Sympathien für die Einigkeit Deutschlands, verbun­den mit warmer und treuer Liebe zu dem LandeS- herrn, entgegengetreten, daß ich die Stadt nicht ver­lassen kann, ohne meine freudige Genugthuung hier­über Ihnen wiederholt auszusprechen. Ich ersuche Sie, allen denen, die durch festlichen Schmuck der Häuser und Straßen, sowie durch Beteiligung an sonstigen festlichen Veranstaltungen mit dazu beige­tragen haben, mir und meiner Gemahlin einen un­seren Herzen wohlthuenden Empfang zu bereiten, un­fern wärmsten Dank und unsere lebhafteste Befriedi­gung zu erkennen geben. Stuttgart, 16. Sept. 1893. Wilhelm. An den Stadtschultheiß der Haupt- und Residenzstadt Stuttgart.

* Dem Vernehmen nach ist von Sr. Maj. dem König dem Stadtschuliheißen Rümelin von St uttg art der TitelOberbürgermeister" verliehen worden.

* (Verschiedenes.) Am Schulhaus in Calw verunglückte ein Arbeiter dadurch, daß ihm beim Sprengen von Felsen ein Stück an die Brust ge­schleudert wurde, wobei er so schwere innere Verletz­ungen erlitt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Den Brand bei Schmied Decker in Li eben- zell hat dessen Lehrling Kusterer gelegt. Der Schlingel ist verhaftet und geständig. In Aldingen ist das ganze Anwesen des Müllers Rath, bestehend aus Wohn- und Mühlgebäude und der Sägmühle rc. ab­gebrannt.

* Frankfurt, 15. Sept. Wegen Beleidigung des Kaisers durch einen Leitartikel über die Müdig­keit des Reichstags wurde der Redakteur der Kleinen Presse, Zacher, zu 2 Moniten Festung verurteilt.

* In Paulinzelle (Thüringen) wurde ein Eisenbahnarbeiter verhaftet, der dringend verdächtig ist, im März d. I. in Salmdorf bet München die Witwe Reitsberger mit ihren drei Töchtern ermordet, beraubt und hierauf das Anwesen niedergebranntzu haben.

* Berlin, 16. Sept. Infolge der Heeresver­stärkung treten i isbesonders bei der Infanterie um­fangreiche Personalveränderungen ein. Alle über­zähligen Majors werden zu Kommandeuren der vierten Bataillone ernannt.

* Aus Berlin schreibt man der Fr. Ztg.: Der Aufschwung des Fremdenverkehrs, der dazu geführt hatte, daß in Berlin jährlich einige große palast- ähnliche neue Hotels entstanden, die mit teuren Re­staurants verbunden sind, Hai in erschreckender Weise nachgelassen, und jetzt, wo diese Prachtbauten fertig sind, stehen wir ziemlich nahe an einem Hotelkrach. Eins blüht in Berlin, und das ist charakteristisch: eme neue Sorte von Stehbierhallen, die in der Fried- richstraße, in der Leipzigerstraße und Unter den L.n- den seit etwa einem Jahre entstanden sind, höchst sauber eingerichtete Lokale, wo man ein kleines be­legtes Brötchen in appetitlicher Darbietung zum Preise von 10 Pfennigen und ein Glas Bier oft fünfzehn verschiedene Sorten zum Preise von zehn und fünfzehn Pfennigen bekommt. Diese Lokale find von früh bis in die Nacht geradezu überfüllt: es geht so lebhaft zu wie in einem Auktionslokale, und man sehe sich das Publikum an, das dort auf die billigste Weise seinen Appetit stillt. Es sind die so­genannten besseren Klassen, nicht nur der Student

