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1893.
Gestorben: Drerel, ptns. Schullehrer, Engstlatt; Pfarrer Necker, Obereisesheim; Regierungsrat a. D. v. Schippert, Ellwangen.
D Ter brasilianische Bürgerkrieg
hat eine völkerrechtliche Frage gezeitigt, die eine große Tragweite besitzt und von nennenswerten Folgen für die Entwickelung der politischen Verhältnisse in Südamerika werden kann. Es haben sich nämlich die in dem Hafen von Rio de Janeiro ankernden fremden Kriegsschiffe (mit Ausnahme der deutschen) direkt in den Bürgerkrieg eingemischt oder doch wenigstens mit der Einmischung gedroht. Die Kommandanten haben dem Führer der Aufständischen, Admiral de Mello, erklärt, daß er das Bombardement auf die Forts zu beschränken habe, widrigenfalls die fremden Kriegsschiffe ihre Kanonen gegen Mellos Flotte richten würden.
Nur die deutsche Vertretung in Rio und der Befehlshaber der deutschen Schiffe haben Befehl erhalten, zwar mit dem größten Nachdruck für Wahrung der deutschen Interessen einzntreten, sich aber aller Schritte zu enthalten, die einem militärischen Eingriff und dadurch einer Parte nähme für die eine oder die andere Seite glcichkommen könnten. Dieser Standpunkt, den übrigens Deutschland bei den süd- amcrikanischm Wirren immer, zuletzt in Chile eingehalten hat, scheint am zweckmäßigsten und gerechtesten zu sein, wie weiterhin gezeigt werden soll.
Die fremden Vertreter haben recht gehandelt, als sie sich zusammenthaten, um zwischen de Mello und Peixoto zu vermitteln, indem sie letzteren auf gütlichem Wege zur Abdankung zu bewegen suchten. Diese Bemühungen sind leider erfolglos geblieben und der Bürgerkrieg in seiner abschreckendsten Form ist entbrannt. Wenn nun die auswärtigen Mächte den Insurgenten die Beschießung von Rio de Janeiro verbieten und damit der einen Partei direkt in den Weg treten, die andere aber indirekt unterstützen, so ist das eine bedenkliche Sache. Die humanen Absichten, die zu dem Einschreiten geführt haben, sind durchaus anerkennenswert und es ist gewiß erfreulich, daß die an den Sünden Peixotos ganz unschuldige Einwohnerschaft von Rio de Janeiro geschützt werden soll. Trotzdem ist die Sache bedenklich ; denn cs läßt sich anderseits nicht leugnen,
daß es die Fremden gar nichts angeht, wenn sich die Brasilianer gegenseitig die Hälse brechen. Im vorliegenden Falle wird ja wohl alles glatt abgehen; jedoch welche Sachlage würde sich ergeben, wenn Peixoto plötzlich abdankte und de Mello den ihm an- gebotencn Kampf mit den fremden Kriegsschiffen aufnähme? Erschwerend ist der Umstand, daß die fremden Schiffe sich im Hafen von Rio wie in einer Mausefalle befinden, denn die Leute de Mellos haben die Außenforts in ihrem Besitz, könnten also die Fremdschiffe in Grund und Boden schießen, ohne daß für die letzteren die leichte Möglichkeit des Entkommens aus dem Hafen vorhanden wäre.
Das Auftreten der Mächte kommt in diesem Falle einer Parteinahme für Peixoto gleich, find dos wird um so weniger gerechtfertigt erscheinen, als die Sache Peixotos weder gerecht noch stark ist. Trotz der fremden Einmischung geht es mit Peixoto schnell bergab. Ein brasilianischer Staat nach dem andern erklärt sich für die Rebellen, und die Einsetzung einer neuen provisorischen Regierung steht unmittelbar bevor.
Uebrigei.s verstehen die deutschen Kriegsschiffe, obgleich sie an der Drohung der anderen Mächte sich nicht beteiligt haben, den Insurgenten sehr wohl zu imponieren. Der,Köln. Ztg/ zufolge hat die deutsche Regierung auch den Schutz der österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen in Brasilien übernommen und bereits mit Erfolg ausgeübt. Als der österreichische Lloyddampfer „Medusa" in Rio de Janeiro einen Teil seiner Ladung in ein Leichterschiff gelöscht hatte, wurde letzteres vom Admiral Mello beschlagnahmt. Alle Vorstellungen des Kapitäns des Lloyddawpfers blieben erfolglos. Infolge Einschreitens des Kommandanten des deutschen Geschwaders wurden Schiff und Ladung unversehrt freigegebcn.
