-nach Brüssel brachte. Die wunderbaren nnd unbegreiflichen Dinge, die der arme Negerknabe in der belgischen Hauptstadt sah, nnd besonders eine komische Theater-Vorstellung, der er beiwohnte und worin n. a. ein Enthaupteter seinen abgeschlagenen Kopf unter den Arm nahm und damit weglief, richteten in dem armen Negerkopf heillose Verwirrung an, so daß der Knabe am dritten Tage nach seiner Ankunft den Verstand verlor und in die Irrenanstalt gebracht werden mußte.
* London, 2. Nov. Meldung aus Tripolis vom 30. Okt. Französische Truppen betraten strittiges Gebiet an der mpolitanisch-tunestschen Grenze; 1500 Mann türkischer Truppen seien zur Verstärkung der Garnison aus Konstantinopel in Tripolis eingetroffen.
* Petersburg, 1. Nov. Das Stadthaupt von Riga, Attingen, sowie der Bürgermeister Holländer, wurden nach fünfjährigem Prozeß wegen angeblicher Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit als Glieder des städtischen Schulkollegiums zur Amtsentsetzung verurteilt.
* Belgrad, 2. Nov. Der frühere Justizminister Belimakowitsch ist gestern morgen entsetzlich verstümmelt in seinem Bett aufgefunden worden. Der Kopf war vom Rumpfe getrennt, die Brust zeigte acht Stichwunden, die auf einen gräßlichen Kampf htn- deuten. Die im Schlafzimmer befindliche Kasse war erbrochen und ihres Inhalts beraubt. Von den Thätern hat man bis jetzt keine Spur.
* Madrid, 28. Okt. Der heutige Auszug des Regiments „Wad Ras" gestaltete sich zu einer aus» drucksvollen Kundgebung. Die königliche Familie besuchte die Soldaten vorher in der Kaserne. Die Häuser der Straßen waren geschmückt, die Balkone mit Damen besetzt, die den Truppen Grüße zuwinkten, und an vielen Punkten war das Gedränge so dicht, daß die Truppen kaum durchkonnten. Die Frauen aus dem Volke umarmten Söhne und Brüder und marschierten zum Teil mit in Reih und Glied zum Bahnhof. Dort herrschte eine schwer zu beschreibende Begeisterung, und es gelang den Behörden nur mit Mühe, den Zug endlich abgehen zu lasten. Morgen werden die Regimenter „Saboya" und „San Fernando", am Montag „Cuenca" und „Covadonga" nach dem Süden befördert; dagegen wird hier das Regiment „König" aus Saragossa erwartet. In Madrid herrscht, obwohl Einzelheiten über die Vorgänge in Melitta noch nicht bekannt sind, große Aufregung. Heute abend durchzog eine zahlreiche Menge die Hauptstraßen und brachte Hochrufe auf Spanien und das Heer aus. Als die Gendarmerie einschreiten wollte, erhob sich allgemeiner Einspruch. Ein großer Teil der Presse fordert den sofortigen Rücktritt der Regierung.
* Ueber den Tod des Generals Margallo und die Lage der Spanier in Melilla wird der Fr. Z. aus Madrid 29. Okt. geschrieben: General Margallo hatte sich mit einer kleinen Abteilung von Schützen behufs Rekognoszirung der feindlichen Stellungen auf das in der äußersten Zone des spanischen Gebiets befindliche Fort Cabrerizas hinausbegeben, als ein plötzlicher Angriff der Kabylen erfolgte. In einem N« wurde das Fort von den Mauren umzingelt und beschossen. Eye die durch Notsignale (die
Telephondrähte hatten die Mauren abgeschnitte») verlangten Hilfstruppen das Fort erreichten, stellte sich der General an die Spitze seiner kleinen Mannschaft und machte einen Ausfall auf die Belagerer. Diese aber stürzten sich mit großer Kampfbegier auf die Spanier, und es entspann sich ein blutiges Gemenge, wobei General Margallo das Leben etnbüßte. Seine Leiche wurde heldenmütig von den Soldaten verteidigt und in die Festung geschafft, nachdem die Mauren durch die im Sturmschritt heraneilenden Verstärkungen in die Flucht geschlagen worden waren. So wird der Vorfall im Kriegsministerium dargestellt.
