begründet gewesen sei, als der vorliegende Vertrag. Minister v. Berlepsch weist die Behauptung zurück, daß nur freihändlerische Industrielle sich für den Vertrag ausgesprochen hätten und legt dessen Bedeutung für die deutsche Jndustrie'dar. Er würde dem Vertrage immer zustimmen, wenn von der Auf- rechterhaltuug der Differenzialzölle das Gedeihen der Landwirtschaft abhänge. Wenn Mirbach betone, daß die konservative Partei mit der preußischen Regierung harmoniere und nur die Wirtschaftspolitik des Reiches bekämpfe, so muffe er bemerken, daß diese Politik von den verbündeten Regierungen lausgehr und die volle Billigung der preußischen Regierung finde. Wer 1877 der Schutzzollpolitik zugestimmt habe, um die Industrie konkurrenzfähig auf dem Weltmärkte zu machen, müsse für die Verträge stimmen, um ihr die Absatzgebiete zu erhalten, v. Plötz (d.-kons.) wendet sich gegen den Vertrag und konstatiert, daß die scharfen Angriffe auf den Bund der Landwirte dessen Stellung und Haltung nur befestigten. Plötz verteidigt die Agitation des Bundes der Landwirte und appelliert nochmals an die Reichsregierung, endlich praktisch ihr Wohlwollen für die Landwirtschaft zu beweisen. Gesetze wie das über die Rentengüter brächten der Landwirtschaft doch keinen Pfennig ein. Staatssekretär v. Marsch all weist nach, daß die Ablehnung des Vertrages der Landwirtschaft keinen Nutzen bringen, dagegen 60,000 Arbeiter brodlos machen und nur der ausländischen Industrie zu Gute kommen werde. Bennigsen (nat.-lib.) befürwortet die Verträge mrt warmen Worten eindringlich mahnend, daß nur die Solidarität der Landwtrschaft und Industrie eine gedeihliche Politik verbürge. Die rück fichtslose Haltung der Rechten werde diese Solidarität vernichten und eine Reaktion von Seiten der Industrie und der Arbeiter Hervorrufen, der das einseitige Agrariertum nicht widerstehen könne. Die jüngsten Ereignisse in Paris mahnten dringend, daß die Be fitzenden zusammenstehen und sich gegenseitig schonen, nicht vernichten. (Großer Beifall.) Schönlank (Soz.) spricht für di- Verträge. Gräfe (Antis.) dagegen. Radziwill erklärt, die Polen würden für die Verträge stimmen. Eine gleiche Erklärung gibt Kröoer für die deutsche Volkspartet ab. Lutz (d.-kons.) polemisiert gegen Bennigsen. Eaprtvi legt dar, daß er als Vertreter des Reiches nur in sehr beschränktem Maße etwas für die Landwirtschaft thun könne, aber die Zollfrage sei der Mittelpunkt der landwirtschaftlichen Agitation geworden, sie hypnotisiere gleichsam die Landwirtschaft, und so sei er unbeliebt für Viele geworden. Die Ablehnung der Verträge bedeute eine schwere Schädigung des Ansehens des Reiches nach Außen, die verbündeten Regierungen seien voller Ueberzeugung im Interesse der Industrie und der Bevölkerung in diese Handelspolitik getreten, werden sie auch unentwegt festhalten, möge die Entscheidung fallen, wie sie wolle, und lehnen jede Verantwortung für das Scheitern der Verträge ab. Nach einigen Ausführungen sigls wird die Debatte geschloffen. Um 5V» Uhr beginnt über Artikel 1 die namentliche Abstimmung. Wie Annahme des Artikel 1 erfolgte mit 189 gegen 165 Stimme«. (Bravo links.) Desgleichen werden die übrigen Artikel des rumänischen Vertrages angenommen.
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* Altensteig, 15. Dez. Am Sonntag de« 17.
