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Dienstag dm 3. Oktober
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Einrückung SpreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8^, bei mehrmal. je 6
auswärts je 8 ^ die Ispalt.Zeils
1893.
Amtliches.
Bestätigt wurde die Wahl des Verwaltungsaktuars Wilh. Braun in Dornstetten zum Stadtschultheißen dieser Gemeinde; und des Gutsbesitzers Jakob Ziegler als Ortsvorsteher in Schömberg.
Mit Wirkung vom 1. Oktober d. I. an ist auch im Verkehr mit den elsaß-lothringischen Eisenbahnen die Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten durchweg auf 10 Tage festgestellt worden.
Gestorben: Straßenwärter a. D. Gulde, Ofterdingen; Oberfinanzrat a. D„ Stirm, Stuttgart.
L Kaiser Franz Joseph am Jselberg.
Der österreichische Kaiser hat am Donnerstag der Enthüllung des Andreas Hofer-Denkmals auf dem Jsel beigewohnt. Es muß dem habsbnrgischen Monarchen schwer geworden sein, denn die Tiroler Evisode des Jahres 1809 bildet ein nicht gerade rühmliches Malt in dem Kranze Oesterreichs, »an Ehren und an Siege» reich."
Oesterreich war wiederholt vom Konsul und späteren Kaiser Napoleon niedergeworfen worden und es war ein österreichischer Erzherzog, der 1809 den Tirolern den Ausstand gegen die Franzosen und Bayern empfahl. Die Tiroler Bauern unter Führung des »Sandwirts von Paffeyer" erhoben sich und in wenigen Monaten war das Land von den Feinden frei, 8000 Franzosen und Bayern waren gefangen. Und als die Franzosen mit großer Macht eindrangen, wurden sie abermals in zwei Treffen am Hisel (Brenner) geschlagen und fast vernichtet. Die Tiroler kämpften damals, um sich ihre Zugehörigkeit zu Oesterreich zu sichern; sie waren von Napoleon Bayern zugeteilt worden; da sie die siegende Partei waren, glaubten sie stch am Ziele ihrer Wünsche. Aber Napoleon, der Sieger aus den größeren Schlachtfeldern, hatte es anders beschlossen. Im Wiener Frieden vom 14. Oktober 1809 wurde der alte Zustand, die Herrschaft Bayerns über Tirol, wieder hergestellt. Da rief Andreas Hofer nochmals sein Volk auf, aber diesmal erklärte sich das Kriegsglück gegen ihn, nachdem auch Kaiser Franz Joseph sich öffentlich gegen die „Rebellen" ausgesprochen hatte. Hofer mußte in die Berge fliehen und hier ereilte ihn das Schicksal. Ein Judas, dessen Name am Schandpfahl der Geschichte leider schon zu sehr verwischt ist, verriet ihn und lieferte ihn seinen Todfeinden, den Franzosen aus.
Vier Wochen später (am 20. Februar 1810) wurde Hofer in Mantua auf Befehl Napoleons erschossen. Die österreichische Regierung hatte keinen Schritt gethan, um die Erschießung dieses Patrioten, den die Anhänglichkeit an seinen angestammten Kaiser in den Tod getrieben hat, zu verhindern. Es hätte in der That nur wenig Mühe bedurft, den braven Mann zu retten; zu jener Zeit gerade bewarb sich Napoleon um die Hand der Erzherzogin Marie Louise mit der er bald darauf seine Hochzeit feierte. Napoleon hätte seinem Schwiegervater gonz sicher die Bitte nm Begnadigung Hofers nicht abgeschlagen, wenn sie ihm vorgctrogen worden wäre. Das Hofer- Denkmal, dos am Donnerstag enthüllt wurde, muß mithin in der Bevölkerung Oesterreichs sehr gemischte Empfindungen erwecken, denn Schillers Wort: „Dank vom Hause Oesterreich!" erhält durch die traurige Hofer-Episode eine drastische Illustration.
Die Nachkommen Hofers wurden 1818 vom Kaiser Franz geadelt; Speckbacher, Hofers Vertrauter, der rach dem zweiten mißglückten Ausstandsversuch nach Oesterreich entkommen war, erhielt später eine Jahrespension. Aber diese schwächliche Abfindung hat das Empfindendes urwüchsigen Tiroler Bergvolkes nie voll befriedigt und wenn Kaiser Franz Joseph jetzt der Erinnerung an den großen Patrioten durch sein persönliches Erscheinen bei der Tenkmalsent- hüllvng einen Tribut zollt, so holt er nur nach, was sein Großoheim versäumt Hai.
