den Blättern eine Mitteilung zugchen lassen, wornach es den administrativen und richterlichen Nachforschungen gelungen ist, herauszubringen, daß die Sendungen an den deutschen Kaiser und an Graf Caprivi in Orleans auf die Post gegeben worden sind. Von wem? wird nicht gesagt.

* Paris, 1. Dez. Nach Meldungen aus Rio Grande siegten die Aufständischen bet Bage. General Jstdoro ist mit seinem Stab gefangen. Die Ein­nahme Curitibes durch die Insurgenten wird nicht bestätigt.

* Paris, 1. Dez. Im Senat konstatierte der Berichterstatter Boulanger, Frankreichs Schuld nähere sich dem Betrag von 32 Milliarden; das ist ein größerer Betrag als die vereinigten Schulden der Tripelallianz.

* Die in Toulon und Paris getauschten Höf­lichkeiten zwischen Rußland und Frankreich scheinen noch fortgesetzt zu werden. Die russische Regierung gedenkt, wie gemeldet wird, einem neuen Panzerschiffe den Namen „Paris" zu geben. Pariser Blätter ver­langen nun, daß die französische Flotten-Vsrwaltung zwei Schiffe „Kronstadt" und „Petersburg" taufe.

* Paris, 2. Dez. Der Jnlransigeant veröffent­licht einen Artikel von Rochefort, worin dieser die Anklage wegen Mords gegen Constans erhebt. Con- stans beantragt gerichtliche Verfolgung des Artikel- schreibers.

* Nizza, 28. Noo. Wie der Triester „Piccolo" meldet, hat sich im „Hotel Windsor" zu Monte-Carlo ein junges französisches Ehepaar durch Kohlen­gas getötet, nachdem dasselbe in den Spielsälen 300 000 Franken verloren hatte.

* Rouen, 1. Dez. Zwei Depeschensäcke mit angeblich 300 000 Francs Werten sind auf dem Bahn­hof Oiffel gestohlen worden.

"London, 1. Dez. General Brtalmont, über die Marinepolitik befragt, erklärte sich in Betreff der allgemeinen Martnefragen für nicht zuständig. Der dunkle Punkt tür England sei weniger das Mittel­meer als das Schwarze Meer, wo die russische Flotte unglaublich anwachse und jeden Augenblick durch das Marmara-Meer, die Dardanellen und das Aegäische Meer Vordringen und sich im Mittelmeer mit der baltischen Flotte vereinigen könne, ohne eine nennens­werte Behelligung durch die türkischen Forts und die Batterien von Konstantinopel. Dieses könne zwar Dank seiner natürlichen Lage in eine durchaus un­einnehmbare Festung verwandelt werden, die durch reichliche Zufuhr aus Anatolien und den befreundeten Balkanstaaten gegen eine Aushungerung geschützt sei, aber augenblicklich sei es den Russen wehrlos preis­gegeben.

* London, 2. Dez. Aus Rio de Janeiro: Dem Kriegsschiff Aquibadan und einem bewaffneten Handels­schiff gelang cs unter dem Schutze der Dunkelheit aus der Bai von Rio zu entkommen und trotz lebhaften Feuers der die Hafeneinfahrt beherrschenden Fons die Durchfahrt zu erzwingen.

* London, 2. Dez. Die Anarchisten ließen Massen­manifeste zur Verteilung an die französische Armee drucken, welche die Soldaten zur Erschießung der .Offiziere auffordern. Der in Dublin ermordete an­gebliche Anarchist Reed war Geheimpolizist.

tillerie drei Wochen versorgen könnte," sagte der Restaurateur.

Auf einmal schlug der Mann mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser und die Flasche tanzten.

Sein Gesicht sah ganz blaß und außerordentlich überrascht aus.

„Wißt Ihr was?" schrie er in seiner etwas rohen Manier — „das ist alles bei mir gekauft! Jetzt geht mir ein Licht auf! Ich kann es beschwören und — Herr Jesus, nun sag' mal einer, daß die Sonne nicht alles an den Tag bringt!"

„Wer? Wer hat es denn gekauft?" riefen die beiden Preuß aufspringend.

„Wer's gekauft hat? Er selber. Harterott! Da hat sein Wagen vor der Thür gehalten, und er kommt herein, ist schrecklich eilig, will Pulver und Lunte, wollte in Warmenau die alten Mühlsteine und Hünen­gräber sprengen lassen, eine Chaussee nach den Mühlen bauen. Na, ich kriege her was ich habe und frage: Wie viel, Herr Harterott?

„Ach, geben Sie mir den ganzen Plunder," sagte er, „und da haben Sie wohl auch Schwefelfaden? Nur auch her damit, ich bin sehr eilig — muß zum Termin wegen des neuen Mühlenbaues in Gasberg fein."

„Und so wirft er mir einen Thaler hin. wickelt selbst noch die ganze Geschichte mit ein; ich suchte schnell das Geld her, was ich herausgeben mußte, und als ich's abzählte, saß er schon auf dem Wagen, nahm nur noch die paar Groschen an und dann fuhr er davon, daß es nur so stob."

