Wagengesellschaft läßt für den Präsidenten der Republik einen luxuriös ausgestatteten Salonwagen bauen. Der Wagen, der einen Salon, ein Schlaf- und Toilettezimmer, ein Rauchzimmer und überdies 3 Abteile enthält, wird eine Länge von I 8 V 2 Meter haben. Alle Räume sollen mit elektrischem Licht ausgestattet werden.
. Paris, 25. Nov. Infolge von Zwistigkeiten fanden seit einigen Tagen in dem Garnisonsorte Lorgent blutige Zusammenstöße zwischen Artilleristen und Jittanteristen statt. Gestern abend überfielen 200 Artilleristen eine Jnfanteriepatroutlle und mißhandelten Soidaten und Offiziere, welche sich nach der Jnfanlcnehauptwache flüchteten. Die Artilleristen stürmten wiederholt die Hauptwache und wurden erst nach dem Eintreffen von Verstärkungen zurückgeworsen. Starke Compagniepatrouillen, von Offizieren geführt, säuberten nachts die Straßen, wo trotzdem die blutigen Zusammenstöße andaucrren und zahlreiche Artilleristen und Infanteristen chwer verletzt wurden.
* Das Berliner Tageblatt meldet aus Paris: Die Verhandlungen über die Bestimmung der Grenze zwischen Kamerun und Franzöftsch-Kongo werden demnächst in Berlin ausgenommen.
* InParis hat der dumme Scherz eines Kutschers eine Reihe von Unfällen herbetgeführt. Auf einer Station der Gürtelbahn rief ein Kutscher, als ein mit Besuchern der Wettrennen gefüllter Zug anhielt: „Eine Bombet Rette sich, wer kann!" Der Passagiere bemächtigte sich eine fürchterliche Panik und im Gedränge, welches entstand, wurden mehrere Personen verwundet und eine Dame sogar bedenklich verletzt.
* Die Pariser Presse giebt ihrem unverhohlenen Mißmut über das Abkommen Ausdruck, das zwischen Deutschland und England behufs Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphäre im Hinterlande von Kamerun geschloffen worden ist; sie meint: die französische Regierung könne unmöglich die Tragweite der deutsch-englischen Umerhandlungen gekannt haben, sonst wäre es ihre Pflicht gewesen, kräfttge Einsprache gegen Abmachungen zu erheben, die die Errungenschaften französischer Forschnngsreisenden in Frage stellen und das französische Gebiet in Zentralafrika zu schmälern drohen. Diese Ansicht beruht indes auf einer Verwechslung französischer Ansprüche mit französischen Rechten.
* Oloron (Pyrenäen), 23. Nov. Neun Einwohner der Gemeinde Louvie-Soubiron, darunter der Ortsvorsteher und mehrere Gemeinderäte, gingen vorgestern von Hause weg, um ihre Herden aus dem Gebirge hetmzuholen, als abends 8 Uhr eine Lawine sie überraschte und acht begrub. Nur einer kam mit dem Leben davon.
* Havre, 23. Nov. Eine stürmische Fahrt hat der hier eingetroffene deutsche Dampfer „Krimhtld" zurückgelegt; Ler Dampfer, der von China und Japan kam, hatte schon, als er ins Mittelmeer einlief, gegen einen Orkan zu kämpfen. Am 18. d. wurde er im Atlantischen Ozean von dem furchtbaren Sturm überrascht, der in den letzten Tagen so viele Opfer gekostet hat. Zwei Offiziere wurden in der Nacht vom 18. auf den 19. Nov. von der Kommandobrücke geschleudert und erlitten jeder einen Armbruch.
Meer gerissen und ertrank. Im selben Augenblick stürzte ein Matrose vom Mastbaum und blieb mit zerschmettertem Schädel tot auf dem Verdecke liegen. Die Mannschaft der „Krimhild" ist durch die tagelangen ununterbrochenen Anstrengungen völlig erschöpft. Kapitän Farch erzählt, daß er zehn Tage lang ohne einen Augenblick zu schlafen, unausgesetzt auf den Beinen war. Aus Hamburg werden zwei Offiziere erwartet, welche die beiden verwundeten Offiziere ablössn sollen.
* London. Allabendlich erscheint jetzt in verschiedenen Teilen der Stadt Bradford eine Dame, die durch ihre schöne Altstimme Hunderte von Menschen um sich versammelt. Sie ist tief verschleiert, niemand weiß, woher sie kommt und wohin sie geht. Durch ihren Gesang erwirbt sie sich eine gute Einnahme; allabendlich soll sie zwei bis drei Pfund (40 bis 60 Mk.) verdienen. Das Gerücht geht, daß ihr Gatte sein Vermögen durch unglückselige Spekulationen verloren habe und daß sie nun in dieser Weise ihre Familie ernähre.
