„Caprivi-Witte", worin erzählt war, Graf Caprivt habe im Gespräch über die Not der Landwirtschaft mit dem Führer der Konservativen, Frhrn. v. Man- tcuffel, geäußert: „Ja, die Landwirte müssen eben abschreiben, wie das jeder industrielle und kaufmännt sche Unternehmer thut, und zwar gleich 50 Proz." Aus Manteuffels Entgegnung, daß die unmittelbare Folge solcher Abschreibung der Bankerott sein würde, habe der Reichskanzler gesagt: „Nun, dann gehen die jetzigen Besitzer eben zu Grunde; es werden neue billig kaufen und leben können." — Frhr. v. Man- teuffel bestätigt im wesentlichen vorstehende Angaben in einer in der „Kreuz-Ztg. abgegebenen Erklärung.
* ES ist jetzt mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß am 29. Nov. der Zentrumsantrag auf Aufhebung des Jesuitengesetzes zur Verhandlung kommen wird. Wenigstens glaubt man nicht, daß das Zentrum eine weitere Verschleppung eintreten lassen wird. Das Schicksal des Antrages läßt sich zurzeit noch nicht übersehen. Das Zentrum verfügt einschließlich der Polen, Welfen und der elsaß-lothringischen Geistlichen über etwa 138 Stimmen; dazu kommen die 43 Stimmen der Sozialdemokraten, so daß bei voller Besetzung des Hauses noch 18 Stimmen erforderlich wären, um die Mehrheit zu erlangen. Diese Stimmen hofft vr. Lieber von Eugen Richter und seinen 22 Fraktionsgenoffen der fretstnnigen Volkspartei sowie von seinem süddeutschen Anhang zu erhalten.
* Aus Trier, 21. Nov. wird gemeldet: Den Verfassern der Broschüre über den heiligen Rock sind die Gefängnisstrafen im Gnadenwege ermäßigt worden. Reichard erhielt 8 Tage Festungshaft, Sonnenberg 100 Mk. Geldstrafe.
Ausländisches.
* In Frankreich bereitet sich gegenwärtig eine finanzielle Operation im größten Stil vor: die Zinsherabsetzung und Umwandlung der l^proz. Staatsrente. Es handelt sich dabei um ein Kapital von ca. 6* 2 Milliarden Franken, das seiner Zeit zur Deckung der Kriegskosten im Jahre 1871 mit einer ursprünglichen Verzinsung von fünf vom Hundert zur Ausgabe gelangt war. Im Jahre 1883 wurde der Zinsfuß auf 4Vs vom Hundert ermäßigt, unter dem gleichzeitig abgegebenen Versprechen, daß innerhalb der nächstfolgenden zehn Jahre keine weitere Zinsfußermäßigung eintreten solle. Jetzt soll eine solche auf 3^ vom Hundert für die nächsten Jahre vorgenommen werden, alsdann der Zinsfuß von 3V, vom Hundert für weitere fünf Jahre und dann erst der dreiprozentige Typus maßgebend sein. Für den Staat bedeutet die Konversion der ä^pro- zentigen Rente eine Zinsersparnis von jährlich rund
51 Mill. Fr., die sich später auf 68 Mill. Fr. erhöhen wird.
* Brüssel, 23. Nov. In Namur wurden der Generallieutenant Frommont und dessen Ordonnanz bei Bearbeitung von Explostvzündern in der Privatwohnung des ersteren durch eine Explosion furchtbar verstümmelt; der Ordonnanz wurden Hände, Gesicht und Brust zerrissen.
* London, 23. Nov. Die Times meldet aas Rio de Janeiro vom 17. Nov. über Montevideo: Infolge Explodierens eines Geschosses im Fort Lage wurden 1 Offizier und 17 Mann getötet. Die Aufständischen nahmen Fort Lage.
"London, 22. November. Times meldet aus Teheran vom 21. Nov. ein großes Erdbeben. Mesched und Kaschan sind zerstört; großer Verlust an Menschenleben und Eigentum.
* Die russischen Blätter beschäftigen sich mit der Möglichkeit eines russischen Fl 0 Ltenbesuch e s in Konkantinopel. Das Mittelmeergeschwader unter dem Oberbefehl des Admiral Avelane soll dazu ausersehen sein; am Goldenen Horn würde hierüber von den russischen und türkischen Diplomaten verhandelt. In der „Moskauer Ztg." wird ausge- sührt, der Sultan sei kein Gegner des beabsichtigten Flottenbesuches.
