genen Truppen auf die Defensive. Die Kabylen setzen das Feuer fort.
* Die Erregung in Spanien wegen der Niederlage bei Melilla ist sehr groß. Die Kortes sollen zum Zweck weiterer Geldbewilligung einberufen werden.
* Madrid, 31. Okt. General Marcias traf mit 3500 Mann Verstärkung in Melilla ein, wo der Kampf gleich am Samstag morgen begann und ununterbrochen fortdauert. Er verproviantierte glücklich das Außenfort Camelos, trotzdem die Araber ihre Laufgräben bis 600 Meter gegen die spanischen Befestigungen vorgerückt hatten. Fort Camelos ist von drei Seiten umzingelt und thatsächlich abgeschnitten. Die spanischen Kriegsschiffe bombardierten fortgesetzt Tag und Nacht die Stellungen der Araber, welche trotzdem noch Herren des Terrains sind. Bis Montag nachmittag fand fortgesetzt wütender Kampf um das Polygon statt. Die Kabylen wurden abends mit schweren Verlusten zurückgeworfen.
* Cadix, 31. Okt. Der Dampfer »San Augustin" überbrachte Nachrichten, die Forts von Melilla bombardieren seit Sonntag früh zwei Kabylendörfer. Die Bewohner flüchteten ins Gebirge.
* Washington, 31. Okt. Der Senat hat die Vorlage, betreffend Aufhebung der Shermann-Akte, mit 43 gegen 32 Stimmen angenommen.
* Washington, 31. Okt. Der Senat bot gestern ein sehr bewegtes Bild; die Gallerien waren überfüllt, im Saale waren alle Sitze besetzt, auf den Sesseln längs der Wände hatten zahlreiche Mitglieder deS Repräsentantenhauses Platz genommen. Die Reden trugen einen besonders leidenschaftlichen Charakter. Die Demokraten drückten ihren Schmerz über den Abfall einiger Parteigenossen aus, der ihre Niederlage ermöglichte. Die Anhänger des Silbers erklärten, die Aushebung der Shermanbill würde für die silbererzeugenden Staaten Verfall, ja Verzweiflung bedeuten. Nachdem das Resultat der Abstimmung bekanntgegeben war, beantragte Vorhees im triumphierenden Ton die Vertagung bis Mittag. Daraus wurde die Sitzung aufgehoben.
* Chicago, 30. Okt. Der Bürgermeister Harri- son ist gestern abend von einem unbekannten Manne durch vier Revolverschüsse getötet worden. Der Mörder des Bürgermeisters ist ein geistesgestörter Stellenjäger, namens Prendorgast. Derselbe wurde auf sein Klingeln von dem Diener eingelassen und feuerte 4 Schüsse auf den auf dem Sopha ruhenden Bürgermeister, welcher binnen 20 Minuten verstarb. Der Mörder ist verhaftet, er wurde beinahe gelyncht. Andere sagen, der Mörder sei ein Anarchist.
* Chicago, 31. Okt. Gestern abend ist die Ausstellung offiziell geschlossen worden.
Kaus- und Landwirtschaftliches.
Per Schorf oder die Schorf-Alechte der Schweine.