Wez. und So««tag de« 24. Wez. werden die Schalter des K. Postamts anch nachmittags von 3 öis 6 Ilhr offen gehakte« werden. — Im Interesse eines ununterbrochenen Bezugs der Zerrungen ist es wünschenswert, daß die Bestellungen aus dieselben thun lichst noch vor Weihnachten erneuert werden. Die
Red. dieses Blattes richtet deswegen an die geehrten Postabonnenten die höfliche Einladung, mit der Bestellung von „Aus den Tannen" nicht zu säumen. Der Neujahrsnummer wird wieder der beliebte praktische Wandkalender beigelegt und nur bet rechtzeitiger Bestellung des Blattes kann dafür gebürgt werden, daß der Kalender in die Hände von jedem werten Leser kommt.
* Stuttgart, 13. Dez. Die Frag:, ob die Abschließung einer abgeänderten Mititärkonvention für Württemberg beabsichtigt sei, wird in immer weiteren Kreisen hier lebhaft erörtert und allgemein der Wunsch ausgesprochen, es möchte endlich durch eine offizielle Erklärung diesen Gerüchten ein Ende gemacht werden. Nach den uns aus militärischen Kreisen zugehenden Joiormaiionen sind die Gerüchte in dieser Form entschieden übertrieben, wenn auch nicht in Abrede zu ziehen ist, daß in militärischen Kreisen bei unS schon länger bekannt war, daß Preußen eine größere Vertauschung und gegenseitige Versetzung der Offiziere der beiden Bundesstaaten
wünsche; schon unter König Karl seien derartige Anstrengungen gemacht worden, indes nie von Erfolg gewesen. Der Neuabschluß einer Militärkonvention s 1s, Baden möge zweifellos Preußens „innerer Wunsch" sein; doch sei die preußische Regierung wohl nicht so naiv, daß sie es versuchen sollte, durch einen derartigen Antrag, dessen einstimmige Zurückweisung seitens der württembergischen Landstände außer Frage stehe, zwecklos einen der größten Bundesstaaten zu reizen.
* (Verschiedenes.) JnNiederalfingen kam beim Holzfällen ein Baum ins Rollen und zerdrückte einem 2ljähr. Mann den Kopf, so daß der Tod sofort eintrat; ein verheirateter Mann kam mit einem gebrochenen Fuße davon. — In Mühten, OA. Horb, hat das Hochzeitsschießen wieder ein Opfer gefordert. Ein junger Bursche benützte beim Schießen ein altes Gewehr, das einen schadhaften Lauf hatte, der Lauf zerriß und brachte dem Schützen eine bedeutende Wunde an der linken Hand bei. - In Felldorf, OA. Horb, starb ein Mann am Wundstarrkrampf; er war von einer Kuh mit dem Horne an der Wange verletzt worden und beachtete die Wunde nicht. — Auf dem Viehmarkt in Ellwangen bot ein Händler ein Paar Ochsen für sage 210 Mk. feil ohne einen Liebhaber zu finden, ste boten ein getreues Bild ihrer biblischen Schwestern von den sieben mageren Jahren. — In Ravensburg fiel der Holzhändler Hager von Friedrichshafen auf der Hintertreppe des Bahnhofhotels so unglücklich, daß er gleiche Nacht im Spital gestorben ist. — In Griesingen bei Ehingen verbrannten bei einem im Stadel des Bauern Roser ausgebrochenen Feuer 13 Stü-t Rindvieh und mehrere erstickten; die Stallung mit allen Vorräten ist verbrannt. — Die Erbgräfin von Wolfegg-Waldsee beschenkte 50 arme Schulkinder zu St. Nikolaus mit je einem vollständigen Anzug. — In Stutt g artfiel ein Schreiner von einem Neubau zwei Stock hoch herunter und war sofort tot.
' Aus Franken, 12. Dez. Der 16jährige Sohn eines Bildhauers in Neustadt a. Aisch, entfernte sich heimlich aus der elterlichen Wohnung unter Mitnahme von 600 Mk., die er dem väterlichen Geldschrank entnahm. Der reiselustige Jüngling konnte noch nicht gefunden werden und dürfte den Weg nach Amerika eingeschlagen haben.
