Rede, worin er ausführte, die Annahme von Homerule würde die Macht des Reiches schwächen in allen seinen Teilen. Wenn man die Borgänge in Asten und dem Mittelländischen Meere beobachte, werde man den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht dafür geeignet finden, daß England es wagen könnte, sich vor den auswärtigen Nationen geschwächt zu zeigen.
* Aus Kopenhagen wird gemeldet, der Zar sei durch den übertriebenen Russenrummel in Frankreich sehr verstimmt. Es ärgert ihn, wie er einer hochgestellten Persönlichkeit gegenüber geäußert haben soll, daß der Flottenbesuch in Toulon, der ein bloßer Akt der Höflichkeit sei, von den Franzosen politisch ausgebeurel werde.
* Von den russischen Preßstimmen zu den in Frankreich stattfindenden Festlichkeiten sei heute eine überaus vernünftige und in hohem Grade beachtenswerte Aeußerung der weithin angesehenen Monatsschrift Europäischer Bote verzeichnet. Derselbe schreibt: „Die russische Regierung teilt nicht und kann nicht teilen die französischen Phantasien, welche sich übrigens jetzt durchaus nicht in der friedlichen und rückhaltenden Politik der französischen Republik bekanse». Für uns ist es außergewöhnlich wichtig, friedliche und freundschaftliche Beziehungen zu den benachbarten Reichen zu haben und besonders zu Deutschland. Wir haben nicht die Beweggründe der Feindschaft und des Hasses, welche bei den Franzosen hinsichtlich der Deutschen existieren, und wer haben nicht den geringsten Grund, uns mit den mächtigen Nachbarn zu erzürnen, um dem französischen Nationalgefühl eine Genugthuung zu geben.
* Warschau. Dem Eigentümer und Redakteur der deutschen „Lodzer Ztg.", Karl Willens, der auf einer Erholungsreise in Deutschland sich befand, wurde die Rückkehr nach Rußland untersagt, indem man ihm zugleich mitteilte, daß die russische Regierung zum Redakteur der,Lodzer Ztg/ einen Russen Warnikow ernannt habe, obwohl die Zeitung Privat-Eigentum Willens ist.
* Das rumänische „Amtsblatt" veröffentlicht folgenden königlichen Erlaß: „Durch den Segen der Vorsehung ist die Erbprinzesstn Ferdinand, meine vielgeliebte Nichte, von einem Sohn entbanden worden, der den Namen Karol erhalten hat. Meine Dynastie ist durch dieses glückliche Ereignis neu befestigt worden. Das Land sieht darin die Erfüllung des Wunsches, der während eines halben Jahrhunderts so oft ausgedrückt wurde. Der Prinz, auf rumänischem Boden geboren und inmitten der Nation erzogen, über die er berufen ist, dereinst zu herrschen, wird das mächtigste Band zwischen der Dynastie und dem teuren Lande sein, dem ich seit 27 Jahren alle Kräfte und alle Gedanken weihte. Ich zweifle nicht, daß die Freude meiner Familie ein Fest für die ganze Bevölkerungbilden werde und vertraue den jungen Prinzen mit Stolz der Liebe und der Anhänglichkeit meines geliebten Volkes an."
* Madrid, 17. Okt. .General Sanchez Castro ist in Melilla eingetroffen. Die Regierung entsendet 15,000 Mann. Spanien wird vom Sultan Genug- thuung und Bezahlung der Expeditionskosten verlangen.
* Newyork, 19. Okt. Heraldmeldung aus Montevideo von gestern: Die brasilischen Aufständi-
das nur durch gütliche Vereinbarung mit ihren gerecht denkenden Arbeitgebern. — Wenn Hans dies Recht nur anerkennen wollte!"
„Sie sind ja der reine Sozialist!" fuhr sie ihn zornig an.
Er lachte und wollte antworten, aber in dem Augenblicke mochte sich wohl die Thür von Harte- rotts Kontor öffnen, denn jetzt hörten sie deutlich wie er rief:
„Nicht einen Finger breit. Macht was ihr wollt, ich halte es länger aus wie ihr. Wollen sehen, wer den härtesten Kopf hat!"