* Chicago, 2. Nov. Die Feierlichkeiten zur Beerdigung des Bürgermeisters Harrison fanden gestern unter großer Beteiligung statt. 100,000 Menschen besuchten das Stadthaus am Vormittage, um den Sarg zu sehen. Die Geschäfte waren geschloffen.
* Washington, 1. Nov. Das Abgeordnetenhaus stimmte heute mit 192 gegen 91 Stimmen dem Antrag Vorhees auf Aufhebung der Shermanakte, wie er am 30. Okt. vom Senat angenommen worden ist, zu. Cleveland Unterzeichnete heute nachmittag das Gesetz zur Aufhebung der Shermanakte.
* Der Grundstein zu der deutschen evangel. Kirche auf dem Muristan zu Jerusalem, deren Bau schon vor 20 Jahren geplant wurde, ist am 31. Ott. gelegt worden.
* Aus Bangkok meldet Daily News, daß Siam seine Truppenmacht erhöhe. Sie wird bald 30,000 Mann zwischen 18 und 35 Jahren zählen. Es besteht allgemeine Wehrpflicht. Gewehre nach deutschem Muster wurden bestellt und Waffen und Munition werden aus Singapore gebracht, woher auch mexikanische Dollars zur Füllung der durch die an Frankreich entrichtete Kriegskontribution erschöpften Staats- kasse verschrieben werden.
Handel «rrd Verkehr. ,
-r. Altensteig, 3. Nov. Um das eigene Futter für den Winter sparen zu können, haben einige hief. Viehbesitzer Kartoffeln aus dem Badischen kommen lasten. Der Preis ist daselbst so niedrig, daß die Kartoffeln samt Eisenbahnfracht nicht ganz auf 2 Mk. zu stehen kommen, während man für Kartoffeln aus hieß Gegend Mk. 2.50 und darüber zahlen soll. Ein anderer Viehbesitzer hat schönes Kleeheu und Ackerheu von Oberschwaben bezogen (Station Meckenbeuren). Der Ankauf war frei Meckenbeuren Mk. 5.50. Mit der Fracht kommt der Zentner hier aus 6 Mk., was ein annehmbarer Preis ist bei den gegenwärtigen Verhältnissen und dazu ist das Fuiter von guter Qualität.
*Munderkingen, 26. Oktbr. Der heutige Viehmarkt erfreute sich einer ziemlichen Besserung der Verhältnisse. Der Handel ging lebhaft bet etwas steigenden Preisen. Zufuhr: 438 Stück Rindvieh; 72 Pferde. Das Gleiche ist vom Schweinemarkt zu sagen. Saugschweine: 20—30 Mk.; Läufer 50 M. das Paar. Mutterschweine 90 Mk. das Stück. In der Schranne wurde die starke Zufuhr fast ganz verkauft. Korn: 8 Mk. 40 Pfg., Gerste: 7 Mk. 90 Pf«.; Haber: 8 Mk. 20 P?g.
Vermischtes
" Der Turnspruch. Der Richtspruch, mit dem Turn
auf und ab, immer den reichlich strömenden Schweiß von der Stirn trocknend. Er sah wieder blaß und fahriger aus als je.
„Nun, beruhigen Sie sich, Herr Harterott, wir kriegen die Sache ohne allen Zweifel heraus. Jedenfalls muß man die geringen Anhaltspunkte sammeln."
„Aber wenn er es gethan hätte — ?" sagte Harterott.
„So kommt er als Brandstifter ins Zuchthaus."