* Leipzig. Die 30 Jahre alte Tochter eines pensionierten Briefträgers in Leipzig hat großartige Schwindeleien verübt. Sie heiratete in einem Badeort einen Rittergutsbesitzer, den ste aber sehr bald verließ und durch Betrügereien in großem Maßstabe herrlich und in Freuden lebte. Ein gefälschter, über 360 000 Mk. lautender, angeblich vom Bankhanse Rothschild in Parts ausgestellter Depositenschein öffnete ihr Herzen uno Börsen. Welch ungeheuere Summen die Person erschwindelt hat, möge daraus erhellen, daß unter den Geprellten auch ein Offizier aus Berlin mit der Kleinigkeit von 86 000 Mk. figuriert. Ein Leipziger Rentier büßt 20000 Mk. ein, ein älteres Frävletn 13 000 Mk. Die Fran Rittergutsbesttzerin wurde festgenommen, aber Geld wurde bet ihr nicht mehr vorgefunden.
* In dem sächsischen Bergstädtchen Olbernhan erregte vor einigen Wochen das plötzliche Verschwinden eines Buchhalters nm so mehr Aussehen, als er mit einem dortigen Mädchen ans angesehener Familie verlobt war und sich demnächst zu verheiraten gedachte. Wie nun bekannt wird, hat sich der Unglückliche, dem eine Anklage wegen Mujestätsbeleidignng bevorstand, in Kohlfnrt erschoss, n.
* Solingen, 13. Dez. Der „Köln. Ztg." wird berichtet, daß auf dem hiesigen Standesamt der Vorname „Emma" als ungesetzlich abgelehnt worden sei. Das Blatt schlägt vor, daß der Solinger Standes beamte zur Strafe an alle lebenden deutschen Frauen und Mädchen, die den Namen Emma führen, eine schriftliche Bitte um Entschuldigung richten muffe.
* Hamburg, 13. Dez. In der hiesigen Ge mäldegallerie wurde in der Knristhalle gestern ein Landschaftsdild, 1615 von Van der Velde gemalt, zu 3000 Mk. geschätzt, durch Ausschneiden aus dem Rahmen aestohlen. Der Diebstahl wurde nach Schluß des Saales entdeckt.
Äuslälldisches.
* Palermo, 14. Dez. Die Kriegsschiffe Stromboli, Fieronnoca und Jride sind hier eingetroffen. In Giardinello hat die gerichtliche Untersuchung begonnen; die Ruhe ist wtederherzeftelll. Auch in Porttnico kehrte die Ruhe zurück. Die Erhebung der Verzehrungssteuer ist wieder ausgenommen.
* Bern, 12. Dezbr. Die Anarchisten in La Chaux de Fond verbreiteten Plakate, worin ste die französischen Genoffen für das Pariser Bombenattentat beloben.
* Paris, 13. Dez. Die Polizei entfernte vom Triumphbogen Plakate, worin gesagt ist, diejenigen.
die im Kriege ihre Nächsten töten, werden durch Denk mäler geehrt, aber Männer wie Ravachol, Vaillant, welche die Gesellschaft von krebskranken Mitgliedern befreien, töte man. Zum Schluß heißt es, „furchtlos, Vaillant, man wird dich rächen. Hoch die Anarchie."
* Paris, 13. Dez. Der Untersuchungsrichter sucht zu ermitteln, ob die drei Damen, die Samstag vor und neben dem Anarchisten Vaillant saßen, sich nicht etwa dort nur aufhielten, NM den Verbrecher zu decken. Eine dieser Frauen hat bis jetzt nicht aufgefunden werden können. Am Montag wurden im Justizministerium Maffenverhaftungen beschlossen, doch in der Nacht erfolgte ein Gegenbefehl. Man will die endgültige Genehmigung der neuen Gesetze abwarten.
* Paris, 13. Dez. Ungefähr 50 Senatoren und Deputierte begaben sich zum Kriegsminister, um mit demselben die Frage der Verteidung der Alpen zu besprechen, und teilten ihm das Resultat ihrer persönlichen Beobachtungen mit. Der Minister erwiderte, daß er nichts unterlassen werde, um ihren Wünschen nachzukommen und fügte hinzu, daß er nicht erst diesen Schritt abgewartet habe, um sich mit der aufgeworfenen Frage zu beschäftigen.