Ein Murmeln — dann eine einzelne Stimme, die ernst und ruhig fragte: „Das kann doch wohl unmöglich Ihr letztes Wort sein, Herr Harterott. Sie sind jetzt sehr böse, wir wollen lieber wiederkommen."
„Das verbitte ich mir! Entweder ihr kommt zur Arbeit oder gar nicht, damit Punktum," erwiderte er abermals sehr laut.
Dann begann das Murmeln von neuem, die Leuie gingen weg. Fritz trat in das Erkerzimmer und sah ihnen nach, es waren lauter ältliche Männer; sie sahen finster und gedrückt aus und einer hob drohend die geballte Faust gegen die zufallende Hausthür.
„Sie werden nachgeben!" dachte Lörrach.
Er wußte, was sie gefordert hatten, er kannte aus vielfacher Erfahrung nur zu gut diese Streiks und wußte, wie ungerechtfertigt manchmal die Ansprüche der Arbeiter waren; aber der Vater von
fchen errichteten in Desterro eine provisorische Regierung und hoffen, von den Mächten Anerkennung derselben zu erlangen. Die Regierung Peixotos erklärt sich nicht verantwortlich für den Einheimischen oder Fremden durch die Aufständischen oder durch das Eingreifen der Regierungstruppen zugefügte Verluste.
* Der Kaiser von China war kürzlich etwas unpäßlich. Vier Mitglieder der „Kaiserlichen Akademie für Aerzte" wurden in Peking in den Palast gerufen, um ihre Meinung über den Grund des Nebels abzugeben. Ihre Urteile fielen aber so wenig zur Zufriedenheit Sr. Majestät aus, daß den vier Aerzten zur Strafe ein ganzer Jahcesgehalt entzogen wurde.
Hes «ndheitspflege.
* Zum Kapitel der Srubenheizung wollen wir im Hinblick aus die demnächst eintretende käliere Witterung nach Prof. Dr. Reclam auf die Nachteile einer zu starken Zimmerheizung aufmerksam zu machen nicht unterlassen. Wer nämlich die Zimmerwärme über 15 Grad R. erhöht, wird bald merken, daß sein Wärmebedürfnis sich stets steigert und bald 17, ja 20 Grad nicht mehr genügen. Der Grund ist folgender: Beim andauernd starken Hetzen trocknen die Wände, sowie die im Zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mehr sie ihre Feuchtigkeit verlieren, um so mehr saugt die trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie dieselbe fast allein noch findet: bei den Menschen. Die unmerkltche Ausdünstung der Haut und der Lunge wird gesteigert. Da nun diese Verdunstung von Feuchttgkeit uns viel Wärme entzieht, so wird durch die gesteigerte Ofenwärme allmählich auch das Wärmebe- dürfnis gesteigert. In der erhöhten Zimmerwärme dünsten dann aber auch alle anderen Gegenstände mehr aus und — die Luft wird verschlechtert. In der warmen Luft atmen wir weniger Sauerstoff — unser notwendigstes Lebensbedürfnis! — und der Stoffwechsel wird langsamer und geringer — der Appetit mindert sich — es tritt mürrische Stimmung ein — der Schlaf ist kurz und unruhig — alle Verrichtungen des Körpers lassen zu wünschen übrig. — Da haben wir das treue und betrübende Bild der Bureauarbeiter, der älteren Kaufleute, der viel im Zimmer lebenden Frauen, kurz — der meisten Stu- benmcnschen im Winter.
Haus- und Landwirtschaftliche-.
