gefordert werden, angesichts der herannahenden Revolution sich zu rüsten, um „mit ihren Ausbeutern aufzuräumen." Es wird ihnen der Rat erteilt, zu Dolch, Gift und Bombe zu greifen, um „Brot und Freiheit" zu erringen. Mit bloßen Demonstrationen sei es nicht gethan, man müsse „frisch zur That, zur Revolte" schreiten. „Sprengt sie in die Luft", heißt es in dem Aufruf, „die Bastillen und göttlichen Schaf- ställe, dann werden Tausende Arbeit und Brot erhalten. Nehmt von dem Ueberflusse und sättigt Euch! Entfaltet die schwarze Hungerfahne! Vernichtet alle Institutionen, welche Euch zum Verderben dienen, und nachher lebt wie Brüder untereinander. (!) Auf zur Revolution! Hoch die Anarchie!"
* Rom, 21. Dez. Nach den gestrigen Erklärungen Crispt's in der Kammer protestierten Jmbrtani und Cavalotti auf das heftigste gegen neue Steuern. Die Erklärungen fanden aber allgemein eine weniger freundliche Aufnahme, besonders da Crispi erklärte, der gegenwärtige Moment sei der schwierigste seit der Gründung des Königreichs.
* Unter den Papieren des Notars Bartarelli entdeckte der Untersuchungsrichter weitere wichtige Schriftstücke zum Bankskandal. Es wurden viele Briefe ehemaliger Minister gefunden, die die Intimität der Banca Romana mit der Regierung beweisen. Aus einem Notizbuch ist ersichtlich, daß bis Ende des Jahres 1888 die Verluste bereits 18V- Million Lira betrugen. Die Ausgaben stiegen dann in rapider Weise. Als der Direktor Talongo dem Minister (welchem??) diese Ausgaben darlegte, sagte letzterer: „Nur immer weiter; verstehen Sie denn nicht, daß Sie mit 25 Millionen 150 Millionen gewonnen haben?" In allen Kreisen rufen diese Aufdeckungen ungeheures Aufsehen hervor.
* Elemencau veröffentlicht in der „Justice" einen Geheimerlaß des Admirals Rieuner an die Aufsichts- Offiziere der Torpedoboote, in dem fünf Fälle angeführt werden, in denen während der letzten Monate
Torpedoboote nicht in Dienst gestellt werden konnten, weil im letzten Augenblick ihre Maschine als unbrauchbar erkannt wurde, und an die Offiziere die Mahnung gerichtet wird, strengere Aufsicht zu üben. Clemen- ceau stößt einen Angstruf aus und erklärt, Frankreichs Südküste sei trotz endloser Opfer ungeschützt«
* In Nizza hält sich derzeit eine Madame L. auf, die durch ihren großen Reichtum, noch mehr aber durch den Luxus, den sie in ihrer Toilette entfaltet, in der Stadt allgemein bekannt ist. Dieser Tage besuchte sie auch den Zoologischen Garten, wo zwei Panther mit feuersprühenden Augen und besonders schwarzem Fell ihre Aufmerksamkeit erregten. Sie verfügt sich sogleich zu dem Direktor dieses Gartens, Herrn Senechal, und erkundigte sich bei ihm nach dem Preise dieser zwei afrikanischen Katzen. Herr Senechal nannte nun einen horrenden Preis, den aber die Dame ohne jeglichen Widerspruch auch sogleich erlegte. Schon am andern Tage wurden die beiden Panther getötet und ihr Fell dann zum Gerber geschickt. Madame T. wird daher schon in den nächsten Tagen im Besitze einer Mantille sein, die mit echtem Pantherfell garniert ist. — Sie kann sich etwas darauf einbilden.
* London, 19. Dez. Die indische Post meldet das Entkommen von seit 6 Jahren der Armee an- gehörigen Franzosen, die die Pläne sämtlicher indischen Festungen gestohlen haben, angeblich im Solde Rußlands.—
Vermischtes.
* (Verkannte Fußspur.) Im Kreise Mülhausen fanden Jäger neulich im frisch gefallenen Schnee des Waldes Spuren von ungewöhnlicher Größe. Das Vieh mußte mindestens ein Bär sein. Man ging behutsam mit klopfendem Herzen den Spuren nach und fand — einen eifrigen Jünger Kneipps, der barfuß im Schnee seinen erfrischenden Morgenspaziergang machte.
ßhrlstnacht.
Hernieder finkt die dunkle Nacht Zur stummen, zur erstarrten Welt,
Und dichte Flocken wirbeln sacht
Auf Stadt und Dorf, auf Wald und Feld.
Doch Engel fliegen ungesehn Zur weißen Erde niederwärts.
Und heil'ges, hehreS Frühlingswehn Durchschauert tief das Menschenherz.
Und herrlich, wundermächtig blühn Zn ihm der Liebe Blumen auf;
Durch Groll und Haß, durch Leid und Müh'n Gedeihen sie zum Licht hinauf.
Zum Paradies fliegt ungesehn Der Engel lichtbeschwingter Chor,
Der Liebesblumen Düfte wehn Mit ihnen in das Himmelthor.
Mat sek.
In welchem Wochentage ist ein Nebenfluß der Donau zu finden?
Auflösung folgt in nächster Nummer.
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