* In einem Bericht aus Rußland sagt die „Nat. Zi.": In den Ostseeprovinzen und überhaupt im gesauuen Westen und im Süden Rußlands giebt es nur eine Stimme der Klage über den Zollkrieg und seine schlimmen Folgen. Nicht nur der Landwirt muß die Erzeugnisse seines Grundbesitzes als totes Kapital in seinen Scheunen lasten; es stockt überhaupt aller Handel. Der Einnahme-Ausfall droht vielen verhängnisvoll zu werden, und dringend ersehnt man ein günstiges Resultat der Berliner Zollkonferenz. Tritt nicht bald eine Verständigung mit Deutschland ein, so erwartet man in vielen Gegenden Rußlands zahlreiche Bankerotte unter den Landwirten und einen wirtschaftlichen Niedergang, wie er noch nicht dagewesen ist.
* Ein russischer Hafen im Mittelmeer soll, nach einer Petersburger Meldung des „Standart" in der That gewonnen werden. Ajaccio werde voraussichtlich als Kohlenstation für das russische Mittelmeergeschwader gewählt werden, das im allgemeinen aus sechs Schiffen, darunter drei Schlachtschiffen, erster Klasse bestehen werde. Anscheinend find in dieser Beziehung wesentliche Verhandlungen mit Griechenland gepflogen worden.
* Sofia, 22. Novbr. Die Leiche des Grafen Hartenau wird am Sonntag hier erwartet und soll an demselben Tage in der St. Georgeskirche beigesetzt werden.
* Sofia, 24. Nov. Bet Durchpassterung der Leiche des Grafen Hartenau werden die Höhen von Slivnitza, woselbst 1885 die bulgarischen Truppen unter ihm kämpften, durch Batterien markiert, welche Salutschüsse abgeben.
* In Batavia ist eine Petroleum-Niederlage mit 70,000 Kisten ntedergebrannt.
Kaus- und Landwirtschaftliches.
* (Seidenzeuge zu reinigen.) Man schält drei Kartoffeln von mittlerer Größe, schneidet sie in dünne Scheiben und wäscht sie gut ab. Dann gießt man ein Lirer siedendes Wasser darauf und läßt es stehen.
werden muß, nimmt man so viel als man bedarf und gießt eine gleiche Menge Weingeist dazu. Mit dieser Flüssigkeit reibt man durch Anwendung eines Schwammes das Seidenzeug auf der rechten Seite ab und bügelt es, wenn es halb trocken, auf der Rückseite. Auf diese Weise läßt sich Seidenzeug mit den zartesten Farben reinigen. Ebenso Sainmet, Taffet und andere Zeuge.
* (Der Hühnerstall im Winter und seine Streu.) Zur Erzeugung einer wärmeren Stalltemperatur ist es erforderlich, daß der Fußboden mit einer trockenen Streu bedeckt wird. Solche Streu ist aber auch nötig gegen Ausdünstung des Kots, Von Stroh, Heu oder Blattlaub ist abzuraten, da diese Einstreumittel die Fäulnis begünstigen und die Ausdünstungen vermehren. Besonders geeignet ist Torfstreu, welche die Eigenschaften des Warmhaltens des Fußbodens und des Berrtngerns der Ausdünstungen besitzt. Statt Torfstreu kann auch trockener Sand und trockene Erde genommen werden, doch verdient Torfstreu den Vorzug. Torfstreu saugt die flüssigen Bestandteile der Kotauswürfe auf und verhindert so die Erzeugung von Gestank, der sich sonst in den Hühnerställen entwickelt. Wird der Boden mit Sand oder trockener Erde bestreut, so muß der Stall wöchentlich ausge- mtstet und gut gelüftet werden. Das Bestreuen des Stallbodens mit hitzigem Pferdemist kann nicht gutgeheißen werden.
Vermischtes.
*Aus einer der letzten Referendar-Prüfungen in Berlin wird folgender Scherz erzählt: Der Examinator, der bekannte Professor H., fragte einen Kandidaten: „Ist die Hundesteuer eine direkte oder indirekte Steuer? — Kandidat: „Eine indirekte." Examinator: „Woraus schließen Sie das?" — Kandidat: „Weil die Steuer nicht vom Hunde direkt erhoben wird."
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Gelohnt werden würde, Wein, Obst, Lektüre — nichts wurde von dem Gefangenen berührt.
So lag er tagelang, bis eines Morgens der Untersuchungsrichter selbst in Begleitung des Arztes und des Aktuars bei ihm erschien.
