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außerhalb

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Amtsklalt für

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Samstag dm 23. Aezemöer

Bekanntmachungen Mer Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmül. je 6

auswärts je 8 die Ispalt-Zeil

1893.

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Amtliches.

Nagold. Ergebnis der Viehzählung aw 1. Dezember 1893.

Gemeinden.

Rindvieh.

Schweine.

Stand am

1. Dezember

Rückgang

in

Prozenten

ausgedrückt.

Stand am

1. Dezember

Rückgang

in

Prozenten

ausgedrückt.

1892.

189».

1892

189»

Nagold . . .

439

329

24,8

234

193

17,5

Altensteig Stadt

352

256

27,2

225

133

40,8

Altensteig Dorf

149

89

40,2

51

58

00,0

Beihingen . .

192

115

40,1

73

85

00,0

Berneck . . .

164

108

34,1

94

81

13,8

Beuren . . .

184

153

16,8

68

60

11,7

Bösingen. . .

298

180

39,5

141

109

22,6

Ebershardt . .

252

187

25,7

104

100

3,8

Ebhausen . .

408

286

29,9

67

56

16,4

Wringen . .

403

236

41,4

231

166

28,1

Egenhausen. .

.

474

318

32,9

239

182

23,8

Emmingen . .

.

263

170

35,3

177

143

19,2

Enzthal . . .

134

126

5,9

85

68

20,0

Ettmannsweiler

204

139

31,8

73

75

00,0

Fünfbronn . .

238

185

22,2

85

92

00,0

Garrweiler . .

183

128

30,0

56

61

00,0

Gaugenwald .

146

89

39,0

56

58

00,0

Gültlingen . .

.

518

391

24,5

345

281

18,5

Haiterbach . .

692

483

30,2

310

264

14,8

Jselshausen. .

183

156

14,7

139

123

11,5

Mudersbach .

166

123

25,9

111

98

11,7

Oberschwandorf

240

154

35,8

77

96

00,0

Oberthalheim .

227

143

37,0

118

117

0,8

Pfrondorf . .

146

100

31,5

97

107

00,0

Rohrdorf . .

196

156

20,4

99

87

12,1

Nothfelden . .

.

359

279

22,2

194

202

00,0

Schietingen . .

137

123

10,2

103

85

17,4

Schönbronn. .

283

178

37,1

151

129

14,5

Simmersfeld .

.

289

209

27,6

206

174

15,5

Spielberg . .

348

222

36,2

110

79

28,1

Sulz....

589

425

27,8

467

396

15,2

Ueberberg . .

442

300

32,1

142

135

4,9

Unterschwandorf

56

43

23,2

46

21

54,3

Unterthalheim .

285

222

22,1

219

174

20,5

Walddorf . .

476

339

28,7

222

158

28,8

Warth . . .

247

151

38,8

92

102

00,0

Wenden . . .

135

103

23,7

49

62

00,0

Wildberg . .

.

336

208

38,0

131

137

00,0

Summe

I

10833 j

7602 I

29,8 I

5487 j

4747 I

13,48

In vorstehenden Zahlen liegt für sämtliche Gemeindebehörden des Bezirks die ernste Mahnung, mit Nachdruck dafür zu sorgen, daß das noch vorhandene Vieh unter allen Umständen durch den Winter gebracht wird.

Den Gemeindebehörden und Gemeindekollegten erwächst eine schwere, persönliche Verantwortung, wenn ihnen eine Säumniß in dieser Richtung zur Last fällt.

Das Oberamt ordnet hiemit an, daß die Gemeindebehörden von Neuem sich über die Futtervorräte der einzelnen Viehbefitzer auf das Genaueste erkundigen und rechtzeitig veranlassen, was hiernach angezeigt und ihre Pflicht ist.

Der Vorlage einer Ueb erficht über den Bedarf an Rauhfutter und Kraftfutter­mitteln, sowie-einer Beschlußfassung der Gemeindekollegien über die Aufbringung der Kosten wird bis

28. Januar 1894

entgegengesthen.

Für diejenigen Gemeinden, welche aus Gemeindemitteln schon erhebliche Summen für die Anschaffung von Futtermitteln geleistet haben, stehen unverzinsliche Darlehen der Amtskorporation zur Verfügung.

Nagold, den 17. Dez. 1893. K. Oberamt. Bogt.

Jum WeihnachLsfeste.

Des Christboums Licht in weihevoller Pracht Flammt durch die öde, stille Winternacht,

Es strahlt sein Glanz wie Frühlingssonnenschein Und heiterer noch in jede Brust hinein.

Nicht nur im stolzen, schimmernden Palast Sind Jubel, Lust und Freude heut zu Gast,

Die Festesstimmnng macht uns alle gleich,

Ob groß, ob klein wir find, ob arm, ob reich.

Du süßer Ton, der Weihnachtsglocken Klang! Die Kinder all' erwarten dich schon lang',

Sie singen nun mit freudigem Gemüt Den liebsten Sang, das frohe Weihnachtslied.

