hätte diese Vergünstigung auch für den Verkehr innerhalb des Oberamts beansprucht. Aber auch sonst bekommt die Postverwaltung freie Hand. Wenn sie seither nach der Abmachung mit dm Amtsversammlungen den Landpostbotendienst innerhalb eines und desselben Oberamts so zu sagen aus einem Guß und überall nach der Oberamtsstadt zielend herzustellen hatte, kann sie die Verbindung jedes einzelnen Orts künftig ohne Rücksicht auf den Oberamtsverband ein» richten. So ist es durch den riesigen Ausbau des Verkehrsnetzes gekommen; eine Ortschaft, die 4 Klm. zur nächsten Bahnstation, aber 7 Klm. zur Oberamtsstadt hat, will eben zur nächsten Bahnstation, wenn sie von da ihre Briefe und Zeitungen bälder bekommen kann. Doch ist, wie wir glauben, wegen einer Aenderung im Landpostbotendienst gar nichts zu befürchten, nachdem die Postverwaltung erst da- mit fertig geworden ist, die tägliche Bedienung jedes einzelnen Wohnsitzes durchzuführen, und die Kündigung der Abmachung wird eben den Zweck haben in den Taxen des Ortsverkehrs eine Aenderung vornehmen zu können.
n. Nagold, 13. Okt. Der gestrige Jahrmarkt war über Erwarten gut besucht. Der Handel mit Vieh, besonders mir Fettvieh ging gut. An Käufern, insbesondere an jüdischen Händlern fehlte es nicht. Massenhaft wurden die zu Markt getriebenen Mastochsen aufgekauft. Allgemein war ein Steigen der Viehpreise wahrzunehmen. Ebenfalls gut befahren war der Schweinemarkt, und die zum Verkauf angebotenen Milchschweine und Läufer fanden rasch ihre Abnehmer. Auf dem Krämermarkt hörte man aber da und dort einen Geschäftsmann klagen über etwas gedrückten Geschäftsgang.
* Calw, 12. Okt. Die an der Nagold gelegene, mit vorzüglicher Wasserkraft versehene Kunstmühle der Firma Hühnlein u. Künkelen ging gestern samt dem dazu gehörigen Fabrikgebäude um den Preis von 65,000 Mark in den Besitz des Kunstmüllers Adolf Luz in Calmbach über. — In Hirsau soll eine Kneippkuranstalt errichtet werden.
* Reutlingen, 10. Okt. Die Wahl eines Abgeordneten der Stadt Reutlingen für den Landtag ist auf Freitag den 10. Novbr. festgesetzt.
* Stuttgart, 11. Okt. Unter der Anklage der Majestätsbeleidigung hatte sich heute der verantwortliche Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", L. Tauscher, vor den Geschworenen zu verantworten. Den Gegenstand der Anklage bildete ein Artikel dieses Blattes vom 8. Juli (Nr. 156), betitelt: „Zur ländlichen Notstandsfrage." Die Anklage war vertreten durch den Ersten Staatsanwalt Nestle, Verteidiger war Rechtsanwalt Kapp. Die Verhandlung endete mit der Freisprechung des Angeklagten.
* Cannstatt, 10. Okt. Gestern abend wurde die Bezirksgewerbeausstellung nach 64tägiger Dauer durch einen feierlichen Akt geschlossen. Im ganzen hatte die Ausstellung — mit Ausnahme der Aussteller, Abonnenten und der Wohlthätizkeitsanstalten, welch letztere unentgeltlichen Einlaß hatten — 50 000 Besucher zu verzeichnen. Abonnenten waren es einschließlich der Beikartenbesttzer 3400. Die Ausstellung war von 224 Ausstellern beschickt. Das finanzielle Ergebnis der Ausstellung läßt sich mit Sicherheit noch
„Fällt mir nicht ein, meinst du, man baue umsonst? Ella muß sich vertrösten lassen."
Sie langten auf dem Gute an.
Fritz war als Knabe oft bei seinen Streifereien daran vorüber gekommen, Hans führte ihn mit sichtlichem Stolz jetzt auf sein Eigentum.