kam ich in einen Bauernhof, wo man gemahlenes Obst in Standen gefüllt und mit Tüchern sorgfältig bedeckt hatte, letzteres offenbar in der Annahm, daß man hierdurch die Luft abhalten könne. Es war hier so recht zu sehen, wie es dieses Jahr unzweifel­haft an sehr vielen Orten gehen wird. Das ge­mahlene Obst hatte bis fast auf den Boden der Standen keine Brühe, sondern bildete eine lockere Masse, in welche unerachtet der Tücher die Luft stark eindrang und, wie schon der Geruch erkennen ließ, eine große Menge Essigsäure erzeugte. Dieser Most wird schon nach dem Keltern einen Stich haben und, wenn er nicht alsbald getrunken wird, bald in Essig über­gehen. Es ist dieses Jahr noch mehr als in anderen Jahren geboten, das gemahlene Obst rasch abzu- keltern, die Trester, sofern man mehr Wein erzeugen will, mit recht kaltem Wasser zu mischen, mir einem durchlöcherten Senkboden zu bedecken, so zusammen­zupressen, daß die Flüssigkeit über letzterem zu stehen kommt und nach 12 Stunden wieder abzupressen. Soll aus besonderen Gründen das gemahlene Obst vor dem Pressen einige Zeit in Standen stehen bleiben, so ist es dringend nötig, dasselbe alsbald nach dem Mahlen mit einem Senkboden zu bedecken, möglichst zusammenzupressen und mit soviel Wasser zu übergießen, daß dieses oben über dem Senkboden steht. Außerdem ist bei der Bereitung von Obstwein besonders noch folgendes zu beachten: Das Abpccffen des Mostes soll rasch geschehen; bleiben die Trester zu lange in der Kelter, so erwärmen sie sich und es entsteht Essigsäure, welche bet weiterem Pressen in

und der Kommis, sondern auch Leute der Geschäfts­welt, die man früher an Orten sah, wo es Äwäs teurer hergeht.

Ausländisches.

* Die deutschen Preßorgane Böhmens verspre­chen sich von der Verhängung des kleinen Belager­ungszustandes über Prag und Umgegend dauernd günstige Folgen für das durch die jungtschechtsche Nationalitätenhetze so schwer heimgesuchte Königreich. DieBohemia" führt u. a. aus:Fürwahr, das wäre eine schöne Freiheit, die in zügellosem Uebermut von Frevel zu Frevel schreiten dürfte, ungestraft durch unpatriotische Ausschreitungen verwegenster Art jedem Reichs- und Kaisertreuen die Röte der Scham und des Zornes ins Antlitz treiben könnte, die ühne Schranken die Schreckensherrschaft eines schier zum Wahnwitz gediehenen nationalen Fanatismus aus­zubreiten vermöchte. In diesem Sinne fühlen wir uns, entsprechend dem großen Ernst der Angelegen­heit, durchaus frei von kleinlicher Gehässigkeit und Schadenfreude und hegen den Wunsch, daß der Zweck der Beruhigung ohne Maßregeln von so tief ein­schneidender Konsequenz erreicht werden möge."

* Wien, 16. Sept. Auf dem Bahnhof der Festungsstadt Przemysl wurde gestern ein französi­scher Ingenieur Mix von der Elektrotechnischen Ge­sellschaft in Paris wegen Verdachts der Spionage verhaftet. Mix hatte mittels Taschen-Apparats photo­graphische Aufnahmen gemacht.

* Paris. Aufsehen erregt inmitten des Fest­taumels ein Artikel desObservateur", in welchem die Frage erörtet wird, welcher französische Hafen der zu bildenden russischen Mittelmeerflotte zuzuweisen wäre. Der Hafen von Toulon würde allerdings alle Bürgschaften der Sicherheit bieten und für die Versorgung der Flotte mit Lebensmitteln u. dergl. sowie für die Vornahme von Reparaturen vollkommen geeignet sein. Doch dränge sich die Frage auf, ob es nicht gefährlich wäre, eine fremde Flotte in be­ständiger Berührung mit den französischen See- Arsenalen zu lassen. Die täglichen Versuche mit Torpedo-Fahrzeugen, neuen Geschossen, kurz, mit allen neuen Verteidigung?- und Angriffswerkzeugen würden dann unter den Augen der russischen Marine vor sich gehen, welche somit über alle, die Küstenver- teidtgung betreffenden Fortschritte der französischen Kriegsmarine auf dem Laufenden gehalten würde. Das empfiehlt, den Hafen von Ajaccio zu wählen, welcher bei gleichen örtlichen Vorteilen es ermöglichen würde, daß die Raffen auf französischem Machtge­biete wären, ohne daß die angedeuteten Rücksichten gefährdet würden.