Und auch der Eltern Herzen werden weit;

Sie denken an die eigne Jugendzeit,

Als ihnen Liebe noch den Baum geschmückt, Dess' Licht uns alle hoch entzückt.

Doch mild und schön ist die Erinnerung, Sie macht die Alten mit den Kindern jung, Sie würzt des Gebers Freude, hebt die Brust: Wir stimmen ein in uns'rer Kleinen Lust.

Doch damit nicht in unfern Kreis gebannt Allein die Freude sei, drum offne Hand!

Der Armen denkt, die von des Daseins Not Oft erst erlöst der Allerlöser Tod!

Wer seiner Freude Weihe ceben will,

Der stehe vor der Armen Hütten still;

Wer mitgewirkt, daß auch das Elend lacht, Der feierte die schönste Weihenacht!

Wege« des Weihuachtsfestes erscheint am Nächste» Dienstag kein Matt.

D Ein neuer französischer Thronauwärter.

Wenn sich die Nachricht bestätigen sollte, daß der russische Thronfolger eine Prinzessin aus dem Hause Orleans zur Frau nimmt, so müßte das in Frankreich stark verschrmpfen; denn die Orleans, der Graf von Paris an der Spitze, sind stetsbereit" zu folgen, wenn Frankreich ruft. Zwar ist dazu momen­tan gar keine Aussicht vorhanden; im Gegenteil haben die letzten französischen Kammcrwahlen infolge der Haltung des päpstlichen Stuhles eine so starke republi­kanische Mehrheit ergeben, wie sie das HauS seit 1871 nie besessen: aber str Frankreich dreht sich der Wind bisweilen recht schnell und wie am 4. Septem­ber 1870 ganz unversehens der Thron Napoleons zusammenstürzte, so kann sich bei irgend einer Ge­legenheit auch einmal ganz überraschend ein Thron auf den Trümmern der Republik errichten.

Der Bonapartismus schien seine Rolle für immer ausgespielt zu haben; Prinz Plon-Plon, der Schwager des Königs Humbert, hatte ihn der Lächerlichkeit überliefert, vielleicht ohne eigene Schuld. Sein Sohn Viktor, der gegen den Vater austrat und in Brüssel ein flottes Junggesellenleben führte, hat sich ebenfalls unmöglich gemacht; er hat die schlimme Erbschaft seines Vaters augetreten: auch er erscheint in lächer­licher Posse und diese tötet in Frankreich, trotz Bou- langer, an dem sich einmal zeitweise die Ausnahme von der Regel bewährte. Nun ist aber in neuerer Zeit der Napoleonkultus in Frankreich wieder sehr stark betrieben worden. Das Sehnen der breiten Volksschichten nach einemRetter" ist stark und die napoleonische Legende übt auf die Gemüter noch immer ihre starke Wirkung. Ein Stück, das gegenwärtig in einem Pariser Theater aufgeführt wird und die Thaten des Korsen verherrlicht, macht trotz seines dichterischen Minderwertes alle Abend volle Häuser und das schon seit Wochen. Das Volk berauscht sich wieder an der altenGloire"; es hat die Empfindung und den vielleicht kaum öffentlich ausgesprochenen Wunsch: Ja, so ein Napoleon müßte wieder kommen!"

Und er wird kommen! Prinz Louis Napoleon, der zweite Sohn Plon-Plons und Neffe König Hum- berts, ist im Begriff, den russischen Militärdienst zu verlassen er ist Oberst im Kaukasus, um sich ganz den politischen Interessen seines Vaterlandes zu widmen. Mit anderen Worten: er tritt als Anwärter für den französischen Kaiserthron auf, wobei es gleich­gültig ist, ob er seinen älteren Bruder zu einem aus­drücklichen Verzicht auf dessenAnsprüche" zu bewegen vermag oder nicht. Auch die Frage liegt noch im Dunkel, ob der Zar den bei ihm in persönlicher Gunst stehenden jungen Mann indirekt aufgestachelt hat, die Rolle eines russischen Obersten mit der eines fran­zösischen Thronprätendentev zu vertauschen. Der Zar muß allerdings wünschen, daß in Paris wieder ein Thron errichtet werden möge:erstens desguten Beispiels" wegen und zweitens, weil sich zwischen Monarchen und Monarchen wenigstens nach russi­scher Auffassung besser ein Bündnis schließen läßt, als zwischen einem Monarchen und einer alle vier Wochen wechselnden republikanischen Regierung.

Das Gesetz der Republik über die Verbannung der Angehörigen von Häusern, die früher in Frank­reich einen Thron eingenommen haben, hindert den Prinzen Louis nicht, sich in Frankreich niederzulassen, denn der Bonn hat seinen Vater und seinen Bruder getroffen, ihn aber verschont. Neue Verfolgungsmaß­regeln einzuleiten, wird die Regierung aus Rücksicht auf den russischen Kaiser vermeiden. Aber in hohem Grade unbequem würde es den Republikanern sein, wenn der Prinz nach Paris käme zu einer Zeit, wo die Bevölkerung voll Begeisterung für den großen Korsen ist.

Als 1848 nach Aufrichtung der zweiten Republik Louis Napoleon dm französischen Boden betrat, war