Das Haus war klein und alt; der Hauptwert des Gutcs lag in den beiden Teichen mit ihren großen Mühlen und in dem Jagdgrund, der sich über rin weites Moor nördlich von den Teichen hinzog. Rings um das Haus dehnte sich der Forst, der indes zum weitaus größten Teil zum Schlosse Gasberg gehörte.
„Wenn es uoch schlagbares Holz wäre," hatte Hans, als sie durch den Wald ritten, gesagt. Es war aber dazu viel zu jung. Frühere Besitzer hatten die alten Stämme weggenommen und gute Anpflanzungen machen lassen, von denen sich erst in Jahr zehnten Nutzen ziehen ließ.
Die Herren hatten kaum eine flüchtige Umschau gehalten, so langte Frau Ella mit ihrer jüngeren Schwester Bettina an. Fritz war erstaunt, die letztere so verschönert wiederzufinden; sie glich der Schwester, war aber ein verfeinertes Abbild derselben. Es wurde ihm leicht, dem reizenden Mädchen gegenüber sich galant und liebenswürdig zu erweisen; sie gefiel ihm viel besser als Ella und ging heiter auf seine Scherze ein.
So verlebten sie einen sehr vergnügten Morgen, speisten köstliche Forellen, die der Müller lieferte, Frau Ella hatte ihre Köchin und vortreffliches Ge
rücht feststellen, voraussichtlich dürften aber die Ga- rantieschetnzeichner nicht in Anspruch genommen werden.
* Von dem Schwurgericht Ulm wurden die 18 Jahre alte Botentochter M. Ruß und deren Schwager, der verwitwete 34 Jahre alte Maurer I. Bahnmüller von Dächingen, O.A. Ehingen, welche ihr Kind erdrosselt hatten, elftere wurde zu 4V, Jahr Zuchthaus, letzterer wegen Mords zum Tode verurteilt. Bahnmüller wird aber der Gnade des Königs empfohlen.
* (Verschiedenes.) Dem Chr. Unterktrcher, Bauern in Bünzwangen, wurden 130 Mk. gestohlen. Dem Landjäger Ludy gelang es, den Dieb zu verhaften und das Gestohlene beizuschaffen. — In große Trauer wurde die Familie des Kupferschmieds Wetzer.in Rottwetl dadurch versetzt, daß ihr Sohn, der in den 20ger Jahren steht, drei Stock hoch vom Dache herabstürzte, beide Arme brach und innere Verletzungen erlitt. — Der Militärkommisston wurden in Bietigheim 20 Pferde zum Ankauf vorgeführt, doch konnten nur 2 davon für das Militär erworben werden. — Ein in New-Jork als Kunstmaler verstorbener Waldseer hat der Stadtgemeinde Waldsee sein gegen 200000 Mk. betragendes Vermögen mit der Bestimmung zugewendet, daß aus den Erträgnissen alte bedürftige Bürger unterstützt werden. — Letzten Samstag wurde in der Krämerschen Papierfabrik in Scheer wiederum, wie vor einigen Jahren, die Wahrnehmung gemacht, daß die Turbine plötzlich ihren Dienst versagen wollte. Als man nachsah, fand man, daß in derselben nicht weniger als 40 Aale, welche eine Länge von 30—90 Ztm. hatten, festgekeilt waren. Man mußte die Turbine heben, um die Fische, welche auf ihrer Wanderung begriffen waren, hervorholen zu können. — Jn Korn- westheim wurde dem Metzger und Wirt Laib das auf den Herbst zurückgelegte Geld im Betrag von 800—900 Mk. aus seinem Schlafzimmer gestohlen. Vom Thäter hat man noch keine Spur.
* Mannheim, 11. Okt. Zwei junge Mädchen machten gestern gemeinsam ihrem Leben durch einen Sprung in den Neckar ein Ende. In einem zurückgelassenen Briefe gaben die beiden Lebensmüden unglückliche Liebe als Grund des Selbstmords an. Die Leichen wurden bis jetzt noch nicht geländet.
