* Rio de Janeiro, 9. Okt. Die Aufständischen rröffneten heute nachmittag wieder das Feuer gegen die Forts, sowie auch gegen die andere Seite der Bai gegenüber der Stadt. Wie verlautet, find die Aufständischen bemüht, die in der Nähe von Estrella belegene Pulvermühle in ihren Besitz zu bringen, um ihre sehr erschöpften Vorräte zu erneuern. De Mello erließ ein Manifest, worin er jede Absicht einer Beschießung der Stadt selbst in Abrede stellt; er wolle nur das Feuer der am Strande errichteten Bakterien erwidern. Die Aufständischen gewannen bisher in keinem Staate an Boden.
Gesundheitspflege.
* (Oeffnet die Fenster!) Bei Eintritt der rauhen Jahreszeit werden in vielen Wohnungen die Fenster geschloffen und womöglich während des Winters nicht mehr geöffnet, und wer ein solch unge- lüftetes Zimmer betritt, dem duftet eine Luft entgegen, die ihn geradezu anwidert und ihm den Athen! benimmt. Wie unwissend und unpraktisch sind solche Leute, die glauben, bei geschloffenen Fenstern eine wärmere Stube zu haben und an Heizung zu sparen! Nicht unreine, sondern eine reine Luft wärmt am meisten und ist am leichtesten zu erwärmen. Wo in Sälen und in Schulzimmern große Menschenmengen zusammengedrängt sind, da möge man während der nun kommenden Zeit nach jeder Stunde die Fenster 8 Minuten lang öffnen; jede Wohnung werde täglich zu wiederholten Malen gelüftet. Niemand braucht sich zu fürchten, bei offenem Fenster zu schlafen; um frische Luft ins Zimmer zu bringen, genügt im Winter oft eine kleine Spalte. Nur reine frische Luft erhält Len Körper gesund und schützt ihn vor allerlei Krankheiten!
Krnte «nd ZitfvervLhritng der Kartoffel«.
Angesichts des teilweise großen Mangels an Futter gewinnen die Kartoffeln dieses Jahr viel an Bedeutung bet der Ernährung der Haustiere. Da von ihrer Ernte und Aufbewahrung vielfach auch ihre Güte und Haltbarkeit abhängt, so sollen hier an der Hand einer von I. Böttner verfaßten Fachschrift über lohnenden Kartoffelban einige besonders wichtige Gesichtspunkte betreffs die Ernte und Aufbewahrung der Kartoffeln yervorgehoben werden.
Im allgemeinen verrät das Absterben des Krautes die Reife der Knollen; das Kraut und die unterirdischen Stengel haben alle in ihnen enthaltenen Nährstoffe an die Knollen abg-geben und drcse sind alsdann ausgereift und trennen sich von den Stengeln. Freilich kann besonders bei späten Sorten das völlige Absterben des Krautes nicht immer abgewartet werden, da oft früh eintretende Fröste das Kraut vernichten, ferner eine baldige Abkühlung im Oktober jede Vegetation der Pflanzen und deren Lebensthä- tigkeit aufhebt. Die Kartoffeln sollten nur bet trockenem und windigem Wetter ausgenommen werden; auch ist es gut, wenn man die blosgelegten Kartoffeln noch einige Zeit auf dem Felde liegen läßt, damit sie abtrocknen können. Beim Aufsammeln wird man die Knollen sortieren, d. h. die kranken, kleinen und unreifen Knollen, die sich mehr zum Füttern eignen, von den guten trennen.
Lörrach sah ihn einigermaßen überrascht an; der Ausdruck in Hans' Zügen hatte sich plötzlich verändert, war ein mißlauniger geworden, und es lag etwas darin; Fritz dachte nicht daran, sich darüber klar zu werden, doch berührte ihn der Blick ftiues Vetters eigentümlich.
Inzwischen hatte Lörrach einen der jungen Herren, die ihre Hüte nehmend sich mit respektvollem Gruß entfernten, schärfer ins Auge gefaßt, während der Prinzipal einige Worte mit dem Buchhalter sprach.
