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Donnerstag dm 26. Oktober

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^, bei mehrmol. je k

auswärts ^ je 8 ^ die 1spalt.Zeile

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1893.

Gestorben: Robert Göbel, Redakteur des Neuen Albboten, Ebingen; Kaufmann Lenz, Urach.

LrmdeSimchrichtev.

* Alt en steig, 24. Okt. Der Herbst hält mit Riesenschritten seinen Einzug. Unter seinem unwirt­lichen Auftreten fallen mehr und mehr die rotgelben Blätter der Bäume. Schon starren die schwarzen, ihres Schmuckes beraubten Aeste kahl und traurig zum Himmel empoch bald werden sie seufzen unter der Wucht der unbequemen Schneemassen. Doch der Oktober ist launisch. Vielleicht hat er noch einige Spätsommerstrahlen in Reserve, die er vor eintreten­der Kälte in wenigen Tagen an die armen Menschen­kinder zu verschenken gedenkt. Besser wird es aber sein, sich darauf nicht zu verlassen, und jetzt schon die Vorbereitungen zum Empfange des gestrengen Gebieters, genannt Winter, zu treffen. Für Haus­frauen und Landwirte gelten vorerst folgende Regeln: Die Wintergemüse werden ausgenommen, alte Obst­bäume mit verwestem Dünger gedüngt, junge Bäume verpflanzt, Obstkerne gelegt, die Blumenzwiebeln aus- gegraben und an frostfreien Orten aufbewahrt.

* Nagold, 23. Okt. Im Gasthaus z. Bären

in Oberjetttngen wurde ein frecher Einbruch verübt. Der Dieb gelangte auf einer Leiter in das Wirtschaftslokal und von dort in ein Nebenzimmer, wo er einer Kommode 500 Mk. entnahm. Der That verdächtig ist ein 20jähriger Mensch aus Grömbach, welcher sich abends zuvor zweimal in der Wirtschaft einfand und hiebei die Reiber an den Fenstern bet sette schob. (N. Tgbl.)

* Liebenzell, 22. Okt. Anläßlich der Vollen­dung des Umbaus unserer Kirche durch die Staats- finanzverwaltung haben die bürgerl. Kollegien ein­stimmig beschlossen, dem hies. Stadtpfarrer Weit­brecht als Zeichen aufrichtiger Dankbarkeit für seine vielen Mühen, die er anläßlich dieses von ihm ins Leben gerufenen Bauwesens hatte, sowie in Würdigung seines nahezu 20jährigen segensreichen Wirkens hier das Ehrenbürgerrecht der Stadt zu verleihen. Eine Abscndung der bürgerlichen Kollegien unter Führung von Stadtschultheiß Schneider hat heute die von einem Künstler angefertigte Urkunde in feierlicher Weise über­geben. Die Einweihung der Kirche wird am kommen­den Sonntag stattfinden.

* Calw, 23. Okt. Gestern fand im hies. Rat- haussaale die Jahresversammlung der freien Ver­einigung einer Anzahl würtlcmb. Genossenschaftsbanken statt. Vertreten waren 12 Vereine durch 46 Abge­ordnete ; zum Vorsitzenden wurde Herr Stadtschultheiß Haffner-Calw gewählt. Das Hauptinteresse der Ver­sammlung richtete sich auf den Punkt 3 der TageS- Ordnung, Bericht über die Gründung einer Zentral­stelle für Geldausglrich. Das Re'erat hatte der Vereinsrevisor Fritsch übernommen, dessen klare und mit interessanten Beispielen belegte Ausführungen allseilige Zustimmung fanden. In der darauf fol­genden Erörterung stellte sich allgemein das dringende Bedürfnis heraus, eine solche Geldausgleichstelle zu errichten. Dieselbe würde hauptsächlich dazu beitra­gen, die Genossenschaftsbanken in den Stand zu setzen, ihre immer noch hohen Zinsen für Darlehen. Vor­schüsse und Kontokorrentkredite herabsetzen zu können. Schließlich wurde auf Antrag von Georgii-Calw fol­gender Beschluß gefaßt: Die hier versammelten Ver­treter der freien Bereinigung von 12 Banken beschlie­ßen, die Gründung einer Zentralbank einzuleiten und laden die ändert» Genossenschaftsbanken des Landes zum Beitritt ein; zur Organisation der Gründung ist eine Kommission von 4 Mitgliedern bestellt. Die­ser Beschluß wurde einstimmig gefaßt und in die Kommission außer dem Referenten noch die HH. Stadtschultheiß Haffner-Calw, E. GeorgiiCalw und G. Schmtd-Nagold gewählt. Die Wahl des nächsten ! Versammlungsortes wurde vorerst ausgesetzt, da an- j genommen wurde, daß die Kommission in etwa 4 !