* München, 12. Okt. In einer gestern hier abgehaltenen, sehr gut besuchten sozialdemokratischen Versammlung sprach sich Vollmer und Grillenberger unter dem Beifall der Versammelten gegen die Maifeier aus, die der Partei aufgenötigt worden sei und durchaus keinen Programmpunkt bilde.
* Berlin, 12. Okt. Aus Friedrichsruh wird gemeldet, daß es mit dem Befinden Bismarcks täglich, wenn auch langsam, besser gehe
* Berlin, 12. Okt. Die „Nordd. Allg. Zig." bespricht und begründet in einem Artikel „Teures Geld" das Mitte! der Diskonterhöhung der Reichsbank und erklärt, das verhängnisvollste Mittel gegen den Goldexport und die Diskonterhöhung wäre die von einigen Preßstimmen empfohlene Zahlung in Silberthalern. Damit wäre der deutsche Kredit im Auslande zu Ende. Wechsel auf Deutschland und die Reichsbanknoten würden auf dem Weltmärkte
flügel mitgebracht, Hans einige Flaschen guten Wein in den Wagenkasten lcgen lassen; man konnte nichts Behaglicheres denken, als das grüne Plätzchen dicht am „See", wo ihnen der Tisch gedeckt war.
Eben begaben sie sich in bester Laune dahin, als auf dem an der Laube vorüb.rführenden Landwege ein älterer Herr und eine jüngere Dame kamen, letztere ganz beladen mit den schönsten Wiesen- und Feldblumen.
„Guten Morgen, Herr Harterott! Guten Morgen! Ja, dazu ist Ihr kleines Warmenau reizend, sich einen vergnügten Sonntag zu machen!" ries der alte Herr dem Fabrikanten in jovialem Tone zu. „Gehorsamster Dimer, Frau Harterott! — Herrlicher Tag! War mit meiner Tochter im Felde; sie hält poesievolle Heuernte — ist so junger Damen Art!"
Das Ehepaar begrüßte den Baron v. Jhlefleth, der, sich auf seinen dicken Stock stützend, über die Hecke herüber zu ihnen sprach, mit größter Verbindlichkeit.
Die Tochter reichte Frau Harterott die Hand und ließ sich gern vom Vater necken.
„Es ist hübsch hier am See, ich beneide Sie immer herzlich um die Nähe des Wassers," sagte sie.
Fritz Lörrach und Bettina Wiedner waren, den anderen folgend, auch herangekommen, sie wurden vorgestellt und das Fräulein v. Jhlefleth sagte lebhaft, Bettina interessiert ansehend: „Ich hatte schon Gelegenheit, Sie zu bewunsern, Fräulein Wiedner, Sie sangen bei dem Bazarkonzerte im letzten Winter
auf den Wert des Silbers herabstnken, die Preise aller vom Auslande bezogenen Waren würden enorm steigen. Wer die Ztnsfußpolitik der Retchsbank ohne Voreingenommenheit würdige, werde anerkennen, daß die Retchsbank im Interesse des Gemeinwohls den richtigen Weg eingeschlagen habe.
* Gegenüber den sehr massenhaft aus Interessentenkreisen einlaufenden Protesten gegen die Steuergesetze bewahrt man in Regierungskretsen eine sehr ruhige Haltung. Man sagt sich, daß man auf solche Einwendungen vorbereitet sein mußte und daß man sich doch in der Notwendigkeit befinde, volle Deckung für die jetzt unabweisbaren Bedürfnisse zu beschaffen. Man zweifelt auch nicht an der schlicßlichen Annahme sämtlicher Entwürfe im Reichstage.
* Berlin, 12. Okt. Der zum Militärattache ernannte Sohn des spanischen Botschafters Vigo zog sich durch einen Sturz infolge Ausgleitens auf dem Parkett zwei schwere Verletzungen am Kopfe zu. Die Aerzte geben wenig Hoffnung auf Genesung; indessen befindet sich der Verwundete doch verhältnismäßig befriedigend.
