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Donnerstag dm 21. September

^ , Die geehrten Leser des BlattesAus den Tannen" gestatten wir uns hiermit daran zu er­innern, daß am 1. Oktober ein neues Quartal beginnt, und daß sich beim Bezug durch die Post eine als­baldige Bestellung empfiehlt. Neuer Hinzutritt zu dem Leserkreis des Blattes ist uns sehr willkommen.

Die Red, und Exped.

Amtliches.

In Conweiler wurde eine Postagentur errichtet. Von Enz- klösterle nach Conweiler tritt die Taxe von 5 Pf« für den fran- kierten Brief in Kraft.

Gestorben: Ziegeleibesitzer Kaufmann, Alfdorf; Privatier ^ochstctter^LudwiE^S^^bS^meister^Eberle^Stuttgart^^^

^ Kaiser Wilhelm in Ungarn.

Es sind allerhand gezwungene Verhältnisse, die Kaiser Wilhelm bei seiner Ankunst auf ungarischem Boden dort vorfindet. Erst vor kurzem ist der öster­reichisch - ungarische Etikettestreit beigelegt worden, dessentwegen Kaiser Franz Joseph im vergangenen Jahre Knall und Fall die Ofener Burg verließ und nach Wien zuiückkehrte. Seitdem hat er darin ein­gewilligt, sich bei seinem Aufenthalt in Ungarn mit einem rein ungarischen Hofhalt zu umgeben und auf diese Zusage hin hat dann das Ungarvolk seinem Könige" wieder den üblichenjubelnden Empfang" bereitet.

In der Brust eines jeden echten Magyaren woh­nen zwei Seelen: die eine, von der politischen Klug­heit beeinflußt und geleitet, ist eine streng monar­chische; die andere, der allein das stark ausgeprägte Nationalgefühl die Spannkraft giebt, ist eine anti­monarchische. Die Ungarn jubelten ihrem Könige zur Feier seiner 25jährigen Krönung mit Begeisterung zu . . . und zu gleicher Zeit wurde der alte Kossuth von vielen ungarischen Städten, darunter auch von Budapest, zum Ehrenbürger ernannt. Ein anderes, in der Brust der Ungarn sehr lebhaftes Gefühl ist der Russenhaß. Als der ungarische Reichstag im Mat 1848 auf Antrag Kossuths das Haus tzabs- burg-Lothringen des Thrones verlustig erklärte, da ries die österreichische Regierung die Hilfe Rußlands an. Paskewitsch fiel in Siebenbürgen ein und später mußte sich Görgey bei Vilagos den Russen ergeben. Diesen Oesterreich geleisteten Liebesdienst Rußlands

Eine Woche.

Kriminal-Roman von M.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Entsinnen Sie sich vielleicht, Mr. Barker, um welche Zeit Benjamin Hood am Dienstag das Kon­tor verließ ? Sie sagten, daß Sie sich auf den Abend verabredet hatten, bitte, geben Sie mir ein wenig genauer an, wie diese Sache zusammenhängt."

Mit dem größten Vergnügen, Mr. Moore! Benjamin Hood entfernte sich am Dienstag wie ge­wöhnlich um fünf Uhr vom Kontor. Des wichtigen Geschäftes wegen, das mich, nebenbei bemerkt, augen­blicklich so völlig in Anspruch nimmt, hatten wir. wie gesagt, eine Zusammenkunft auf den Abend ver­abredet. Wo und wann? Gegen neun Uhr in un­serem gewöhnlichen Klub, imUnionklub". Ich war lange vor der festgesetzten Zeit dort. Ich wartete und wartete, aber nein! Kein Benjamin Hood li ß sich blicken. Kein Mensch ist vollkommen, wir haben alle unsere Fehler, und Benjamin Hoods Haupt­fehler war Unpünktlichkeit. Kurz, seit wir uns um fünf Uhr voneinander trennten er verließ das Kontor, ich blieb noch eine Viertelstunde bei der Ar­beit seitdem sah und hörte ich nichts wieder von ihm."

Dann am nächsten Morgen" Percy Barker schwieg. Er seufzte tief auf. Die beiden Kompag­nons hatten Tag aus. Tag ein miteinander verkehrt, sie kannten sich durch und durch. Der eine wußte ohne Zweifel, welch' Charakter der andere war. Irr­

werden die Magyaren dem Zarentum nie vergessen^

sie sind dessen unerbittliche Gegner und schon aus diesem Gefühl heraus sind sie treue Anhänger der Dreibund-Ideen.