„Weiter, weiter!" stöhnte der alte Preuß, und

Nach Mitteilungen aus Belgrad sind König Milans Geldmittel abermals erschöpft. Seit seiner Abdankung hat er 3 V 2 Millionen verbraucht, so daß bei seiner vollständigen Mittellosigkeit und Verschul­dung die radikalen Kreise befürchten, Milan werde abermals einen Umsturz wagen, um so mehr, als es sich jetzt erst herausstellt, daß Milan kurz vor dem jüngsten Staatsstreich die Regenten aufforderte, sie möchten ihre Würden in seine Hände zurückgeben. Allerlei unheimliche Gerüchte durchschwirren die Luft, u. a. auch, daß Milan dem Könige angeraten habe, die Verfassung zu suspendieren.

* New-Aork, 2. Dez. Der Hecald meldet: In der Schlacht in der Nähe von Bage am Dienstag, wo Jsidoro gefangen genommen wurde, hatten die Anhänger Casthilos 300 Tote, darunter viele Offi ziere; der Verlust der Insurgenten betrug 80 Mann. Die Niederlage ist ein verhängnisvoller Schlag für die Sache Casthilos. Es heißt, die Insurgenten landeten in Jtaguahy, einige Meilen südlich von Rio de Janeiro, in der Absicht, auf die Stadt zu marschieren.

* Es ist bemerkenswert, restzustellen, wie von den deutschen Besuchern Nordamerikas aus Anlaß der Chicagoer Ausstellung in erster Linie Diejenigen ein sehr günstiges Urteil über die dortigen Zustände fällen, die mit stacken Vorurteilen hinübergegang-n waren. Insbesondere wird auch von Gelehrten und Politikern, die sich neuerdings einige Zeit in den Vereinigten Staaten aufgehalten und Veranlassung genommen haben, Land und Leute kennen zu lernen, hervorgehoben, daß das Bildungsbedürfnis der Massen drüben ein so starkes sei, wie man es sich bei uns gar nicht vocstelle. Die Ausdehnung der Einrichtung der Volksbibliotheken und die Benutzung derselben ist eine geradezu überraschende. Auch ist nach dem Zeugnis der charakteristischen Gewährsmänner der Sinn der Bevölkerung im Großen für Alles, was in das Gebiet der öffentlichen Ordnung schlägt, viel entwickelter, als in Europa meist angenommen wird.

Hesundheitspflege.

* (Eingeklemmte Brüche zurückzubringen.) Ein leicht anwendbares Verfahren, um eingeklemmte Brüche wieder zurückzubringen, wird in den „Homöopath. Monatsblät ern" aus Stuttgart von einem Arzt mit­geteilt und auf folgende Wsise ausgeführt. ES wird ein einfacher, abgebrühter, echter Bohnenkaffee be­reitet, von welchem dem Kranken ^stündlich eine kleine Tasse ohne Zugabe von Milch, aber mit viel Zucker, gut abgekühlt, verabreicht wird, so daß er in 1—2 Stunden 8—10 Tassen trinkt. Auf den eingeklemmten Bruch werden heiße Umschläge, am besten aus angebrühten Hmblumen gemacht, welche so oft erneuert werden müssen, daß der Patient kein Kältegefühl in dem Bruche verspürt. Die Vorder­arme werden bis an die Ellenbogen 3 Minuten lang in ganz kaltes Brunnenwasser getaucht und ohne zu reiben abgetrocknet unter die Decke gesteckt, damit sie rasch erwärmen. Sobald sie recht warm sind, wer­den sie auf's neue in kaltes Brunnenwasser gebracht, und dies so oft wiederholt, bis der Bruch zurück- getreten ist, was meistens nach 1—2 Stunden er­folgt. Während dieser ganzen Kur liegt der Patient ruhig im Bett und ist jedes Drücken und Zuräck-

sein Sohn drückte sich die beiden Fäuste vor die Stirn.

„Ja, was weiter — ? Mehr weiß ich nicht! Von der Chaussee, die sie in Warmenau bauen wollten, hatte ich ja schon gehört, und die alten Mühlensteine habe ich tausendmal liegen sehen — so dachte ich mir nichts dabei!" sagte der Krämer.

Der alte Mann sah ganz enttäuscht vor sich hin.

„Er hat sprengen lassen — er kann das wohl wirklich zu dem Zweck gekauft haben."

„Das kann das Datum Nachweisen!" stieß der Restaurateur heraus.

„Das Datum? Ja, wie soll ich das wissen?" erwiderte kleinlaut der Krämer.

Draußen wurde ein Eulenschrei laut.

„Das ist er! Mein Bruder! Bleiben Sie hier — ich bringe ihn schon herein!" fuhr der Krämer auf.

„Ja, gewiß! Es ist viel besser, wir wissen nichts," murmelten die beiden Preuß.

Dann waren sie allein.

Welches Unglück, daß sie das Datum nicht er­fahren konnten! Ohne das half ihnen die Geschichte nichts! Und doch — sicher hatte diese Thatsache eine unendliche Wichtigkeit für Willy.

