* Seit dem 19. wird im Stxttgarter Eber- Hard-Ludwig-Gymnastum die dieSjähr. Prüfung für den Einjährig - Freiwilligen - Dienst abgehalten. An derselben nahmen 44 Kandidaten teil, wovon 5 das sog. Künstlerexamen machen. Das bisher vorliegende Resultat ist so schlecht wie selten einmal. Am ersten und dritten Tag bestanden von je 10 Schülern nur je 3, am zweiten Tag von 10 Schülern 4.
* Der Kaiser wird Anfang November zu den königlichen Jagden als Gast des Königs Wilhelm von Württemberg kommen und in Schloß Bebenhausen Quartier nehmen. Es ist ein fünftägiger Aufenthalt vorgesehen.
* Cannstatt, 27. Sept. Die Einweihung der neuen Neckarbrücke ging heute morgen in großartiger Weise vor sich. Ihre Majestäten der König und die Königin erschienen um IOV2 Uhr. Außerdem waren anwesend sämtliche Minister, die Generalität, die Hofstaaten, viele Beamte, die bürgerlichen Kollegien von Cannstatt und Stuttgart, sowie eine nach Tausenden zählende Volksmenge. Der Minister des Innern v. Schmid hielt eine Ansprache an das Königspaar. Weitere Ansprachen hielten die Oberbürgermeister Rümelin und Nast, sowie Präsident v. Leibbrand. Der König dankte in herzlichen Worten allen denen, die an dem Zustandekommen des monumentalen Werkes mitgewirkt haben. Zum Andenken an seinen Onkel, unter dessen Regierung der Bau geplant und in Angriff genommen wurde, bestimmt der König, daß die Brücke „König Karl-Brücke" benannt werde. Hierauf folgte die Fahrt über die Brücke sowie durch einen Teil von Cannstatt. Das Festmahl im Kursaal vereinigte mittags etwa 300 Personen, darunter die Minister v. Schmid und v. Riecke, den ständischen Ausschuß mit Präsident v. Hohl an der Spitze, Mitglieder des Geheimen Rats und hohe Beamte, die Arbeiter des Brückenbaus, die verschiedenen Bauunternehmer, die bürgerlichen Kollegien von Stuttgart und Cannstatt, Vertreter der technischen Hochschule Stuttgarts, Mitglieder der Kammer der Abgeordneten u. s. w.
"Vom Bodensee, 26. Sept. Der See hat gegenwärtig einen Tiefstand erreicht, wie er in diesem Jahrhundert im September kaum noch dagewesen ist. Da der Bodensee von jetzt an bis März noch zu fallen pflegt, so können wir zu Ausgang des Winters ganz ungewöhnliche Seestandsverhältnisse bekommen mit erheblichen Schwierigkeiten für die Dampfschiffahrt in den Seehäfen und Landungsplätzen.
* (Verschiedenes.) Von Hessigheim OA. Besigheim wird berichtet: Von den den Felsengarten umgebenden Felsmassen löste sich ein Teil von mindestens 20 Wagen voll los und kollerte über die im schönsten Ertrage stehenden Weinberge hinab. Trauben und Beere liegen massenhaft auf dem durch die Felsen aufgewühlten Boden. 24 Schrannenmauern sind eingestürzt oder doch sehr beschädigt. Der Schaden für die betreff. Weinbergbesttzer ist mindestens 2000 Mk. — Ein Dienstmädchen, Luise Fahr aus tzeilbronn, welches erst kürzlich mit einer jung- verheirateten Familie nach Zürich zog, wollte den Spiritusapparat, der bereits auszulöschen drohte, nachfüllen. Sie kam mit der Flasche zu nahe an die Flamme, die Flasche explodierte und die Kleid.r fingen
denken. Dann fuhr ich in den Klub — Sie entsinnen sich dessen, Mr. Moore — und dann, auf dem Heimweg — ja, ich wußte nur zu gut, daß er noch auf mich warten würde, obwohl die verabredete Zeit längst verstrichen war. Ich war schwach genug — wir sahen uns.-
„Und als ich nach Hause kam, war mein Mann fort. Wenn er von dem Stelldichein erfahren hätte, wenn er das Geschehene ahnte! So kam der nächste Tag — es war entsetzlich! Es war gleichsam eine Strafe, eine Strafe für etwas Unschuldiges, für die tröstenden Worte, die ich zu ihm gesprochen."