Kaiser Franz Joseph hat vor kurzem aus An­laß des Namenstages Kaisers Alexander III. bei der Hostafel auf den Zaren, seinenteuren Freund", das dreimalige Hoch ausgebracht. Wie sehr ihm dies! von Herzen gekommen ist, läßt sich nicht sagen. Toch f muß man ins Auge fassen, daß derteure Freund" seine Flotte zum Besuch nach Toulon schickt, wo doch l zweifellos dreibundfeindliche Kundgebungen veran­staltet werden, daß derteure Freund" eine! russische Flottenstatton im Mittelmeer errichten will, obwohl Rußland eigentlich im Mtttelmeer nichts zu suchen hat, daß derteure Freund" neuerdings! überall seine Hand zu gunsten Frankreichs Im Spiele hat, wo es gilt, dem Dreibund und dessen s Freunden ein Schnippchen zu schlagen.

Man mag solch' einen teuren Freund beim! offiziellen Festmahl hochleben lassen, aber man thut nebenbei gut, recht auf der Hut zu sein. Und daß^ dies geschieht, davon legen die nun beginnend^ Manöver in Ungarn ein unzweideutiges Zeugnis Nachdem sich Kaiser Wilhelm in seinen rheinischen! Provinzen, in den Reichslanden und in Württemberg ^ von der Schlagfertigkeit des deutschen Heeres über­zeugt hat. geht er nach Ungarn, um sich von seinem! hohen Verbündeten zeigen zu lassen, daß auch das ungarische Heer der Aufgabe gewachsen ist, die ihmj vielleicht über kurz oder lang gestellt werden könnte. Auch will man in der ganzen habsburgischen Mo­narchie die Landwehr neu formieren, damit sich die­selbe im Kriegsfall leichter in den Rahmen des stehen­den Heeres einstigen lasse.

Es ist nicht zu verkennen, daß das energische! Vorgehen des Grafen Taaffe gegen die Tschechen einen guten Eindruck auf das deutsche Volk macht. Die deutschen Stammesgenossen jenseits der schwarz­gelben Grenzpsähle sollen fortan nicht mehr schutzlos I den Angriffen des sanattfierten Tschechentums preis­gegeben werden. Graf Taaffe hat bereits im ver­gangenen Jahre den ihm früher vorenthaltenen Schwarzen Adlerorden bekommen. So wenig ein Staat sich das Reckt anmaßen darf, sich in die

folge ihrer gemeinsamen Arbeit kannten sie ebenso gut ihre gegenseitigen Verdienste wie ihre Fehler. Sie hatten in gemeinsamem Interesse gearbeitet. Der eine war gewissermaßen abhängig von dem andern. Und jetzt, jetzt war das Band gelöst. Benjamin Hood hatte dem Tode seinen Zoll entrichtet. Aber, der Tod hatte ihn nicht selbst gerufen, er war durch meuchlerische Hand ins Jenseits befördert. Es mußte ein entsetzlicher Morgen für den Kompagnon gewesen sein. Percy Barker würde sicher den Morgen des 2. März nimmer vergessen.

Er seufzte abermals tief auf und dann herrschte im Zimmer Totenstille.

Es war wirklich eine höchst eigentümliche Unter­haltung. Allmählich war es dunkler und dunkler geworden. Ein schwaches Hirn, einen überspannten Kopf würde in dieser Stunde eine namenlose Angst erfaßt haben, vielleicht umschwebte uns der Geist des Toten in dieser Stunde, vielleicht stachelte er uns zur Rache auf, flüsterte uns heimliche Worte ins Ohr, ermahnte uns, den Mörder zur Rechenschaft zu ziehen! Sei unbesorgt, Benjamin Hood, du sollst gerächt werden! Gönne mir noch einen oder zwei Tage, und dein Geist soll Ruhe finden!

Dann am nächsten Morgen aber wo war Benjamin Hood an dem letzten Tage seines Lebens gesehen worden? Wollte und konnte mir Mr. Percy Barker diese Frage beantworten, so würde ich von Herzen dankbar sein.

Mr. Barker," und meine Stimme hatte einen beinahe feierlichen Klang.Mr. Barker, diese Sache