«ine Bekanntmachung, wonach einem Artisten in der Nähe von Roclum sein Wohnwagen mitsamt seinen 2 Kindern von Zigeunern geraubt wurden.
* Berlin. Prof. Robert Koch, der vor kurzem von seiner Gattin geschieden wurde, hat dieser Tage die Ehe mit Frln. Hedwig Fretberg, einer früheren Schauspielerin am Berliner Theater, geschlossen.
* Berlin, 13. Septbr. Dem kaiserlichen Gesundheitsamt sind seit dem 11. September sieben weitere Cholerafälle aus dem Rheingebiet gemeldet. In Köln ist ein Pfleger des daselbst der Cholera erlegenen italienischen Hafenarbeiters an Cholera gestorben; in Papiermühle bei Solingen erkrankten weitere fünf Personen; außerdem ist bet einer zu Sudbcrg im Kreise Mettmann verstorbenen Arbeiterin aus Papiermühle Cholera als Todesursache festgestellt. — Aus anderen Teilen des Deutschen Reiches liegen Nachrichten über Cholerafälle nicht vor.
* Berlin, 14. Sept. Die gestrige Anarchistenversammlung war sehr zahlreich besucht. Nach einer Rede des Cigarrenmachers Witzke, welcher die heutige kapitalistische Gesellschaft sehr heftig angriff, wurde die Versammlung aufgelöst. Die Versammlung ging unter Rusen: Hoch die Anarchie; nieder mit der Bourgeoisie! auseinander.
* Berlin, 15. Sept. Die „Nordd. Allg. Ztg." teilt mit: Die gutachtlichen Aeußerungen der Provinzialverwaltungsvorstände über die Einführung der Berufung gegen Strafkammerurteile erster Instanz sind nunmehr eingegangen. Von 13 Oberlandes- gerichtsprästdenten sprachen sich 9, und von 13 Oberstaatsanwälten 10 für die Berufung an die Oberlandesgerichte aus. Für die Berufung an die Landgerichte stimmten 2 Ob.-L.-Ger.-Präsidenten und 1 Oberstaatsanwalt, während 2 Ob.-L.-Ger.-Präsidenten und 2 Oberstaatsanwälte, eine Mittelstellung einnehmen. Auch die Gutachten der Oberpräfidenten sollen sich der großen Mehrheit nach für die Oberlandesgerichte ausgesprochen haben.
* Es wird als richtig bezeichnet, daß neue größere Militärforderungen in Aussicht stehen. Vor einigen Tagen hieß es, man hätte erst bei den Kaisermanövern in Elsaß-Lothringen die Notwendigkeit der Errichtung von Sperrforts zwischen Metz und Saarburg erkannt. Jetzt wird diese Erkenntnis von militärisch-offizieller Seite bereits als eine „alte Forderung" bezeichnet. Schon vor längerer Zeit habe die Festungskommisston die Bauten angeregt. Wie hoch sich die Kosten belaufen, wird einstweilen noch nicht gesagt.
* Für Sonntag, 17. ds., nachmittag wurde der Ankunft Kaiser Wilhelms auf ungarischem Boden entgegengesehen. Die dortigen Blätter feierten schon zuvor dieses Ereignis; die neue Monarchenzusammenkunft wiege sicherlich an politischer Bedeutung das lärmende Touloner Schauspiel aus.
' Der Kronprinz von Italien hat sich auch maßgebenden italienischen Persönlichkeiten gegenüber in hochehrenden Ausdrücken über die Aufnahme ergangen, die ihm in Deutschland allenthalben zu teil geworden ist. Er sei glücklich über den Empfang, den er bei dem Kaiser gefunden, und voller Bewunderung über die Manöver, an denen er ein großes Interesse nehme. Am 16. d. ist der Kronprinz direkt von Stuttgart nach Monza zu seinen Eltern zurückgekehrt, die dem
malige Goldgräber wurde Bankier. Das Glück, das sich ihm so abhold gezeigt, wendet sich: Der alte James Hood war ein kluger Mann. Percy Barker war Spekulant. Dann trat Benjamin Hood in die Firma, die von jetzt an den Namen „Barker und Hood" führte.
