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aufmerksam. Bedenke man nur die Verantwortlich­keit, welche den norddeutschen Arbeitgebern auferlegt sei, desgleichen die vielen Kontrollscherereien, so sollte man auf das württembergtsche System stolz sein. Während beispielsweise in einer einzigen preußischen Provinz mehrere 1000 Strafverfügungen wegen Ver­stößen wider die gesetzlichen Vorschriften bis jetzt zu erlassen waren, ist in Württemberg noch keine einzige Strafe angesetzt worden. Und ohne das nötige Geld den Leuten abzuverlangen werde kein Mensch Sozial­politik treiben können. (Zustimmung.) Den letzten Vortrag hielt Regierungsbaumeister Unseld -Ulm. Derselbe schilderte das Verhältnis der Kleingewerbe­treibenden zum Arbeiter von einst und jetzt. Die häufigen Klagen unserer heutigen Arbeitgeber über «angelnde Kenntnisse der Arbeiter seien vielfach un­gerechtfertigt, denn nachgewießenermaßen bestehe heut­zutage in der Arbeiterwelt eine erhöhte Intelligenz gegen früher. Wäre das nicht ko, dann spräche das all' dem verbesserten Schul- und Bildungswesen Hohn. Oft raisonniere ein Arbeitgeber über seine Arbeiter, derselbe Mann, der täglich über die Regierung los­ziehe und rufe: Regierung hilf! Was man von der früheren Bescheidenheit der Arbeiter sich erzähle, treffe ebensogut auch von den Arbeitgebern zu und die beiderseitigen höheren Ansprüche seien, was Le­benshaltung anbelangt, nur in dem Maße gewachsen, als eine Warenpreissteigerung und somit auch der Leistungen eingetreten ist. Wahr sei, daß durch bös­willige Elemente das Einvernehmen zwischen Arbeit­gebern und -Nehmern gestört werde, was aber häufig mit der Sozialdemokratie nichts zu schaffen habe. Man dürfe nicht alle Arbeiter in einen Topf werfen. Viel Unheil richte im Gewerbeleben der Umstand an, daß jeder Pfuscher Geschäfte treiben dürfe, dagegen helfe kein Schutzverein u. s. w. Besserung könne nur geschaffen werden durch Milderung der Klassenunter­schiede und der Hebung des Genoffenschaftswesens nach dem System Schultze-Delitzsch. Der Bürger­stand müsse gemeinsinnig zusammenstehen gegen die mächtigen Koalitionen des Großkapitals. Statt daß Hunderte von Millionen jährlich für faule oder doch zweifelhafte Aktienunternehmungen zu Grunde gehen, sollten tüchtige selbständige Arbeiter Zusammenlegen, um sich gegenseitig aufzuhelfen. Dabei wäre es aber Hauptsache, daß jeder selber mit Hand anlegte und seinen Arbeitern mit gutem Beispiel voranginge, dann würde bald das Vorurteil schwinden, wornach der Arbeiter in seinem Arbeitgeber nur den Aussauger erblickt. Der nächstjährige Verbandsrag findet in Ellwangen statt.

* Ein schwäbischer Korrespondent derAllg. Ztg.- feiert den Ministerpräsidenten v. Mittnacht, der kürz­lich dem Fürsten Bismarck in Ktsstngen einen Besuch abgestattet hat, weil Mittnacht, abgesehen von Ham­burgs Vertretern, das einzige Mitglied des Bundes­rats ist, welches nach der Entlassung Bismarcks die alten persönlichen Beziehungen zu diesem nicht abge­brochen habe.

* Sämtliche Kammerbestände des 13. württ. Armee­korps find nunmehr lautMm. Ztg." nach einreihigem preuß. Schnitt abgeändert.

* (Verschiedenes.) In Göppingen wurde der Kommissionär Wöhrle wegen Unterschlagung und

Urkundenfälschung verhaftet. Daselbst sollte ein junges Paar vor dem Standesamt getraut werden. Der Bräutigam besann sich aber noch in letzter Stunde eines andern und erschien nicht. In einem Anfall von Schwermut stürzte sich in Ulm die Frau des Apothekers Jack zum Fenster hinaus und starb in Vi Stunden. Am Hirsch in Hall wollte der Flaschner Hasenkamp eine Dachrinne anbringen; die Leiter gab nach und H. stürzte auf das Pflaster hinab, wo er tot liegen blieb. In Unterweissach steckte ein vermöglicher Bauer nach stattgehabtem Streit mit seiner Fra« sein wertvolles Besitztum in Brand. Nachdem alles in Asche lag, jagde er sich eine Kugel durch den Kopf und verschied am gleichen Tag im Krankenhause.

* Baden-Baden, 7. Sept. Heute früh starb im 33. Lebensjahr der im vorigen Monat zum Stadt­rat gewählte Architekt Ludwig Schneider infolge Blutvergiftung durch einen Fliegenstich, der nach tä­gigem schmerzlichem Krankenlager den Tod herbei­führte.

