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1893.

Nmtliches.

K. Amtsgericht Nagold.

Gemäß § 12 der Dienstvorschriften für die Amtsgerichte wird hieinit öffentlich bekannt gemacht, daß vom l. Januar bis 3l. De­zember 1894

1) die ordentlichen Sitzungen des Schüfstngerichts am 3. 4. II. 18. 25. Januar, I. 7. 8. 15. 22. Februar, 1. 7. 8. 15. 22.

29. Marz, 4. 5. 12. 19. 26 April, 2. 10. 17. 23. 31. Mai,

6. 7. 14. 21. 28. Juni, 4. 5. 12. 19. 26. Juli, 2. 9. 16. 23.

30. August, 5. 6. 13. 20. 27. September, 3. 4. II. 18. 25. Ok­tober. I. 7. 8. 15. 22. 29. November, 5. 6. 13. 20. 27. Dezbr.;

2) die ordentlichen Sitzungen des Obcramtsrichters am Freitag, diejenigen des Amtsrichters am Dienstag jeder Woche mit Ausnahme der auf diese Tage fallenden Fest- oder bürger­lichen Feiertage aigehalten werden;

3) der ordentliche Gerichtstag, an welchem mündliche An­fragen und Gesuche bei einem Amtsrichter vorgetragen, Anträge und Gesuche zu Protokoll des Gerichtsschreibers vvrgebracht und Verhandlungen gemäß § 461 E.-P.-O. gepflogen werden können, am Samstag jeder Woche mit Ausnahme der auf denselben fallen­den Fest- oder bürgerlichen Feiertage ;

4) Der Gerichtstag in Altensteig stets an einem Montag und zwar am 15. Januar, 12. Februar, 12. März, 9. April,

7. Mai, 4. Juni, 2. Juli, 13. August, 24. September, M. Ok­tober, 19. November, 17. Dezember stattfindet.

Nagold, den 18. November 1893.

Oberamtsrichter Sigel.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 23. Nov. Die Anträge von AuA und Gen. (Soz.D.) auf Einstellung des Strafver­fahrens gegen Reichstagsmitglieder werden debattelos arigötwmmen. Es folgt dk 1. Lesung der Handels­verträge mit Spanien, Rumänien und Serbien. Graf Limburg-Stirum (kons.) führt aus: Dieselben Vor­teile und Nachteile, welche bei den Handelsverträgen von 1892 hervortraten machten sich auch hier geltend. Auch diese Verträge zeigen die Absicht, um jeden .Preis Handelsverträge zu Stande zu bringen, und daß die Landwirtschaft die Kosten iragen soll ohne Ersatz. (Sehr richtig! rechts.) Die Verträge können Deutschland nicht dir erhofften Vorteile bringen, weil Deutschland versäumte, sich eine Kampfstellung zu schaffen. Ein großer Teil des Landes ist darüber einig, daß die Verträge mit Oesterreich und Italien Deutschland geschädigt haben. Es ist bekannt, daß die Unterhändler der anderen Staaten noch Zuge­ständnisse in der Tasche hatten, womit sie aber nicht hervorzukommen brauchten. (Zustimmung rechts, Un­ruhe und Widerspruch Unks.) Rumänien betr., so habe das elbe, während des vorläufigen Abkommens, in 9 Monaten dieses Jahres viel mehr Getreide nach Deutschland eingcführt. Italien habe die Zollzahlung in Gold angeordnet, wozu cs auch berechtigt war. Dadurch werde die Einfuhr dorthin erschwert, die Aus­fuhr von dort erleichtert. Bei der Lage der Land­wirtschaft werde seine Partei darauf bestehen, die Währungssrage nachdrücklich zu fordern, da dies der einzige für die Landwirtschaft noch erreichbare Ersatz sei. Auch finanziell sei der Handelsvertrag mit Ru­mänien nachteilig wegen des Ausfalles bet den Ge­treidezöllen. Seine Partei sei entschlossen, keinem Verträge zuzustiwmen, welcher die Landwirtschaft ohne Kompensationen neu belaste. Der Hauptfehler war bei dem Abschluß der Verträge, daß die Han­delspolitik mit der auswärtigen Politik verquickt wurde. Der Ausfall der preuß. Abgeordnetenwahlen zeigte, wie die Stimmung der Kreise ist, auf deren Schutz die Regierung angewiesen ist. Staatssekretär des Auswärtigen v. Marschall: Wenn der Regierung vorgeworfen werde, daß sie keine genügende Gegen­leistungen für unsere Konzessionen erhalten habe, so sei die Frage, was eine vollgiliige Gegenleistung se?, schwierig zu entscheiden. Jedem Tarifverträge werde ein Vorwurf in dieser Richtung seitens einzelner Kreise gemacht werden. Er wisse nicht, woher der Vorredner Kenntnis über den Verlauf der geheimen Verhandlungen erhalten haben könnte, demselben fehle daher jedes Material zu solchem Urteil. Er (Redner) könne deshalb dessen Aeußerungen keinen anderen Wert beimeffen, als daß er der Regierung Unangenehmes sagen wollte. Nichts sei leichter, als auf Grund einzelner Klagen gegen ein großes Ver­

