Muster bereitwilligst franco ins Haus
untergebrachten Raubmörder Schünemann zugefallen Derselbe hat sich wegen Ermordung des Rabbiners Fana und der Gräfin Visconti zu verantworten. Das Legat erfolgte durch seinen nach Moskau eingewanderten, dort reich gewordenen Onkel. Schünemann ist übrigens geständig und wird daher die Erbschaft nicht antreten dürfen.
* Paris, 3. Nov. Ueber den Grenzzwischenfall, wobei der denlsche Förster Reiß zwei französische Wilddiebe erschoß, stellte der Präfekt des Vogesendepartements eine Untersuchung an, welche ergab, daß die Wilddiebe sich auf deutschem Gebiet befunden haben und der Förster in Notwehr handelte. Der Zwischenfall erscheint demnach beigelegt.
* Immer lauter wird in Frankreich das Verlangen nach Veröffentlichung des russisch-französischen Vertrages, damit die ungläubige Welt sich davon überzeuge, daß der Vertrag nicht in der Phantasie patriotischer Franzosen existiert, und es ist ein schlechter Trost und eme schwache Abzahlung, wenn statt des Allianzvertrages von den Zeitungen immer und immer wieder nur russische Freundschafts- und Verbrüderungsdepeschen veröffentlicht werden. Mit Befriedigung konstatiert man dagegen, daß das russische Mittelmeer- Geschwader um zwei Kreuzer vermehrt worden und jederzeit bereit ist, mit Frankreich gegen die andringende Politik Englands in Marokko zu reagieren.
* Eine französische Ministerkrise wird seit eintgen Tagen angekündigt. Auch der,Temps" meldet den bevorstehenden Rücktritt des Finanzministers Peytral, des Aröeilsministers Viette und des Ackerbauministers Niger und ihre Ersetzung durch gemäßigte Republikaner. Rouvier soll wieder das Finanzministerium übernehmen.
* Die Möglichkeit einer gemeinsamen spanisch- französtschen Operation in Marokko zu dem Zweck, England von dem Mitbewerbe auszuschließen, scheint nahegerückk. In Spanien wird unter der Bevölkerung lebhaft für die Eroberung Marokkos agitiert, und dabei macht sich eine Hinneigung zu Frankreich und eine sehr feindselige Stimmung gegen England bemerkbar. Am Mittwoch hat diese Bewegung, die der Regierung aus diplomatischen Rücksichten nicht sehr erwünscht ist, zu Kravallen in Madrid geführt.
* Petersburg,^ Nov. Die Zeitungen erhielten Befehl, sich jeder abfälligen Aeußerung über Deutschland zu enthalten, da derartiges ungünstig auf die deutsch-russischen Zollveihandlungen eiuwirken würde.
* Bei Besprechung des Depeschenwechsels zwischen dem Zaren und Carnot gelangen die „Moskowskija Wedomostt" zu dem Schluß: „Fortan ist es für Europa gleichgiltig, ob der Dreibund besteht oder nicht, da er nicht mehr das letzte Wort über Krieg oder Frieden zu sprechen hat. Nach Kronstadt und Toulon brach für Europa eine neue Zeit an, die Zeit der ftanko-russischen Oberleitung, in welcher der einzige oberste Richter und Friedenshüter der Selbstherrscher- Rußlands ist, der über allen Parteien und über allen selbstsüchtigen Ansprüchen und Bestrebungen steht."
* Die „Swoboda", das Organ der bulgarischen Regierung, veröffentlicht einen neuerlichen Artikel über die Lage der bulgarischen Bevölkerung in Mace-
über die
Haltung der Pforte in kirchlichen Fragen, insbesondere über die Ntchtvollziehung des FermanS vom Jahre 1878, durch den bulgarische Bischöfe in allen Exarchien mit bulgarischer Mehrheit zugelafsen werden, beschwert hatte, verurteilt der neuerliche Artikel die serb sche Agitation, die mit unwürdigen und von den türkischen Behörden augenscheinlich gebilligten Mitteln, an der Denationalisierung der bulgarischen Bevölkerung arbeite. Das Blatt führt zum Beweise angebliche Thatsachen an, aus denen es abzuleiten sucht, daß die Pforte die serbische Agitation begünstigt.