Diese Krankheit, auch Ruß oder Pechräude genannt, kommt nach dem „Prakt. Landw." bet den Ferkeln und Läufern aller Stämme, namentlich bet Ferkeln im Alter von 3—4 Wochen vor; eine etwas größere Ausdehnung scheint die Krankheit bei den Ferkeln der englischen Rassen zu haben. Die kranken Ferkeln bekommen bei ungestörter Futteraufnahme in dm meisten Fällen glanzlose rauhe Borsten, die
nicht mehr glatt am Körper anliegen. Darauf magern die Tiere ab, bekommen aufwärts gekrümmte Rücken, einen großen Bauch und lästiges Hautjucken, weshalb sie sich an einzelnen Körperstellen oder am ganzen Leibe fast unausgesetzt kratzen oder an harten Gegenständen reiben. Untersucht man die Tiere näher, so zeigt sich ihre Haut unrein, die Oberhaut ist dunkel gefärbt und auf weniger oder weiter ausgebreiteten Körperstellen sind schwarze Borken von der Größe eines Weizenkorns und darüber zu erkennen, die feststtzen und nach einigen Tagen abfallen. Reißt man jedoch diese Borken ab, so ist die Haut darunter nässend. In anderen Fällen entstehen ausgedehnte nässende Ausschlagstellen in der Nähe der Augen und auf der Stirn, mit Verdickung und Falten- bildung der Haut verbunden, welcher Hautausscheidung ebenfalls Borken Nachfolgen, die nach einiger Zeit abfallen. Bet englischen Ferkeln kommt diese Form der Krankheit häufig und sehr gemeinsam vor, so daß die Meinung vorhanden ist, sie sei sogar ansteckend, Ferkel bleiben infolge des Vorkommens dieser Krankheit in ihrer Entwicklung weniger oder mehr zurück, ja es ist nicht ausgeschloffen, daß einzelne Tiere daran zu Grunde gehen. Bricht die Krankheit erst bei den Läufern aus, so ist sie nicht so sehr zu befürchten. Ursache derselben ist meistens die Fütterung der säugenden Mutter, der Ferkel und Läufer mit geringwertigen Nahrungsmitteln, sowie der Mangel au genügenden Räumen, Mangel an reichlicher trockener Streu und zu kalter Temperatur der Ställe. Doch kommt ausnahmsweise das Uebel auch bei guter reichlicher Ernährung sowie bei sonstiger richtiger Haltung der Schweine vor.
Gegen diese Krankheit sind große Reinlichkeit der Stallungen, reichliche trockene Streu und Warmhalten der Tiere, nebst normaler Haltung uns Ernährung der Mutter und Ferkel zu empfehlen. Auch werfe man den Tieren täglich Steinkohlen, Holzkohlen, Kreide, Lehm, Asche, Tetchschlamm in die Stallungen. In das Futter können täglich der Mutter oder den Ferkeln 30—36 Gramm einer Mischung von gleichen Teilen Rhabarberwurzel, Fenchel- samen und Goldschwefel — fein pulverisiert — gegeben werden.
* *
* Die Vorteile der Spätjahr- und Winterdüugung. Die Pflanzen gedeihen umso besser, je mehr dce Wurzeln überall, wo sie hinkommen, die richtigen Mengen Nahrungsmittel vorfinden. Es ist deshalb vor allem wichtig, daß der Dünger möglichst gleichmäßig auf dem Felde verteilt und mit der Erde gemischt werde. Wird der Dünger schon im Spätjahr oder im Winter auf das Feld gebracht, so können während des Winters durch Regen und schmelzenden Schnee die löslichen Bestandteile gelöst und im Boden verbreitet werden. Die Düngung im Spätjahr wirkt deshalb in vielen Fällen sicherer und bester als jene im Frühjahr. Bei steinigen oder sandigen oder sehr flachgründtgen Böden mit steiniger Unterlage, ebenso wo das Horizontalwasser hoch steigt, ist, die Spätjahrdüngung aber gewagt, weil ein erheblicher Teil der düngenden Bestandteile ausgewaschen werden kann. Es gilt dies noch ganz besonders bei jenen Düngern, welche alle oder einen Teil des Stickstoffes als Salpeter
säure enthalten, wie Kompost und Chilisalpeter. In solchen Fällen ist das Düngen im Frühjahr vorzuziehen.
» ,
* (Landwirtschaftlicher Irrtum.) Wie der »Bad. Laudesbole" entrüstet mittetlt, hatten die Bauern bet K « ppenheim zum Anbau im Stoppelfeld eine größere Portion Rübsamen »bester Qualität von noch nie dagewesener Güte" von einer bestens bekannten Firma bezogen. Doch, o weh, statt der erhofften vielen, großen, dicken Rüben sieht man jetzt auf der weiten Flur lauter günes Gewächs mit gelben Blümchen! Dazwischen gucken freilich auch einige Rübchen ganz bescheiden heraus. Der Schaden wird in der Umgebang auf 8000 Mk. geschätzt und soll die Sache vor Gericht kommen. Zweifellos handelt es sich hier um ein verhängnisvolles Mißverständnis, indem die Bauern nicht Rübsamen, der hier gemein: ist, sondern Rübsen (Raps, wohl kurzweg auch Rüb- samen genannt) irrtümlich bestellt und erhalten haben. Und dieser Rübsamen scheint, der ganzen Beschreibung nach, allerdings „bester Qualität" gewesen zu sein; aber Rüben zeitigt er trotz alledem nicht.