„Mein Gott — Willy Preuß ? — Er denkt nicht daran," rief Lörrach.
„Um so besser, Herr Lörrach. Wir wollen die Angelegenheit heute ruhen lassen. Das weitere wird sich finden!" entschied der Richter.
Lörrach sah — jener würde Preuß unter heimliche Beobachtung stellen. '
-i- *
*
Der Tag verging unruhig; Lörrach dachte mit Sehnsucht an das stille Warmenau, an Hedwig. Er hoffte wenigstens gegen Abend dorthin zurückfahren zu können.
Aber inzwischen gab es allerlei zu thun für ihn. Die Angelegenheit mit den Arbeitern mußte zu Ende gebracht werden. Er bestimmte Frau Ella, ihren Mann zur Nachgiebigkeit zu bewegen — jeder Tag fügte ja Harterott bitteren Schaden zu. Dann ging er selbst zu den Sektionsführern, redete mit ihnen und bewog sie, gegen Abend noch einmal zu dem Prinzipal zu kommen.
Harterott schien mit seiner Einmischung nun doch zufrieden. Im übrigen wurde er nicht viel sichtbar;
er schloß sich in seiner Stube ein, und plötzlich sah man ihn dann wieder in den Warenlagern umhersuchen.
Frau Ella war auch ärgerlicher Laune.
„Den ganzen Tag schon nörgelt Hans darüber gegen mich, daß er seinen Manschettenknopf gestern hier verloren habe," sagte sie zu Bettina in Fritz Lörrachs Gegenwart.
„So? Das ist eine schöne Geschichte. Die teuren Knöpfe," rief diese, und Fritz erfuhr, in der Mitte eines jeden befinde sich ein Diamant, umgeben von Perlen. Sie nannten ihm den Preis.
„Solcher Luxus!" lachte er. Im stillen aber wunderte er sich über alle diese Ausgaben, die Harterott in seinen Augen als einen gedankenlosen Verschwender erscheinen ließen.
Der Arzt, mit dem Fritz und Frau Ella dann über Hans sprachen, zeigte sich ebenso betreten über „die hochgradige Nervosität" desselben, wie Fritz eS war. Frau Ellas Unerfahrenheit sah die Sache weniger ernst an, ihr war nur ihres Mannes Gereiztheit fatal.
Der Doktor riet dringend zu einem längeren Aufenthalt an der See, womöglich in Norderney, wo sich dem Patienten auch Zerstreuungen in Menge bieten würden.
Man müsse ihn abzulenken suchen, er sei überarbeitet, meinte er.
Fritz Lörrach stimmte dem zu, sagte aber nichts. Er dachte daran, wie viel angestrengter die Männer in England und Amerika arbeiteten — Harterott
»ater Jahn sein am Kuß des Burgberges in Freiburg a. U. erbautes Wohnhaus weihte, lautete: „Frisch, frei, froh, fromm!" Diesem bekannten Turnerwort gab er folgende, weniger bekannte Erläuterung: „Frisch nach dem Rechten und Erreichbaren sehen, das Gute thun, das Bessere bedenken, das Beste wählen. — Frei sich halten von der Leidenschaft Drang, von des Vorurteils Druck und des Daseins Aengsten. — Froh die Gaben des Lebens genießen, nicht im Schmerz erstaren, wenn die Schuldigkeit gethan, und den höchsten Mut fassen, sich selbst über das Mißlingen der besten Sachen zu erheben und zu ermannen. — Fromm die Pflichten des Bürgers und Deutschen erfüllen und zuletzt die letzte — den Heimgang."
* (Eine Abbitte.) Eine nach Form und Inhalt gleich gelungene Abbitte im Inseratenteil der „Rottweiler Bürgerztg." verdient weitere Verbrettung. Sie lautet: Dettingen. Abbitte. Ich Unterzeichneter habe zu dem M. D. schlechter Tropf gesagt, das ist wahr und daß ich diesen Ausdruck zurücknehmen mnß, thut mir leid. Johannes Mater. Ges. Schultheißeuamt Mater.