* Madrid, 4. Nov. Die Truppen von Meltlla wurden gestern vormittag, als sie den Forts neue Lebensmittel zuführten, von den Kabylen angegriffen. Letztere wurden zurückgeschlagen und hatten große Verluste.
* Ein furchtbares Unglück, welches dieser Tage, wie aus Madrid berichtet wird, eins Familie aus Bilbao betroffen hat, könnte Diejenigen, die der Ansicht huldigen, daß der Mensch umsonst seinem Geschick zu entrinnen sucht, in ihrem fatalistischen Glauben bestärken. Die betreffende Familie, bestehend aus Vater, Mutter und fünf Töchtern, hatte vor der Cholera, die zur Zeit in Bilbao herrscht. Furcht bekommen und den Entschluß gefaßt, mit Sack und Pack nach einem andern Ort auszuziehen. Sie kam zuerst nach Madrid, wo die älteste 18jährige Tochter sich eine Lungen-Entzündung zuzog, eine Krankheit, die wegen der Nähe des schneegekrönten Guadarrama- Gebirges hier so häufig ist, und im Zeitraum von 48 Stunden starb. Die Familie verließ nun die Reichshauptstadt und begab sich nach Barcelona, in dessen Nähe sie eine reizende, inmitten eines Orangen- hatnes gelegene Villa mietete. Vorgestern sollte nun die Villa bezogen werden. Die vier Kinder waren mit einem Diener vorausgeeilt, um zu -sehen ob alles in Ordnung war, während die Eltern in der Stadt noch einige Einkäufe besorgten. Kaum waren die jungen Mädchen in den Flur der Villa eingetreten, als die Decke einstürzte und die vier Kinder unter dem Schutte begrub. Das älteste 15, und das jüngste 6 Jahre alt, wurden auf der Stelle getötet. Die zwei anderen wurden schwer verwundet in ein benachbartes Haus geschafft, und die Aerzte wagen es kaum, die Rettung der Opfer in Aussicht zu stellen.
* Santander, 4. Not^Ein mit Dynamit beladenes Schiff geriet in MD» und flog mit ungeheurem Krach in die Luft. Me Fenster der Stadt und Umgebung sind gesprungen. Die brennenden Trümmer des Schiffes wurden weit fortgeschleudert. Die Katastrophe forderte zahlreiche Opfer an Toten und Verwundeten.
* Philadelphia, 3. Nov. Die brasilianische Regierung hat Schritte zum Ankäufe von Kanonen von der Firma Krupp, welche in Chicago ausgestellt waren, unternommen.
Vermischtes.
* Wenn der Kaiser reist, so erfordert es jedesmal einen tiefen Griff in die Privat! chatulle des Herrschers und die Summen wachsen natürlich mit der Entfernung, zumal wenn die Fahrt in das Ausland geht. Die Kosten, welche die bald nach der
Thronbesteigung unternommene erste große Reise nach Italien und Wien erforderte, sollen sich, wie der „Abend" zu berichten weiß, auf 800,000 Mk. beziffert haben; jener „schwerwiegende" Koffer des Geheimen Hofrats enthielt allein damals 80 Dtamant- ringe, 150 Orden, 50 Busennadeln, 30 mit Diamanten besetzte Halsbänder, 6 Ehrensäbel, 3 große Photographien des Kaisers und seiner Familie in Gold- rahnun, 30 goldene Uhren mit Ketten, 100 Zigarren- resp. Zigarettendosen und 20 mir Diamanten besetzte Rote und Schwarze Adlerordrn. Aber auch die Fahrten im Jnlande sind von — Geschenken und sonstigen Ausgaben ganz abgesehen — durchaus nicht billig, denn die an die Staatsbahnen zu bezahlenden Beträge zur Beförderung des kaiserlichen Sonderzuges erreichen eine beträchtliche Hohe, da beim Kaiser genau wie bei jedem Anderen bestimmte Kilometergelder in Anrechnung gebracht und von der Kaffe des Oberhofmarschallamtes bezahlt werden. Benutzt der Kaiser nicht seinen eigenen Extrazug, sondern von irgend einer Station aus einen Salonwagen, so steht dieser allerdings zu seiner ausschließlichen Benutzung, aber für den Kaiser sowohl, wie für jede Person seiner Begleitung wird eine Fahrkarte I. Klasse berechnet.