tragswerk Sturm zu laufen, sich auf die Stimmung des Landes berufen, nachdem man anderthalb Jahre sich bemüht habe, diese Stimmung hervorzurufen. (Zustimmung links.) Bis 1887 hatten wir eine aktive Handelsbilanz, alsdann kam eine Unterbilonz, welche bis 1892 fortgesetzt stieg. Ta hieß es unsere Handels­politik Hobe mündlich Fiasko gemacht. In den ersten 9 Monaten dieses Jahres dagegen verminderte sich die Einfuhr um 50 Millionen und vermehrte sich die Ausfuhr um 186 Millionen, während die französische Ausfuhr sich um 93 Millionen gegen das Vorjahr veiminderte. Unsere Ausfuhr noch Oesterreich bat dauernd zugenomwen, während die Einfuhr österreichi­schen Getreides stetig abgenommen hat. Dos zeigt, daß die großen Worte von dem Tribut, den wir an die österreichisch-ungarischen Grundbesitzer zahlen, nichts weiter waren, als große Worte, eingegeben von der Verlegenheit. Daß die Zustimmung in Oesterreich eine gehobenere wäre, als bei uns, habe ich nicht wahrgenommen. Es giebt dort wie bei uns Freunde und Gegner der Handelsverträge. Der Vorredner fragte, welchen Nutzen die Verträge gebracht haben. Ich antworte, genau den Nutzen, den wir erwartet-, hatten. Es handelt sich lediglich darum, welche Maß» regeln zu treffen sind, um von der Industrie den Schaden abzuwehren, der durch den Ablauf der Ver­träge eintrcten mußte. Darin unterschied sich eben unsere Lage von der anderer Staaten. Eine gesunde Landwirtschaft zu erhalten, gehört auch nach den An­schauungen der Regierung zu den Hauptaufgaben des Staates. Daß die Landwirtschaft in einer schwierigen Lage ist, ist unstreubar, aber nicht alle Beschlüsse von Versammlungen können von den Regierungen nur darum für den Inbegriff landwirtschaftlicher Weis­heit gehalten werden, weil sie von praktischen Land­wirten gefaßt sind.

LasoeSsachrtHlea.

Alten steig, 24. Novbr. (Einges.) Wie der Hausierer jede Gelegenheit ergreift, um ein Geschäftchen zu machen, zeigt folgendes Vorkommnis in der Nachbargemeinde G. Kaufte da ein biederer Bürger vor ca. 6 Wochen einen Gaul für 60 Mk., inzwischen erZriff ihn aber derHeuschrecken", weshalb er das Tier für 5 Mk. dieser Tage feilbot; es fand sich für diesen Preis ein Käufer. Als diesem gerade zugeschlagen wurde, gesellte sich ein Hausierer hinzu und es gab einen neuen Handel. Für ein Hemd, ein Paar Unterhofen und eine Pelzkappe ging der Gaul sogleich anstandslos in den Besitz des Hausierers über. Nachher besah sich der Verkäufer seine eingetauschte Ware und weiß jetzt nicht ob er oder der Hausierer das beste Geschäft gemacht hak, denn der Hausierer erklärte beim Weggehen zuversichtlich, daß er den Gaul bald wieder an den Mann bringe. Einsender meint, der Hausierer mache ein zweites Profitchen.

' Teinach, 22. Nov. Im November 1891 ge­nehmigte der König die Lostrennung der Gemeinden Teinach, Emberg und Schmieh von der Kirchenge- metnde Zavelstein und die Neubildung einer Pfarrei ans diesen 3 Orten, wodurch ein lange gehegter Wunsch genannter Gemeinden in Erfüllung ging. Nachdem nun in Teinach ein stattliches Pfarrhaus erbaut worden, zu welchem aus der Staatskasse ein erheblicher Beitrag bewilligt wurde, hielt heute der erste definitive Seelsorger seinen Einzug. Pfarrer Scholl, bisher in Zwerenberg, wurde von dortigen Bürgern bis Oberhaugstert begleitet und da von den hiesigen Pfarrgemeinderälen rc., welche in fünf Wagen dahin gefahren waren, abgeholt. Um 12 Uhr er­folgte die Einfahrt in Teinach unter Glockengeläute und Gesang der Schulkinder. Die Hauptstraße war mit Tannenbäumen, das Pfarrhaus mit Kränzen und Gmrlanden reichlich geschmückt. Schullehrer Hang hielt eine Begrüßungsrede, worauf Pfarrer Scholl m der Kirche an die versammelte Gemeinde eine An­sprache hielt. Die Investitur findet am Sonntag durch Dekan Braun von Calw statt.