„Das Gesicht sollte ich kennen," trat Lörrach freundlich auf den jungen Mann, den jüngsten der Kontoristen, zu.
Ein Helles, erfreutes Lächeln flog über dessen Antlitz.
„Ich bin Wilhelm Preuß, Herr Lörrach!" sagte er.
„Wahrhaftig, Willy! Wie du groß geworden bist, und hier im Kontor ? Das lobe ich mir, Willy; wir sind also ein strebsamer Bursch, wollen es zu etwas bringen? Nun, mach' vorwärts und wenn du Lust hast, kommst du später zu mir nach England."
„Ach, Herr Lörrach! Wenn Sie das —!"
„Gewiß, gewiß. Wie geht's denn dem Großvater und der Großmutter, Will?"
„Die sind noch immer in Gasberg, bei Herrn von Jhlefleth. Vater wollte so gern, daß Großvater sich zur Ruhe setzte, aber der will nicht, er sagt, rr stürbe, wenn er von seinem Hause weg in die Stadt sollte."
Die Güte und Haltbarkeit der Kartoffeln hängt sodann vom Aufbewahrungsort ab. Dieser soll trocken, Halbdunkel und luftig sein. Es ist zweckdienlich, wenn die feuchten Knollen nach dem Etnführen in einem Hellen, luftigen, trockenen und nicht zu warmen Raum (z. B. Schuppen) ausgebreitet werden, damit sie recht abtrocknen können, ehe sie in den Ueberwinterungsraum kommen. Als solcher dient meistens der Keller. Da die Kartoffeln in einem Keller mit dumpfer, feuchter Luft sehr schlecht sich halten und einen schlechten Geschmack annehmen, so ist für gute Ventilation zu sorgen. In frischer guter Luft bleiben die Kartoffeln wohlschmeckend und gesund. Auch die Temperatur im Keller ist von Bedeutung, diese soll möglichst niedrig gehalten werden, damit die auf Haufen liegenden Kartoffeln sich nicht erwärmen. Werden durch die Wärme die Kartoffeln zu trocken, so beginnen sie zu keimen, liegen ste zu feucht, so faulen sie und werden ungenießbar. Bä- des aber ist von Nachteil. Um das Schwitzen der haufenweis gelegten Kartoffeln möglichst zu verhüten, ist einerseits fleißige Ventilation bet frostfreier Witterung nötig, anderseits erscheint es zweckdienlich, wenn die Haufen nicht zu hoch gemacht, einigemal während des Winters durchgearbeitet und die schlechten Kartoffeln ausgelesen werden. — In feuchten Kellern, in denen das Grundwafser ziemlich hoch steht, wird ein Gerüst hergestellt aus einfachen Balken und Brettern. Auf diese bringt man die Kartoffeln.
Sinkt das Barometer in einem Keller unter — 2 Grad 6., so erfrieren sie, werden süß und für die Küche und die Saat unbrauchbar. Sie können jedoch auch süß werden, ohne daß sie gefroren find. Die Kartoffeln bestehen bekanntlich zum weitaus größten Teil aus Stärke. Ein Teil dieser Stärke verwandelt sich im Keller in Zucker, dieser — unter normalen gewöhnlichen Verhältnissen — in Kohlensäure und Wasser, welche Stoffe von den Knollen ausgeatmet werden bei mäßiger Temperatur. Sinkt die Temperatur im Aufbewahrungsraum unter 0 Gr., dann hört die Ausatmung auf, die Zackerbildung in den Knollen aber dauert fort und es lagert sich so in den Knollen zu viel Süßstoff ab, der ste beim Genuß widerlich macht. Wird die Verdunstung befördert (z. B. im Frühjahr), so werden die Kartoffeln wieder brauchbar.
Ha«d«k «»d Verkehr.