* Dem Spielerprozeß in Hannover widmet der „Kladderadatsch" einen Brief des „Vaters an den Sohn," dem wir folgende Strophen entnehmen:
Wirst nach Hannover Du versetzt,
So bleib dem Spieltisch fern!
Es giebt, wie jetzt zutage kommt,
Dort gar zu schlimme Herrn.
Was nützt des Vaters Sparsamkeit,
Treibt es der Sohn so toll!
Die Liebesgabe geht dahin Samt dem Getreidezoll.
Ich frage Dich, was uns denn Zoll Und Liebesgabe frommt,
Wenn schließlich doch Mar Rosenberg Das schöne Geld bekommt!
Drum laß Dir raten, lieber Sohn,
So lange es noch Zeit:
Siehst Meyerinck und Seemann Du,
So bleib von ihnen weit.
Als Sachverständ'ger rat ich Dir Voll Einsicht und Bedacht —
Vor dreißig Jahren Hab ich selbst Das alles mitgemacht.
"Da haben wirs wieder: es war wieder eia Freitag, an dem das jüngste große Eißenbahnun- glück in Amerika sich ereignete; und 13 Waggons in dem verunglückten Zuge; und der Waggon, in deyl das Unglück stattfand, trug die Nummer 13; und die Zahl der Toten war 26, also zweimal 13, und 39 Verwundete, also dreimal 13 und was vollständig „überzeugend" i't, so berichtet die „Newyorker Staats-Ztg.", das Direktorium der Bahngesellschast, die durch empörende Ueberanstrengung ihrer Leute und durch verbrecherisch leichtsinnigen Betrieb an der Katastrophe die Hauptschuld trägt, setzt sich aus 13 Mitgliedern zusammen. Wenn man einen davon hängen würde, so fährt das Blatt fort, nur aus Prinzip so .... so würde es zwar nicht weniger abergläubische Leme, aber jedenfalls bald weit weniger Etsenbahn-Katastrovhen geben.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Er sprach beruhigend und höflich mit ihnen, machte sich aber bald los und fand Harterott bei seiner Frau; beide erwarteten ihn zum Essen.
Den ganzen Abend hindurch wurde es nicht leer im Zimmer von Verwandten und Bekannten. Hans litt sichtlich unter dem sieen Sprechen über die ihm natürlich sehr empfindliche Auffassung, daß Bosheit und Haß gegen ihn die Ursache zu der That seien.
„Man wird die oder den Thäter bald genug fassen, der Untersuchungsrichter ist wegen seiner Schärfe und Unermüdlichkeit bekannt," trösteten alle und prophezeiten Zuchthaus und Gott weiß was als sichere Aussicht für den Uebelthäter.
Ella zeigte sich zu Fritz Lörrachs äußerstem Mißbehagen verändert gegen ihn, nur vermochte er nicht zu erkennen, ob sie mehr von der Empfindlichkeit im Interesse ihrer Schwester, oder von der thö- richten Annahme beherrscht sei, ihn in die ihm gebührenden Grenzen zurückweisen zu müssen. Den Gästen konnte ihr Benehmen nicht auffallen, aber Lörrach fühlte es, und diese Wahrnehmung verstärkte sich bis zur Gewißheit, als sie später Gelegenheit nahm, ihn eifrig zur Rückkehr nach Warmenau zu bereden.