* Parts, 14, Dez. Nach langen Verhandlungen gestattete die Polizei wenigstens die Generalprobe zu Gerhardt Hauotmanns „Einsame Menschen". Als man nach dem verhafteten Anarchisten Cohen, dem Uebersetzer des Stückes, ries, erscholl demonstrativer Beifall aus den oberen Rängen nnd der Ruf: „Freiheit für Cohen!" Das Drama fand großen, mehrfach stürmischen Beifall. Das Theater war abends polizeilich besetzt. Die Gesellschaft reist heute nach Belgien und Holland, um dort das Drama aufzuführen. Zahlreiche junge Pariser Litteraten Unterzeichneten eine Petition au den Präfekten um Aufhebung des Anffnhrnngsverbots.
* Belgrad, 13. Dez. In der Angelegenheit der wachsenden Rechtsunficherheit richtete der frühere Minister Stojan Novakowitsch an den Minister des Innern die Frage, wie lange er dulden wolle, daß Ruhe und Leben friedfertiger Bürger radikal gesinnten Verbrechern prcisgegebm werde. Der eigene Bruder des Justizministers, Rechtsanwalt Moximo- witsch, hat an diesen namens zahlreicher Kläger eine Eingabe gerichtet, in der erklärt wird, daß Zustände, wie die heut gen, selbst unter der Janilscharen- herrschaft nicht bestanden hätten.
* Petersburg, 9. Dez. Die Verfolgung evangel. Kirche in den Ostseeprovinzen seitens russischen Regierung dauert ungeschwächt fort. Amtsenthebungen der Geistlichen mehren sich Tag zu Tag; so wurden in den letzten Tagen, die Düna-Zeitung meldet, die Pastoren Behse in Helmet, Wesiren in Fellin und Görgensohn in Karkns wegen angeblicher Gesetzesverletzungen vom Amt suspendiert.
* Petersburg, 13. Dezbr. Unter der Ueber- schrift „Das voraussichtliche Schicksal des deutschen Heeres; eine Untersuchung über seine Standhaftigkeit im Kriege" veröffentlicht „Grashdanin" eine Reihe von Lügenartikeln, deren bisher zwei vorliegen. Der Verfasser behauptet, die deutsche Mannszucht beruhe auf Furcht vor überstrengen Strafen, über die er die albernsten Märchen aufttscht. Selbst eine Art Foltermaschine soll im deutschen Heere etn- geführr gewesen und von Dort in das österreichische Heer übernommen worden sein! Die Rekruten würden aufs niederträchtigste gequält. Nirgends entzögen sich soviel junge Leute dem Militärdienst aus Furcht vor schlechter Behandlung wie in Deutschland. Gleichwie unter Friedrich dem Großen w.rde anch heute noch die Mannszucht des deutschen Heeres durch den „Stock" ausrecht erhalten. Der zweite Artikel schließt mit der albernen Redensart: Nur ein rein mechanisches Band halte die verschiedenen Teile des Organismus des deutschen Heeres zusammen; schwerlich aber sei in ihm der moralische Kilt vorhanden, der allein in kritischen Augenblicken ein Heer zu retten vermöge.
Zögern): „Achtundzwanzig!' sehen Sie, es ist ja noch lange ich's mir gedacht habe!"
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-r. Nagold, 13. Dez. Der gestrige Viehmarkl war mittelmäßig befahren. Die Verkäufer forderten hohe Preise; wer aber verkaufen wollte, mußte viel weghandeln lassen. Im ganzen wurde nur wenig gehandelt. Besser ging der Handel auf dem Schweinemarkt, der aber überführt war, weshalb die Preise etwas gedrückt wurden. Mtlchschweine kosteten 18 brs 25 Mk-, Läuferschweine 35—70 Mk.
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*(Ern tro st spendender Richter.) „Wie alt, mein Fräulein?" — Fräulein (nach langem
Richter: „Nun, nicht so arg. wie
Verantwortlicher Redakteur: W. Riet er, Auensteiz.
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