* Stuttgart, 9. Okt. (Laridesprodukteu-Börse.) Die Börse ist ziemlich gut besucht. Umsatz ca. 14000 Zentner. Wir notieren per 100 Kllogr.: Weizen, La klata Mk. 17.40 bis 17.75, Kansas Mk. 17.75, Laad Mk. 17—, fränk. Mk. 17 bis 17.25, Kernen Mk. 18, Dinkel beregnet Mk. 11.40, uuberegnet Mk. 12, Gerste, württ. prima Mk. 17.75, Heilbronner Mk. 17.50, ungar. Mk. 20.25, Nörd- linger Mk. 18.75 bis 19. Hafer, Heilbronner Mark 17, 19 bis 19 50. Alb Mk. 17.70 bis 18.20. Mais, Donau Mk. 12.50. Mehlpreise per 100 Kilo inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries Mk. 30. Mehl Nr. 0: Mk. 29 bis 29.50, Nr. 1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2: Mk. 25.50 bis 26, Nr. 3: Mk. 23 bis 24, Nr. 4: Mk. 19 bis 19.50. Kleie mit Sack Mk. 10 per 100 Kilo je nach Qualität.
„Und die Eltern, Will?"
„Wir haben jetzt die Restauration zum Anker, Herr Lörrach." Es klang die Befriedigung über ein Avancement durch des jungen Burschen Antwort.
Sieh einer! Das freut mich. Grüße die Eltern, Will, und sage der Mutter, ich hätte in England und Amerika hundertmal an ihren herrlichen Rosinenkuchen mit Wehmut gedacht! Das war meine schönste Kindererinnerung! Also viele Grüße, Will; ich komme, deine Eltern zu besuchen und wenn wir nach Warmenau kommen, will ich die Alten in Gasberg auch sehen."
Der junge Mann murmelte dazwischen, wie die Eltern sich freuen würden; die anderen Herren, neugierig sich noch unter kleinen Vorwänden verweilend, schritten nach der Thür und Lörrach wandte sich eben von Will ab, als der Prinzipal diesen scharf anfuhr.
„Da steckt der Schlüssel noch in deinem Pult! Ich kann die Unordnung nicht leiden!"
Will Preuß wandte sich, rot werdend, erschrocken um. Ja, er hatte in der Freude, von Lörrach beachtet zu werden — sein Großvater und Vater hatten in des alten Harterott Fabrik gedient und Fritz Lörrach von klein auf gekannt — in der That den Schlüssel nicht abgezogen.
Der Ton des Prinzipals war viel zu scharf für das kleine Vergehen.
Das mochte auch wohl die Ursache sein, daß Mills Blick sich trotzig und finster erhob:
„Verzeihung!" murmelte er.
„Ach was, Verzeihung! Ich bin nicht zufrieden
*(Wetllpre'isevom9—lO.Okt.) Güglingen. Hier ist sämtlicher Wein verkauft. Preise von 120 bis 130 Mk. pro 3 Hektl. — Bei Ist ein. Alles verkauft zu steigenden Preisen bis 160 Mk. per Eimer. — Schorndorf. Bei steigenden Preisen bis zu 160 Mk. für 3 Hektl. alles rasch verkauft. — Hedel- fin gen. Verkauf lebhaft zu steigenden Preisen bis zu 168 Mk. per 3 Hektl.; jedoch noch bedeutender Vorrat. — Mühlhausen a. N. Preis 180 bis 185 Mk., noch einige gute Reste feil. — Strümpfelbach i. R. Verkauf sehr lebhaft zu 140—150 Mk. per 3 Hektl. Für Riesling 155 Mk.. für Rotwein 160 Mk. per 3 Hektl.
* Aus Elsaß-Lothringen, 9. Okt. (Herbstbericht.) Marlenheim: roter Most 96—105°, weißer 80—93°; Preis für ersteren 22—24 Mk., für letzteren 12—14 Mk. Barr, das einen alle Erwartungen übertreffenden Herbst gemacht hat, hat vorgestern einige Posten zu 11,50—12 Mk. abgesetzt. Aehnlich sind die Preise in den gleichwertigen Lagen zu Heiligen- stetn, Eichhofen, Gertweiler und Bergheim. Ottrot klagt über Mangel an Käufern und Geschäftsflauheit. Kleinere Partien Weißer gingen zu 10 Mark, Roter zu 20 Mk. ab.
