raus ergeben, daß die Weinberge in der einen Gegend auf tiefgründigen, in der anderen auf seichten Böden mit Felsgrund sich befinden, daß die einen Mark­ungen von Zeit zu Zeit durch Gewitterregen erfrischt wurden, die anderen oft hart daneben gelegenen, nicht, daß die einen Weinberge infolge tiefer Lockerung und kräftiger Düngung aus größerer Tiefe ihre Nahrung und ihr Wasser beziehen konnten als andere.

Zu dieser mehr in den natürlichen, vom Men­schen unabhängigen Verhältnissen begründeten Ver schiedenheit im Reifegrad der Trauben kam nun, daß man in gewissen Gegenden mit der Lese zu sehr pressierte, und so die Trauben abgeschnitten wurden, ehe der durchdringende Landregen niederging. Wo man wartete, bis dieser gekommen und eine Reihe schöner sonniger Tage gefolgt war, da stieg der Zuckergehalt oft um 10 bis 20 Grade.

So findet man Heuer Weine, welche nach Oechsle 90 bis 100" und darüber wägen, und es gi.bt auch solche, bet welchen die Wage nur 60 bs 70° auf­weist. Es galt deshalb Heuer sehr und gilt noch, die Wage zur Hand zu nehmen und nicht nach sonstigem Renomme des Ortes oder der Wetnbergs- lage sich beim Ankauf zu richten. Es heißt Heuer sogar vielfach :Die Letzten werden die Ersten wer­den."

Soviel aber die Verschiedenheiten des heurigen Weines. Nun möchten wir unsere Leser auch auf die Gefahren aufmerksam machen, denen ein so vor­züglicher Weinmost, wie er wohl im großen Ganzen Heuer erzeugt wird, ausgesetzt ist.

Es ist jedermann, wenn auch Vielen nur vom Hörensagen, oekannt, daß im Jahre 1865, in dem ein ähnlich vorzüglicher Wein gewachsen ist, in dem der Herbst auch ein frühzeitiger war, und in dem während desHerbstes eine warme Temperatur herrschte, eine Masse dieses zuckersüßen Wetnmostes beim Ab­lassen als Essig erfunden wurde. Da muß notwen­dig Heuer der Gedanke kommen, wenn es in diesem Jahr nur nicht auch so geht.

Bet warmer Witterung tritt bekanntlich rasch Gährung ein, die Hülsen der Trauben werden in die Höhe gehoben und es entsteht der sogenannte Hut; in diesen letzteren dringt die Luft ein, die Trester erwärmen sich, und schon nach wenigen Stunden kann eine erhebliche Menge von Essigsäure entstehen, wie dies meist sonst durch den Geruch zu erkennen ist. Die Essigsäure ist ansteckend, auch schon kleine Mengen davon können verursachen, daß aus dem Weingeist des Weines Essigsäure entsteht und der Wetn früher oder später schlecht wird. Solange der Wein noch Zucker oder viel Kohlensäure enthält, merkt man gewöhnlich die Essigsäure nicht; wenn aber die Gär ung beendet ist, und der Wem älter wird, tritt ihr unangenehmer Geschmack hervor.

Da bei zuckerreichen und daher auch viel Alkohol bildenden WrflM auch kleine Mengen Essigsäure sich sehr leicht vermehren, so sind die Fässer Nit gären­dem Weinmost sorgfältig mit Gärspunden, Gär- trichtern, Gärröhren oder Sandsäcken zu versehen, damit das Entweichen der Kohlensäure aus dem Fasse und das Eindringen von Luft in das Faß vermindert wird. Ebenso ist durch Regulierung der Temperatur (mindestens 10° L. soll der Weinmost haben), für

möglichste Beschleunigung der Gärung zu sorgen. Wenn die Gärung nachläßt, sollte man die Hefe noch­mals aafrühren, um sie mit dem Wein in Berührung zu bringen. Das Ablassen des Weines sollte erst erfolgen, wenn die Gärung vollendet ist.

Die Fässer des fertigen (vergorenen) Weines stad soviel als möglich voll zu halten. Da wo die Fässer nicht voll gehalten werden können, kann man hie und da ein kleines Stückchen Schwefelschnitte über dem Wein verbrennen. Die kleinsten Mengen von schwefeliger Säure hindern die Bildung von Kuhnen und Essigpsiänzchen.