* Mainz, 7. Sept. Das hiesige Kreisamt macht bekannt, das Rheinwaffer sei als verseucht zu be­trachten. Die Badeanstalten wurden geschlossen, das Begießen der Straßen mit Rheinwaffer wurde ein­gestellt, die Waschbrücken entfernt.

* Berlin, 6. Sept. Wie in früheren Jahren, so soll auch bet den diesjährigen Herbstmanövern, und zwar in umfassenderer Weise wie bisher, eine ganze Reihe neuer Einführungen für die Armee ausprobiert werden. Dazu gehört in erster Reihe das mehrfach besprochene Gepäck der Fußtruppen. Wenn die Vor­schläge für das verbesserte Gepäck die Probe bestehen, dann dürfte die Einführung des neuen leichteren Ge­päcks nicht mehr lange auf sich warten lassen. Be­kanntlich übersteigt die Stärke der Truppen, die zu den Kaisermanövern herangezogen worden find, alle bisherigen Truppenaufbtetungen für Manöver. In militärischen Kreisen steht man mit besonderem In­teresse den Leistungen mehrerer Infanterie-Regimenter entgegen, deren Mannschaften bis jetzt nur zwei Jahre gedient haben und so erweisen müssen, ob die zwei­jährige Dienstzeit ohne Verkürzung der Leistungs­fähigkeit der Mannschaft durchführbar ist oder nicht. Nach Beendigung der Manöver werden umfassende Berichte erstattet, deren Durchsicht der Kaiser sich Vor­behalten hat.

* Berlin, 6. Sept. Ueber die Unterredung des Kaisers mit dem Bischof von Metz erfährt die Vos- stsche Zeitung: Der Bischof betonte hauptsächlich, der Kaiser möge den Mitteilungen der auswärtigen Zeitungen nicht glauben, welche den katholischen Klerus als deutschfeindlich verdächtigen. Der Klerus sei durchaus konservativ und bemüht, durch Pflege der Religion jene verderblichen Lehren, welche die menschliche Gesellschaft untergraben, vom Volke fern­zuhalten. Der Bischof bemerkte dann, der Papst habe ihm mitgeteilt, dies sei auch Gegenstand seines damaligen Gespräches mit dem Kaiser gewesen.

* Kiel, 6. Sept. Die englische LustyachtJn- sect". deren französ. Inhaber unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden waren, ist frei gegeben worden.

* Aehnlich wie einst König Humbert beim Besuche

des deutschen Kaisers in Rom betonte, daß die ewige Stadt »die unantastbare Hauptstadt des ne« geeinten Italiens- sei, so hat jetzt in Metz Kaiser Wilhelm in Anwesenheit des italienischen Thronerben die Un­lösbarkeit der Bande hervorgehoben, die die alte Grenzveste an das wiedererstandene Deutsche Reich knüpfen, indem er in seiner Antwort auf die Be­grüßung des Bürgermeisters sagte, Metz und sein 16. Armeekorps seien die Eckpfeiler in der militärischen Macht Deutschlands, ja ganz Europas, dessen Er­haltung sein fester Wille sei, zu schützen.

Ausländisches.

* Die Wut der Franzosen über die Abreise des Prinzen von Neapel nach Deutschland äußert sich in immer widerwärtigerer Weise. Eta großes Pariser Blatt ist schon dazu gelangt, daß es in einem Leit­artikel das Haus Savoyen alsuntergehende, mora­lisch verkrüppelte Raffe- zu kennzeichnen versucht. Dieses ebenso alberne wie gemeine Vorgehen wird wenigstens das eine Gute haben, daß es den Italienern über die Gesinnungen der Franzosen durchaus keinen Zweifel mehr läßt, wenn das nach den bekannten Vor­gängen der letzten Wochen überhaupt noch erforder­lich sein sollte.

* Paris, 6. Sept. Von 7000 algerischen Pil­gern, die nach Mekka gereist waren, sind nur 5000 zurückgekehrt, 2000 sind der Cholera und den Ent­behrungen zum Opfer gefallen.

* London, 7. Sept. In Londoner Hofkreisen läuft das Gerücht um, der Zarewitsch werde sich mit der gegenwärtig in Fredensborg befindlichen Prinzessin Sybille, Tochter der Landgräfin von Heffen, verloben.

* Wie das Kopenhagener Blatt .Politiken' meldet, ist bei der Tafel in Fredensborg am 31. v. von der dänischen Gardekapelle u. a. auf Wunsch des russischen Kaisers das LiedO Schleswig, geliebtes, umstrittenes Land- gespielt worden.

* Das Schicksal der deutschen Schulen in den baltischen Landen ist jetzt endgültig besiegelt. Die Petersburger Blätter bestätigen, daß für diese Pro­vinzen eine neue Schulordnung erlassen wird. Unter­richtssprache wird ausnahmslos das Russische. Die seit Jahrhunderten von der Ritterschaft unterhaltenen deutschen Gymnasien haben sich unter dem Druck der Verhältnisse von Jahr zu Jahr vermindert; jetzt werden die deutschen Schulen überhaupt verschwinden. Für die Errichtung von Privatschulen dürften, wie z. B. in Kongreßpolen, besonders strenge Bestimmungen getroffen werden.

