinzipieller Bedeutung, der tu seinem Verlaufe zur Auflösung des Reichstages und zu Neuwahlen führte; em Streit, der neuerdings wieder frisch angefacht worden ist und jetzt noch die Gemüter in Spannung hält. Wenn man erwägt, daß zu den Reichstagswahlen sich noch die Landtags­wahlen in verschiedenen Staaten, so in Preußen, Sachsen, Baieru und Baden gesellten, so kann man schon zu der Ansicht kommen, daß das Jahr 1893 kein ganznormales" war, soweit es sich um die inner-politischen Verhältnisse handelt. Aber auch anderweitig zeigt sich eine gewisse Abnormität. Nicht nur, daß große Uuglücksfälle sich ereigneten und wahn­witzige Verbrechen verübt wurden, auch Heimsuchungen elementarer Natur drückten schwer auf den Einzelnen wie auf die Gesamtheit. Ter überaus kalte und schneereiche Winter, der in seiner zweiten Hälfte ver­heerende Ueberschwemmungen brachte, fand seinen Gegensatz in einem ungewöhnlich heißen und trockenen Sommer, welcher namentlich unserem Bauernstände, der ohnedies (so wenig wie die Industrie) auf Rosen gebettet ist, bittere Sorgen brachte. Da die Heuernte nur eine ganz geringe war, so stellte sich großer Futtermangel ein und die Landwirte waren gezwungen, ihr Vieh zu wahren Spottpreisen an Metzger und Händler abzugeben, wenn sie es nicht vorzogen, es selbst zu schlachten, was auch nicht immer vorteilhaft war. Zwar geschah von seiten des Staates mancherlei, m de» Notstand zu lindern, aber die Hilfeleistung nute naturgemäß nur eine beschränkte sein und die

Nachwehen der Dürre des Jahres 1893 werden noch lange sich bemerkbar machen.

Es wäre aber ungerecht, über dem Schlimmen das Gute zu vergessen. Dieselben Sonnenstrahlen, welche erbarmungslos die Fluren versengten, sie zeitig­ten auch die GotteSgabe eines Weines, wie er gleich gut schon viele Jahre nicht mehr gewachsen ist. Und außerdem bescheerte uns der Himmel einen Obstsegen, so ausgiebig und so reich, daß durch ihn alle Hoff­nungen und Erwartungen übertroffen worden sind. Die Bäume beugten sich unter der Last der herrlich avzuschauknden Früchte und manches blanke Stück Geld wanderte aus dem Erlös desselben in die Taschen des Landmannes. So hat eben alles seine zwei Seiten und es ist gut, wenn man dessen stets ein­gedenk bleibt. Wohl führt die Vorsehung oft dunkle Wege, die uns gar häufig nicht behagen wollen; aber wer gewöhnt ist, sich vertrauensvoll ihrer Führung zu überlaffen, der wird über kurz oder lang immer zu der Einsicht kommen, daß sie cs nur gut mit uns meint und nichts anderes als unser bestes will. i

Noch lebt der alte Gott. Darum nur unverzagt hinein in das Jahr 1894!

Laadesuachrichteu.

* Altenste ig, 29. Dez. In derLinde" ver­sammelte sich am Mittwoch Abend der Familien­kranz um seinen hübsch dekorierten Weihnachts­baum. Die Feier bot für die Teilnehmer eine an­genehme Unterhaltung, indem in reicher Abwechslung Gesänge und Deklamationen ernster und heiterer Art zum Vortrag kamen, die mehrfach mit großem Bei fall ausgenommen wurden. Neben diesen das Ge­müt erhebenden Akten war es die Verlosung und derGlückssack", welche zur Erheiterung vieles bei­trugen, denn der neckische Zufall spielte hiebei seine Rolle. Die Feier verlief in schönster Harmonie. Bei der heute stattfindenden Gemeinderatswahl scheint die Beteiligung eine große werden zu wollen, denn die Agitation wurde noch in letzter Stunde lebhaft betrieben. Da noch für einige neu aufgetauchte Kan­didaten Stimmzettel verbreitet werden, so ist nicht vorauszusehen, nach welcher Seite sich das Zünglein der Wage wendet, wer also als Sieger aus der Wahlurne hervorgeht.

-u. Ebhausen, 28. Dezbr. Wie in Altensteig wurde auch hier am heiligen Abend ein Fackelzug am Stuhlbcrg in Bewegung gesetzt. Derselbe verlies zur Freude der denselben ausführenden Schulknaben und der denselben beobachtenden hiesigen Bewohner in schönster Ordnung. Seit dem letzten Sonntag be­sitzt die hiesige Kirchengemeinde auch die wohlthätige Einrichtung einer Kirchenheizung. Zwei große Ofen, die mit Steinkohlen geheizt werden, verbreiten für die zahlreichen Kirchenbesucher eine angenehme Wärme. Die Gesundhettsverhältnisse im hiesigen Ort sind gegen­wärtig keine günstigen. Unter den Erwachsenen schleicht in ganz unheimlicher Weise die Influenza umher und fordert da und dort ihre Opfer, während die Kinder vielfach von dem gefürchteten Keuchhusten geplagt werden.

