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Samstag dm 11. Wovemver

Ar. 133.

u ebertragen wurde die zweite Dchullehrerstelle in Pfalz- grafenweiler dem Schullehrer Burkhardt in Schönmünzach.

Gestorben: Karl Baumann, Kanzleirat, Stuttgart; Adolf Adorno, Gutsbesitzer, Kaltenberg (Tettnang); D. A. Ettmayer, Gutsbesitzer, Großtisfen.

lb Die Quittungssteuer.

Wenn die Weinsteuer in erster Linie die wein- bautreibenden Gegenden, die Tabakssteuer den Tabaks- Handel, die Tabaksfabrikatiou und die Raucher in Mitleidenschaft zieht, so faßt die gleichfalls zur Vor­lage gelangende Quittungssteuer nicht etwa nur den Stand der Kausileute, sondern gleichmäßig alle Schichten des Volkes. Sie wird zweifellos ein ganz hübsches Sümmchen für den Retchssäckel liefern, aber auch Viele Unbequemlichkeiten verursachen. Die Folge da­von wird sein, daß man im Volke künftig auf die sonst geforderte Quittung verzichtet und damit wäre dann allerdings der Unsicherheit und der Unreellität eine breite Fahrstraße ,'n unser wirtschaftliches Leben erschlossen.

Es dürfte interessant sein, einen Rückblick auf die Vorlage zu werfen, die bereits vor zwölf Jahren den Reichstag beschäftigte und denselben Gegenstand um­faßte; das ist um so mehr der Fall, als die neue Vorlage mit der alten viele gemeinsame Punkte auf- weisen wird. Schon 1881 wurde von der Regierung anerkannt, daß. während früher Stempelabgaben nur von gewissen, mit besonderer geschäftlicher Gewandt­heit ausgerüsteten Kreisen zu entrichten waren, die neue Steuer in die verschiedensten Lebensverhältnisse und in den täglichen Verkehr aufs schärfste eingreife. Dagegen wurde aber auch hervorgehoben, daß die Erhebung dieser Steuer in anderen Staaten auf keine großen Schwierigkeiten gestoßen ist und daß die Be­völkerung sich rasch an sie gewöhnt hat. Als Bei­spiele anderer Staaten wurden England und Frank­reich angeführt, in denen die Steuer von 2 Psund (40 Mk.) aufwärts mit 1 Penny (8 Pfg.) bezw. von 10 Frank (8 Mk.) aufwärts mit 10 Centimes (8 Pfg.) erhoben wird. Die Steuer in Frankreich ist mithin fünf Mal so hoch wie in England und dabei ist der Begriff derQuittung" vom französi fchen Gesetz sehr eng umschrieben.

Nach der früheren Vorlage sollte die Steuer nun so erhoben werden, daß bei Beträgen über

300 Mk. ein Stempel von 20 Pf., bei Beträgen von 10 300 Mk. ein solcher von 10 Pf. zu er­heben war. In diesem Punkte bringt die neue Steuer eine Aenderung und Erleichterung, indem der Stem­pel für alle Beträge, welches auch ihre Höhe sei, nur 10 Pf. betragen soll. Sehr wesentlich ist auch, daß die Steuergrenze von 10 auf 20 Mk. hinavf- gesctzi worden ist, so daß die zahlreichen Quittungen von 1020Mk. steuerfrei bleiben. Die Bestimmung, daß es strafbar sein soll, wenn jemand eine auf einen höheren Betrag als 20 Mk. lautende Quittung, um die Steuer zu umgehen, in mehrere, die unter dem steuerbaren Betrag bleiben, zerlegt, dürfte auch in der neuen Vorlage Aufnahme gefunden haben.

Nach der alten Vorlage blieben steuerfrei die von Reichs bezw. Landes wegen auszustellenden Quittungen für Staatsgehälter, Sparkassen, Unter- stützungskafsen und über Abrechnungen innerhalb eines und desselben Betriebes, Bankdepositen und Einzahlungen auf Girokontos, da bei diesen ange­nommen wird, daß die betreffenden Summen tat­sächlich Eigentum des Einzahlers bleiben. (Es muß übrigens bemerkt werden, daß nach einer neueren offiziösen Meldung Checks mit 10 Pf. besteuert wer­den sollen, was allerdings in vielen Fällen für den kleinen Gewerbetreibenden den ganzen Zinsgewinn übersteigen dürfte, der ihm aus dem Hinterlegen seiner Gelder bet den Banken erwächst.) Steuerfrei wurden firner gelassen die Postquiitungen und die Empfangs­bescheinigungen über den Arbeitslohn von Taglöhnern und Handarbeitern. Zu zahlen und an die Rechnung aufzuklcben war der Stempel vom Aussteller der Quittung, oder wenn dieser im Nusrande lebt, von dem Empfänger. Als Strafsatz für jede einzelne Hinterziehung war in dem Entwurf von 188 l der Betrag von 20 Mk. angesetzt.

