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Dienstag dm 12 . September

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Amtliches.

Uebertragen wurde die erste Schulstelle in Schönaich, Bez. Böblingen, dem Schullehrer Wörgenthaler in Walddorf.

(Auszug aus der Geschworenenlifle des Schwurgerichts Tüb­ingen pro III. Quartal I8S3.) Ehr. G. Barth, Flößer und Holzhändler in Calmbach, Joh. Clauß, Bauer in Monhardt, I. Gntekunft, G.-Rat in Haiterbach, I. Haug, G.-Rat in Ostels­heim, QA. Calw, I. Kirn, Bauer und G.-Rot. in Beuren, P. Lempenau, sen., Fabrikant in Höfen, Chr. Maier, G.-Nat in Cchönbronn, vr. H. Müller, pens. Rektor in Calw, Joh. Röhm, Gemeindepfleger in Sulz.

G est orb en: Wundarzt Adler, Aldingen; alt Löwenwirt Nußbauwer, Schusscnried : Gemeinderat Currle, Uhlbach ; Privatier Albert, Stuttgart.

D Das britische Weltreich.

Die Annahme der Homerule-Bill durch daS eng­lische Unterhaus ist zwar an und für sich noch keine Gewähr dafür, daß Irland wirklich zur Unabhängig­keit gelangt, aber es ist der erste Schritt auf diesem Wege, durch welchen der Zusammenhang des britischen Weltreiches bedroht erscheint. Tic drei vereinigten Königreiche (England, Schottland und Irland) haben knapp 40 Millionen Einwohner und doch beherrscht jenes Jnselvolk an 350 Millionen Menschen der verschiedensten Raffen und der verschiedensten Kultur­entwicklung.

Man darf eS indessen mit demBeherrschen" nicht allzugenau nehmen; die australischen Kolonien, Kapland und Kanada gehören England nur dem Namen nach. Sie zahlen dem Mutterlonde keine Steuern, haben eigene Gesetzgebung und erhalten doch den ihnen notwendigen maminien Schutz, während das MutUrland sich durch die vorteilhaften Handels­verbindungen mit ihnen reichlich entschädigt findet.

Allerdings die Perle des englischen Besitzes, Indien, ist eine Kronkolonie, die ebenso wie Gibral­tar, Malta, Cypern u. a. von London aus regiert undausgebentet" wird. Indien hat mehr als 250 Millionen Einwohner und umfaßt zahlreiche noch ziemlich selbständige Fürstentümer, deren Eifersucht unter einander die britische Herrschaft erleichtert. Gegenüber jener großen Bevölkerungsziffer existiert eine Handvoll regulärer Truppen, etwa 30 000 Mann, und doch ist die englische Herrschaft in Indien von innen her nie ernstlich bedroht. Anders freilich ist es mit der äußeren Gefahr. Rußland rückt von

Norden und Westen (Afghanistan, Pamir,) Frankreich von Osten her (Kambodja, Siam) in bedrohliche Nähe und cs wird die Zeit kommen, in der ein Zu­sammenstoß unvermeidlich wird.

Das ist aber nicht die einzige Gefahr, die dem englischen Weltreich droht. Die Kolonien, besonders Australien und Kapland, nehmen schnell an Bevölkerung zu, während zahllose Elnzelthaisochcn den Beweis ge­geben hoben, daß die briiische Flotte keineswegs mehr ganz auf der Höhe der Zeit fielt, sowohl was ihre Stärke als was ihre Ausrüstung betrifft. Der Schutz, den sie im Ernstfälle den englisch:» Kolonien ge­währen könnte, dürfte sich nicht als ausreichend er­weisen, und daher kommt cs, daß in Kanada bei­spielsweise eine Strömung stark weiden konnte, die den Anschluß dieses Landes an die Ver. Staaten an- strebt, während in den übrigen unabhängigen Kolonien dos Bestreben hn vortritt, sich untereinander in engere Beziehungen zu setzen.