Und wenn mich nicht alles täuscht, ist es eben der Chef dieser Firma, der jetzt bei mir schellt.
14.
Es war so dunkel im Zimmer, daß ich die Züge und die Gestalt des Eintretenden nicht zu erkennen vermochte. Ich schritt ihm entgegen, und noch ehe ich das Schweigen gebrochen hatte, erklang eine tiefe ernste Stimme, und zwei blitzende Augen begegneten den meinen — ich hörte und sah, daß weine Vermutung sich bestätigte.
Percy Barker hatte sein Versprechen nicht vergessen.
„Ja, da bin ich, Mr. Moore, und zwar komme Ich früher als ich versprach. Wenn ich nicht irre, ist die Uhr eben erst ein Viertel über acht. Aber desto besser, denke ich. Eure Zeit ist wohl sehr kostbar — besonders in diesen Tagen — und was mich betrifft, meine Zeit gehört allen anderen eher als mir selber!"
„Mr. Barker," erwiderte ich, „Sie sind mir sehr willkommen. Nehmen Sie gefälligst dort im Sofa Platz. Es ist so dunkel, daß Sie den Weg kaum finden können. — — Aber Sie müssen entschuldigen — ich war so in Gedanken versunken und erwartete
Kaiser Wilhelm in herzlichen, freundlichen Drahtmeldungen ihre Freude und ihren Dank kundgegeben haben.
* Straßburg, 15. Sept. Der Kaiser richtete an den Statthalter ein Schreiben, worin er für den warmen festlichen Empfang seitens der Stadt und der Bevölkerung beim Scheiden aus dem Elsaß dankt. Der Kaiser spricht seine Befriedigung aus für die gute Aufnahme der Truppen trotz der verhältnismäßig starken Einquartierungslast und drückt die Hoffnung aus, daß er bald Gelegenheit finden werde, unter der elsäßischen Bevölkerung, wo er sich durchaus wohl fühle, öfter und länger zu verweilen.
"Metz, 13. Sept. Der Kaiser wird der Gemeinde Kürzel, zu der Schloß Urville gehört, eine protestantische Kirche bauen lassen und hat die erforderlichen Weisungen bereits erteilt. Zum Kirchenbau in Straßburg i. E. — der dortige Pfarrer Gerbert hatte am Sonntag in Kürzel gepredigt — spendete der Kaiser die Summe von 15,000 Mk.
* Hamburg, 14. Sept. Wie der „Hamburger Korr." meldet, müssen sich jetzt sämtliche von Rotterdam, Amsterdam, Havre, Hüll und Grimsby kommenden Schiffe wieder einer Nägigen Quarantäne unterwerfen. Während dieser 3 Tage darf nur der Kapitän ans Land gehen.
Ausländisches.
* Wien, 16. Sept. Die österreichisch-ungarische Zollkonferenz tritt anfangs nächster Woche zur Beratung der russischen Handelsfrage zusammen.
* Prag, 14. Septbr. Gestern wurden hier 13 Personen wegen antidynastischer Kundgebungen am Vorabend des kaiserlichen Geburtsfestes verhaftet. Bis jetzt sind deshalb 60 Personen in Haft. — Die jungtschechtschen Abgeordneten hielten heute eine Beratung zum Zwecke der Besprechung der Lage. Man erwog den Austritt aus dem Reichsrat.
"Prag, 15. Sept. Die Zahl der seitens der Behörde eingestellten Vereine beträgt 17. Verpflichtet sind 213 Vereine, alle Versammlungen der Behörde anzuzeigen und deren Bewilligung abzuwarten.