Handel «ad Berkehr.
* Der am Montag in Bern eck abgehaltene Vieh- markt war, wenn man den allgemein reduzierten Viehstand in Betracht zieht, über Erwarten zahlreich befahren. Auch Händler waren viele anwesend. Der Umsatz vollzog sich bei anziehenden Preisen und es war namentlich Fettvieh gesucht, das gut bezahlt wurde.
* Ulm, 28. Okt. Auf dem hiesigen Güterbahnhof stehen heute 50 Eisenbahnwagen mit Obst zum Verkauf. Die Preise gehen zurück. Der Zentner kostet 2,60 Mk. und darunter.
* Stuttgart, 31. Okt. Kartoffelmarkt. Zufuhr 700 Zentner. Preis per Zentner 2 Mk. 30 Pfg. bis 2 Mk. 80 Pfg. — Krautmarkt. Zufuhr 5000 Stück. Preis 18 bis 20 Mk. per 100 Stück.
Folgende indirekte Steuern sollten wir noch in Deutschland haben, meint ein Spaßvogel:
Eine Steuer für solche, die sich beweiben,
Eine Steuer für solche, die ledig bleiben,
Eine Steuer für solche, die Liebe fühlen,
Eine Steuer für solche, die Geige spielen,
Eine Steuer für Mädchen, eine Steuer für Knaben,
Eine Steuer für solche, die Gardemaß haben,
Eine L-teuer für solche, die Bärte besitzen,
Eine Steuer auf's Frieren, eine Steuer auf's Schwitzen, Eine Steuer auf's Stehen, eine Steuer auf's Sitzen,
Eine Steuer auf's Trinken, eine Steuer auf's Speisen,
Eine Steuer auf's Pirschen, eine Steuer auf's Schießen, Eine Steuer auf's Ruhen, eine Steuer auf's Reisen,
Eine Steuer auf's Kratzen, eine Steuer auf's Jucken,
Eine Steuer auf's Räuspern, eine Steuer auf's Spucken, Eine Steuer auf's Niesen, eine Steuer auf's Pusten,
Eine Steuer auf's Schnupfen, eine Steuer auf'S Husten, Eine Steuer auf's Schlafen, eine Steuer auf's Wachen,
Eine Steuer auf's Weinen, eine Steuer auf's Lachen,
Eine Steuer auf's Träumen, eine Steuer auf's Denken,
Eine Steuer auf's Nehmen, eine Steuer auf's Schenken, Eine Steuer auf's Laufen, eine Steuer auf's Rasten,
Eine Steuer aui's Schlemmen, eine Steuer auf's Fasten, Eine Steuer auf's Fluchen, eine Steuer auf's Baben,
Eine Steuer auf's Radeln, eine Steuer auf's Skaten,
Dann wär' die beste von allen Neuerungen Eine Steuer auf alle Besteuerungen!
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.
wurde vort stärker, ich suchte umher, denn wir wagten nicht, die Gasflammen anzuzünden, da sah ich einen Hellen Punkt. Ich fand ein Ende Zündfaden, der glimmte und nach dem mit Petroleum getränkten losen Werg geleitet war; dies alles aber so versteckt, daß man es gar nicht sah, wenn nicht die brennende Lunte mich aufmerksam gemacht hätte."
Sie sprachen hin und her. Endlich sagte Lörrach:
„Sie haben recht, wir müssen ihn wecken, er wird mit Ihnen in die Stadt fahren."
„Ja, gewiß! Und sie kommen doch mit, Herr Lörrach; Herr Harterott ist so heftig und reizbar."