Um diesen Unabhävgigkeiisbestrebungen der Ko­lonien cvtgegenzuwirken ist man nun auf den Ge­danken gekommen, sie in engere politische Verbindung mit dem Mutterlonde zu bringen und zwar dadurch, daß man Vertreter von ihnen zum englischen Par­lament zuläßt. Zur Erwägung dieser Idee ist eine freie Kommission gebildet worden. Sowohl Glad- stones Minister des Aenßeren, Lord Rosebery, wie auch der konservative Führer Lord Salisbury find Verfechter dieser Idee. Indessen fehlt cs auch nicht an Gegnern der Bewegung, die mancherlei keineswegs unbegründete Einwendungen gegen die praktische Aus­führbarkeit derselben ins Feld führen. Unter diesen Einwendungen sind besonders hervorznhcbcn 1) die Gleichgültigkeit der Kolonien den Föderations-Be­strebungen gegenüber, 2) die Schwierigkeit der Ver­teilung der gesetzgeberischen Befugnisse unter den ein­zelnen Kolonien, zumal da 3) so verschiedenartige Völkerschaften dieselben bewohnen. Auch find selbst die eifrigsten Anhänger der Föderation über die zu ergreifenden Maßnahmen poch lange nicht einig; überhaupt sind nur Vorschläge ganz unbestimmten Charakters gemacht worden.

Die zur Prüfung bezw. Ausstellung derselben von derselben Vereinigung eingesetzte Kommission empfiehlt in den unbestimmtesten Umrissen die Er­

richtung eines neuen Reichsrats, dem die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten des Reiches, soweit die Kolonien davon betroffen werden, onheimgestellt werde. In demselben tollten dann die drei großen Gruppen der selbständigen Kolonien der austra­lischen, der südafrikanischen und der nordomerikanischen durch besondere Persönlichkeiten vertreten sein. Die Interessen Indiens und der Kron-Kolonien sollten durch das schon bestehende Ministerium für Indien und dos der Kolonien gewahrt werden, während seitens des Vereinigten Königreichs selbst der Premier­minister, sowie der Minister der auswärtigen Ange­legenheiten, des Kriegs, der Marine und des Schatz­amtes als Mitglieder dieses Reichsratcs gestellt werden sollten. Ueber die noch schwierigere Frage aber, in welcher Form die einzelnen Teile des Reiches mit den Beiträgen zu belasten seien, sind bisher noch weniger bestimmte Vorschläge gemacht worden, und die Kommission empfahl zu diesem Zweck und zur Erledigung anderer Schwierigkeiten die Zusammenbe- rufung einerReichskonferevz" durch die Regierung.

TieKoloniolpartei", von deren Bildung neulich be­richtet wurde, hat dieReichs-Idee" zu der ihrigen gemocht, und es muß nun abgewartct werden, ob der Gedanke Wurzel schlagen und seine Ausführung zur Befcstigungdes britischen Weltreiches beitragen wird.

LaodeSrrachrichten.

-r. Nagold, 10. Sept. Heute wurde hier das Bczirksmisfionssest abgehaltev, dasselbe war nament­lich auch von Landbewohnern stark besucht. Es be­gann IVs Uhr. Eingeleitet wurde das Fest durch einen gemeinschaftlichen Gesang und den Chor:Wenn Christus der Herr" vorgetragen vom hics. Kirchen­chor. Hr. Stadtpfarrer Dieterle hielt hierauf die Pndigt an Hand des Textes Evang. Lukas 4,18. Nach Schluß dieser Predigt wurde der Jahresbericht verlesen, der ausführlich bekannt gegeben werden wird. Missionar Daur von Kornthal betrat nun die Kanzel. Seiner Rede und Ausführungen legte er die Bibelworte II. Korinther-Brief 3,511 zu Grunde. Er erzählte über die Misfionsarbeit in Südindien, wo auch er thärig war, namentlich über die Schwierigkeiten, mit denen daselbst die Mission bei Verkündigung des Wortes Gottes zu kämpfen

(Nachdruck verboten.)

Krimmal-Roman von M

(Fortsetzung.)

Ja, die Sache läßt sich von zwei Seiten be­trachten: eine verwickelte, umfaßliche, unmögliche die Vorderseite der Medaille! Und eine so einfache, sonnenklare, leichtfaßliche die Kehrseite der Medaille.

Mit einem Wort: was wußte ich und was wußte ich nicht?