Zum Verspunden des fertigen Weines sollten nur gute Spunden von Eichen- und Akazienholz, welche noch 15 om m das Faß hinstnreichen, ver­wendet werden, damit, wenn der Wein im Faß etwas abnimmt, die Spunden nicht austrocknen, da in sol­chem Falle die Last leichter eiudringen würde. Beim Ablassen des Weins hat man sorgfältig zu verhüten, daß Kuhnen oder Essigpflänzchen, wenn solche an der Oberfläche des Weines sind, mir in das neue Faß gelangen. Ist Esstgstich in einem Wein konstatiert, so kann man entweder die Esstgpflänzchen durch Er­hitzen zerstören, oder ihn mit kohlensaurem Kalk behandeln. Man verfährt bei letzterem Mittel also:

Sobald an einem Wein der geringste Anfang eines Stiches bemerkt wird, so wird er in ein leicht eingebranntes Faß abgelassen. Da die Esstgpflänz­chen an der Oberfläche des Weines sind, so darf man erstens das Faß beim Ablassen nicht erschüttern, damit die Pflänzchen möglichst wenig mit dem Weiu gemischt werden, und zweitens den obersten Teil des Weines nicht zu dem Wein im neuen Faß bringen. Auf den Hektoliter rechnet man 80100 Gramm gefällten, kohlensauren Kalk, man übergießt das feine Pulver mit 1 oder mehreren Liter Wetn, rührt gut um und mischt die Lösung dann alsbald mit dem Wein in dem Faß; nach 23 Tagen hat sich der weinsaure Kalk abgesetzt.

Handel a«d Verkehr.

* Stuttgart, 23. Okt. (Landesprodukten-Börse.) Die Börse ist ziemlich gut besucht. Umsatz nicht un­bedeutend. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Ln klntn Mk. 17.25 bis 17.50, Kansas Mk. 17.60, bayr. Mk. 17.50 bis 18, fränk., alt Mk. 17.50, Kernen Mk. 18, Gerste, bayr. Bit. 18.75 bis 19, inländ. Mk. 18.50, fränk. Mk. 18.50, Haber, In­land. Mk. 19.30 bis 19.40, Ackerbohnen Mk. 16.25. Mehlpreise per 160 Kilo inkl. Sack bei Wagen­ladung: Suppengries Mk. 29.50, Mehl Nr. 0: Mk. 28.50 bis 29.50, Nr. 1: LL 26.50 bis 27.50, Nr. 2: Mk. 25 bis 25.50, Nr. 3: Mk. 23 bis 23.50, Nr. 4: Mk. 19 bis 13 5o. Kleie mit Sack Mk. 10 per 100 Kilo je nach Qualität.

* Stuttgart, 24. Okr. Kartoffelmarkt. Zufuhr 800 Zentner. Preis per Zentner 2 Mk. 60 Pfg. dis 3 Mk. Krautmarkt. Zufuhr 5060 Stück. Preis 18 bis 20 Mk. per 100 Stück.

* (Mo st obstpreise.) Stuttgart, 23. Okt. Bahnhof. Zufuhr Waggon Mostobst (12 württ., 5 bayr., 11 Hess., 22 schwerz.,) Preis per Waggon 490 bis 560 Mk., Preis per Zentner 2 Mk. 60 Pf. bis 2 M. 90 Pfg. Wilhelmsplatz.

Zufuhr 1500 Ztr., Preis 3 Mk. 30 Pfg. bis 3 Mk. SO Pfg. per Zentner.