* Rotterdam, 16. Sept. Der eiserne Drei­masterNoach I.", welcher bereits vor drei Monaten von Java hier hätte eintreffen müssen, gilt mit Mann und Maus für verloren.

* New-Jork, 16. S>pt. In der Nähe der Stadt wurde gestern ein Etsenbahnzug von Dieben angehalten und ausgeraubt, wobei 70000 Dollars entwendet wurden. Während des dabei entstandenen Kampfes wurden acht Personen getötet.

" Newyork, 19. Sept. Aus Rio de Janeira wird gemeldet: Admiral Mello verfügt über 35

den Most gelangt und zu dem Verderben desselben beiträgt. I- reifer das Obst am Baum wird, umso reicher ist cs an Zucker, umsomehr entsteht also bei der Gärung Weingeist und umso besser und haltbarer wird der Wein. Harte Birnen und stark saure Aepfel lasse man vor dem Mahlen einige Zeit zur Nachreife liegen. Faules und wurmstichiges Obst macht, daß der Wein einen Beigeschmack amnmml und sich schwer klärt oder wieder rrieb wird. Für haltbaren und feinen Obstwein verwende man möglichst nur ge­sundes Obst. Sowohl von Aepfeln oder Birnen allein, als von einzelnen Sorten derselben kann man bei richtiger Wahl recht guten Wein darstellen. Ganz allgemein erhält man aber besseren Wein, wenn mau mehrere Sorten mit einander mischt: süße Aepfel mischt man mit sauren Aepfeln und mit h neben Birnen, saure Aepfel mit süßen B'.rnen, süße Birnen m:t sauren Aepfeln und herben, rauhen, z. B. Holzbirnen u. s. w. Der Most darf nur in ein gur gereinigtes, nicht wieder eingebranntes Faß gebracht werden; brennt man letzteres ein und spült es vor dem Ein­füllen nicht wieder gut aus, so kann die Gärung da­durch verhindert oder stark verzögert werden und es kann dann im Winter oder Frühjahr aus Zucker Schleim statt Weingeist entstehen. An manchen Orten füllt man die Fässer ganz an und läßt den bei der Gärung in die Höhe steigenden Schaum überfließen. Wenn die Trauben oder das Obst teilweise faul waren, so ist dies Verfahren ganz gut, weil hierbei besonders auch die fauligen Stoffe ausgestoßen werden. Bei gesunden Früchten ist es aber durchaus unzweckmäßig,

Kriegsschiff« und 1400 Offiziere. Dem Präsidenten Peixoto verweigern die Offiziere den Gehorsam.

Handel und Berkehr.

* Altensteig, 20. Sept. Der Obstreichtum in unseren Nachbargemeinden, namentlich in Walddors, Warth, Wenden, Ebershardt, dann in Garrweiler, Wörnersberg, Grömbach, Ettmannsweiler, Simmers­feld ist ei« großartiger. Bereits sind mehrere Liefer­ungen auf prima saure Mostäpfel zu 2 M. 50 Pfg. pr. Ztr., gebrochenes Obst zu 3 Mk. pr. Ztr. abge­schloffen. Die Angebote erfolgen zahlreich. Diesmal bleibt viel Geld im Land, das in andern Jahren für Obst ins Ausland wandelte.

* Stuttgart, 18. Sept. (Landesprodukten-Börse.) Die heutige Börse ist gut besucht und wurden ca. 18000 Zentner umgesetzt. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayerisch Mk. 16.50 bis 17.60, Land Mk. 16.90, La klecks, Mk. 17 50 bis Mk. 17.60, rumän. Mk. 17.25, Kernen Mk. 17 dis 17.10, Dinkel Mk. 12, Gerste, bayr. Mk. 17.25, Ungar. Mk. 17.70 bis Mk. 19.25, Hafer, alt Mk. 18.50, bis Mk. 19, mu Mk. 16, Mais, Donau Mk. 12.75. Mehlpreise per 100 Kilo tnkl. Sack bei Wagenladung: Suppengrtes Mk. 30.50. Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr. 1: Mk. 27.50 bis 28.50, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24.50, Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Suppengries Mk. 30.50. Kleie mit Sack Mk. 11 per 100 Kilo je nach Qualität.