* (Die Professionen der Frauen in den Vereinigten Staaten.) Im Jahre 1890 zählten die Vereinigten Staaten 2 700 000 Frauen, die gezwungen waren, sich durch ihrer Hände Arbeit ihre Existenz- mittel zu verdienen. Zu derselben Zeit gab es in Nordamerika 120 Advokatinnen, 165 Predigerinnen, 320 Schriftstellerinnen, 520 Journalistinnen, 2136 Baumetsterinnen, Chemikerinnen und Apothekerinnen, 2061 Altistinnen, 3182 Musikerinnm von Berus, 56000 Landpächterinnen, 8135 Staatsbeamtinnen, 2438 Aerztinnen u. Chirurginmn, 2! 071 Handlungsdienerinnen oder Buchhalterinnen, 14465 Leiterinnen von großen Handelshäusern und 160 600 Lehrerinnen in öffentlichen Schulen. Jetzt haben sich diese Zahlen bereits verdoppelt. Man ersteht daraus, daß die amerikanischen Frauen d!e Emanzipation ihres Geschlechts nicht blos in platonischer Weise ausüben, sondern sie auch zu verwirklichen wissen.
* (Scherzfragen.) Darf ein Mitglied des Tierschutzvereins Grillen fangen? — Kann es Vorkommen, daß einem Vegetarier alles Wurst ist? — Kann ein Kahlköpfiger widerhaarig sein? — Hat jeder Luftschiffer hochfligende Pläne? — Darf ein Schulmeister aus der Schule plaudern? — Ist der. Zug des Herzens ein Schnellzug? — Kann jemand, der nicht lesen kann, einem deu Text lesen?
* (Die Ordnung in der Natur.) Lieschen: „Ich begreife nur nicht, wie in der kleinen Schweiz so viele große B:rge Platz haben!" — Gouvernante (ein Muster von Ordnungsliebe): „Das ist nur deshalb möglich, weil jeder an seinen gehörigen Platz steht!"
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mtrnstrig.
Verfälschte schwarze Leide. Manver-
brenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, nnd die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- brännlicher Farbe. — Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Seiden-Fabrik G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porio- und zollfrei in's Haus.
hatte es sich mit seinem Personal aber leicht genug gemacht.
Später, am Nachmittage, saßen er und Ella allein; Bettina war nach Hause gegangen, ohne wieder mit Fritz zu sprechen.
(Fortsetzung folgt.)
Auch der Schmerz ei« Segen.
Wohl ist die Sonne klar und hold, Wenn sie auf klarem Grunde glänzt, Doch schöner ist eS, wenn ihr Gold Die Regenwolke mild bekränzt.
Schön ist's, wenn ein beständig Glück Sich in dem heitern Auge malt;
Doch schöner wenn ans deinem Blick Ein tiefes Glück durch Thränen strahlt.
O, fliehe nicht vor jedem Schmerz! Laß dir auch ihn von Segen sein I Hat erst ein Leid vertieft dein Herz.
Geht noch viel mehr des Glücks hinein!
Arithmogriph.
1 2 5 4 siehst du in jedem Zimmer,
2 3 8 10 5 hohe Berge und Felsentrümmer,
3 2 7 8 10 verbreitet Hellen Schimmer,
4 2 5 in der Bibel ein jüdischer Name,
1 2 5 5 6 heißt manche stolze Dame,
6 zu finden in den Niederlanden,
7 2 4 10 in vielen Früchten vorhanden,
8 2 3 7 10 in tropischer Sonne Gluten,
5 2 6 durchzieht die Meeresfluten,
10 7 7 6 wird ein Mädchen genannt,
Und 1 bis 10 lebt im Märchenland.
Auflösung folgt in nächster Stummer.