* Den Klagen der Obstzüchter über die billigen Obstpreise begegnet ein L. gezeichneter Artikel im „OberschwLb. Anzeiger" mit folgenden Betrachtungen: Daß das Obst mir Ausnahme von Heuer und anno 1889 stets gute, ja hohe Preise erzielte, an das denken viele nicht mehr. Der billigdenkende Landmann gönnt seinen Mitmenschen auch etwas und denkt daran, daß Heuer statt 1 Zentner 3 und 4 Zentner gewachsen sind und wenn man hiernach rechnet, so kommt man immerhin auch dieses Jahr wieder zu einem ordentlichen Mittelpreis. Die geringe Mehrarbeit muß man auch nicht zu hoch anschlagen. Der Hauptfehler, welchen so manche Obstzüchler dieses Jahr gemacht haben, ist der: vor 6 und mehr Wochen haben sie aus übelangelegter Sparsamkeit halbreifes, grünes Abfallobst und fades Frühobst in Masse gemostet und obendrein noch Kübel voll Wasser darangeleert, statt diesen wertlosen Traber ein ach wegzuwersen. Solchen Most kann man nur zu alsbaldigem „Weglrinken", aber nicht aufs Lager brauchen. Daß man diesem Frühmost Zucker und etwas Branntwein beigegeben hätte, hievon war keine Rede und so ist es denn gekommen, daß trotz dem Obstreichtum so manche ihre Fässer mit geringer, schlechter saurer Brühe voll haben, ihr gutes, wertvolles Obst aber
Willy Preuß, der Rrstaurationswirt zum Anker, hatte ihm neulich die Sachlage und den Streitpunkt dieser Arbeiter Harterotts mit ihrem Herren sehr genau auseinandergesetzt und Fritz Lörrach mußte sich im stillen sagen, was er mit keiner Silbe laut werden ließ: Harterott konnte, ohne ungerecht zu sein, einen Vergleich mit seinen Arbeitern nicht ablehnen. Diesen Vergleich boten sie ihm: sie wollten von ihrer Forderung Massen, er sollte etwas zugeben — Und er weigerte sich.
Das war Lörrach durch den Sinn gegangen, als er den Leuten nachsah.
Auf einmal horchte er hoch auf. Frau Ella, die neben ihn getreten war, stieß einen Schreckenslaut aus.
Der Lärm begann von neuem. Harterotts Stimme! Im Kontor!
Und nun flog die Thür desselben auf und eine junge Stimme — es war die Willys — rief in Tönen höchster Aufregung:
„Rühren Sie mich nicht an! Ich habe Ihnen keine Ursache gegeben, Herr Harterott!"
„Herr! Herr Prinzipal! Beruhigen Sie sich doch! Preuß hat die Schlüssel auf Ihr Pult gelegt — ich bin dabei gewesen!" besänftigte eine andere Stimme.
Dazwischen — ohne auf die letztere zu hören — schrie in höchster Wut Harterott beleidigende Schimpf- Worte.
Willy Preuß rief: „Ich lasse mir das nicht gefallen. Sie haben einen Groll auf mich! Lasten Sie mich gehen — ich arbeite nicht länger bei Ihnen!"
hängt vielfach noch auf den Bäumen und kann nur mühsam und um billigen Preis Absatz finden. Das Hausen und Sparen rst schon recht, man kann aber auch gar zu häuslich sein. Dieses Jahr hätte man doch den .Brunnen" mehr in Ruhe lassen und einen guten, gehaltvollen Most mache» sollen. Die Hauptsache bei allem Obstbau sind gute Sorten. Aus solchen hat man auch bisher ordentliche Mittelpreise erlöst, mit schlechten Sorten aber thut man auch in geringeren Obstjahren schwer zum Verkaufen. Schöne, haltbare Aepfel braucht man nie um Schleuderpreise herzugeben, man liest sie sorgsam aus, legt sie an einem frostfreien Ort auf ein Strohlager und später, auf den Nikolaustag oder auf Weihnachten gilt solches Obst sicherlich wieder anständige Preise. In der Haushaltung kann man — zumal bei Kindern — viel Brot und andre Kost ersparen. Urteilen wir nun billig: letztes Jahr für alle, welche Obst zu verkaufen hatten, ein fettes Jahr; heuer für die Käufer ein gutes Jahr und weil es so viel giebt, können ja auch erstere zufrieden fein, denn in so manchem armen Haus« wird Most «ingelegt und in manchen Obstarmen Gegenden findet der Most allgemeineren und vergrößerten Eingang. Da wird man den liebgewonnenen Haustrunk auch in Zukunft nicht missen wollen — zum Segen des Obstbaues.