An die Hofer-Feier knüpft sich für die Tiroler hoffentlich eine wichrige Folge; Wälschiirol hat noch keine kommunale Selbständigkeit. Das frühere Treiben der italienischen Jrredentisten hat dieselbe verhindert; mit Unrecht. Denn Wälschiirol gehört schon seit vier Jahrhunderten zu Oesterreich und wenn se ne Bevölkerung auch italienisch spricht, so hat sie doch noch nie Neigung verraten, stch von Oesterreich zu trennen. Darum haben nun die Wälschtnoler den Kaiser gebeten, sie zu gleichberechtigten Staatsbürgern zu machen. Wie die Entscheidung des Kaisers lautet, ist zur Stunde noch nicht bekannt; aber eine weise Staatskunst würde die wohlfeile Gelegenheit mit Freuden begrüßen und benutzen, die das kleine Land bietet, um einerseits den Jrredentisten in Italien eine Beschämung zu bereiten, andernteils in dem Chor
der streitenden und lärmenden Nationalitäten Oesterreichs eine Stimme der Befriedigung über bescheidene Bemühungen, die nicht entfernt an jungtechische Anmaßungen streifen, zu schaffen.
Larde-rwchrichtea.
* Altensteig, 2. Okt. Samstag abend hielt im Gasthof zum Waldhorn Herr Dr. Bor nitz den angekündiglen Vortrag „über Blutvergiftung". Nachdem Herr Gewerbevereinsvorstand Maier Herrn Bornitz das Wort erteilt hatte, begann Redner mit seinem Vortrag. Einleitend führte derselbe aus, daß die im Volksmunde aus allen möglichen Ursachen abgeleiteten Blutvergiftungen lediglich durch das E t n- dringen von lebenden Pilzen (Bazillen) in offene Wunden entstehen, die in der Luft und auf dem Körper des Menschen sich befinden. So sei z. B. ein Ameisensäure enthaltender Insektenstich ganz ungefährlich und nur durch das Reiben infolge des Juckens komme es vor, daß giftige Pilze, die auf der Haut lagern, in die Wunde befördert werden und dann erst sei die Bedingung zur Blutvergiftung geschaffen. Die Gegenmittel gegen dieselben seien vorhanden, namentlich habe die Chirurgie die schönsten Erfolge aufzuweisen, nur müsse eben der Patient frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, denn in vielen Fällen nehme die Wucherung und Ausbreitung deriBazillen auf innere edle Teile einen überaus raschen Fortgang; wenn solche ergriffen seien, könne man mit dem Messer nichts mehr ausrtchten, dann sei es mit dem Leben geschehen. Giftige Farben und Phosphor wären längst verboten, wenn dies so gefährliche Krankheitserreger wären. Der gefährlichen Blutvergiftung am meisten unterworfen sind alte und schwächliche Persomn,deren Körper der Ausbreitung der Bazillen nicht die nötige Widerstandskraft entgegensetzt, ja häufig einen Nährboden für sie abgiebt. Durch die Schilderung von verschiedenen Krankheitsfällen an Blutvergiftung wies Redner nach, daß oft gerade die unscheinbarsten Verletzungen, wo keine Entzündung vorliegt, die gefährlichsten Fälle sind. Sodann entkräftete der Redner die vielfach auftauchende Behauptung, daß Blutvergiftungen in der Neuzeit häufiger auftreten, als früher. Gerade das Gegenteil sei der Fall. Während z. B.
Hink HAoHk. (Nachdruck verboten.)
Kriminal-Roman von M . . . .
(zortsetzung.)
19.
Es ist Sonntag, Ruhetag!
Ich stehe an der Eisenbahnstation. In zehn Minuwn soll ein Zug abgehen, und ich weiß, daß er einen Mann mit sich führen wird, dem ich viel abzubitten habe. Ich bin bei Archibald Förster gewesen. Thomas hat ihm meine Visitenkarte herein- getragen und mir die Antwort gebracht, „daß Mr. Förster jetzt, nachdem er wieder frei geworden, in einer Stunde abreisen und voraussichtlich nie wieder nach New-Iork zurückkehren werde."
