O,
Erscheint Dienstag Donnerstag und SamStag. >
Bestellpreis < pr. Quartal i im Bezirk Nagold 90^, außerhalb 1.—
-G,
—
Amtsblatt für
Mllgemeine^Knzeize-
Vön äsn
^AltenSteig.I'ladl.
AnüMterhattungsblattz
obsi-sn >?/ktdoIä.
Einrück- L ungSpreiS ^ f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. ^ Einrückung 8^, bei mehrmel. je 6
->E' auswärts W je 8 ^ die 8 Ispalt-Zeile
Wr. 122
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den Postämtern und Postboten.
Dienstag den 17. Hkloöer
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
Die Herbstkontrolversammlungen im Kontrolbe- zirk Ealw finden statt: in Liebenzell am 2. November, vormittags 9 Uhr; in Gechingen am 2, November, nachm. 3 Uhr; in Neubulach am 3. November, vorm. 9 Uhr; in Calw am 3. November, nachm. 3 Uhr.
Gestorben: Jakob Arnold, Mechaniker, Friedrichsthal; pens. Oberlehrer Liebmann, Stuttgart.
D Die Wahlreform in Oesterreich.
Graf Taaffe hat den Oesterreichern eine Ueber- raschung bereitet: beim Zusammentritt des Abgeordnetenhauses legte er diesem den Entwurf eines Wahlreformgesetzes vor, der die Zahl der Wähler in den Städten um etwa 3V, Millionen* vermehrt. Da bis zum Zusammentritt der Kammer das Geheimnis, daß eine solche Vorlage erfolgen solle, trefflich gewahrt worden war, so mußte naturgemäß der erste Eindruck, den der Entwurf machte, der der allgemeinen Verblüffung sein.
Das österreichische Abgeordnetenhaus wird in vier „Kurien" (Wahlklaffen) gewählt: ein Viertel der Abgeordneten stellt der Großgrundbesitz, ein Viertel die Handels- und Gewerbekammer, ein Viertel die Städte, und ein Viertel die Landgemeinden. Wie man steht, ist der Großgrundbesitz außerordentlich bevorzugt und der neue Entwurf schafft hierin auch keinen Wandel. Der Entwurf dehnt nur, unter Beibehaltung aller sonstigen Bestimmungen der bisherigen Wahlordnung, das aktive Wahlrecht in den Städten und Landgemeinden auf diejenigen aus, die vor dem Feinde gestanden haben oder die Kciegsmedaille besitzen oder ausgediente Unteroffiziere sind, sodann auf alle des Lesens und Schreibens kundigen Personen, insofern dieselbenrechtzeitigihrermilitärischenStellungs- Pflicht genügt haben, sechs Monate in dem Wahlbezirk wohnhaft find und irgend eine landesfürstliche direkte Steuer bezahlen oder durch Arbeitsbücher, Dienstbücher rc. den Nachweis einer ständigen Beschäftigung in einem bestimmten Berufe liefern.
Ueber die Gründe, die Graf Taaffe zu diesem einschneidenden Reformvorschlag geführt haben, ist vorläufig nichts Sicheres zu sagen. Jedenfalls haben die zahlreichen demonstrativen Versammlungen zu gunsten einer allgemeinen gleichen Wahlberechtigung Taaffe stark beeinflußt. Bei Einbringung seiner Vorlage erklärte Graf Taaffe unter lebhafter Bewegung des Hauses, die Regierung habein derUeber- zeugung, daß die Erörterung der Wahlrechtsreform nicht weiter hinausgeschoben werden könne, selbst die Initiative in dieser wichtigen Frage ergriffen. Bet der großen Wichtigkeit und Dringlichkeit der Vorlage ersuchte der Ministerpräsident, unmittelbar nach der Erledigung der Budgetvorlagen in die Beratung der Wahlrechtsreform einzutreten.
Die Aufnahme des Taaffeschen Entwurfs war bisher bei den großen Parteien keine freundliche. Nur die Sozialdemokraten begrüßen denselben als eine Art Abschlagszahlung und auch die Antisemiten verhalten sich zustimmend. Die „N. Fr. Pr " dagegen schreibt: „Diese Wahlreform ist ein Keulenschlag gegen das Bürgertum überhaupt und gegen das deutsche Bürgertum insbesondere. Er konnte am wenigsten von einer Regierung erwartet werden, die sich gern konservativ nennen läßt." Das,N. W. Tgbl/ und die,Deutsche Ztg.' verwerfen die Verquickung der Erweiterung des Wahlrechts mit dem Fortbestand der Vorrechte des Großgrundbesitzes. Das ,Fremdenbl/ das Organ des Auswärtigen Amtes, hebt hervor, die meisten Opfer für die neue Wahlreform würden die Deutschen tragen. Die Verantwortung, die die Regierung übernommen habe, sei unberechenbar. Nachdem die Regierung diese Wahlreform vorgelegt, sei der Schritt zum allgemeinen Wahlrecht nicht mehr lange auszuschieben. DaS feudal-klerikale,Vaterland' meint, im Jnlande und Auslande werde es kaum glaublich erscheinen, daß sich die Regierung für eine so radikale Maßregel entschied, ohne vorher irgend welche Fühlung mit den Führern der Parteien zu
suchen, aus denen sich doch die Mehrheit, die ein solches Gesetz beschließen soll, zusammensetzen muß.