* Freudenstadt, 24. Dez. Von einem schweren Unglück wurde eine hiesige Familie betroffen. Am letzten Freitag war der 40 Jahre alte verheiratete Holzhauer Sp., Vater von 7 unmündigen Kindern, im Walde mit Langholzladen beschäftigt, wobei ein Stamm in Schuß geriet und hierdurch der Holzhauer von einem in der Hand befindlichen schweren Krem­pen einen solch wuchtigen Schlag auf den Unterleib erhielt, daß er gestern seinen furchtbaren Leiden er­legen ist. Allgemein wendet sich das Mitleid der verwaisten Familie zu, zumal der Verstorbene all­gemein als braver Familienvater bekannt war.

(Schw. B.)

* Freudenstadt, 27. Dez. Wie anderwärts, so ist auch in unserer Stadt, die sonst durch ihre ge­sunde Lage bekannt ist, während der milden Witter­

ung der letzten Wochen die Influenza eingekehrt «nd hat über die Weihnachtsfeiertage manchen Erwachsenen genötigt, das Bett oder doch das Zimmer zu hüten. Doch ist der Verlauf der Krankheit bis jetzt rin gutartiger.

* Stuttgart, 27. Dez. Die Bestrebungen der Mitglieder der hiesigen Ortskrankenkaffen zur Er­langung der freien Aerztewahl sind dem Vernehmen nach, da die Verwaltung selbst diese Bestrebungen begünstigt, so weit gediehen, daß wahrscheinlich vom kommenden Jahr an Stuttgart sich denjenigen Städten anreiht, in welchen die Versicherten in der Wahl approbierter Arzte ihres Wohnorts nicht beschränkt sind.

* Stuttgart, 28. Dez. Der hochbetagte Prä­lat Dr. v. Merz ist bedenklich erkrankt; der vor 12 Tagen bei dem Patienten aufgetretenen Influenza trat am letzten Sonntag noch eine Lungenentzündung hinzu, die dem Allgemeinbefinden eine recht bedenk­liche Wendung gab. Im Laufe des heutigen Nach­mittags ist einige Linderung eingetreten.

* Zu Ehren des fünfzigjährigen Bestehens des Stuttgarter Neuen TagblattS hat dasselbe an seine Abonnenten eine von dem Chefredakteur Professor Adolf Müller-Palm, dem Sohne deS Begründers Fr. Müller, verfaßte Festschrift versandt, welche die Entwicklung des Unternehmens von seinem Bestehen bis auf die Gegenwart in einer durch Verwertung mancherlei persönlichen und kulturhistorischen Materials für jeden, der sich um die Geschichte des modernen Preßwcskns kümmert, anziehenden und interessanten Weise schildert. An dem ausstekgenden Entwicklungs­gang kann man den Fortschritt ermessen, den unser kulturelles Leben in dieser verhältnismäßig so kurzen Spannt Zeit gemacht hat.

* Bebenha «sen, 26. Dez. Am heiligen Abend fand die Weihnachtsbescheerung der Königin für die 56 Schulkinder von hier «nd Waldhausen im Schul­zimmer unter zahlreicher Beteiligung der Gemeinde statt. Die Feier nahm einey schönen Verlauf und die Verteilung der Gaben, Spielsachen und hübsche gediegene Unterhaltungsbücher, brachte große Freude unter die Kinder und Erwachsenen. Schon früher bei der letzten Anwesenheit hatte die Prinzessin Pau­line jedes Mädchen mit einem schönen Shwal und die Knaben mit warmen Mützen beschenkt.

* Münsingen, 26. Dez. Auf dem Eisenrüttel, einem Berge bei Döttingen, IVr Wegstunden von hier, werden seit Jahren Basaltfindlinge ausgegraben und behufs Verkleinerung in die k. Basaltquetscherei, verbunden mit der Georgenaumühle a. d. Erms an der Straße Seeburg-Urach, verbracht. Die großen Felsenstücke werden mittelst Dynamitpatronen ge­sprengt und der Sprengstoff tn einem gut verschlos­senen Gewölbe wohl verwahrt. In letzter Zeit ist das Brechen der Steine etwas unterbrochen worden; bei Wiederaufnahme der Arbeit fand man die Thüre zum Gewölbe mit Gewalt erbrochen «nd von dem Behälter der Patronen war nur der Deckel zurück­gelaffen, derselbe war samt seinem Inhalt, 31 Pfund Dynamitpatronen gestohlen. Zur Feststellung deS Thatbestandes war daS Gericht schon am Ort der That, auch ist das Landjägerpersonal eifrig auf der Suche. Bis jetzt konnte nur festgestellt werden, daß auf dem Wege gegen Urach 2 Dynamitpatronen ge­funden worden find.

* Heilbronn, 27. Dez. Der früher in Stutt­gart lebende Kaufmann August Gumprich von Frank­furt a. M., welcher vor 2 Jahren tn Großingersheim, OA. Besigheim, sich anstedelte, eine Villa zu bauen anfing, eine Fasanerie anlegte und nur der Jagd sich hingab, >st heute in das hiesige Landgerichts­gefängnis eingeliefert worden. Nachdem er in diesem Sommer in Konkurs geraten war, wobei eine Ueber- schuldung von mehr als 200000 Mk., die in nicht ganz 2 Jahren entstanden ist, sestgestellt wurde, hat er sich jetzt wegen einfachen Bankerotts zu verantworten, weil er durch großen Aufwand übermäßige Summen

1 ' -