„Das finde ich auch. Es geht ihm schlechter, als er emgestehen will. Er schläft wenig, hat keinen Appetit und seine Nerven sind gar nicht in Ordnung."
„So ist es früher nie gewesen!" sagte der Buchhalter.
Fritz Lörrach ging hinunter.
Er klopfte an Harterotts Schlafzimmer und da er keine Antwort bekam, trat er ein.
Aber statt den Vetter in tiefem Schlafe, fand er dessen Bett leer und die Kissen zerwühlt, aber kalt.
Melcher sah ganz erschrocken aus, als er ihm seine Entdeckung mit.eilte.
„Dann ist er schon vor Tau und Tage aufgestanden; ich bin ja jeden Morgen um fünf Uhr bei der Hand, und weil alles still war, habe ich ihn im Bett geglaubt!" rief er aus.
Sie sprachen noch darüber, als Lörrach seinen Vetter denselben Weg kommen sah, den sie in der Nacht gekommen waren.
„Es ist, als hätte er's geahnt!" flog es durch seinen Sinn. Er schritt ihm entgegen, nachdem er die Herren gebeten, ihm die Sache zu überlassen.
Hans sah wieder entsetzlich elend aus.
Er nahm seinen Arm, fragte nach seinem Befinden, welches Harterott nur ungeduldig „schlecht" nannte, und sagte ihm dann, der Buchhalter und Herr Linde seien gekommen, ihn zu sprechen.
Harterott benahm sich sonderbar.
Er wurde schneebleich und sah ihn ganz eigentümlich scheu an, sagte aber keine Silbe, während jede Fiber, jede Muskel in seinem Gesicht zuckte.
Lörrach schob diese Erregung immer auf den Streik.
„Es ist nicht wegen der Arbeiter," beruhigte er und erzählte.
Wieder wunderte er sich. Harterott sagte kein Wort, aber er bog sich vornüber, als würfe man ihm eine Bürde in den Nacken.
„So ist es also gar nicht angebrannt d" fragteer.
„Nein, der glücklichste Zufall von der Welt hat es verhindert."
„Verdammt!" knirschte Harterott mit einem so furchtbaren Ausdruck von Wut, daß Lörrach zurück- fnhr. In der nächsten Sekunde begriff er schon — der Vetter war rasend über die Niedertracht seiner Feinde.
„Du hast recht mir deiner Empörung; es ist ein Schurkenstreich. Aber da man, Gort sei Dank, die Sache entdeckt hat, so kommt man sicherlich auch dahinter, wer der Anstifter war," beruhigte er und
meinte, ob wohl unter den streikenden Arbeitern einem die That zugetraul werden könnte.
„Natürlich haben die eS gethan!" schrie Harterott eifrig, und dem Buchhalter und Kommis trat er sofort mit diesem Ausruf entgegen: „Das haben die Arbeiter gethan, dies Gesindel, diese Bande!"
»Ehe die Wahrscheinlichkeit nicht erwiesen ist, darf man das doch nicht sagen. Ich kann es mir noch nicht vorstellen, der Menschenschlag ist hier gutmütig und nicht zu Verbrechen geneigt —" milderte Lörrach.
»Aber es find auch fremde Elemente umer unseren Leuten und die Erbitterung ist groß," sagte der Buchhalter.
Harterott stand wieder wie gestern, blickte stier auf küre Stelle, knirschte und ballte die Fäuste.
Dann fragte er, wie die Sache entdeckt worden sei, und als der Buchhalter bekannte, fuhr er diesen in maßloser Heftigkeit an.
»Ich heirate sie, Herr Harterott, ich habe es von Anfang an ehrlich mit Lina gemeint; sie ist arm, aber ihr Vater war Pastor, ste hat eine gute Erziehung."
»Was kümmert mich das! In meinem Hause dulde ich solchen Unfug nicht," tobte der Prinzipal und ergoß eine ganze Flut von Beleidigungen über seinen treuesten Beamten, der blaß und mit bebenden Lippen nur sagte:
»Sie find jetzt zu aufgeregt, Herr Harterott, später nehmen Sie das zurück, oder —"
(Fortsetzung folgt.)