* ImSchwanen" in Pfalzgrafenweiler findet am Dienstag den 28. d. Mts., nachmittags 3 Uhr eine Wtrtsvcrsammlung statt, in welcher über die drohende Reichsweinsteuer und der damit zusam­menhängenden Umgeldfrage verhandelt werden soll.

* Herrenberg, 22. Nov. Gestern ist ein von Sr. Maj. dem König der Stadt als Geschenk über­lassener, schwerer Hirsch hier eingetroffen, und hat der Gcmeinderat beschlossen, denselben aushauen zu lassen und den Erlös der Armenkasse zu übergeben.

* Stuttgart, 22. Nov. Die im Saale zum Graf Eberhard" abgehaltene Mitgliederversammlung des Schwäbischen Handwerkerbundes besprach die Stillrmgnahme der hiesigen Handwerker zu den bevor­stehenden Gemeinderatswahlen und nahm weiterhin nach einem Referat über die geplanten neuen ReichS- steuern, welche, entgegen der allgemeinen Erwartung und vielfach gemachten Versprechungen, zu einem guten Teil den mittleren und kleineren Bürgerstand, insbe­sondere Handwerker und Weingärtner schwer treffen, und giebt sich der Erwartung hin, daß durch eine progressive Einkommen- und Gewerbe­steuer eher eine Entlastung der wirt­schaftlich schwächeren Existenzen herbei­geführt werde."

* Waldsee, 21. Nov. Welcher Opferwilligkeit ein treuer Freund fähig ist, beweist wohl zur Genüge Nachstehendes: Ein junger Mann aus hiesiger Gegen- befand sich in Algier bei der französischen Fremden­legion, zu welcher er stch freiwillig hatte anwerben lassen. Da derselbe diesen Schritt bereute und sich nach der Hemmt zurücksehute, benachrichtigte er feinen Freund von seinem Gemütszustände. Dieser machte stch auf die Reise nach Algier und kam auch glücklich in der dortigen Hafen- und Garntsonsstadl Oran an. Dort war ihm das Hotel bezeichnet, in dem er LoM nahm. Hernach spazierte er mit einem PacketMk unter dem Arm vor den Fenstern des bezeichneten Gasthauses auf und ab, bis ihn sein Manu bemerkt hatte. Nun begaben sich die Freunde zusammen nach einem einsamen Berge in der Nähe Orans. Hier kleidete sich der französische Soldat mit der für ihn in dem Packet enthaltenen Zivilkleidung um, wonach die Flucht sofort stattfand. Vorgestern gelangten beide wohlbehalten hier an und hat sich der aus der Fremdenlegion Zurückgekehrte bereits der diesbezüg­lichen Behörde behufs Antritts seiner Militärpflicht gemeldet.

' kV e r s L i e d eri e s.) JnSindelfingenist nach wieder­holter Brandstiftung das Wohnhaus des Webers Schmid ab­gebrannt. Ein geriebener Fechtbruder, der nicht nötig hatte, zu arbeiten, wurde in Ulm festgenommen; derselbe besuchte nur größere Geschäfte, wo es ihm meistens gelang,^sich größere Beträge zu erschwindeln. In Großbottwar nahm eine Kuh das zwölfjährige Söhnlein des Metzgers Franz Bauer jun. auf die Hörner und schlitzte ihm den Bauch auf, so daß die Eingeweide sichtbar waren; trotz ärztlicher Hilfe wird an dessen Aufkommen gezweifelt. In Waiblingen hat ein junger Mensch seiner Braut, die sich auf seinen Wunsch, mit ihm am Abend auszugehen, weigerte, mit einem Messer einen gefährlichen Ltich beigebracht. In Sulzbach feierte das Kaufmann Gelbingsche Ehe­paar die goldene Hochzeit.

* Freiburg, 21. Nov. In hiesiger Stadt will man der Frage der Leichenverbrennung nahe treten. Es zirkuliert eine Petition an den Stadtrat um Er­richtung eines Krematoriums, die schon eine beträcht­liche Anzahl von Unterschriften gefunden hat.

* In Baiern tritt die Influenza mit größter Heftigkeit wieder auf. Sehr schwere Fälle sind in mittKfränkischen Orten eingetreten, in manchen Orten wurde fast die gesamte Einwohnerschaft von der Seuche ergriffen. Zahlreiche Todesfälle werden gemeldet, die meist mit Erstickungsansällcn begannen. In München ist der bekannte Maler Grützncr bedenklich an Influenza erkrankt. Auch aus Ulm wird das Wiederauftreten der Influenza berichnt.

* DemLeipz. Tagbl." wird berichtet, daß die 23 sächsischen Abgeordneten sich, wie aus verläßlicher Quelle verlaure, gegenseitig verpflichtet haben, gegen die Tabaksteuer-Vorlage zu stimmen; der Bericht­erstatter glaubt, daß dadurch die Bildung einer Mehr­heit für die Vorlage ausgeschlossen sei.

* DieZukunft" brachte jüngst einen Artikel