Die Quittungssteuer soll (mit einer einzigen Ausnahme) von dem Aussteller der Quittung ge­tragen werden. Kommt das Gesetz zu stände, so wird man gut thnn, immer Quittungssteuermarken bei sich zu tragen, wenn man sich nicht großen Ver­lusten aussttzen will. Nehmen wir an, A. trffft den Z. zufällig, an den er eine Forderung von zwanzig und einigen Mark hat, Z. ist auch bereit zu zahlen raiürlich nur gegen Quittung. Diese wird auch

ausgestellt, aber die Steuermarke ist nicht zur Stelle. Jetzt setzt stch A. der Gefahr aus, wegen der mangeln­den Marke 20 Mk. Strafe zahlen zu müssen, wenn er sich nicht auf dieNoblesse" seines Schuld­ners Z. verlassen kann, daß dieser die Marke nach­träglich aufklebt.

Wegen der Vielgestaltigkeit der Quittungsstempel­pflicht dürfte sich der kleine Mann nur schwer in die­selbe hineinleben und die Zahl der Strafen wegen Uebertretung dieses Gesetzes wird nicht unbeträchtlich sein. Leider giebt dasselbe auch dem traurigen Denunziantentum einen ständigen Stoff, besonders da nicht immer die Absicht der Steuerhinterziehung, son­dern vielmehr Unkenntnis oder augenblicklicher Mangel an Marken zu einer Uebertretung die Veranlassung sein kann. Indessen wird sich bei der Geringfügig­keit der Einzelobjekte schwerlich ein Unterschied zwischen beabsichtigter und fahrlässiger Steuerhinterziehung gesetzlich statuieren lassen.

Am besten wäre es freilich, das Projekt bliebe ein Projekt.

Lasdesuschrichteu.

-r. Altensteig, 10. Novbr. Wie aus dem Annoncenteil zu ersehen ist, werden am nächsten Sonn­tag die sogenannten Jünglingsabende im neuen Schul» lokal wieder beginnen. Es wird dadurch den jungen Leuten, namentlich den Lehrlingen von auswärts, Gelegenheit geboten, an den kalten Sonntagsnach­mittagen im Winter statt im Freien zwecklos herum- zustretchen, ihre Freizeit im warmen Lokal mit Schreiben, Lesen, Spielen zuzubringen. Ebenso nimmt am nächsten Montag auch wieder die gewerbl. Fort­bildungsschule ihren Anfang. Unterrichtsfächer sind Schönschreiben, Aufsatz, Geschäftsbriefe, Buchführung, Rechnen, geometrisches Rechnen, Geometrie und Ge­schichte. Der Unterricht in diesen Fächern wird von 4 Lehrkräften erteilt. Daß durch den Unterricht in den gewerblichen Fortbildungsschulen die erwachsene Jugend noch manch Nützliches fürs spätere Leben lernen kann, ist längst überall anerkannt und es ist Pflicht der Eltern und Lehrherrn, ihre Söhne und Lehrlinge zum fleißigen Besuch dieser Lehranstalt aufzufordern.

* Altensteig, 10. Nov. Seit einigen Tagen

Kr ist der Kröe!

Roman von L. H a i d h e i m.

(Fortsetzung.)

Erft spät fiel Lörrach ein: sie sind nicht zu Hause, sie sind ausgefahren.

So war cs auch. Als er eben in Warmenau wieder anlangte, begegnete ihm der Wagen vom Schlosse.

Hedwig saß darin neben dem Vater. Lörrach zog trotz der Dunkelheit grüßend den Hut und sah dann, wie Hedwig herumfuhr und nach ihm zurück­blickte.

Er hatte nicht viel mehr von ihr erkennen können als die Umrisse ihrer Figur und ihres Gesichts; aber er hatte sie doch gesehen sie wußte, er war wieder da.