„Sind Sie krank?" fragte der erstere ihn.
„Nein, ich bin das Opfer eines schmählichen, ungerechten Verdachtes."
„Lassen wir das heute. Ihre Angelegenheit kommt schon in den nächsten Tagen zur Verhandlung. Geben Sie mir, wenn Sie können, jetzt wahrheitsgemäße Antwort."
Und nun begann das Jnquirieren von neuem.
Aber es betraf nicht ihn persönlich, man wollte jetzt von ihm wissen, wie er über Harterotts Lage, über die Brandstiftung urteile.
„Hielten Sie Ihren Vetter für fähig, selbst ein solches Verbrechen zu planen und auszuführen?"
Wie ein Blitz fahr es vor Lörrach nieder.
Jene Nacht in Warmenau.
Er war emporgesprungen wie elektrisch berührt. Die Herren sahen sofort, ein Gedanke, eine Ueber- zeugung war in ihm geweckt, und er starrte nun wie geblendet, aber grausend auf das, was in ihm vorging.
Doch — es war nur ein Verdacht! Und wie sehr der Verdacht fehl schlagen konnte, das erlebte er ja an sich selbst.
Er sprach dies dem Richter aus.
„Das ist eine ehrenwerte Gesinnung. Es kommt aber darauf an , den wirklich Strafbaren zu finden. Man hat eine schwerwiegende Entdeckung gemacht,
auch will sich jetzt eine der Mägde erinnern, daß sie Harterott noch nach dem Schluß der Arbeit von dem Lager kommen sah. Willy Preuß könnte vielleicht durch Ihre Aussage entlastet werden."
Fritz Lörrach erzählte jetzt erregt, aber doch mit Selbstbeherrschung, wie Harterott in jener Nacht so sonderbar gewesen, wie er glaubte, Feuerschein zu sehen, die Glocken zu hören und wie er immer in die Dunkelheit hinausgehorcht hatte.
„Man hat Harterotts Manschettenknopf gefunden," sagte ihm dann der Richter und erzählte, wie und wo
und daß Willy Preuß aufs Land geschickt sei-
der Großvater bürgte für ihn.
„Der Manschettenknopf ist natürlich kein vollgültiger Beweis, aber die Nebenumstände, Harterotts Lage, er hatte erst wenige Tage vorher seine Versicherungsprämie erhöht, seine Finanzen sollen zerrüttet sein — das alles sind schwerwiegende Thatsachen."
„Ich habe Willy Preuß nie für den Schuldigen gehalten und Ihnen meinen Glauben an eine gegen ihn verübte Schurkerei ausgesprochen," sagte Lörrach finster.
War er nicht jetzt in ganz ähnlicher Lage und Ella — dies Weib, das er einst zu lieben geglaubt, sie hatte ihn in dieselbe gebracht.
Mit diesem Anstoß war die Lethargie gebrochen, in der er dageiegen; aber eine Wohlthat konnte er das nicht nennen, denn nun kam die Sehnsucht nach freier Bewegung, nach Luft und Berg und Thal über ihn und damit das ganze Elend der Gesangenschafl.
Zudem, was heißt es, daß er weder von dem
Baron, noch von dessen Tochter irgend ein Lebenszeichen erhielt?
Glaubte sie ihn auch schuldig?
Der Gedanke machte ihn fast wahnsinnig.
H * -je
Auf einer der kleinsten Inseln unseres Nordseestrandes fand sich fast jeden Tag um die Stunde des Sonnenunterganges der g küßte Teil der Bade- gesellschast auf dem schmalen Sandstreifen ein, der zwischen den Dünen und dem Meer liegt und zum Teil von jeder Flut überspült wird.
Je nach dem Wasserstande stellte man die Strandkörb: näher oder weiter von den schützenden Dünen auf, die ketn n Windhauch aus Nord und Ost dem Zugang gestatteten.
Auch heute saßen zahlreiche Gruppen lachend und plaudernd in den bequemen Körben; andere spielten Krockett oder gingen spazieren, bauten mit den Kindern um die Wette aus dm feuchten Meeressande Burgen mit Wällen und Graben oder vergnügten sich damit, die Cour zu machen oder zu empflmgrn.
Eure der Krockettpartien beenoete eben ihr Spiel. Erhitzt und aufgeregt hatten die Gegner sich um den Sieg gestritten, nun war er entschi den gewonnen und die junge Siegerin, die dazu nach allgemeiner Erklärung das meiste beigetragen, stand lächelnd und rosig inmitten des kleinen Kreises von Gefährtinnen und jungen Herren. (Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Rätsels in Pro. 139: K S l n.