hielt fie auch, bezahlte aber damit einen kurz vorher eingelaufenen Wechsel einer andern Firma, während sie den Leipziger zurückgehen ließ. Das Leipziger Haus machte darauf Anzeige und sie wurde wegen Betrugs angeklagt, vom Schöffengericht in Solingen aber nur wegen Unterschlagung zu 100 Mk. Geldbuße verurteilt. Sie legte Berufung ein und wurde von der htes. Strafkammer frügesprochen. Wegen Be­trugs konnte sie nicht verurteilt werden, weil nicht erwiesen war, daß sie von vornherein die Absicht ge­habt hat, den Leipziger Wechsel nicht zu bezahlen, und weil sie glaubhaft Nachweisen konnte, daß ihr Vater ihr, als sie mit dem ihr gesandten Gelde einen andern Wechsel bezahlte, versprochen hat, für Deckung des Leipziger Wechsels zu sorgen, sie aber im Stich gelassen hat. Aber auch eine Unterschlagung lag nach Ansicht der Strafkammer nicht vor. Das Gericht war der Ansicht, daß das von der Leipziger Firma abgesandte Geld, nachdem es in die Hände der An­geklagten gelangt war, auch deren Eigentum geworden und nicht mehr das der Firma sei, habe das Geld aber ihr gehört, so könne selbstredend auch von einer Unterschlagung nicht die Rede sein.

Ausländisches.

* Graz, 28. Septbr. In Oberlaubach wurden nachts die kaiserlichen Adler auf den Amtsschtldern in unflättgsstr Weise besudelt.

* Wien, 27. Sept. Der deutsche Kaiser ernannte den Erzherzog Albrecht von Oesterreich zumGeneral- seldmarschall in der preußischen Armee.

* R o m. 27. Sept. Der König verlieh dem König von Württemberg den Annunziatenorden, als Ausdruck der freundschaftlichen Gefühle und in An­erkennung des dem Prinzen von Neapel während seinesAufenthalts in Württemberg bereiteten Empfanges.

* Rom, 27. Sept. In den letzten 24 Stunden wurden aus Palermo 16 Cholera-Erkrankungen und 13 Todesfälle, aus Livorno 26 Erkrankungen und 4 Todesfälle gemeldet.

* London, 27. Sept.Times* * meldet aus Jokohama vom 15.: Durch starke Ueberschwemmun- gcn wurden in G!fu mehrere tausend Häuser zer­stört. Zahlreiche Familien sind obdachlos geworden und 50 Personen beim Einstürzen der Häuser ge­tötet. Der Hongwanje-Tempel ist durch Feuer zerstört.

* Edinburg, 28. Sept. In einer Versamm­lung in der Alberthalle hielt Gladstone eine Rede, in der er aussührte, die Bemühungen zu Gunsten der Homerule seien nicht erfolglos gewesen. Die Auflösung des Parlaments infolge der Verwerfung der Homerulevorlage wäre verfassungswidrig, es wäre ein Verrat gegen die Nation, welche das Recht der Selbstregierung besitze. Die Frage der Ex stenz des Oberhauses würde den Wählern unterbreitet werden. Die Majorität sei verpflichtet ein Mittel zu finden, um zum Ziele zu gelangen.

* Aus Athen, 24. Sept. wird berichtet: Grie­chenland stehe an der Schwelle ernster Ereignisse. Der Markt in griechischen Werten sei von einer wahren Panik ergriffen; das Goldagio sei über 85 Prozent gestiegen, Wechsel auf ausländische Plätze seien um keinen Preis zu beschaffen, die Zolleinuah- men nehmen immer mehr ab, die Ausfuhr stocke, die Industrie kämpfe mit den durch das hohe Agio her­vorgerufenen Bedrängnissen, die Preise der Lebens­mittel werden immer teurer, während der Verdienst immer geringer werde, es herrsche allgemeine Ver­zagtheit und Ratlosigkeit.

* Ein demHerald" zugehendes Telegramm be­stätigt die Nachricht von der Erneuerung der Blv- kade von Rio Grande durch die Aufständischen. Der Staat Parana befindet sich in offener Aufleh- nuna gegen die Regierung Peixotos.

Handel «nd Berkehr.

* (Obstvreiszettel vom 26.27. September.) Calw. Vom 23. Sept. Preise für Aepfel Mk. 2.20 bis 2.70, für Birnen Mk. 1.50 per Ztr. Vom 27. Sept., für Aepfel Mk. 2.50 per Ztr. Balingen. FLßlebtrnen 45 Mk., Pommerner 69 Mk., saure Aepfel 46 Mk. per Sack. Jsny. Gemischtes Obst Mk. 2.50 bis 2.70 per Zentner.

* (W e i npreise vom 26.27. Sept. Neipperg. Verschiedene Käufe zu 125 Mk. pro 3 Hektoliter. Güglingen. Ein Kauf zu 122 Mk. pro 3 Kl schwarz Gewächs, bestehend aus Riesling, Klevner und Burgunder. Gewicht 90 Grad. VomVorbach. Die meisten Weingärtner warten mit der Hauptlese bis nächste Woche zu, doch ist jetzt schon hie und da süßer Weinmost erhältlich. Horrheim. Lese im Gange, Ertrag r. 1500 Hektol., Preis 123130 Mk. pro 3 Hektoliter. Verkauf rasch. Verdingen. Frühlese beendigt. Allgem. Lese im Gange. Preis 90105 Mk. p. 3 Hekcol. schwarzen Gew. Ver­kauf flau, Käufer erwünscht. Vom Kaiserst « hl werden nur wenige Verkäufe gemeldet; bezahlt wurde für die Ohm 62 Mk.