Ich wußte, daß Archibald Farster mit seiner früheren Gattin zusammengetroffen war. Ohne Zwei­fel ein verdächtiger Umstand, aber in den Augen des Gesetzes kein Beweis. Am Wawerley-Place hatte die Zusammenkunft stattgefunden. Ich selbst war Zeuge derselben gewesen. Am Wawerley-Place waren sie schon einmal zusammengetroffen an demselben Abend, an dem der Mord begangen worden.

Auf meine unschuldige Frage:Fuhren Sie direkt nach Hause?" hatte Anny nach einigem Zögern und errötend geantwortet, daß sie einen Augenblick am Wawerley-Place Halt gemacht, um ihre Freundin Mrs. Montgomery zu begrüßen. Darin lag an und für sich nichts Gefährliches; aber wenn man lügen will, sollte man sich die Sache vorher wenigstens ge­nau überlegen. Am Wawerley-Place wohnt keine Dame namens Mrs. Montgomery.

Dies war ein verdächtiger Umstand, der sogar auf der Grenze zu, einem Beweise stand. Am selben -Abend, als der Mord.. begangen war, nur wenige Stunden vor demselben, waren die beiden zusammen­

getroffen, die geschiedene Frau mit ihrem früheren Manne. Das war eine sehr bedenkliche Sache! Und wenn dieser Umstand erörtert wurde, mußte mehr als einer der ehrwürdigen Geschworenen bedenklich den Kopf schütteln und seinem Nachbar ein geheim­nisvolles Wort zuflnstern.-

Das war nun alles sehr gut und schön; als ich aber die Sache heute im nüchternen Tageslicht be­trachtete, wollte sie mir gar nicht in derselben Be­leuchtung erscheinen, wie am vorhergehenden Abend.

Dieser Percy Barker! Was in aller Welt harte der mit der Sache zu thun? In dieser Stunde haßte ich ihn: seine beißende Ironie, seine kalten, ironischen Worte, seine Verschlossenheit!

Aber der Beweis, der handgreifliche Beweis, wo war der zu finden?

Es war eine verzn ickte Geschichte, daß der Neger ermordet worden war. Der einzige Mitschuldige, den den Verbrecher gehabt hatte, war für alle Zeiten vom Schauplatz verschwunden. Vielleicht hatte er seine wohlverdiente Strafe erhalten, aber wenn auch er dem irdischen Richter entgangen war, dem andern sollte dies nicht glücken!

Ich sage dereinzige Mitschuldige"! War es nicht möglich, daß noch eine dritte Person an dem Verbrechen teilgenommen hatte?

Aber wer nur? Thomas? Der alte gries­grämige Thomas? Aber ich habe keine Zeit, mich mit Grübeleien aufzuhalten, die doch nicht direkt ans Ziel führen. Nein, nur um handgreifliche Beweise handelt es sich hier!

Und ich hatte nur einen Anhaltspunkt, einen ein­zigen; einen kleinen von Menschenhand verfertigten Gegenstand das Messer.

Es sieht so unschuldig und unschädlich aus, das kleine, schwarze, zweiklingige Federmesser. Die rostige Klinge ist aber in eine Menschenbrnst gesenkt worden; große, warme Blutstropfen sind daran hinabgelaufen. Im letzten Ausbruch seiner Wut hat der Mörder

das Messer dem Opfer in die Brust gestoßen.-

Die Wut legte sich, und der Eigentümer, der unbe­kannte Eigentümer, verlor es dann im Schmutz oder schleuderte es voller Abscheu weit von sich. Und der Detektiv kam und fand ganz zufällig die Mordwaffe das kleine Messer, an das er jetzt so große Hoff­nungen knüpft.

Jetzt liegt es vor mir auf dem Tische mein einziger Beweis! Es kann nicht reden, aber ich will es dazu zwingen; ich will ihm laute klare Worte ab­pressen, so daß die ganze Welt sie verstehen und den Mörder beim Namen nennen kann.

Ja, in dieser Stunde ist dieses kleine Messer mein kostbarster Besitz. Und wie oft bin ich nicht schon in ähnlicher Lage gewesen! Der kleine, schwarz­gemalte Schrank dort an der Wand enthält gar manch kostbares Stück, das viele geheimnisvolle Ge­schichten zu erzählen weiß. ,

Und wenn nun das Messer sein Schweigen be­wahren sollte, habe ich nichts anderes, woran ich mich halten könnte?

Nein, das Messer ist mein Ein und Alles.