* Die ,Köln. Ztg/ bemerkt zu dem Besuch des englischen Geschwaders in Genua: Die Errichtung eines ständigen italienischen Geschwaders sei wahrscheinlich die Wirkung eines Planes einer ausländischen Macht, sich eine Marinestation im Mittelmeer abtreten zu lassen. Vielleicht trägt diese Kundgebung der Interessengemeinschaft Englands und Italiens dazu bei, den allzu kühnen Schlußfolgerungen der russisch-französischen Verbrüderung die Spitze abzu- brechen und den Franzosen vor Augen zu rücken, daß in der internationalen Machtverteilung Kräfte genug vorhanden seien, um den Gelüsten des französischen Bundes die Wage halten.
* Paris, 14. Sept. Hiesigen Blättern zufolge scheint ein Streik in den Kohlenbecken der Departements Pas de Calais und Nord unvermeidlich, da die meisten Gesellschaften geringe Vorräte haben. ES wird befürchtet, die Fabriken müßten in den Nordgebieten ihre Thätigkett einstellen.
* Lenz, 15. Sept. Da alle Grubengesellschaften vom Departement Pas de Calais die vom Kongreß der Bergarbeiter am Samstag ausgestellten Forde-
Sie nicht so früh. Ich will sofort Licht anzünden lassen."
Er aber legte seine Hand auf meinen Arm, als wolle er mich an meiner Absicht hindern.
„Nein, Mr. Moore," und seine tiefe Stimme klang so bestimmt, fast befehlend, „nein, lassen Sie das! Ich bitte Sie! Meine Augen sind so angegriffen und müde. Es ist eine wahre Wohlthat, sie einen Augenblick ruhen zu lassen."
Er legte die Hand über seine Augen, als schmerzten sie ihn.
Mr. Barker war mein Gast, ich hatte keinen Grund, seine Aussage zu bezweifeln. Freilich konnte ich mit dem besten Willen nicht bemerken, daß seine Augen überangestrengt waren. Trotz der Dunkelheit die im Zimmer herrschte, konnte ich sehen, wie seine Augen blitzten, während er sprach. Nun, mir konnte es nur angenehm sein, im Dunkeln zu bleiben. Auf diese Weise blieb ich von seinen scharfen, prüfenden Blicken verschont. Wir setzten uns. Er nahm Platz auf dem Sofa, ich auf einem Stuhl am Tische vor demselben.
„Ja, Mr. Moore, jetzt sollen Sie hören, was ich auf dem Herzen habe. Seien Sie ruhig, ich werde nicht unbarmherzig sein. Ihre Geduld soll auf keine allzu harte Probe gestellt werden."
Barkers Worte gefielen mir. Er sprach anders als am Vormittage. Jetzt zeigte sich Mr. Barker als wahrer Geschäftsmann — er faßte sich kurz und ging geraden Weges auf die Sache zu.
„Vor allen Dingen, Mr. Moore, muß ich Ihnen I
rungen ablehnen, beschloß gestern abend ein neuer Bergarbetterkongreß mit 81 gegen 11 Stimmen einen allgemeinen Streik am nächsten Montag im ganzen Bassin von Pas de Calais zu beginnen.
* Der russische Flottenbesuch bringt die Franzosen demnächst aus dem Häuschen. Dem Stadtrat von Marseille, der den Wunsch ausgedrückt hatte, daß die russische Flotte nach Marseille komme, hat Baron v. Mohrenheim geantwortet, daß er die Einladung dem russischen Admiral Mitteilen werde, der das Geschwader kommandieren wird. Auch der Stadtrat von Ajaccio begehrt den Besuch des russischen Geschwaders und hat den Wunsch geäußert, das russische Mittelmeergeschwader möge den dortigen Hafen als Anlegestatton erwählen; der Stadtrat will einen Bauplatz für eine russische Kirche hergeben. Der Stadtrat von Toulon hat beschlossen, dem Admiral Avelane das Ehrenbürgerrecht der Stadt anzubteten und den Liebfrauenplatz in Kronstädterplatz umzutaufen. In Nancy hat ein aus sämtlichen dortigen Vereinen gebildeter Ausschuß beschlossen, auch in Nancy eine französisch-russische Kundgebung aus Anlaß des Flottenbesuches in Toulon zu veranstalten, und zwar für die Departements Meurthe und Mosel, Maas, Vogesen und das Gebiet von Belfort. Die Kundgebung soll durch ein Volksfest geschehen.