Wochen ihre Vorarbeiten so weit gefördert habe, um eine neue Versammlung einzuberufen, für welche Na­gold bestimmt wurde. Nach Schluß der Versamm­lung vereinigten sich die Teilnehmer im trefflichen Hotel zum Waldhorn zu einem gemeinschaftlichen Essen, bei welchen es an Toasten nicht fehlte. Rasch verliefen die wenigen Stunde» und man trennte sich mit dem Wunsche, daß der gefaßte Beschluß bet den übrigen Vereinen guten Anklang finden möge zum Wohl und Gedeihen des württembergischen Genossen­schaftswesens. (Schw. Merk.)

*Freudenstadt, 23. Okt. Der Dienstknecht Kern von Grömbach, der neulich aus dem hiesigen Amtsgertchtsgesängnts, wo er wegen schweren Dieb­stahls in Haft war, entwich, ist wieder beigebracht. Wie man hört, hat er sich in Begleitung seines Vaters selbst bei dem hiesigen Amtsgericht gestellt.

* Horb, 23. Okt. Mit dem gestrigen Sonntage nahmen die durch den hiesigen Gewerbeverein einge­führten Lehrlingsabende ihren Anfang. Es wird nun von jetzt an den Lehrlingen hiesiger Stadt jeden Sonntag von 5 bis 9 Uhr und jeden Dienstag von 7 bis 9 Uhr im Volksschulgebäude ein geheiztes Zimmer zur Verfügung gestellt, woselbst sich dieselben mit lehrreichen Büchern o der mit Spielen unterhalten können.

* Stuttgart, 23. Okt. Gestern vormittag 11 Uhr hat ein junger Mann in der Schusterstraße hier zuerst seine Geliebte und dann sich selbst durch Revolverschüsse getötet. Die Beiden waren seit IV, Jahren mit einander verlobt, der Vater der Braut wollte aber die Heirat nicht zugeben und hat hievon vor einigen Tagen dem Bräutigam brieflich Nach­richt gegeben, womit auch die Braut einverstanden war. Es läßt sich annehmen, daß der Bräutigam feine Braut ohne deren Einwilligung getötet hat.

* In Offizterskretsen gilt es als feststehend, daß das Ulmer Dragonerreziment mit dem Stutt­garter Ulanenregiment auf 1. Oktober 1894 einen Garnisontausch vornehmen wird.

* Heilbronn, 23. Okt. Es wird von 2 hies. Ochsenmetzgern der Versuch gemacht italienische Mast- ochfen zu importieren und sind bereits schon mehrere solcher Exemplare hier aus Modena in Oberitalien eingetroffcn. Wenn die Probe gut ausfällt und das Fleisch nicht zu teuer wird, so werden regelmäßige Transporte solcher Vierfüßler kommen, da es fast allerorts an Tieren erster Qualität mangelt.

* Oehringen, 23. Okt. Ein gütiges Geschick bereitete einem älteren hiesigen Ehepaar einen freund lichen Lebensabend, indem demselben dieser Tage die Nachricht zuteil wurde, daß ihm in Paris eine Erb­schaft von 150000Frcs. zugefallen sei. Die deutsche Botschaft in Paris wird die Ausbezahlung vermitteln.

* sVers chiedenes.) Beim Spiel stieß sich ein lOjähr. Knabe in Oberndorf plötzlich aus Ver­sehen ein geöffnetes Messer in das Auge. Das Auge wurde so schwer verletzt, daß es herausgenommen werden mußte. Ein seit einem Jahre in Tübin­gen anjäßiger Gärtner entwendete fortgesetzt auf dem Kirchhof und in einer Gärtnerei in Reutlingen Pflan­zen aller Art. Jetzt wurde er ertappt und festge- nommrn. In Pfedelbach ^gerieten 2 Maurer bei der Arbeit miteinander in Streit. Hiebei schlug nun der eine dem andern einen Backstein derart auf den Kopf, daß dieser bald nachher seinen Getfl auf­gab. InStuttgart rannte ein gut gekleideter junger Mann zwischen 5 und 6 Uhr die Neue Wein­steige herauf, fortwährend rufend:Ich hänge mich, sie bekommen mich nicht zum Militär!* * Als er sich in der Nähe des Waldes durch einen berittenen Land­jäger verfolgt sah, sprang er in das Gehölz, wo sich feine Spur verlor.

* Karlsruhe, 23. Okt. Ueber das Ergebnis der Wahlmännerwahlen widersprechen sich die Nach­richten und die Hoffnungen der Parteien noch immer.