Dort kommt er. Er hat nicht mehr vi l Zeit. Er eilt auf das Koupee zu. Im nächsten Augenblick erscheint er am Fenster. Kein Freund, kein Bekannter! Ich trete vor. Wir drücken einander die Hand. Archibald Förster ist ein Gentlemen — er weiß einen Unterschied zwischen der Sache und der Person zu machen.
„Sie reisen, Mr. Förster?"
„Wie Sie sehen."
„Und nicht wahr. Sie haben die schweren Stunden vergessen, die ich Ihnen bereitet habe?"
Er machte eine abwehrende Bewegung. Die Lokomotive keuchte und stöhnte und blies ihren weißen Dampf von sich. Im nächsten Augenblicke würde sich der Zug in Bewegung setzen.
„Und wohin gedenken Sie zu gehen?"
„Fort, Mr. Moore, fort von hier! In fremde Länder! Ich kehre nie wieder hierher zurück. Ich will gen Norden, vielleicht gelingt es mir, dort mein heißes Blut abzukühlen. Ich sehe zwar ruhig aus, in mir aber to.t und kocht es —"
Und als wollte er seinen unterdrückten Gefühlen Lust machen, fügte er hinzu:
„Es ist ja möglich, daß ich nach vielen Jahren, wenn wir beide. Sie und ich, alt geworden sind, noch e nmal wiederkehre und dann wollen wir uns Wiedersehen - Sie und ich."
Der Zug sevte sich in Bewegung — er sank in die Polster d,s Wagens zurück. — Die Lokomotive pfiff und stöhnte, die Wagen dröhnten und krachten — und in der Ferne verklang das eintönige Läuten der Glocken.
Vor dem Hause in der Wall-Street, das Mr. Pe-cy Barker bewohnt, steht ein Mann mit tief in die Augen gedrücktem Hut und aufgeschlagenem Rockkragen und blickt zu den Fenstern hinauf. Es mag befremdend erscheinen, daß sich Percy Barkers Privatwohnung in der Wall-Street befindet, da diese doch sonst ausschließlich Geschäftsstraße ist. Aber Pe cy Barker ist ein Mann, dem es unmöglich ist, we t entfernt von seinem Kontor zu wohnen.
Es ist dunkel do t oben. Nicht der leiseste Lichtstreif ist hinter den Fenstern sichtbar. Percy Barker ist sicherlich nicht zu Hause. Für ihn hat der Ruhetag keine Bedeutung. Jetzt öffn t der Mann die Hausthür und steigt die Treppe hinan. Er schellt. Dann horcht er. Aber es ist still, kein Laut dringt
an sein Ohr; kein Schritt nähert sich der Thür. Der Diener hat sich die Abwesenheit seines Herrn zu Nutze gemacht. Jetzt zieht er ein Schlüsselbund aus der Tasche. Er probiert einen Schlüssel nach dem andern. Bald hat er den rechten gefunden. Die Thür öffnet sich, er tritt ein. Ein Einbrecher so früh am Tag? Nein, kein Einbrecher, sondern ein Mann, der in seinem vollen Recht ist — ich bin es — John Moore, der Detektiv! Mr. Percy Barker oder die Dienerschaft kann jeden Augenblick h imkehren. Da gilt es schnell zu handeln. Ich bin niemals hier gewesen — ich will untersuchen, nachforschen — vielleicht wird es mir gelingen, etwas zu finden.
Ich ziehe eine kleine Blendlaterne aus der Tasche. En anderes Licht wage ich nicht anzuzünden. Bei dem unsicheren Schein taste ich mich vorwärts von Zimmer zu Zimmer, bis in M> . Barkers Allerheiltg- stes, sein Schreibkabinett. Denn hier muß stch das, was ich suche, befinden. Wenn es sich überhaupt bet ihm findet.
Ich mache mich ans Werk. Ich setze die Laterne auf den Tisch — St! Rührte sich da draußen nicht etwas? Nein es ist rmr Einbildung gewesen — und ich fange an unter den Papieren auf dem Tisch zu suchen. Aber das Gewünschte findet sich nicht. Vielleicht liegt es an einer anderen Stelle.
Vielleicht hat Percy Barker das Buch zerstört, es verbrannt, in die See geworfen? Aber nein! der Inhalt des Buches, wenigstens ein Teil desselben mußte von unendlichem Wert für ihn sein.
Wo aber in aller Welt soll ich suchen? Zwischen