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Wr. 139.
AILensteig, ScrmsLccg den 25. Wooernber
1893.
VeiLirse.
Mus- und Landwirtschaftliches.
* Von Gründüngungs-Versuchen. Ein Gutsbesitzer schreibt über seine Versuche: Die Felder, die für das folgende Jahr zur Brache mit Gründüngung bestimmt sind (Düngung mit Stallmist ist ganz ausgeschlossen), werden bei mir im Herbst mit Thomasmehl und Kaimt bestreut und ttes geackert. Sobald im Frühjahr es die Witterung erlaubt, werden etwa 160 Kilo Erbsen pro Hektar vreilwürstg gesät und mir einer schweren Egge in den Boden gebrach!. Bis jetzt waren die Erbsen in der Blüte (anfangs Juli) stets so stark, daß ein Unterackern der ganzen Masse unmöglich war. Ich ließ daher das Gröbste mit der Sense abmäheu und brachte dieses, nachdem es etwas abgewelkt war, auf Heuböcke, um den Rest unlerackern zu können. Ein gutes Heu für Ml de und Kühe. Die Erbse ist rasch wachsend und liefert große Massen. Die Felder werden nun den Sommer über wie bei der Brache behandelt und Ende Seplemver mit Roggen bestellt. Ich erntete durchschnittlich pro Hektar 80 Haufen schweres Korn. Einen Haupiwert lege ich auf die Gründüngung als Zwischenfrucht; auch hier kann ich die Erbse empfehlen. Gleich nachdem die Halmfrüchte vom Felde gebrach: sind, lasse ich den nötigen Dünger, und zwar Thomasmehl und Kaimt, ausstreuen, säe 160 Kilo pro Hektar Erbsen breit- würfig darauf und lasse dieselben lercht unterpflügen. Dieselben lieferten im vorigen Herbst eme givße Masse, die kurz vor Winter tief untergeackert wurde. Es sollten überhaupt alle Felder, die im Frühjahr bestellt werden, im Herbst lief geackert und in rauher Furche liegen bleiben, während rm Frühjahr dieselben nur ganz leicht bearbeitet werden dürfen, damit Me Winter,euchltgkeit den Kulturpflanzen erhalten bleib!. Diese mit Gründüngung behandelten Felder wurden im Frühjahr mit Gerste, Hafer und Zuckerrüben bestellt.
* Fürchtet.ein Pferd irgend einen Gegenstand, so versuche man ja mcht, es etwa mit Gewalt zu demselben ytnzutrekben; denn kommt dann e.n andereSmal das Pferd wieder an so etwas vorbei, so ist ziemlich sicher, daß es auszuretßen versucht; es erinnert sich, daß es bas tetztemal bei solcher Gelegenheit Schläge bekommen hat, und sucht sich diesmal denselben durch Davonlausen zu entziehen. Das Pserv oesttzt ein sehr gutes Gedächtnis. Dahingegen führe man oas Mro langsam, unter Schmeicheln und Zureden nach dem gefürchteten Gegenstand hin und lasse ihm Zeit, sich die Sache genau anzusehen; am Ende wird es neugierig, nähert sich dem Ding von selbst, beschnüffelt und beriecht den Gegenstand und überzeugt sich dabei, daß ihm keinerlei Gefahr droht. Hier sei noch erwähnt, daß man bet solchen Gelegenheiten dem Pferde niemals mit zornigem Blick in die Augen schauen sollte, oenn m solchen Blicken liegt ost mehr, als em Pserd ruhig vertragen kann. Dagegen ist eS für einen freundlichen Bück sehr empfänglich.
«ermtschtes.