* Aus Elsaß-Lothringen, 22. Okt. Im Reichs­lande vollzieht sich bekanntlich das Weinzeschäft nicht direkt, son­dern durch Vermittlung der Weinsticher, die dafür eine Gebühr von 4-/, des Verkaufspreises beanspruchen. In verschiedenen Gemeinden, u. a. in Sigolsheim, Egisheim und Wünheim hat sich nun eine Anzahl von Winzern zulammengethan. um ihr Ge­wächs unter Vermeidung jeglichen Zwischenhandels unmittelbar an die Käufer abzusetzen, ein Verfahren, bei dem sich beide Teile gut befinden. Die sehnlichst erwarteten süddeutschen Weinkäufer beginnen sich wenigstens in einzelnen oberelsäßischen Weinorten einzustellen. So haben in Winzenheim in den letzten Tagen Stuttgarter Großisten namhafte Ankäufe gemacht. Heute stehen die Preise daselbst auf 15 bis 16 Mk. das Ohm ( 50 Liter); ,Hengst" etwas höher. In der Umgegend steht der Preis etwas niedriger. Auch in Reichenweier und Rappoltsweier belebt sich das Geschäft, wenn auch noch lange keine Rede von einem glatten Absatz wie im Vorjahre sein kann. Thann verkauft jetzt zu 15 bis 17 Mk. Von dem berühmtenRanzen" noch wenig ab­gesetzt. In Molzheim steht der Preis der gewöhnlichen Berg­weine auf 1113 Mk. Nach den besserenFinkenweinen" ist noch wenig Nachfrage. Rodern bei St. Pilt. Der Weiße wiegt 80100°, der Rote, der von Manchen dem Bordeaux vorgezogen wird und in diesem Jahre besonders gut ausgefallen ist, sogar bis zu 115 und 120°. Preis 15.2027.60 Mk., teilweise höher. In Bergheim nimmt das Geschäft einen lebhaften Verlauf. Schweizer Händler haben daselbst in den letzten Tagen mehrere hundert Ohmen aufgekauft. Der Preis bewegt sich zwischen 13.80 und 15.20 Mk. Wolrheim, mit seinen südlich gelegenen, meist mit Riesling bepflanzten Hügeln dieWeinperle des Unter- elsaß" genannt, klagt über Mangeln an Käufern. Für die besseren, zu Dessertweinen geeigneten Sorten werden bis zu 16 Mark verlangt, aber nicht bewilligt.

Vermischtes.

(Ein Origtnal.) Es gtebt heutigen Tages wirklich noch Leute, die grundsätzlich keine Eisenbahn benutzen. In der Gegend von Meißen, so erzählt mau derTagt. Runsschau", machte sich dieser Tage em alter, in den sechziger Jahren stehender Mann auf dm Weg, um seinem in Dresden in Garnison stehenden Enkel eine Kiste mit Obst, Kuchen, Wurst u. s. w. auf einem Schtebkarren zuzuführen. Von seinem Heimatsdorfe aus hatte der gute Großpapa bis Weißen 7 Stunden und von Meißen bis Dres­den noch 5 Stunden zu fahren. Früh um 6 Uhr war er aufgebrochen und nachmittags in Meißen ein­getroffen; trotz seines Alters wollte er noch am selben Tage bis Dresden fahren, da er nicht die geringste Müdigkeit verspürte. Auf den Einwand, daß ec seine Kiste doch viel bequemer und für weniger Koken mit der Bahn an seinen Enkel Hätte schicken können, meinte der Alte:Nee, nee, vun der Eisen­bahn mag ich »fleht wissen; mir Ham früher ooch kecae gchatt und 's ging ooch! Ich will die Kiste meinem Otto selber gäb'n, da wech ich wenigstens, daß er'fche kriegt,"

<T i» sonderbarer Betrüger.) A.:Du,

dort Har mich auch UN 80 000 Mark ^ B.rWeso?" A.:Er hat mir seine Tochter nicht gegeben."

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.

Ueberzieher flösse für Herbst und Winter ä 445 xn. Mr. Buxkin, Cheviot und Loden

n PU. 1.75 pr. öltr. nadelfertig ca. 140 om breit, versenden rn einzelnen Metern direct an Jedermann. Erstes deutsches Tuchversandtgeschäft OsttiuZsr L Oc>. L'rsmR-

Es war ein warmer Tag, der Himmel aber grau und ein leiser Regen rieselte nieder.

Das Leben auf dem Lande war doch köstlich! Fritz Lörrach hatte es seit Jahren nur immer vor­übergehend genossen, er hatte sich in der unablässigen und angestrengten Arbeit seines Berufes nur sehr selten die Zeit genommen zu einem solchen Aufatmen. Nun kam es wie eine Segnung über ihn. Ihm war, als spüle der Regen den Werkeltagsstaub aus seiner Seele und als vertreibe die Sonne bis auf die letzte Spur die Ruhelosigkeit, die dies Jagen nach dem Mammon mit sich gebracht, ohne daß er es selbst ge­wußt hatte.

