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Amts- und AnMgeblatt für den Otieramtstiezirk Calw«

86. Jahrgang.

ikrschetnungstoge: M»nt<>«. Dienstag, MittiooS, A»nneistag, Freitag und Samstag. Jnlerttanspreis !.I Psg. pr» Zeile für Stadt u. BezirUorte; außer Bejiri 1» Psg.

Montag, den 4. September 1911.

Bezugspr. i. d. Stadt '/«jährl. m. Träger!. Mk. 1 . 25 . PostbezugSpr, fod.Orts'-u.Nachbarorrsverk. ^^jährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr . 1.30. Besteüg. in Württ.3V Pfg., in Bayern u. Reich 4LPsS«

Tagesueuigkeiteu.

* Calw 4. Srpt. Die Grunderwerbungen zu der Zufahrtsstraße zum neues Kranken- hau» find abgeschlossen. Die Straße selbst er­fordert ohne Granderwerb einen Aufwand von etwas über 5000 Die Arbeiten wurde» zur öffentlichen Bewerbung ausgeschrieben und dem Bauwrrkmeister Alber, der 10°/° abgeboten hatte, übertrage». Von zwei weiteren Offerten lautete das eine auf 7*/s°/o, das andere auf 3°/o Abgebot.

* Calw 4.Sept. An der Volksschule werde» in diesem Herbst zwei weitere Stelle» geschaffen. Zwei Klaffen, die eine Schülerzahl von über 90 Schülern halten, werden getrennt, so daß zwei Schulstellen «ötig geworden sind. Mit der Schaffung dieser weiteren Schulstelle» ist den Anforderungen der neuen Schulnovelle Genüge getan, so daß in nächster Zeit eine Ver­mehrung der Schulstellen nicht in Aussicht zu nehmen ist. >C» muß als lobenswert hervor­gehoben werden, daß die Stadtgemeinde in so kurzer Zeit die Bestimmungen der Schulnovelle möglichst rasch durchgeführt hat und damit hinter anderen Gemeinden nicht zurücksteht. Von den zwei neugeschaffenen Stellen wird die eine mit einem ständigen, die andere mit einem unständigen Lehrer versehen werden. Gegenwärtig ist auch die Mittelschulstelle erledigt uud kommen deshalb zwei ständige Stellen bis Herbst zur Besetzung. Im gestrige»Staatsanzeiger" sind beide Stellen zur Bewerbung ausgeschrieben mit dem Bemerke», daß für die Bewerber um die Mittelschule die Befähigung zur Erteilung des Unterricht» in Französisch und im Mädchenturnen und für die Bewerber um die Volksschulstelle eine gute musikalische Befähigung gewünscht werde und daß unter Umständen einem der zu ernennenden Lehrer die Schulvorstandschaft übertragen werde.

n Calw 2. Sept. Heute wurde die »eu- angeschaffte mechanische Feuerwehrleiter durch Bauinspektor Gmelin von derK.LandeS- feuerlöschinspektion Stuttgart in Anwesenheit der Bezirksfeuerlöschinspektor» und im Beisein von Vertretern der Stadt, der Freiw. Feuerwehr und der Lieferaten einer eingehenden Uebernahme- prüfung unterzogen. Dieselbe fiel in jeder Be­ziehung, insbesondere hinsichtlich der Bauart, Tragkraft, Verstellbarkeit und Handhabung der Leiter, zur vollste« Zufriedenheit au». Die Aus­führung derselbe» ist elegant und tadellos, die Handhabung trotz der bedeutenden Tragkraft eine leichte und einfache. Die 10 w hohe 2 teilige, MagiruSpatentleiter ist von de» Vereinigten Feuerweyrgerätefabriken G. m. b. H. in Ulm ge­liefert worden und kostet 990 M. Mit derselben hat die Freiw. Feuerwehr neben der bereit» Vor­handenen, au» der gleichen Fabrik stammenden, große» mechanischen Leiter ein weitere» praktische« und für den Feuerlösch- und Rettungsdienst für unsere bergigen und enggebaute» Stadtteile be­sonder» geeignete» und nützliche» Geräte erhalten.