Handel a»d Verkehr.
* Neue Zwanzigpfennigstücke aus Nickel von der Größe der Zehnpfennigstücke werden seit einiger Zeit von den Münzstätten ausgegeben. Dieselben sind aus einer besseren Legierung hergestellt, als das übrige Nickelgeld und am Rande gerippt. Als Ersatz für die zu kleinen Silber- und die großen Nickel-Zwanzigpfennigstücke wird diese neue Münze"wohl mit Freuden begrüßt werden.
" (Mostobstpreise.) Stuttgart, 18. Okt. Zufuhr 16 Waggon — 3200 Ztr. Mostobst (3 wärtt., 4 bayr., 1 Hess., 5 schweiz., 3 österr.) Preis per Waggon 460 bis 540 Mk., Preis per Zentner 2 Mk. 50 Pf. bis 2 M. 89 Pf. — Wilhelmsplatz. Zufuhr 2000 Ztr., Preis 3 Mk. 20 Pfg. bis 3 Mk. 40 Pfg. per Zentner.
* Stuttgart, 19. Okt. Kartoffelmarkt. Zufuhr 800 Zentner. Preis per Zentner 2 Mk. 60 Pfg. bis 3 Mk. — Kr aut markt. Zufuhr 3500 Stück. Preis 18 bis 20 Mk. per 100 Stück.
* Besigheim, 18. Okt. Von den Heuer hier
erzeugten 2945 Hl. Wein wurden unter der Kelter verkauft 2640 Hl. mir einem Erlös von 140 382 Mk. Der höchste Preis war 70 Mk., mittlerer 53 Mk., niederster 40 Mk. per Hl. Der Gesamtwert des erzeugten Weins beträgt 156085 Mk. Diesen Ertrag lieferten 125 Ha. Weinberge. Es kommt somit im Durchschnitt auf 1 Ha. - 23'j, Hl. Ertrag. _
Vermischtes.
* (Gute Ausrede.) Berliner Hausfrau: „Jetzt kommen Sie wieder so spät zurück! Wo haben Sie wieder so lange gesteckt?" — Dienstmädchen: „Enl- schuldi gen Se, Madame, ich Hab' auf dem Wege 'n Landsmann getroffen." — „So? 'n Landsmann? Wo sind sie denn her?" — „Aus Berlin!"
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Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.
Dann — Harterott war in seiner Wut zuge- sprungeu — mehrere Stimmen: „Haltet! Haltet ihn! Keine Thätlichkeiten, Herr Harterott. — Wir wollen lieber alle gehen, als Preuß schlagen lassen."
Fritz Lörrach hielt, blaß vor Schrecken, Fra« Ella fest, die Hinausstürzen wollte.
„Um Gotteswillen, Ella! Still! Je weniger Zeugen, um so besser!" raunte er ihr zu.
(Fortsetzung folgt.)
Am Strome.
Kühl im Tau die Flügel schweben Schon der Mutter Nacht daher,
Leise atmet alles Leben,
Ferne nur erbraust das Wehr.
Und es singt mit ernstem Munde Jenes alte Schicksalslied,
Bis hinab zum dunkeln Grunde Alles fließt und alles flieht.
Und die Seele hingezogen Fühlt dem Wasser sich vereint,
Fühlt mit ihm sich niederwogen Und die Welt, die in ihr scheint.
„Weiter, weiter, unabwendig"
Auch durch sie die Weise weht.
Und der Strom nur ist beständig,
"Doch die Welle kommt und geht."
L - g o g r y p H.
Drei Silben nennen dir Ein widerwärtig Tier.
Den letzten i!aur, den streiche,
So wird's 'ue Stadl im welschen Reiche.
Auflösung iolgt in nächster Nummer.