„Sie haben sich sehr darauf gefreut, Fritz, es wäre unrecht, wenn Sie die schöne kurze Ferienzeit nicht ausnutzen wollten. — Und Hans soll Ihnen folgen, sobald die Leute wieder ordentlich an der Arbeit sind! Nicht wahr, Hans?"
Ihr Gatte stimmte fast übereifrig zu. Am
liebsten hätte Fritz Lörrach gleich seine Abreife endgültig für morgen festgesetzt, statt sich von den beiden sozusagen aus dem Wege schieben zu lassen.
Aber er konnte — er wollte nicht fort, ohne Hedwig zu sehen oder ihr Lebewohl zu sagen. Er wurde sich bewußt, daß der Abschied von ihr ihm schwer werden würde; darum — ja, er fuhr mit großem Vergnügen morgen wieder hinaus.
Das war seine Antwort, und es amüsierte ihn fast, zu bemerken, wie Frau Ella ihn heimlich beobachtete. Die thörichte kleine Frau bildete sich wahrhaftig jetz ein, er habe von neuem an ihren Augen Feuer gefangen!
Mit welchem innern Jubel sah er am andern Morgen das kleine Wägelchen anspannen, das Hans ihm für die Fahrt zur Verfügung stellte.
Ganz erleichtert ließ er das Haus und seine Freunde hinter sich, indem er sich zum ersten Male klar eingestand, daß Hans nicht den Vorstellungen entsprach, die er sich in der Ferne von ihm gemacht, indem er sein Herz gegen jeden Argwohn gegen den Freund verschloß, der ihn in so rätselhaft schneller Weise aus der Gunst seines Onkels verdrängt hatte, sondern sich nur erinnern wollte, wie sie als K iaben so gute Kameradschaft gehalten hatten.
Nein — alle Ehre dem ehemaligen Freundschaftsverhältnis! Jetzt würde er sich von allen Menschen zuletzt Hans Harterott zum Freunde wählen.
Lörrach war schon eine ganze Sirecke gefahren, als er plötzlich merkte, daß er seinen kleinen Koffer im Hause gelassen hatte. Aber das ging nicht —
er wollte doch Hedwig nicht immer tn der grauen Jagdjoppe entgegentreten.
Die kleine Eitelkeit war ihm selbst lächerlich, aber entschuldtgte er stL selbst, lag nicht in dem Köffercheu auch der Band Tennyson, den er Hedwig mitbringen wollte? Sie hatten von den Geschichten gesprochen, Hedwig kannte nicht einmal das entzückende „Matbaum".
„Was heißt denn das?" rief ihm Frau Ella vom Fenster zu. Sie meinte offenbar, Fritz habe die Abstcht, nach Warm?nau zu fahren, aufgegeben, und schrieb dies ihrer Anziehungskraft zu.
„Mn, so frühstücken Sie wenigstens erst mit uns. Hans kommt auch gleich," gab sie zurück, als er ihr den Grund seiner Umkehr erklärt hatte.
Auch das wollte er nicht. Er lief auf seine Stube «nd holte in Hast den kleinen Koffer.
Ms er wieder herabkam, stürzte der Buchhalter kreidebleich aus dem Kontor und rief nach einem Hausknecht.
„Was gibt es denn -schon wieder, Herr Elsat? fragte Lörrach stillstehend.
„Um Gotteswillen! Wer hätte das gedacht! Was passtert doch alles in der Welt: Der Unglückliche, der gottlose Bursche!" rief jener händeringend.
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung bei Rätsels tn Nro. 130:
Wand, Alpen, Lampe, Dan, Nanny, N, Made, Palme, Hay, Emmy, Waldnymphe.