Bisher wurden die Abgeordneten nach der Verfassung von 1861 durch ein Gemisch von Zensus- und Klaffenwahlen gewählt. Es bestehen, wie schon oben bemerkt, vier Wählerklassen (Kurien), die Großgrundbesitzer (in DalmatiendieHöchstbesteuerten), die Handelsund Gewerbekammern und die Landgemeinden; in den ersten drei Klassen sind die Wahlen direkt, in der letzten Klasse indirekt. Jetzt soll überall die direkte Wahl emtreten, und die Kurien- wahl für die Zukunft wegfallen. Am bedenklichsten bei der ganzen Reform erscheint die Beibehaltung der Privilegien des Großgrundbesitzes, der schon jetzt ein Viertel unter den 353 Abgeordneten entsendet. Den Gewinn von dem Wählerzuwachs von 3—4 Millionen werden voraussichtlich in erster Linie die deutschfeindlichen Parteien, die Antisemiten und sodann auch die Sozialdemokraten haben und zwar alle auf Kosten der Deutschliberalen, ohne daß aber von einem wirklichen gleichen Wahlrecht die Rede sein kann.
Daß Graf Taaffe die Deutsch-Liberalen treffen will, ist gar keine Frage. Er hat die Tschechen durch die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Prag gegen sich aufgebracht und dieser Umstand mußte dahin führen, daß er sich den Deutschen etwas annäherte. Es gehört aber zu dem Taaffeschen Fortwurzel-System, nur ja keine ruhige Entwicklung ein- treten zu lassen, sondern die Parteien stets von neuem bunt durch einanderzuwürfeln. Dabet regiert es sich leichter. Es steht heute schon fast zweifellos fest, daß die Wahlreform, wenn die Regierung nicht noch erheblichen Aenderungen der Vorlage zustimmt, unter den Tisch fällt.
Lavdessachrichtea.
* Alten steig, 16. Oktbr. Alljährlich nach den Aushebungen zum Militär tritt eine Anzahl zum Militärdienst tauglich befundener junger Leute in Turnvereine ein, um sich zum Eintritt in das Heer die erforderliche turnerische Gewandtheit anzueignen. Daß die dadurch angestrebte Ausbildung meist hinter den Erwartungen znrückbleibt, kann nicht befremden; es bedarf einer langen Zeit, bevor das gefleckte Ziel erreicht wird. Viel zu wenig bekannt scheint auch, daß in den Turnvereinen vorzugsweise die Uebungen betrieben werden, die der Militärdienst erfordert: Freiübungen, Marsch- und Ordnungsübungen, Springen rc., an Stelle der Uebungen am ungeschickten unhandlichen Querbaum die gleichen Uebungen am Reck. Bekanntlich werden künftig junge Leute mehr als bisher zum Waffendienst herangezogen, auch wird in Folge der zweijährigen Dienstzeit die Ausbildung der Soldaten eine noch schleunigere und strengere sein als bisher. Es kann daher allen jungen Leuten der Eintritt in einen Turnverein nur dringend geraten werden.
* Alten steig, 16. Okt. Das neueste Regierungsblatt enthält eine für Fuhrwerksbesttzer und Radfahrer wichtige Ministerialverfügung. Nach der Verfügung des Ministeriums des Innern vom 29. Sept. l. I. darf die vorgeschriebene Beleuchtung der Fuhrwerke und Fahrräder (Velocipede) bei der Nacht nicht durch rot oder grün geplendete Laternen erfolgen. Da bisher rotes und grünes Licht nicht bloß bei der Beleuchtung von Fuhrwerken und Fahrrädern zur Benützung gekommen ist, sondern da dasselbe auch bet Nacht als Signal Eisenbahnzwecken dient, so könnten leicht Gefahren und Verwechslungen entstehen. Um diesen zu begegnen, ist nunmehr das genannte Verbot ergangen. — Allgemein hört man auch aus anderen Gegenden, daß das heurige Obst sehr wenig haltbar ist. Sorgfältig gebrochenes Tafelobst, das nach jeder Richtung schonend behandelt und luftig aufbewahrt wurde, bekommt schon nach kurzer Zeit Flecken und verdirbt. Für die Gegenden mit starkem Obstbau, welche Heuer darauf hofften,
starke Obstvorräte einkellern zu können und so die gegenwärtigen niedrigen Preise zu verbessern, ist die so rasch eintretende Verderbnis des Obstes sehr bedauerlich. Man hoffte gerade Heuer, wo das Obst sehr trocken aufgewachsen ist, dasselbe werde besonders haltbar sein und ist nun gerade Heuer um diese Hoffnung betrogen. Auch beim Wein hat es den Anschein, als ob daS Glücks-Jahr 1893 das nicht halten wolle, was es versprochen, und die neuerdings eingetretene Preissteigerung der neuen Weine wird von Fachleuten als thatsächlich nicht in der Qualität des Weins begründet erklärt.