* Brackenhetm, 18. Nov. Am letzten Donners» lag wurde durch Herrn Feuerlöschinspektor Kleber aus Stuttgart in Anwesenheit des Herrn Overamtmanns, des Herrn SladtschuUheißen, des Herrn Beztrksftuer- löschtnspektors und der Herren Offiziere der Feuerwehr die neue Maschine Magnus-Lener einer gründ. lichen Probe und eingehender Prüfung unterzogen, weiche äußerst.öeftteülgende Resultate ergeben hat. Die Leiter ist 14 Meter Lang, was im Hmbltck auf dle Höhe der hiesigen Gebäude sich als vollkommen genügend erw.ejen Hai. Ein Hauptoorzug dieser neuen Maguus-Leiter ist deren außerordentliche Beweglichkeit und deren verhältnismäßig leichles Gewichi. Durch die vorgenommene Belastungsprobe wurde die
große Tragkraft der Leiter konstatiert, so daß sich derselben flder Feuerwehrmann mit aller Ruhe anvertrauen kann. — Der Firma Magirus-Ulm wurde auf der Weltausstellung in Chicago die Preismedaille zuerkannt.
* Auf dem Bahnhof zu Hagenau spielte sich nach der »Straßburger Post" bei der Rekruten- Abholung eine sehr häßliche Scene ab. Bei der Aufstellung der Rekruten vergaß sich einer der Offiziere und griff einen Rekruten thätlich an. Auf die Aeuße- rung des Rekruten »Ich habe ja nichts gemacht", erhielt er von dem Offizier einen Stoß vor die Brust, daß er auf den Perron flog, worauf der O stzier den Säbel zog und auf den Mann eindrang. In diesem Augenblicke warf sich ein Bahnbeamter zwischen den Offizier und den Mann, machte dm Offizier auf sein Beginnen aufmerksam, ihn noch auf die Oeffentlichkeit des Ortes und die Zuschauer hinweisend. Als Ant wort drohte der Offizier dem Beamten mit Arretierung und herrschte ihn an: »Wie heißen Sie?" Der Beamte nannte seinen Namen und bat nun auch um den Namen des Offiziers. Der letztere aber antwortete nur mit einer sehr häßlichen Redensart. Das Blatt bemerkt dazu: »Durch derartige Vorkommnisse, die sich gerade unter der elsässischm Bevölkerung wie ein Lauffeuer verbreiten, wird das mühsam Erreichte plötzlich wieder zusammengestürzt; es gtebt keine wirksamere Waffe in dm Händen der Hetzpartei als gerade ein solches Ereignis." Wir meinen derartige Rohheiten sind tadelnswert, wo sie sich auch ereignen.
' Ein Bär als Reiter. Neulich sollte sich zu Novara in dem zu einem Zirkus umgewandelten Stadtlheater, wo eine rumänische Gesellschaft ihre Vorstellungen giebt, ein Bär als Reiter zeigen. Das Theater war dicht gefüllt. Majestätisch einherschreitend, aber etwas ungemütlich brummend, erschien Meister Prtz und stellte sich mit großer Würde aufs Pferd, um durch Reise und über Breiter zu springen; aber schon bei dem ersten Sprunge verlor er das Gleichgewicht und fiel rücklings zu Boden. Im Fallen suchte er zwar mit seinen Tatzen das Pserd zu umklammern, um einen Halt zu gewinnen, aber das edle Roß schüttelte ihn energisch von sich ab und der un geschickte Reirer lag im Sande. Hier scheint dem branukn Gesellen der Gedanke gekommen zu sein, einen Spaziergang durch das Theater zu machen. Gedacht, grthan. Noch ehe ihn Jemand daran hindern konnte, hatte er die Arena umgebende Balustrade erftregm und schritt, freundlich vor sich hinbrummend, vorwärts, bis er eine Loge erreichte, in der sich einige Redakteure des Blattes „Jl Savoia" mit ihren Freunden befanden. Der Rechtsanwalt Curti, dem der unangemeldete und unerwartete Besuch sehr unangenehm zu sein schien, wollte rasch die Logenthüre schließen, aber es war zu spät: der Bär stand bereits in der Loge, richtete sich hoch auf und musterte die anwesenden Herren mit strengem Blicke. Emer von ihnen hatte sich aus Furcht unter der Heiterkeit des Publikums auf ein Logensäulchen gesetzt, der Zahnarzt und Theaterkritiker Taccht stand, durch die Anwesenheit des zottigen Gesellen etwas verwirrt gemacht, in respektvoller Entfernung, bis ihm, dem Herrn Taccht — ein Witzling aus dem Publikum znries: »Ziehen Sie ihm doch die Zähne aus!" Ein schallendes Gelächter brach los, was der Bär für eine persönliche Kränkung zu halten schien; nachdem er die Logeninsassen mit einem lange» vernichtenden Blicke von oben bis unten betrachtet hatte, drehte er sich kurz um und ließ sich willig von den inzwischen helbeigeeilten Zirknsleuten abführen.