* Rio de Janeiro. Aus Eifersucht begoß da­selbst eine Fra« ihren Ehemann mit Petroleum und zündete dessen Kleider an. Ihre Kleider fingen eben­falls Feuer, beide verbrannten.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker. Wrnsteig.

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dann zu mir hinauf bemühen," und ich nannte ihm meine Adresse.

Es war ein ganz plötzlicher Einfall! Mr. Bar- ker hatte meinen Stolz verletzt, mich gedehmütigt. Als ich vor einer Stunde in das Zimmer trat, war ich so sicher, so selbstbewußt gewesen, und jetzt Percy Barker besaß eine eigentümliche Macht, seinen Mitmenschen ihre Schwäche, ihre Unvollkom­menheit fühlen zu lassen.

Jetzt standen wir an der Thür, wir beiden Geschäftsleute. Er zog langsam den Handschuh über die linke Hand, als zögere er, meine Einladung an­zunehmen.

Und dann kam die Antwort:

Nun wohl, heute abend gegen 9 Uhr!"

Er streckte seine Hand aus, und ich drückte die­selbe. Sie war weich, aber sehnig, und als er die Finger schloß, bemerkte ich, daß der eine steif und unbiegsam war. Man erzählte sich eine Geschichte von diesem steifen Finger des Millionärs, eine Ge­schichte, deren ich mich in diesem Augenblicke nur dun­kel erinnerte.

Ich war allein, abermals überschritt mein Fuß die weichen Teppiche, mit denen die Marmortreppen belegt waren. Abermals hatte ich viel zu bedenken. Wohl hatte Percy Barker recht, wenn er sagte, daß er Geschäftsmann sei und welch' merkwürdiges Aeußere er doch hatte: das glänzend schwarze Haar stach so eigentümlich ab gegen den grauen Bart, und dann diese kleine, untersetzte Gestalt, der trotzige Kopf und die scharfen Augen!

So verlief meine erste Begegnung mit Percy Barker, Benjamin Hoods Kompagnon.

Ich sehnte mich nach dem Abend. Es war mir fast unmöglich, das geringste vorzunehmen, bis es Abend geworden war, bis sich die tiefe Finsternis über Straßen und Gassen gelagert hatte. Und das ist ganz natürlich, denn die Finsternis ist der beste Gehilfe des Detektivs. Am Tage ist er ein gewöhn­licher Mensch freilich ein Mensch, der doppelt so viel sieht und hört als andere, aber er ist im­merhin nur ein Mensch. Dann senkt sich die Nacht herab, und wenn alles schwarz und undurchdringlich geworden ist, wenn die übrige Menschheit längst in erquickendem Schlummer ruht, dann kennt der Detek­tiv keine Müdigkeit, keine Schwäche. Er ist nicht länger ein Mensch, er ist ein Mechanismus, den eine innere, unwiderstehliche Macht treibt.

Percy Barkers Besuch kam mir nicht so ganz gelegen, wenn ich mir die Sache recht überlegte. Die Zeit war beängstigend kurz. Das Gelübde, das ich gethan, war gleichbedeutend mit meiner Ehre, ich mußte zeigen, was ich konnte, ich mußte meine Stel­lung behaupten. Würde ich das Vertrauen meines Chefs täuschend Ach nein! Mein Besuch bei Mr. Barker hatte mich erregt weswegen? Ich wußte es selber nicht! Und mein Plan war ja gemacht ein so einfacher, sicherer Plan, daß er sein Ziel gar nicht verfehlen konnte. Nur noch wenige Stunden, höchstens einen Tag und eine Nacht, und John Moore wird den verdienten Lohn für seine Mühe genießen!

Mutterthräue.

Eine Thrän' im Mutterauge,

Und ein Himmel wird verdunkelt,

Und des Kindes Seele trübt sich,

Nicht ein Frmdensternlein funkelt.

Eine Thrän' im Mutterauge,

Und das treue Angesicht Trocknen rote Kinderlippen:

Liebe Mutter! weine nicht!"

Eine Thrän' im Mutterauge!

Wilder Knabe! Wilder Knabe!

Denken wirst du dieser Thräne,

Wenn dein Schritt sich naht dem Grabe.

Eine Thrän' im Mutterauge,

Kummervoll und liebeschwer;

Deinetwegen, wilder Knabe!

Nie vergissest du sie mehr.

Derrksprrtch.

Genug gewinnt, wer eine eitle Hoffnung verliert.

K o m o « y m.

Am Tage siehst du in der Luft mich schweben, Des Nachts am Himmelszelt im Glanz erbeben, Gar mancher, den der Ehrgeiz plagt Nach mir fein halbes Leben jagt,

Als Fluß bin ich dir sicherlich bekannt,

Wenn nicht, dann suche mich im Böhmerland. Auflösung folgt in nächster Nummer.

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Ich sitze vor meinem Schreibtische. Das reine, weiße Papier ist bald mit Quadraten, Triangeln und anderen mathematischen Figuren bedeckt, und die Ge­danken arbeiten sich zu größerer Klarheit durch.

(Fortsetzung folgt.)

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