' London, 14. Sept. Die „Daily News" melden aus Rio de Janeiro: Sämtliche ausländischen Schiffe wurden angewiesen, sich außerhalb der Schußlinie der aufständischen Schiffe zu halten. Der Angriff auf die Forts in der Bucht hat um 9 Uhr begonnen. Das größte Fort im Hafen hat sich für die Insurgenten erklärt. Das Bombardement der Stadt wird um 11 Uhr beginnen. Sämtliche Geschäfte stocken. Beunruhigende Gerüchte laufen um.
* Wilna. Ein hiesiger Apotheker ging mit seiner Frau in der Stadt spazieren. Es gesellte sich zu dem promenierenden jungen Ehepaar ein Studiosus, der mit der Frau ein Gespräch anknüpfte und an ihrer Sette das Paar begleitete. Der Apotheker, eifersüchtig darüber, zog einen Revolver aus der Tasche und erschoß den Studiosus auf der Stelle.
* Athen, 15. Sept. Der griechischen Regierung ist die amtliche Anzeige zugegangen, daß das russische Mtttelmeergeschwader im Laufe des nächsten Winters im Hafen von Piräus längeren Aufenthalt nehmen werde.
* Madrid, 15. Sept. Infolge heftiger Stürme sind in Neukasttlien große Ueberschwemmungen etnge- treten. Die Südeisenbahn ist unterbrochen. Zwischen Arranguez und Alkazar stad mehrere Eisendahnzüge stecken geblieben; es gab viele Tote und Verletzte, bereis sind 40 Leichen aufgefunden.
* Einem Telegramm des „Nerv-Jork Herald" aus Buenos Aires zufolge hat in der Provinzhauptstadt Cordova ein blutiger Zusammenstoß zwischen den Aufständischen und den Regierungs- truppen stattgesunden. Der Kampf war verzweifelt und zog sich durch die Hauptstraßen und Hauptplätze der Stadt hin. Die Aufständischen wurden schließlich mit schweren Verlusten zurückgetrieben. — In der Provinz Tucumann haben die Aufständischen den Eisenbahnverkehr gehemmt.
Verantwortlich er Stesaneur: W. Stierer, Altensteig.
erklären, weshalb ich heute morgen bet Ihrem Besuche so wenig zuvorkommend war. Sie haben sich gewiß darüber gewundert, nicht wahr? — Mr. Moore, Sie müssen wissen, ich bin eine Art Doppelgänger. In mir wohnen zwei verschiedene Naturen, die nicht das geringste miteinander gemein haben.
Sie hatten heute Vormittag das Unglück, den Geschäftsmann Percy Barker zu treffen, den Geschäftsmann, der mit Geschäften überhäuft ist; den Geschäftsmann im wahren Sinne des Wortes, der keine Zeit hatte, auch nur einen Augenblick an den Kompagnon zu denken, — an seinen ermordeten Kompagnon, der Teilhaber der Firma ist.
„Jetzt aber kommt meine andere, bessere Natur zu Ihnen, Mr. Moore. Jetzt ist der Privatmann hier und steht völlig zu Ihrer Disposition."
Mr. Barkers Stimme klang so aufrichtig, so überzeugend, daß aller Unwille, den ich gegen ihn gehegt hatte, plötzlich verschwand. Was konnte auch natürlicher sein, als seine Worte! Vielleicht konnte er mir die Arbeit erleichtern — die fehlenden Lücken ausfullen.
„Also Mr. Barker, wenn ich Sie recht verstehe, gestatten Sie mir, Ihnen einige Fragen zu stellen?"
Mr. Barker lehnte sich in die Sofaecke zurück, so daß sein Gesicht völlig im Dunkeln verschwand.
„Fragen Sie, Mr. Moore, fragen Sie nur!"
Und ich zögerte nicht, seinem Wunsche nachzukommen.
(Fortsetzung folgt.)—^
Auflösung des Rätsels in Nro. 10S:
Kreis, Reis, Eis.