-ii. Rohrdorf, 16. Okt. Während sonst bet jung und alt am Nachmittag des Kirchweihsonntags das Interesse sich mehr dem „Kuchen" und dem „Neuen" zuwendet, hielt gestern der Bezirksobstbauverein Nagold seine Vollversammlung im Gasthaus zur Krone hier ab. um darüber zu verhandeln, wie der Obstbau gehoben werden kann in unserer Gegend. Eine stattliche Zahl der Mitglieder des Vereins war der Einladung des Vorstands Hrn. Oberamtsbaumwarts Bihler gefolgt und hatte sich teilweise aus Wetter Entfernung hier eingefunden. — Nach einer freundlichen Begrüßung der Anwesenden seitens des Vorstandes, berichtete derselbe über die heurige Obstausstellung in Stuttgart. Allseitig wurde es mit Befriedigung ausgenommen, daß der Obstbauverein Nagold einen Preis und ein Diplom 2. Klasse erhalten habe. Der Redner teilte mit, man hätte dieselbe noch reichlicher ausstatten können, allein man habe sich nur auf solche Obstsorten beschränkt, die für unseren Bezirk die empfehlenswertesten seien; dagegen wurden alle feineren Sorten, die eben mehr aus Liebhaberei und zum Luxus gepflanzt werden, nicht ausgestellt. An Obstsorten habe der Verein ausgestellt 20 Arten von Aepfel und 12 Sorten Birnen. Hr. Bihler teilte noch mit, er habe ursprünglich den Plan gehabt im Verein mit dem Ausschuß zugleich mit der diesjährigen Vollversammlung eine Beztrks- obstausstellung zu veranstalten, allein dringender Geschäfte halber sei er daran verhindert worden. — Auf den Antrag des Ausschußmitglieds, Hrn. Schullehrer Birkle wurde der Beschluß gefaßt, mit jeder Herbstvollversammlung eine Obstausstellung zu verbinden. Ferner wurde beschlossen, um das Interesse für den Obstbau zu fördern, für jedes Mitglied des Vereins unentgeltlich die Bieneljahrsschrift „Der Obstbaumfreund" (herausgegeben von Hrn. Pfarrer Gußmann) zu beschaffen ohne den jährlichen Vereinsbeitrag von 50 Pf. zu erhöhen. Wie sonst werden auch in diesem Herbst wieder vom Verein 2 Ztr. Raupenleim bezogen, den die Vereinsmitglieder bei den Obstbaumwarten um den Selbstkostenpreis beziehen können. Desgleichen wird wie voriges Jahr Schmidts Abreißkalender (enthaltend tägl. Ratschläge über Blumen- und Pflanzenzucht, Forst- und Landwirtschaft) in 200 Exemplaren angeschafft und den Mitgliedern um den Selbstkostenpreis (per Stück 25 Pf.) angeboten. — Hr. Vorstand Bihler teilte nun weiter noch mit, daß die Amtsversammlung seinem Bittgesuch um einen jährlichen Beitrag für den Obstbauverein in anerkennenswerter Weise entsprochen und einen solchen in der Höhe von 50 Mk. im Jahr ver- willigt habe. Ebenso sei auf sein Gesuch an das Kgl. Oberamt betreffend die Verminderung der Raubvögel ein Erlaß an die Gemeinden ausgegangen, bet Neuverpachtungen ihrer Jagden den Jagdpächtern zur Bedingung zu machen, jährlich eine bestimmte Anzahl von Raubvögeln zu erlegen. — Als Ort der nächsten Hauptversammlung wurde Al teilst etg bestimmt. Dieselbe findet am Thomasfeiertag statt. Mit derselben wird wieder wie voriges eine Lotterie verbunden werde», wobei Obstbäume und Gartengerätschaften zur Verlosung kommen. 600 Lose ü 25 Pf. werden an die Vereinsmitglieder verkauft. — Am Schluß der Versammlung forderte das Aus- schußmitglied, Hr. Strdtförster Wein! and von