Calw. (Also doch.) Der Bube eines Landwirts unweit de» Nagoldtal» bringt Milch in die Stadt. In einer Unterredung mit ihm gibt er genaue Au»k«nft über die Zahl der Kühe, über die Milchmenge und über seine Kundschaft.

Auf die Frage, ob der Milch auch Wasser zu- gesrtzt werde, erfolgt die unschuldige, aber glaub­würdige Antwort:Ha, net so arg viel, bloß a bitte!"

-6. Alzeuberg, 3. Sept. Zwei wichtige Festtage durfte unsere Gemeinde die letzte Woche feiern. Am Mittwoch zog unser neuer Lehrer, Herr Hirth mit Familie auf; er wurde mit Gefährten am Bahnhof Calw abgeholt und bi» zum festlich geschmückten Schulhau» geleitet. Diese» selbst wurde sodan» bei herrlichstem Wetter am Freitag eingeweiht. Jung und alt »ahm an dieser Feier teil; auch hatte» sich zur Freude der Gemeinde die Herren Vertreter der Bezirks­behörden eingefunden. Um 11 Uhr kameu von Altburg her die Schulkinder in Begleitung ihrer seitherigen Lehrer und zogen in da» geschmückte Schulhau» ein, in dem sodann auch noch die übrige« Festteilnehmer Platz fanden. Mit einer Ansprache übergab H. Hauptlehrer Härter von Altburg dem neuen Lehrer die Schüler, der sie sodann freundlich begrüßte. Die wohldurchdachte inhaltsreiche und zu Herze« gehende Festrede hielt Herr Schultheiß Müller, der sich über­haupt um den ganzen Schulhausbau die größte Mühe gegeben hat. Als Vertreter der Be­hörde sprach Herr Bezirktschulinspektor Stadt­pfarrer Schmid, und der Orttvorsteher der Muttergemeinde, Herr» Schultheiß Scholl von Alt bürg, begrüßte die neue Schule auf» herzlichste. Ein Eingangsgebet de» Hr». Pfarrer Eidenbeuz von Altburg uud das Schlußgebet de» Hru. Dekan Roo» von Calw umrahmten die Feier, der noch durch Gesänge der Schüler und Festteilnehmer ausgeschmückt wurde. Nachher fand eine Besichtigung de» Schulhause» und seiner Nebenteile statt, wobei der Baumeister für die schöne praktische Einteiluug und Einrichtung allgemeine Anerkennung ernten durfte. Den Schluß der Feier bildete sodann ein gemeinsame» Este», da» imRößle" vorzüglich gerichtet war. Bei demselben wurden verschiedene Ansprachen gehalten.

Nagold 2. Sept. (Autoverbindung.) Stadlschultheiß Brodbeck teilte im Gemeinderat mit, daß die Automobillinie von Herrenberg über Nagold nach Haiterbach sich bi» jetzt gut rentiere. Da aber die Frage der definitiven Einrichtung wegen der Verhandlungen »och längere Zeit be­ansprucht, wurde vorgeschlage», die Probefahrten über de« 15. September hinaus forzusetzen. Der Gemeinderat beschloß, sich an dem Unternehmen auf Grund seine« früheren Beschlusses weiter zu beteiligen.

Altensteig 2. Sept. Beim Bahnhof Berneck wollte ein mit 6 Personen besetzte» Auto an» Stuttgart einem Fuhrwerk auSweichen, durchbrach das Geländer uud stürzte den Ab­hang beim Steg hinunter. Die Insassen kameu ohne größeren Schaden davon. Nur eine Person hat eine» Beinbruch erlitten. Da» Auto wäre fast in die Nagold gefallen.

Stuttgart 2. Sept. Noch ist man mit den Untersuchungen und Schadensfeststelluuge« wegen de« kürzlichen großen Brande« in der Klavierfabrik Rich. Lipp u. Sohn «och nicht am Ende und nun hat schon wieder ein große» Schadenfeuer dieselbe Firma betroffen.