* Stuttgart, 19. Sept. Kartoffelmarkt. Zu­fuhr 300 Ztr. Preis 3 Mk. 20 Pf. bis 3 Mk. 50 Pf. pr. Z:r. Krautmarkt. Zufuhr 2800 Stück. Preis 18 bis 22 Mk. per 100 Stück. Mostobstmarkt: (Wilhelmsplatz) Zufuhr 10000 Ztr. Preis 2 Mk. 50Pf. bis 3 Mk. per Zentner.

* Eßlingen, 16. Sept. (Oöstmarkt.) Auf dem Oöstmarkt kamen heute 600 Ztr. Mostobst zum Ver­kauf, Birnen Mk. 2.502.80 und Aepfel zu Mk. 3 bis 3.50 der Ztr.

* Schorndorf, 17. Sept. (Oöstmarkt.) Dem gestrigen Obstmarkt wurden etwa 600 Ztr. Mostobst zugeführt. Für Birnen wurden Mk. 2 80 bis Mk. 3., für Aepfel Mk. 3.20 bis Mk. 3.40. per Ztr. bezahlt; der Verkauf war ein rascher. Auch Zwetschgen wurden zugeführt; von diesen wurde der Ztr. zu Mk. 4 verkauft.

* Hohenhaslach, O.A. Vachiugen. Seit einiger Zeit erfreuen sich unsere Weinberge eines recht zahlreichen.Besuchs von Fremden, die in hoher Be­friedigung über den vorzüglichen Stand der Trauben jetzt schon Weinbestellungen machen. In der Thal sind auch die Trauben, welche ausgcrerft sind, noch selten so gesund und vollkommen gewesen wie Heuer. Wir werden gegenüber dem Vorjahr die doppelte Quantität erreichen. In manchen Geländen ka m so­gar von einem vollkommenen Herbste gesprochen werden. Was die Qualität anbelangt, so darf bei dem sehr vorgeschrittenen Reifegrad der Trauben auf ein aus­gezeichnetes Weinerzeugnis mit aller Zuversicht ge- rechn.t werden.

* Schwetzingen, 14. Sept. Auf der Stadt­wage wurden gestern 8 Ballen abgewogen. Preis 220 Mk. In Brühl wurden 14 Ballen Hopfen verwogen und zum Preise bis zu 210 Mk. verkauft.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

denn mit dem Schaum wird auch Hefe und es werden andere feste Bestandteile entfernt, welche zur Gärung und zum Klarwerden des Weins beitragen. Ein ge­wisser, nicht zu großer Zusatz von Wasser ist ganz allgemein zweckmäßig, und zwar in der Weise, daß man, wie oben angegeben, den Troß zuerst abpreßt und die Trester mit Wasser mffcht, mit einem Senk­boden bedeckt und gut zusammenpreßt, so daß über letzterem noch etwas Flüssigkeit ist, 12 Stunden stehen läßt und dann wieder abpreßt. Es empfiehlt sich, den Wärmegrad der Trester zu messen: ist er höher als 20 Grad C., so setzt mm kattes Wasser zu: sind die Trester kalt, so verwendet man lauwarmes Wasser, um in der Mischung 15 bis 20 Grad C. (1216 Grad R.) hervorzubrtngen. Erheblich höherer oder niederer Wärmegrad kann nachteilig sein, elfterer kann die Esfigbildung befördern, letzterer die Gärung zu sehr verzögern. Von dem Zucker im Obst, bezw. von dem Weingeist im Wein hängt vorzugsweise die Güie und die Haltbarkett des letzteren ab. Wir können annehmen, daß ein Getränke sich allgemein nur dann mehrere Jahre hält, wenn es mindestens 57 vol. Pcoz. Weingeist enthält; hierfür müssen im Most 89,6 Proz. Zucker enthalten sein; nun enthalten aber nur die besten Aepfel- und Birnensorten 811 und die geringeren Sorten nur 46 Proz. Zucker. Für jeden Hektoliter Wasser, den man zusetzt, sollte man im Most auch 2024 Pfund Zucker auflösen. Bet sehr schwachem Obst ist ebenfalls ein Zuckerzusatz zu empfehlen, wenn man einen haltbaren Wein daraus darstelleu will.