Sie schwieg und jetzt verstand ich den Grund von Archibalv Försters plötzlicher Abreise. In der Verzweiflung, im Wahnsinn war er gereist, in derselben Nacht abgereist, um nicht wiederzukehren. Aber Not kennt kein Gebot. Nach einer Weile fuhr sie mit fast unhörbarer Stimme fort:
„Die zweite Begegnung, diesmal wollte ich ihn sehen. Er sollte mich trösten. Sie sahen uns, Mr. Moore, Sie sahen uns, ach, hätten Sie auch unsere Unterredung mit angehört! Zweimal haben wir uns gesehen in diesen zwei Jahren, zweimal, und nie wird es wieder geschehen!"
Sie war doch eine eigentümliche Frau, diese Anny Hood! Liebte sie Archibald Förster etwa noch? Warum hatte sie ihn denn aufgegeben? Warum hatte sie gesagt, daß sie nicht mehr mit ihm zusammen leben könne?
„Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Mrs.
Feuer. Die Aermste sprang die Stiege hinunter in den Keller und suchte die Flamme zu löschen, was ihr aber nicht gelang. Die Kleider verbrannten total und der Körper der Unglücklichen glich einer einzigen schrecklichen Brandwunde. Nach unsäglichen Leiden gab das Mädchen den Geist auf. — Ein talentvoller Junge scheint ein 15 Jahre alter Schlosserlehrling in Friedrichshofen zu sein, der seine Kunst bereits soweit verstand, daß er Nachschlüssel machte u. seinem Hausherrn öfters Geld aus dem Kasten stahl, über 100 Mk. Der Bursche führte ein flottes Leben und zur größeren Erheiterung wurde zuletzt noch eine Guitarre angeschafft. — JnGrunbach sollte ein Weingärtner eine 8tägige Gefängnisstrafe absitzen. Ehe er ins Gefängnis gebracht wurde, schoß er sich eine Kugel in den Kopf; er liegt nun schwer verletzt im Bezirks- krankenhaus.
* Kalsruhe, 28. Sept. Die vom Ministerium angeordnete bakteriologische Untersuchung des Rhein- Neckar-Wassers bezüglich der Choleragefahr ergab keinen Fall des Vorhandenseins von Bazillen.
* Wie der Schwindel vor nichts zurückschreckt, das beweist folgender Vorfall, der sich in Kassel ereignete: Ein Mensch, mit einer Eisenbahnmütze bekleidet, zieht des Nachts die Klingel der dortigen Sternapotheke und erzählt dem aus seiner Nachtruhe aufgeschreckten Apotheker mit allen Anzeichen des Schreckens, soeben sei bei Wilhelmshöhe der Karier- zug Frankfurt-Hamburg verunglückt; es habe 12 Tote und viele Verwundete gegeben. Der Medizinal- rat so und so schicke ihn her, um Arznei und Verbandzeug und 5 Flaschen guten Rotwein zu holen. Er erhielt auch die Sachen. Anderen morgens stellte sich natürlich der Schwindel heraus.