Fest steht nur, daß Freiburg Stadt von den National- liberalen anchas Zentrum übergegangen ist. Dagegen geben die Nationalliberalen Waldkirch-Emmendingen noch nicht verloren, nach derBad. Landes-Ztg.* hätten sie sogar Aussicht, Ueberlingen-Pfullendorf dem Zentrum abzunehmen, womit sie ihre Einstimmen­mehrheit erhalten könnten, vorausgesetzt, daß sie auch die Mandate in Mannheim, Wiesloch und Engen be­haupten. Groß sind diese Chancen nicht.

* Ein Eisenbahnunglück fand zwischen Appen­weier und Offenburg statt. Dreißig zer­trümmerte Wagen sperren die Bahn. Die Personen mußten umstetgen. DerSchaden an Material ist groß.

* München, 20. Okt. In der Kammerdebatte über die Futternot teilte der Minister mit, daß der Prinzregent das Einbringen einer Notstandsvorlage genehmigt habe.

* München, 21. Okt. AllerwärtS ist es üblich, daß jungen Männern, die in das Heer eingestellt wer­den, von ihren Angehörigen, Vätern, Bräuten und solchen weiblichen Wesen, die dies werden könnten oder möchten, ein freundliches Geleit zum Bahnhof gegeben wird. Während aber meistens bei dieser Gelegenheit den Rekruten von ihrer Begleitung eine Trostgabe beigesteckt wird, nahm dieser Tage ein vorsorglicher Vater an seinem Sprößling eine Art Entziehungskur vor. Als nämlich die für das 8. Infanterieregiment in Metz bestimmten Rekruten an den Zentralbahnhof gebracht wurden, forderte ein Vater seinen Sohn auf, seine hohen Schästestiefel auszuziehen und gab ihm dafür ein Paar Pantoffeln. Als der zur Aufsicht befohlene Unteroffizier hiergegen Verwahrung einlegte, erwiderte der Vater kmz angebunden:Ihr könnt ihn mit Pantoffeln auch brauchen, er aber hat seine Stiefel notwendig, wenn er wieder herauskommt* und ent­fernte sich, die lederne Trophäe unter dem Arm, hoch- erhobene» Hauptes aus den Hallen des Bahnhofes.

* München, 23. Okt. In vergangener Nacht wurde von der hiesigen Gendarmerie der Soldat Steingräber, Tambour im Jnfanterie-Leibregtment, unweit des MaximilianeumS tot aufgefunden. Der­selbe hatte drei Stiche im Rücken und zwei im Kopfe. Zwei der That verdächtige Individuen sind verhaftet.

* Während des Kriegs schrieb Mac Mahon von Wiesbaden aus, wo er in der Kriegsgefangen­schaft lebte, an Gamüetta:Ich beklage sehr, daß Sie noch keinen höheren Offizier gefunden haben, der sich daran macht, in Wahrheit einen Parteigänger­krieg zu organisieren, der die Tunnels und Eisen­bahnbrücken sprengt, der die Communikattonen des Feindes abschneidet. Am ehesten eignet sich für diese Dienste, welche heute von der allergrößten Wichtigkeit sind, der jOberft v. Galliffett, der in Mexiko den Guerillakrieg gelernt und praktisch getrieben hat und der überall, wo er gekämpft hat, insbesondere an dem Unglückstag von Sedan eine über alles Lob er­habene Tapferkeit gezeigt hat. Er ist eben in Ems gefangen, und hat den König von Preußen gebeten, ihn gegen einen preußischen Offizier auszuwechseln. Wenn das gelingt, so lassen Sie ihn sofort nach TourS kommen, ich bin überzeugt, daß er in einigen Tagen auf den Verbindungslinien deS Feindes den Guerilla­dienst einrtchten wird.*

* Berlin, 21. Okt. Der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Rumänien wurde heute unterzeichnet.

* Berlin, 24. Okt. Morgenblätter melden auS Petersburg: Ausgedehnte Kronwaldungen im Kreise Gori (Kaukasien) stehen seit 3 Tagen in Flammen. Militär aus den benachbarten Garnisonen ist zu den Löscharbeiten requiriert. Der Schaden beträgt Mil­lionen von Rudeln. Auch Menschen sollen ver­brannt sein.

* Von der finanziellen Situation in Berlin entwirft dieN. Fr. P.* folgendes Bild: Mit Sorge wenden sich die Blicke der Berliner Börse zu, die von einem heftigen Rückfalle der ökonomischen Krankheit heimgesucht ist. Das Mißtrauen wendet