" Welches ist das beste Bier? Die Frage, welche Biersorte als die beste auzuschen sei, soll anläßlich einer internationalen Ausstellung, die im Som mer des kommenden Jahres in Wien arrangirt wird, ihre Lösung finden. Diese Exposition für Volkser-
nährnng, Armenpflege und Reitungswesen wird auch eine internationale Bierkonknrrenz umfassen, bet der alle Btergattungen in- und ausländischer Provenienz zugelassen sind. Diese eingesendeten Biere werden von den hierzu kompetenten staatlichen oder Vereins-Untersuchungsanstalten wissenschaftlich geprüft und der Analysenbefund der fachmännischen Jury mit den betreffenden Kostproben vorgelegt. Erprobung und Untersuchung erfolgen ohne Bekanntgabe der Firma. An Preisen gelangen zur Verteilung: Staatsmedaillen, gestiftete Ehrenpreise und Ehrendiplome nebst Diplomen für goldene, silberne und Bronce-Ansstellungs« Medaillen. Die Kosten für die Beteiligung betragen 100 fl. für jeden Teilnehmer und eine Biersorte. Anmeldungen müssen bis 15. April 1894 an das AuS- stellungs-Comtte 1, Minoritenplatz Nr. 4 Wien, gezüchtet werden.
* Ich warne, meiner Frau etwas zu borgen. So oder ähnlich lauten oft Inserate, in denen irgend ein Ehemann warnt, seiner Frau etwas zu borgen, da er für Nichts aufkomme. Eine solche Privatvekanntmachunjj ist rechtlich — selbst demjenigen gegenüber, der sie nachweislich gelesen hat — insofern bedeutungslos, als sie die Haftung des Mannes für die Schulden der Ehefrau, die sich ans den Haushalt beziehen, nicht beseitigt. Hat die Frau trotz der Warnung zu gewöhnlichen Haushaltungsgeschäften oder Noldürften Waren oder Sachen auf Borg entnommen, so muß der Mann dergleichen Schuld als die seinige anerkennen. Will er sich dagegen wirksam schützen, muß er die Hilfe des zuständigen Amtsgerichts in Anspruch nehmen, weiches dann eine bezügliche Bekanntmachung zur Verhütung künftiger Schulden dieser Art erläßt.
* Ein schneidiges Inserat war jüngst in der (baier.) »Rhön- und Saalpost" zu lesen: »Anzeige. Den Herren königlichen Beamten und deren Frauen, besonders Frau Oberamtsrichter Eberletn und Frau Amtsrichter Stängel, ferner der ganzen Einwohnerschaft von hier, diene zur gefl. Kenntnis, daß mein Mann nicht Assistent, sondern pragmat. kgl. Sekretär ist. Bischofsheim, 10. Nov. Frau Sekretär Breuver." — Bravo, Frau »pragm li scht kgl.Sekre- tärsgattin!"
Wovemöerlied.
Nun weicht er nicht mehr von der Erde,
Der graue Nebel unbewegt,
Er deckt das Keld und deckt die Herde,
Den Wald und was im Waid sich regt.
Er fällt des Nachts in schweren Tropfen Durchs weite Laub von Baum zu Baum,
Als wollten Elfengeister klopfen Den Sommer wach aus seinem Traum.
Er aber schläft, von kühlern Schauern Ties eingelullt im Totenkleid —
O welch ein stilles, sanftes Trauern Beschleicht das Herz in dieser Zeit!
«5 o g o g r y p H.
Den ersten findest Du am Kopf Des Kaisers, wie des Königs;
Den Letzten aber an dem Zopf Der Zarin Katharinen.
Gieß zwischen Beid' ein fettes Paar,
Die leuchten, nähren, schmieren,
Die schönste Stadt am Rhein, fürwahr Giebt dies Manipulieren.
Auflösung folgt in nächster Nummer.
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