* Berlin, 26. Sept. Die zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck gewechselten Telegramme lauten wie folgt: „Güns, 19. Sept. An Fürst Bismarck, Kissingen. Ich habe zu meinem Bedauern jetzt erst erfahren, daß Euere Durchlaucht eine nicht unerhebliche Erkrankung durchgemacht haben. Da Mir zugleich, Gott sei Dank, Nachrichten über die stetig fortschreitende Besserung zugegangen sind, spreche Ich Meine wärmste Freude hierüber aus. Im Wunsche, Ihre Genesung zu einer recht vollständigen zu gestalten, bitte Ich Euere Durchlaucht, bei der klimatisch wenig günstigen Lage Varzins und Fried- richsruhe's für die Winterzeit in einem Meiner in Mitteldeutschland gelegenen Schlösser Quartier aufzuschlagen. Ich werde nach Rücksprache mit meinem Hosmarschall das geeignetste Schloß Eurer Durchlaucht namhaft machen. Wilhelm." — Kissingen, 19. Sept. An Seine Majestät den Deutschen Kaiser. Güns. Eurer Majestät danke ich in tiefster Ehrfurcht für den huldreichen Ausdruck der Teilnahme an meiner Erkrankung und der neuerlich eingetretenen Besserung und nicht minder für die Absicht gnädiger Fürsorge für die Förderung meiner Genesung durch Gewährung eines klimatisch günstigen Wohnsitzes. Meine ehrfurchtsvolle Dankbarkeit für die huldreiche Intention wird durch die Ueberzeugung nicht abgeschwächt, daß ich die Herstellung, wenn sie mir nach Gottes Willen überhaupt in Aussicht steht, am wahrscheinlichsten in der altgewohnten Häuslichkeit und
Hood, seien Sie versichert, daß ich es nicht mißbrauchen w.rde!"
Sie hatt: mich noch nicht gefragt, wer der Mörder fei, jetzt kam die Frage:
„Sagen Sie mir — wer?-Atemlos er
wartete sie die Antwort.
Aber ich hatte einen anderen Plan.
„Kann ich Ihnen nicht in irgend einer Weise behilflich sein? Seien Sie überzeugt, daß ich alle Kräfte aufbieten werde. Gestatten Sie mir noch eine Frage — wer besorgt Ihre Geldangelegenheiten?"
„Mr. Barker natürlich, der Kompagnon meines Mannes. Ach, was sage ich da! — Er hat alles ui die Hand genommen. Und das ist ja auch das natürlichste, Mr. Moore. Ich verstehe ja nichts von Geschäften." Sie versuchte zu lächeln.
„Sie haben dann wohl Barker alle die erforderlichen Schlüssel gegeben, Mrs. Hood?"
„Freilich habe ich das gethan. Und den Schlüssel zu dem Privatschranke meines Mannes, ich wußte gar nicht einmal, was er darin aufbewahrte, und daß er überhaupt einen solchen Schrank hatte — den Schlüssel hatte mein Mann am Dienstag auf dem Schreibtisch liegen lassen, sodaß Mr. Barker ihn bereits hatte. Er teilte mir das am Mittwoch, gleich nachdem Sie fortgegangen waren, mit!"
Den Schlüssel sollte Benjamin Hood vergessen haben. Der war in Percy Barkers Händen! Auf dem Schreibtische wollte er ihn gefunden haben, auf dem Schreibtische!
deren Zubehör an Einrichtung und Umgebung zu finden glaube. Da mein Leiden nervöser Natur ist, so glaube ich mit meinem Arzte, daß das ruhige Winterleben in den gewohnten Umgebungen und Beschäftigungen das Förderlichste für meine Genesung sein und daß der Uebergang in neue, mir bisher fremde Umgebung und Verkehrskrekse, wie es die Folge der Verwirklichung der huldreichen Absicht Eurer Majestät sein würde, in meinem hohen Alter im Interesse der Beseitigung der vorhandenen Störungen meines Nervensystems zu vermeiden sein dürfte. Professor Schwenninger behält sich vor, diese meine Ueberzeugung schriftlich zu begründen. Bismarck."
* Berlin, 27. Sept. Der Kaiser ist auf der Station Wildpark mit Sonderzug um 7V2 Uhr früh wohlbehalten eingetroffen.
* Berlin, 28. Septbr. Fürst BiSmarck wird Samstag von Kissingen nach Friedrichsruh abretsen. Sein Befinden ist verhältnismäßig gut.