* Stuttgart, 28. Sept. Kartoffelmarkt. Zu­fuhr am Leonhardsplatz: 200 Ztr. Preis pr. Ztr. 3 Mk. bis 3 Mk. 30 Pf. Krautmarkt. Zufuhr am Marktplatz: 1500 Stück. Preis per 100 St. 18 bis 20 Mark. Mostobstmarkt. Wilhelmsplatz Zufuhr 10000 Ztr. württ. Mostobst, Preis pr. Zrr. ge­mischt 3 Mk., Aepfel 3 Mk. 40Pf. bis 3 Mk. 60 Pf.

* (Hopfenbertchte.) Am Nürnberger Markt ist fortgesetzt nur nach Primaware gefragt, für mittlere und geringe Sorten fehlt jede Kauflust. Es notieren: Hallertauer 240245 Mk., Württem- berger prima 222230 Mk., mittel 210215 M., Badischer prima 228232 Mk., mittel 215-225 Mk. In S chwetz ingen erhält sich der Preis auf 230 Mk.

Gemeinnütziges.

* Ein nicht allgemein bekanntes, aber ausgezeich­

netes Mittel, den Obstmost für die volle Verbrauchs­zeit gesund und wohlschmeckend zu erhalten, ist die Schlehenfrucht. Dieselbe wird zu einem Brei zer­drückt «nd dem gährenden Getränk zugesetzt, wobei man für jeden Eimer 23 Pfund rechnet. Es ist selbstverständlich, daß die hier beigefügte Gerbsäure das Zäh- «nd Sauerwerden des Mostes verhindert.

Vermischtes.

* Es lebe der Schutzzoll und die Liebe! Das ist das neue Losungswort einer Gruppe ameri­kanischer Politiker, die kürzlich im Repräsentanten­hause zu Washington einen Gesetzesvorschlag einge­bracht haben, der dem Vermögen der sich mit Aus­ländern verheiratenden Amerikanerinnen eine 33pro- zevtige Steuer auferlegen will; Liebe wird also in den Bereinigten Staaten ungefähr so hoch bewertet wie Kunstwerke. Seit Jahren herrscht unter den Milltonstöchtern in Newyork, Chicago und San Francisko eine Vorliebe für den Adel Europas oder bester wohl umgekehrt: der Adel Europas sucht sein Wappenschild mit amerikanischem Golde aufzufnschen. Zwei Nichten des berühmten Vanderbilt haben sich vor Kurzem mit zwei Franzosen verheiratet. Eine Tochter Astors wird nächstens einen Ehebund mit einem italienischen Fürsten ein gehen. Auch das Ver­mögen Jay Goulds wird bald einen furchtbaren Aderlaß erhalten, denn die Tochter des Eisenbahn- köntgs ist heiratsfähig und wird sicherlich gleichfalls einen Europäer zum Gatten wählen. Die Namen Vanderbilt, Astor und Gould sind aber viele Tau­sende Millionen wert, wie man in Amerika sagen würde. Natürlich gibt es außerdem noch eine ganze Reihe Amerikanerinnen, deren Vermögen immerhin noch eine ganz achtbare Anzahl von Millionen dar­stellt, dir, mit europ. Aristokraten verheiratet, heute in erster Reihe im Bois de Boulogne, im Hydepark und auf dem Korso glänzen. Es ist klar, daß ein solcher Stand der Dinge den Aankees, die sich plötz­lich der mitgiftreichsten jungen Damen beraubt sehen, Herzbeklemmungen verursacht. Als praktisches Volk haben sie jetzt das Mittel gefunden, dieses Uebel aus der neuen Welt zu schaffen. Die Mac Ktnleybill gab einen vorzüglichen Wegweiser: die Ausländer- liebe wird einfach hoch besteuert! Man glaubt, daß in dieser Weise die heimischen Bewerber den euro­päischen Wettbewerb mit demselben Glücke werden ertragen können, wie die kalifornisch m Weine und die amerikanischen Stiefel zu 2 Dollars das Paar, die Konkurrenz der europäischen Weine und des euro­päischen Schuhwerks aushalten.

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beim Revteramt einzuretchen, um welche Zeit daselbst die Oeffnung der Angebote stattfindet, der die Bietenden beiwohnen können.

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Danksagung.

Bei dem großen Brandunglück vom 18. ds. Mts. haben uns neben der hiesigen Feuerwehr die verehr!. Feuerwehren von Altensteig, Calw, Ebhausen, Egenhausen, Emmingen, Haiterbach, Jselshausen, Oberjettingen, Rohrdorf, Unter­jettingen, Walddorf und Wildberg freundnachbarlichst unterstützt.

Wir danken auch auf diesem Wege innigst für die gereichte Hilfe in großer Gefahr.

Den 27. September 1893.

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