Mit diesen Empfindungen war er den Weg durch das Holz gegangen.

Leise rieselte Tropfen um Tropfen herab; die ganze Luft war erfüllt von dem Waloduft, den er so sehr liebte. Hans Harterott war nirgends zu sehen. Fritz lehrte üüch Haus zurück, aber er nahm einen anderen schmaleren Weg, der an einem rasch flu.enden Bache entlang führte.

Bei einer Biegung desselben sah er seinen Vet­ter plötzlich im Wege stehen, den Rücken ihm zuge­wendet, den Hut in der herabhängsnden Hand und auf seinen unbedeckten Kopf den Regen herabträufeln lassend.

Er hat Kopfweh, der arme Kerl!" dachte Fritz Lörrach. ^

Acer wie sonderbar in sich versunken stand Hans da und hörte auch gar nicht sein Kommen.

Etwas wie ernstere Sorgen um ihn flog durch

Lörrachs Sinn. Er machte sich geflissentlich nicht weiter bemerklich, und der andere hörte in seiner voll­ständigen Selbstvergessenheit auch nicht, sondern starrte regungslos auf eine Stelle, bis Fritz neben ihm war und sah, daß sein Haar von oem langen Stehen tm Regen triefte.

Nun, Hans was sinnst du denn?" fragte er. Der andere fuhr auf, sah ihn an, als müsse er sich erst auf die Wirklichkeit besinnen, und plötzlich waren wieder der scheue, verschlossene Blick und-die abweisende Miene da.

So da bist du also? Komm, wir wollen nach Hause gehen," sagte er, sich aus seinem Gedan­kengange gewaltsam emporringend.

Du scheinst Kopfweh zu haben. Ich hörte dich diese Nacht lange umhergehen. Sprich doch mal ernstlich mit deinem Arzt," sagte Lörrach.

Ich? O nein! Ich bin ganz wohl!" wich, Hans ihn ab.

Später machten sie sich wieder zur Entenjagd fertig und fuhren auf den See hinaus.

Die Freunde hatten heute kein Glück, das ein­zige Mal, ivo ihnen die Enten schüßgerecht kamen, fehlte Harterott; Fritz Lörrach erlegre ein Tier. Sonst ärgerte sich Hans bei solchen Anlässen, heute blieb er völlig gleichgültig.Ich habe keine rechte Lust," sagte jede seiner Miene.:.

Nach eimr drr viMn Pausen, die zwischuf ihnen einttaten, hob er plötzlich den Kopf aus und satter Lu hast rocht, ich will mit dem Lokror sprechen^ aber sofort. Ich fahre noch heute in die Stadt, aber

du bleibst ULlürtich hier es machr mr Vergnügen du thuft mir den Gefallen, dich nicht stören zu lassen."

Das kam Lörrach nun auch wieder wunderlich gor, aber vielleicht fühlte Hans sich schlechter, als er sagen wollte.

Du bist sehr freundlich, an mich zu denken, lieber Junge, aber ich möchte dich doch lieber nicht allem lassen" wandte Fritz ein.

Nein, nein, keinesfalls. Du bleibst hier, sonst geh' ich lieber nicht. Du kannst nur ja nicht nützen, ich spreche mit dem Dokcor und bin morgen viel­leicht schon heute abend wieder da."

Offenbar wollte er ihn nicht mit haben. Ec war so eifrig im Ablehnen. Vielleicht war es auch besser, ihn allein zu lassen. Frttz Lörrach blieb gern genug in Warmenau. Er freute sich heimlich dieses ÄHorstehenden Alleinseins.

Und nun Hastete Harterott Prmlich nach Haus. Gr fast nichts, der Kutscher spannte ihm zu lang­sam an. Fritz Lörrach schüttelte den Kops, Hans war wirklich nervös.

Dann fuhr dieser ab und er blieb allein. Wel­cher Genuß ! Der Regen halte nachgelassen, es wurde schönes Wetter.

Mit einem Buche in der Hängematte liegend berrrLumte Fritz die heißesten Tagesstunden, dann warf er Die Flinte wieder i» den Rücken, ging nach dem See Lnd fuhr im Boor nach der einsamsten Stelle desselben.

(Fortsetzung folgt.)