* (Obst- und Kartoffelpreise vom 9. bis 10. Okt.) Aus dem Stuttgarter Güterbahnhof kostete der Ztr. Mostobst Mk. 2.50 bis 2.90. - Auf dem Wilhelmsplatz: Mk. 3.20 bis 3.50. Kartoffeln Mark 2.80 bis 3.10 per Zentner.
"Tübingen, 10. Okt. Die hiesige Stadgemeinde hat ihren diesjährigen Hopfenertrag zum Preise von 210 Mk. pro Zentner verkauft.
* Oehrtngen, 7. Okt. (Schweinemarkt.) Milch- schweine zugeführt 225, verkauft 200 Stück, Preis pro Paar 20—38 Mk., Läuferschweine zugeführt 19, verkauft 14 Stück, Preis pro Paar 46—85 Mk.
Vermischtes
* (Unter Kollegen.) Man schreibt den „M. N. N. Einer der Mcraner Volksschauspieler, seines Zeichens ein Schuster, wurde kürzlich von einem zur Zeit in Meran weilenden Schauspieler ironisch als „Herr Kollega" im Gasihause angeredet. Der Angeredete erwiderte launig: „Ein Herr Kollege? Ah, grüaß Di Golt . . . Schuster!"
Verantwortlicher Redakteur: W "tieker. «ltensterg.
Hßeviot oder Mnrki« für eine« ganze« An- z«g zu Mark 5.75
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Henerat-Arzt Ar. Kenrici schrieb s. Z, über seine Erfahrungen mit dem Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen: »Die Probesendung habe ich s. Z. richtig erhalten. Indem ich ihnen dafür meinen besten Dank ausspreche, erlaube ich mir hiuzuzufügen, daß ich nach dem Ergebnisse einzelner, mit den Pillen angestellter Versuche das Präparat für ein gutes und zweckmäßiges Abführmittel halte, welches das in den weiteren Kreisen erworbene Vertrauen verdient." Dir ächten Apotheker Richard Brand Schweizerpillen mit dem mäßen Kreuz in rotem Grunde fiud nur in Schach-eln ü l Mk. in den den Apotheken erhältlich.
mit dir; das weißt du und nimmst dich doch nicht zusammen. Schreib es dir hinter die Ohren, ich habe ein Auge auf dich!"
Die Röte der Scham auf des jungen Mannes Stirn wich einer leichten Bläffe.
„Herr Harterott!" stieß er empört und erschrocken heraus.
Dieser schien aber nicht geneigt, sich weiter mit dem Gescholtenen einzulaffen.
„Komm, Fritz," sagte er zu seinem Vetter, der in peinlicher Verlegenheit Zeuge der kleinen Szene hatte sein müssen, „komm, Ella wartet, wir gehen wohl noch ein wenig vors Thor."
Lörrach sah, wie des jungen Burschen Hände sich ballten und wie plötzlich die Hellen Thränen ihm aus den Augen schossen — Thränen der Wut.
Er mochte nichts sagen, nichts thun: schweigend folgte er seinem Vetter. Der arme Will that ihm leid, aber vielleicht hatte Hans recht.
Hinter ihnen blieben die Kontoristen im Hausflur zurück.
„Schändlich! Abscheulich! Der arme Prügeljunge! Preuß, lasten Sie es sich nicht gefallen," flüsterten die Buchhalter untereinander.
Und während ste dann weiter gingen, warf Will den Kopf empor:
„Er gönnte es mir nicht, daß Herr Lörrach freundltch zu mir war. Er gönnt keinem Gu:es. Wenn einer Freude hat, muß er gleich Gift dazwischen träufeln."
(Fortsetzung folgt.)