Nach einer Weile, während deren sie draußen allerlei Unruhe und Geräusch hörten, als brächte man einen Pack oder sonst etwas Schweres in den Keller, erschienen beide Brüder wieder.

Der, welcher Willem genannt wurde, war jener Arbeiter, der mit dem alten Preuß Harterotts Leiche zuerst gefunden hatte.

drängen der eingeklemmten Eingeweide zu vermeiden. Kurz nach Beginn des Verfahrens tritt ein Kollern im Bauch auf, das sich langsam bis auf die einge­klemmten Eingeweide foripflanzt und dieselben unter Lösung der Einklemmung ganz unmerkltch zurück- bringt. Diese Methode hat mich bis jetzt nie im Stich gelaffen, und kann ich sie deshalb allenthalben empfehlen. Sie ist leicht anwendbar, macht keine Kosten und Beschwerden und führt sicher zum Ziele.

* Alten steig, 3. Dez. Nach dem Saatenstand- bericht für Württemberg vom Monat November steht die Herbstsaat von Wtnterweizen gut bis sehr gut, Winterdtnkel gut, Winterrogen gut bis sehr gut, Klee und Luzerne mittel bis gering. Die milde und feuchte Witterung der letzten Wochen war überaus günstig für die Beendigung der Saatbestellung, sowie für die Keimung und Bestockung der Winterfrüchte. Die früh­zeitig bestellten Wintersaaten zeigen fast durchgängig einen dichten, gleichmäßigen Stand und kommen ge­hörig erstarkt in den Winter. Frühe Saaten haben einen bedeutenden Vorsprung vor späteren Saaten ge­wonnen. Von den Kleesaaten mußten zwar viele um­gebrochen werden, am meisten im Jagstkreis, doch haben sich bei der günstigen Herbstwstterung auch schwache Kleesaaten, wenn sie nur einen hinreichend dichten Pflanzenstand hatten, noch schön bestockt. Auch die Grasnarbe der besseren Wiesen zeigt wieder einen guten und dichten Stand.

* Mühlheim, 3). Nov. Der heutige Andreas- markc war mit Vieh nur schwach befahren. Händler waren sehr viele eingeiroffen und der Handel ging deswegen sehr lebhaft. Für junges Vieh, sowie für Nutzvieh wurden im Vergleich zum letzten Markt höhere Preise erzielt. Für eine schwer trächtige Kalbin wurden 285 Mk. bezahlt. Aus Jährlingen und etwas darüber wurden 70 bis 90 Mk. erlöst. Auf dem Schweinemarkt war kein besonders lebhafter Handel zu bemerken. Das Paar Milchschweine wurde ver­kauft von 18—24 Mk

Bermtscyres

* (Die ungerechte Welt.) Restaurateur: „Da steht in der Zeitung, daß ein Professor in Amerika fertig gebracht hat, das Gewicht der Fliegen festzustellen. Er hat gefunden, daß 48 000 Stück auf ein Pfund gehen! Und da machen so viele Menschen Lärm, wenn sie auf einem Kotelett zwei mitgebratene Fliegen fingen!

* Boshaft: Frl. A.: „Hast du schon gehört, Herr Neumann hat 100 000 Mk. von seiner Tante geerbr, und denke Dir, vor einem Jahre habe ich ihm einen Korb gegeben." — Frl. B.: „Ja, ja, manche Männer haben doch immer Glück!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Kieker, Altensteig.

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Er gab dem Bater wie dem Sohn die Hand.

Beide fanden den Schmuggel an sich nicht straf­bar, so langge man sich nur hütete, nicht abgefaßt zu werden.

Willem Rohlfs triefte vor Schweiß; das erste, was er that, war der Griff nach dem Geneverkrug — ein herzhafter Zug schien ihm erst die Zunge zu lösen.

„Mein Bruder hat mir gesagt, warum Sie hier sind, Herr Preuß," wandte Willem sich an den Alten.

„Sind Sie's zufrieden, daß wir uns melden?"

„Ja, das wäre ich wohl, Herr Preuß, denn ich habe gehört, der Herr Lörrach ist übel daran, und dann habe ich mir auch jetzt überlegt, sie können uns ja nichts anhaben, denn er hat sich doch erschossen und wenn sie meinen sollten, wir hätten es gethan um der Rache halber, so können wir ja Zeugen bringen, daß wir gar nicht mal Gewehre hatten."

„Ja, das ist wohl wahr, Willem Rohlfs, aber traue den Herren der Kuckuck, haben sie denn meinen Enkel gefragt, wo er das Zeug her hatte zum Brand­stiften ?"

Und nun erzählten die beiden Preuß in großer Aufregung, daß Harterott selbst das Material hier gekauft halte. Der Krämer bestätigte alles, sein Bruder war ganz außer sich.

„Und davon sagt er kein Wort, kein Wort!"

Fortsetzung folgt.

Auflösung dcs Rätsels in Nro. 143:

Admiral.