Der erneute Brand ist gestern abend kurz vor 7 Uhr im Souterrain des alte« an der Schiller­straße stehenden Fachwerkbaues ausgekommen und hat hier überraschend schnell um sich gegriffen. Diese» Untergeschoß birgt im einen der Kriegs­bergstraße zu gelegenen Teil die Werkstatt für die Fournierer, das Fourniermaterial zu 900 Kla­vieren, lauter wertvolle Maserfourniere, lagerten hier und boten den Flammen eine nur zu will­kommene Beute. Im anderen Teil de» durch eine Wand getrennten Raume» waren vornehm­lich kleinere Klavierteile, gedrehte Füße, Konsolen u. s. w. «ntergebracht, «eben- einem großen Teil zugerichteter und fertig bearbeiteter Bretter, Lei­sten rc. Diese wurden ebenfall» zum größten Teil vernichtet uud wa» übrig blieb, ist verkohlt und durchnäßt, so daß e» kaum mehr zu ge­brauchen sein wird. Wie da» Feuer entstanden ist, weiß man auch in diesem Fall nicht bestimmt zu sagen, doch wird Unachtsamkeit oder Fahr­lässigkeit vermutet. Die im Fournierraum be­schäftigten Arbeiter versichern indes, den ganzen Tag über kein Feuer benötigt zu haben. Wohl befindet sich in dem Raum ein Leimapparat; da er jedoch mittelst Dampf geheizt wird, so ist es fast ausgeschloffen, daß durch ihn das Schaden­feuer verursacht worden ist. Sehr rasch war auch diesmal die Berufsfeuerwehr zur Stelle und zwar beide Wachen fast gleichzeitig. Die Haupt­feuerwache unter Führung von Branddirektor Jakoby brachte außer den sonst mitgeführte» Geräten auch die große Dampffeuerspritze mit, während die Wache II unter Führung von Brand­meister Müller nur den üblichen Hydranten- wagev mitführte. Mit Eifer und Energie wurde sofort die Dampfspritze in Tätigkeit gesetzt und zugleich auch »och weitere 6 Hydrantenrohre in da» Feuer gelegt. Unerschrocken drangen die Wehrmänner gegen den Brand vor uud die Waffermaffe» taten denn auch sehr bald ihre Wirkung. Trotzdem war e» hohe Zeit, denn ein Durchbrennen der Decke zum Erdgeschoß hätte bei der doch einigermaßen veralteten Bauart de» Gebäude« zweifello» die völlige Vernichtung desselben bewirkt. Umsomehr ist die Tätigkeit unserer Feuerwehr anzuerkennen, der e» sehr rasch gelang, da« Feuer auf seinen Herd zu be­schränken. Nahezu ^ Stunden mußte angestrengt gearbeitet werden, bi» der Brand völlig gelöscht war und nach einer gründlichen Untersuchung de» ganze» Hause» da» Zeichen zum Einziehen der Strahlrohre gegeben werde» konnte. Brand­direktor Jacoby und Brandmeister Müller leiteten mit bekannter Umsicht die Löscharbeite». Während dieser Arbeiten hatte sich eine immer größer werdende Menschenmenge an der Brandstätte eingefunden, die aber dank einer schnellen und sicheren Absperrung unter Leitung der Polizei­inspektoren Hummel und Heyd in Entfernung ge­halten wurde, so daß die Löschtätigkeit nicht gehemmt war. Von der Firma Lipp waren der junge Herr BeiSbarth und Prokurist Fischer am Platze. Nach den Mitteilungen dieser beträgt der durch de» Brand herbeigeführte Schaden etwa 20 bi» 25 000 Er ist zwar durch Versicherung gedeckt; durch den Verlust an kostbarem und halbfertigem Material muß er aber doch recht beträchtlich genannt werden. Um '/«8 Uhr etwa konnten die beiden Feuerwachen unter Zurück-

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