So brachte ihm dieser schlimme Tag doch einen einzigen guten Eindruck.

Etwas erleichtert legte er sich nieder aber zwischen seine Gedanken an Hedwig mischte sich immer die Erilwinung an den gestrigen Abend und an Hans Harterotts wunderliches Benehmen.

Der nächste Morgen brach in wolkenloser Bläue an und ihm folgte eine ganze Reihe unbeschreiblich schöner Tage für Fritz Lörrach.

Wie es zuging, daß er und Hcdwig sich ohne vorherige Verabredung so oft trafen, fragte ec sich gar nicht; er nahm diesGlück" dankbar hin und bemühte sich auch gar nicht mehr, sich Vernunftgründe gegen dir Liebe vorzusagen, denn diese hatte sich seiner

jetzt vollständig bemächtigt mit all ihrem Jubel und Zagen, mit ihrem Hoffen und Bangen.

Besuchen Sie uns doch!" hatte Hedwig ihn gleich am Morgen nach seiner Rückkehr aufgefordert, als er in ihren Park gegangen war, sie zu begrüßen, und das Wort war kaum gesprochen, da führte sie selbst ihn ihrem Vater zu.

Dem alten Herrn war jede Unterbrechung seiner eintönigen Lebensweise eine Freude.

DerLllKlissiingmic", wie er Lörrach scherzend nannte, wurde ihm sehr schnell ein interessanter Ge­sellschafter, drn er oft schon früh morgens in Warmenau aufsuchte, und wenn es in diesem glücklichen Zustand etwas zu beklagen gab, so war es für Lörrach die Schwierigkeit, Hedwig einmal eine Ztunde füc sich allein zu haben.

Der alte Herr wollte immer mit dabei sein, er jagte mit auf dem See und schoß seine Enten so prompt herunter wie Lörrach; er ging mit fischen, Boot fahren kurz alles, was man wollte. Aber er that den beiden jungen Leuten auch keinen be­sonderen Zwang an, im Gegenteil, sie fühlten sich mit ihm fast freier als zu zweien, und Scherz und Lachen nahmen kein Ende.

Der einzige, aber auch tiefe Schatten, der in diesen Sonnenschein fiel, war der unbeschreibliche Kummer der altcn Pr^'. Großvater war von der Stadt zurückgekommen mit der Nachricht, daß Willy totkran! im Gefängnis liege; der Doktor hatte gesagt, es sei Gehirnentzündung.

Wochenlang kam keine Nachricht, als immer die

gleiche.Nichts besser!" Willy war in das Kranken­haus geschafft worden. Sein Schicksal fand große Teilnahme in der Stadt, es bildeten sich Parteien für und gegen ihn. Seine Angehörigen vergingen vor Kummer und Herzeleid, aber auch vor Scham über den Verdacht, der auf einem der Ihrigen lag.

Ein paarmal kam Harterott heraus, zweimal hatte Fritz Lörrach Veranlassung, zur Stadt zu fahren; aber wie er von Herzen froh war, in Warmenau leben zu dürfen, so that Ella wirklich, als ob sie es für nötig hielte, ihn von sich zu entfernen.

Sie sprach in einem sanften, mitleidigen Tone zu ihm; sie war sehr rücksichtsvoll und nannte Bet­tinas Namen nicht einmal mehr. Es war lächerlich, Fritz Lörrach amüsierte sich in seiner glückseligen Stimmung über die eitle Frau, die gar zu gern ihn zu einer zweiten Albernheit verlock! halte, um sich im Licht einer Romanheldin, natürlich einer äußerst tugendhaften, zu sehen.

Harterott war besser gestimmt, ruhiger, freund­licher; nur mußte man ihn nicht an die Brandge­schichte erinnern. Da aber jeder wußte, wie ihn die­selbe aufregte, so hatte Frau Ella klug die Parole ausgegeben: Es thut ihm so weh wegen des un­glücklichen Preuß! Sagt kein Wort darüber."

Viele nahmen das für Wahrheit und priesen den Edelmut Harterotts, andere, und das war die überwiegende Mehrzahl, behaupteten aber, Willy Preuß sei das Opfer einer Schurkerei, und fanden die Leichtgläubigkeit Herrn Harterotts unbegreiflich.

Indessen hieß es Tag um Tag, Willy Preuß