Hätte sich Deutschland an dem Vorgehen der übrigen Mächte beteiligt, so wäre in diesem Falle seine Dazwischenkunft unmöglich gewesen. Es könnten aber auch andere schwerere Zwischenfälle als die bloße Beschlagnahme eines Handelsschiffes stattfinden und eine solche Möglichkeit legt nahe, eine internationale Verständigung anzubahnen, wie man sich in ähnlichen Fällen zu verhalten gedenkt. Die praktische Probe eines dahinzielenden Abkommens
würde . . . durch die ewigen Bürgerkriege in Südamerika wesentlich erleichtert werden.
Lll»deS»«chrichtea.
* Altensteig, 9. Okt. Nachdem im Winterfahrplan der letzte Zug von Altenstcig nach Nagold weggefallen ist, ist eine Aendcrung in der Abhaltung des Gerichtstags notwendig geworden. Derselbe wird nun künftighin in der Weise stattfinden, daß die Tagesordnung, d. h. die zum Voraus bestimmten Termine je von vormittags 10 Uhr ab erledigt und Anfragen bei dem Amtsrichter, Anträge, Klagen u. s.w. zu Protokoll des Gerichtsschreibcrs je von nachmittags halb 3 Uhr ab entgcgengenommen werden.
* Steuerfrei ist für die zu militärischen Hebungen einberufenen Reservisten und Landwehrleute der Monat, in den die betr. Uebung fiel. Beginnt eine solche Hebung nun im August und endet im September, so sind beide Monate steuerfrei. Anträge auf diese Erleichterung sind übrigens bei den Ortsstcuerbehörden (Accisern rc.) anzubringen.
* Altensteig, 9. Okt. Die württ. Kaminfegerordnung vom Jahre 1876 enthielt hinsichtlich des Ausbrenners uvbesteigborer Kamine behufs Beseitigung des vorhandenen Glanzrußcs u. a. die Vorschrift, daß das Ausbrennen vormittags vorzunehmen sei. Diese Vorschrift ist nun neuerdings von dem Ministerium des Innern durch die Bestimmung ersetzt worden, daß die Zeit für das Nutz brennen so zu wählen sei, daß dos Geschäft bis spätestens nachmittags 2 Uhr, bei Kaminen aber, welche sich in Gebäuden mit Stroh-, Schindel- oder Landerdächern befinden oder deren Entfernung von derartig gedeckten Gebäuden weniger als 50 Meter betrage, bis spätestens mittags 12 Uhr beendet sei. Die veränderte Vorschrift ist auf Ansuchen des württ. Kaminfegrr- meister-Vereins erlassen worden, welcher geltend machte, daß das Ausbrennen am Vormittag in vielen Fällen (z. B. in Gosthösen, bei Metzgern, Bäckern u. s. w.) sehr störend auf die Haushaltung bezw. den Geschäftsbetrieb wirke. Andererseits fühlten sich die Kaminfeger in Ausübung ihres Berufs eingeschränkt, wenn sie etwa in einem vom Wohnsitz weit entfernten Ort mit dem Ausbrennen um 12 Uhr abschließen mußten und, weil vielleicht noch ein oder mehrere
Gr ist der Arve!
Roman von L. H a i d h e i m.
(Fortsetzung.)
Und ich bitte Sie, Koustne Ella, Hans seine kleine Späffe unbesorgt machen zu lassen. Wir kennen ihn ja und wissen, er ist zu glücklich und stolz über seinen Triumph, um nicht ein wenig laut zu krähen," scherzte er.
Der Diener meldete das verspätete Mittagsessen und Fritz bot der jungen Frau den Arm.
Schon im Wohnzimmer hatte er bewundernd sich umgesehen, der Speisesaal entlockte ihm einen Ruf freudigen Erstaunens.