Kr ist der Oröe!
(Fortsetzung.)
„Frau Harterott veranlaßte mich, ihr eine Galanterie zu sagen; es war nichts mehr."
„Sie müssen einsehen, daß eine Frau, die Sie einst geliebt haben, sich über die Bedeutung solcher Reden, die Sie jetzt Galanterie nennen, schwerlich täuscht."
„Dennoch hat Frau Harterott es gethan, und Sie würden begreifen, wie ich dazu kam, jene Worte zu sprechen, wenn ich Sie von dem, was zwischen uns vorh.w verhandelt wurde, oder vielmehr, was Frau Harterott mir anzudeuten wünschte, in Kenntnis setzen könnte."
* „Warum können Sie es nicht?"
„Ich muß Frau Harterott überlassen, ob sie Ihnen Mitteilung darüber machen will."
„Herr Lörrach — uneingeschränkte Offenheit ist das einzige, was Sie zu Ihrer Entlastung bieten können. Ich warne Sie, überlegen Sie, wie Ihre Sache steht: Harterott, der weniger geliebte Neffe, wurde Ihnen in dem Testamente Ihres Onkels vor- gezogeu; Ihre ehemalige Braut ließ Sie sah en und heiratete ihn — Sie kamen zurück, Sie wohnten bei Harterott, Sie gingen mit ihm jagen und brachten
ihn erschossen zurück — es steht keineswegs fest, daß eigene Unvorsichtigkeit die Ursache seines Todes war, die Kugel seines Gewehres und die des Ihrigen ist von gleichem Kaliber, aus derselben Fabrik. Die einzige Rettung für Sie besteht in der Herbeischaffung von Zeugen des Unfalls oder in einem Alibi für Sie. — Wo waren Sie also, als die Sache geschah ?"
Lörrach schwieg. Wie leicht hätte er sagen können: Befragt das Fräulein v. Jhlefleth, fragt die Mägde, die später auf die Wiese kamen.
Aber eben die Erinnerung an das heimliche Erstaunen der letzteren und an ihr Lächeln gebot ihm Schweigen. Sollte er Hedwig in den Verdacht heimlicher Zusammenkünfte mir ihm bringen?
„Ich bedauere, Herr Richter, ich kann nichts mehr sagen, aber ich danke Ihnen für Ihr Wohlwollen."
„Welches leider hiermit ein Ende erreicht hat. Sie sind verhaftet. Meier und Strubel — thun Sie Ihre Pflicht!"
Verhaftet! Wegen Verdachts des Mordes!
War es ein Wunder, daß Fritz Lörrach blaß wurde wie eine Leiche?
B i der ganzen Verhandlung stand der alte Wiedner, der ihn noch vor zwei Wochen bereitwillig zum Schwiegersohn genommen hätte, schweigend, mit kaltem finsteren Blick da.
Wie gern hätte Fritz Lörrach ihm zugerufen: „Herr Wiedner, es ist unmöglich, Sie können mich nicht für einen Mörder halten." Aber er sah, das wäre unnütz gewesen.
Dagegen fragte er:
„Wird man mich gegen Kaution frei lassen? Ich gebe mein Ehrenwort, daß ich mich jederzeit stellen werde!"
Der Richter zuckte die Achseln.
„Unmöglich! Die Verdachtsmomente sind zu belastender Art."
Und wie Willy Preuß, der unglückliche Junge, sich in fassungslosem Entsetzen gegen die Verhaftung gesträubt, so ungefähr war zetzt Lörrach zu Mute. Er begriff den Zustand Willys vollkommen.
Verhaftet werden! Ins Gefängnis! Jede Fiber empörte sich dagegen. Alles, was dem Kinde von der bestraften Unehrenhaftigkeit bekannt wird, es gipfelt in dem „Gefängnis", der Jüngling trägt diese Gedanken und Anschauungen mit sich forr, der Mann fühlt, wie sich jedes Haar seines Kopfes sträubt bei dem Gedanken: „ins Gefängnis!"
(Fortsetzung folgt.)
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