* Berlin, 12. Okt. Dr. Stuhlmann kehrt im Auftrag des auswärtigen Amts im November nach DeutsÄ-Ostafnka zurück, um die mit Emin Pascha ausgesührien Forschungsreisen forrzusetzen.
"Altwasser. Am Dienstag erschlug ein elfjähriger Knabe im Oberdorfe seinen dreizehnjährigen Bruder. Dieser hatte vor einem Neubau seinen jüngeren Bruder mit einem Stein und danach mit einem Stück Holz geworfen. Daraufhin versteckte sich der jüngere, und als sein Bruder bet diesem Versteck vorüber kam, wurde er von dem 11jährigen Knaben mit etwa einen halben Meter langen, besensttelartigen Stück Holz geworfen, das ihn so unglücklich in das Genick traf, daß er mit den Worten: „Ach mein Kopf" tot hinsank.
* Hamburg, 12. Okt. Der Mörder eines gestern in einem Abort der Susannenstraße ermordet auf« gefundenen Mädchens wurde in der Person eines 17jährigen Bäckerknechtes verhaftet; er soll die grausige That bereits eingestanden haben.
Ausländisches.
* Budapest, 12. Okt. Die Polizei entdeckte ein aus mehr als fünfzig Köpfen bestehendes Diebskonsortium, welches seit mehr als zwei Jahren die Staatsbahn systematisch bestahl. Die ganze Bande ist bereits verhaftet. Im Jahre 1892 allein erlitt die Staatsbahn durch dieselbe einen Schaden von über 60,000 Gulden.
* Ein römisches Blatt teilt mit, König Humpert habe dem Fürsten Bismarck dos Schloß Capo dt Monte bei Neapel zum Aufenthalt angeboten. Der Fürst habe aber das Anerbieten mit Dank abgelehnt.
* In einer der letzten Nächte hielten an der Grenze bei Chiasso italienische Zöllner ein von Como kommendes Gefährt an, denn sie vermuteten, es führe Silbergeld. Richtig waren unter dem Kutscherbock 14,900 Francs in Silber verborgen. Einer der Fuhrleute konnte entrinnen, der andere wurde verhaftet; er ist ein Commis aus Mailand. Zwanzig Minuten später wurde ein zweiter Wagen abgefangen, der 7000 Frs. in Silber enthielt. Die 22,000 Frs.
die mir noch unbekannten Lied.r von Franz. Welche Gunst des Schicksals, eine so herrliche Stimme zu haben!" (Fortsetzung folgt.)
Wer zage «icht.
Aus dunklen Wolken wird die Nacht geboren,
Doch wieder aus der Nacht ringt sich das Licht Darum, o Herz! was du auch schon verloren,
Und noch verlierst, verzage dennoch nicht!
Mag auch dein Unglück unermeßlich scheinen Und deine Zukunft öde, trüb und grau:
Sieh! auch die Wiesen und die Felder weinen Beim Nah'» der Herrscherin der Abendtau.
Doch kommt der Tag mit seinem Rosenschimmer; Gleich zaubert er das reinste Sonnengold,
Der schönsten Perlen glitzerndes Geflimmer,
Aus jenen Thränen, die der Nacht gezollt.
Drum zage nicht, ob noch so schwer die Sorgen!
Es muß die Nacht ja doch vorüber geh'n,
Und sollte dir allein kein neuer Morgen Aus dunklen Trübsalsnächten aufersteh'n!
Darum, o Herz! was du auch schon verloren Und noch verlierst, verzage dennoch nicht!
Aus dunklen Wolken wird die Nacht geboren,
Doch wieder aus der Nacht ringt sich das Licht!
De«kspr«ch.
Das Glück ist Glas, so glänzend als zerbrechlich.
W ä t s e k.
Du kennst die Frucht, an Nutzen reich,
Vom Süden uns gesendet.
Es zeigt sich dir ein Kaiserreich,
Wenn du das Wort gewendet.
Auflösung folgt in nächster Nummer.