„Wie schön, Hans! Sehr schön! Was habt ihr aus dem alten Hause gemacht!"
Harterott nahm den Beifall vergnügt hin, seine Frau seufzte indes: „Es ist geschehen, was möglich war, aber so ein verbautes, altes Haus ist eben unheilbar. Eine Flucht von drei bis vier Zimmer, drüben wieder zwei, alle getrennt voneinander durch den abscheulichen Flur."
„Aber so traiä alles, so behaglich!" rief Lörrach.
„Das kennen Sie nicht. Fritz. Eine Gesellschaft zu geben ist die wahre Not "
„Nun ja, du sollst ja auch deinen Willen haben, Schatz, lasse mir nur wenigstens so lange Ruhe, bis die Fabrik fertig ist."
„Du baust?" fragte Fritz.
„Ich vergrößere die Fabrik, sollst es hernach sehen."
„Aber davon hast du mir nie geschrieben?"
„Die Ueberraschung soll um so mehr wirken," erwiderte der Fabrikant.
Eine Wolke hatte sich auf seine Stirn gelegt. Seine Frau strich mit iur Hand darüber.
„Er har sich viel zu viel aufgebürdet, Fritz, Sie müssen sehen, ob man ihn nicht einigermaßen entlasten kann."
„Na, laß nur, Kind," wehrte er ihre weiße Hand ab, „gib mir die Flasche, so! Und nun, Fritz, erzähle du uns von deinen Erlebnissen!" — „Und Ihren Zukunftsplänen!" setzte Frau Harterott hinzu.
Das Mittagessen war einfach und sehr gut, die Weine ausgezeichnet, und während Fritz Lörrach sich im stillen nicht genug verwundern konnte über den verfeinerten Lebenszuschnitt des an solche Ansprüche früher keineswegs gewöhnten jungen Ehepaares, berichtete er von seinen Reisen, seinem Aufenthalt in den großen Weltstädten, seinen Geschäftsverhältnissen
— er war in England mit einem Freunde associiert
— und von dem Plane, in einigen Jahren eine Filiale in Hamburg zu gründen, wie sie schon eine in Valparaiso besäßen.
Jetzt eben kam er von dort, hatte die Absicht, sich ein paar Monate des deutschen Klimas zu freuen und auszuruhen, dann Reisen behufs größerer Einkäufe für den Export zu machen; kurz, er zeigte sich so erfüllt von seinem Beruf, so eifrig für die Weiterentwicklung des Geschäfts und dabei so frisch und anregungsfähig für die allgemeinen Interessen,
daß Hars Harterott ganz naiv seinem Erstaunen Worte gab.
„Hör mal, mein Junge, du bist ja ein ganz famoser Kerl geworden, du wächst uns allen am Ende noch über den Kopf!"
„Dazu hat es noch gute Wege; ich werde sehr viel langsamer vorwärts kommen, als wenn ich Kapital hätte, meine Pläne auszuführen."
„Ja, Geld! Sieh dich um in der ganzen Welt, du findest keinen, der dir nicht sagt: wenn ich nur etwas mehr hätte!" rief Harterott mit plötzlich verändertem Tone, und dieser Ton verletzte Fritz Lörrach peinlich, denn er hörte daraus deutlich eine kühle Abwehr. Und er hatte doch an nichts weniger gedacht, als an Bitte um Geld.
„Wmn ein Mann wie du, der sich mit Recht auf die Erweiterung der Fabrik legt, etwas mehr wünscht, ist das begreiflich — und ebenso für uns. — Man möchte Flügel haben, um ans Ziel zu gelangen; vielleicht wäre man aber, zu jung dort an- kommend, nicht einmal zufrieden," sagte er, mit Mühe in sich den unangenehmen Eindruck niederkämpfend, der ihm die unschöne Seite in seines Vetters Charakter jetzt wieder genau ebenso enthüllte, wie er sie früher als Knabe schon gekannt.
Er sah, auch Ella war rot geworden.
Um möglichst schnell die beginnende Mißstimmung abzulenken, schlug sie vor, dem Gaste jetzt die Fabrik zu zeigen.
So erhoben sie sich und schritten über den Hausflur durch eine zweite bogenartige Thür, durch welche