* Berlin, 28. Sept. Die Zusammenkunft des Zaren mit vem Grafen von Paris in Kopenhagen verstimmt laut Kreuzz. die Republikaner in Frankreich allgemein. — In Barcelona fand die Polizei laut Berl.,Tagbl. ein ganzes Arsenal von Dynamitbomben und verhaftete 11 spanische, sowie einen italienischen Anarchisten.
* Die mitteleuropäische Zeit, die seit 1. April dieses Jahres in ganz Deutschland emgeführt ist, soll vom 1. November d. I. an auch auf den italienischen Eisenbahnen zur Anwendung kommen, so daß dann in Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien überall dieselbe Zeit herrscht.
* Bad Homburg, 27. Sept. Von Kissingen kommend, traf hier Graf Wilhelm Bismarck bet der Kaiserin Friedrich ein.
* Aus Dortmund wird oer Rh. W. Ztg. berichtet: Der italienische Orgeldreher Angelo Conti, welcher schon seit einer Reihe von Jahren mit seiner Orgel die Straßen unserer Stadt durchzog, ist dadurch ein vermögender Mann geworden. Gleichzeitig hat er seine Landsleute, welche Neigung zu diesem musikalischen Erwerbe zeigten, mit Instrumenten versehen, wodurch er ebenfalls ein nettes Sümmchen Geld an Provision etnheimste. Conti besaß sechs Wohnhäuser in Witten, ließ sich dann aber in waghalsige Spekulationen ein und hat jetzt Hab und Gut wieder verloren. Nun zieht er selbst wieder mit der Orgel durchs Land und sucht die früheren schönen Tage so viel als möglich zu verschmerzen.
* Von größtem Interesse für die ganze Geschäftswelt ist ein Urteil, das die Strafkammer in Elberfeld in einer Anklagesache wegen Betrugs gegen eine Putzmacherin von Ohliges fällte. Die Putzmacherin schuldete einer Leipziger Firma die Summe von 208,90 Mk. und gab dafür zwei Accepte, eines über 108,90 Mk., das andere, anderthalb Monate später fällig, über 100 Mk. Als der Verfalltag des ersten heranrückte, schrieb sie nach Leipzig, daß sie es aus eignen Mitteln nicht einlösen könne, und bat unter Einsendung eines neuen Accepts, ihr 50 Mk. zu senden; die Firma that dies, und der Wechsel ging auch ein. Als das zweite Accept bezahlt werden sollte, schrieb die Angeklagte wieder, man möge ihr, um Protestkosten zu sparen, 50 Mk. schicken; sie er-
Jetzt herrschte völlige Finsternis im Zimmer. Wir hatten uns beide erhoben. Und abermals fragte sie: „Wer, Mr. Moore, wer?"
Aber ich drückte statt aller Antwort ihre Hand,
verneigte mich tief und ging.-Ich habe später
nie wieder mit Anny Hood gesprochen. (Forts f.)
Au lieber Stätte.
Die allen Wege wandl' ich wieder,
Die oft dereinst mein Fuß betrat;
Die einst umjubeln Drosfellieder Den stillen waldumrauschten Pfad.
Ob ich auch manches Glück vergessen, — Es leben tröstend in mir fort Die Stunden, die ich froh gesessen Mit dir am lauschig trauten Ort.
Hier wiegt im lauten Abendwinde Ihr Haupt die Eiche ungebeugt,
Wo noch der Name in der Rinde Von dem entschwundenen Glücke zeugt.
Jetzt regt sich's leis im Eichenhage,
Und aus den Wipfeln duftumsprüht Zieht mir der Drossel sanfte Klage Sehnsucht erweckend durch's Gemüt.
Ich möcht' dem Liede sinnend lauschen,
Da plötzlich schwieg's, doch klang es mir L>üß aus dem märchenhaften Rauschen,
Als sei's ein ferner Gruß — — — von dir.
Rätsel.
Meine Erste hanget an der Zweiten Und das ganze diente einst zum Streiten;
Und als Test und Geßler sich entzweiten Mußt es Letzterem den Tod bereiten.
Auflösung folgt in nächster Nummer.