Tage der Kaufmann Sch. Hierselbst zu verantworten. Am 19. April war derselbe zu der Frau Fleischermeister Sch. in den Laden getreten und hatte derselben ohne alle Veranlassung einen herzhaften Kuß gegeben. Der Ehemann der Geküßten stellte wegen der Liebkosung gegen den Kaufmann Strafantrag. In der Verhandlung entschuldigte sich Sch. damit, daß er nicht gewußt habe, daß die Dame, die er geküßt habe, die Frau des Ladenbefttzers sei, worauf ihm der Vorsitzende bemerkte, daß man überhaupt fremde Damen nicht küssen dürfe. Der Gerichtshof verurteilte Herrn Sch. zu einer Geldstrafe von 50 Mk.
* Lübeck, 21. Aug. Der Dom zu Rantzeburg, die älteste und größte Kirche Lauenburgs, wurde durch Blitzschlag in Brand gesetzt. Die Thürme und der Dachstuhl sind niedergebrannt, die Glocken herabgestürzt. Das Kircheninnere mit vielen Kunstschätzen und Altertümern blieb erhalten.
Ausländisches.
* Wien, 18. August. Ein origineller religiöser Schwindler, der Schuhmacher Heger, wurde gestern hier verhaftet. Heger hatte seine Wohnung in eine Kapelle umgewandelt, seinen Gehilfen und sich legte er biblische Namen bei und wußte sich förmlich in den Ruf der Heiligkeit zu bringen, so daß zahlreiche Personen ihm Geld zum Bau eines Klosters — ein Mädchen allein gab ihm 6000 Gulden — anvertrauten.
* Die „Franks. Zeitung" meldet aus Wien: Ein in das Mamaroser Komitat gesandter Arzt entdeckte, das ganze Thal der Schwarzen Theiß sei ein Choleraherd. Seit 1. August erkrankten dort 250 Personen, wovon 90 starben. In Kolomea kamen mehrere Cholerafälle vor; unter der Bevölkerung herrscht Panik.
* Triest, 18. Aug. Die Polizei entdeckte den Thäter eines vor 4 Jahren erfolgten Postdiebstahls von sechzigtausend Gulden in der Person eines Postbediensteten, der damals neun Monate in Untersuchung stand, doch mangels Beweises wieder freigelassen werden mußte.
* Bern, 21. Aug. Die Aufnahme des Schächteverbots in die Bundesverfassung wurde in gestriger Volksabstimmung mit 187000 gegen 112000 und mir IIV 2 gegen IOV 2 Kantonstimmen beschlossen.
* R 0 m, 21. August. Wegen der Vorfälle in Aignes Mortes fanden gestern abend Volksdemonstrationen auf der Piazza Colonna statt. Die Menge drang trotz der Besetzung durch die Truppen auf die Piazza Farnes«, wo die französische Botschaft sich befindet, zertrümmerte die Fensterscheiben der Botschaft. Ein Offizier wurde verwundet; die Truppen säuberten den Platz und verhinderten die Menge, zum Gebäude der französischen Botschaft beim Vatikan vorzudringen. In Messina riß die Volksmenge das Wappenschild des französischen Konsulats herab und verbrannte es. In Genua wurden 12 Wagen der französischen Trambahngesellschaft verbrannt; auch aus Turin, Neapel, Bologna, Tarent werden Volks- demonstrationen gemeldet.
* Rom, 22. Aug. Gestern abend wiederholten sich die Kundgebungen, wobei die Anarchisten hervor- traten. Es wurden 3 kleine Barrikaden gebaut, eine
derselben angezündet, und gegen die einschreitenden Truppen Steine geworfen. Die Ordnung wurde jedoch alsbald wieoer hergestellt.
* Genua, 22. Aug. Gestern wurden mehrere Omnibusse angezündet und in den Fluß geworfen; 3 Kioske wurden verbrannt.
* Rom, 22. Aug. In MIlazzo durchzog gestern abend die Volksmenge mit Mustk die Straßen und veranstaltete Kundgebungen vor dem französischen Vizekonsulat. — In Genua wurden heute vormittag die Angriffe auf das Eigentum der französ. Omntbus- gesellschaft wiederholt.
*Aigues Mortes, 19. August. Viele Arbeiter haben heute morgen die Arbeit wieder ausgenommen. Die Truppen versehen fortdauernd den Sicherheitsdienst. Nachdem von den Verwundeten noch mehrere gestorben sind, beträgt nunmehr die Gesamtzahl der Toten, wie amtlich festgestellt wurde, fünfzehn, worunter sich fünf Franzosen befinden. Die Zahl der Verwundeten beträgt mehr als sechzig.
* Die „Frankfurter Zeitung" schreibt: Die ersten Berichte über die Blutthaten von Aigues-Mortes stammen alle aus französischer Quelle; sie behaupteten einmütig, daß die Italiener angefangen hätten. Die Berichte aus italienischer Quelle behaupten ebenso einmütig, daß die Italiener nicht die mindeste Veranlassung zu dem mörderischen Angriff gegeben haben, dessen Opfer sie geworden sind. Daß die Wahrheit eher auf Seite der Italiener ist, läßt auch der offiziöse Bericht des Temps" durchblicken. Nach der Darstellung dieses Blattes hätten sich Franzosen und Italiener gegenseitig einen Schabernack spielen wollen; auf den etwas derben Scherz eines Italieners sei ein Streit entstanden, in welchem mehrere Franzosen verwundet wurden; die unwahre Nachricht, daß sie getötet worden seien, habe die Franzosen zu dem Entschluß gebracht, sich zu rächen, und nun erfolgte das „Massacre", „die förmliche Menschenjagd", wie sich der telegraphische Bericht der „Agence Havas" ausdrückte. Das Ergebnis waren 20 Tote und 60 Verwundete. Das ist eine Brutalität, wie man sie bei Wilden empörend findet, geschweige denn bei einer Nation, die sich rühmt, an der Spitze der Zivilisation zu marschieren. Nicht minder empörend ist das Verhalten der Behörden, zunächst des Maires von Aigues- Mortes. Zwei Tage lang scheint der würdige Manu unfindbar gewesen zu sein, und erst, nachdem das Unheil seinen Lauf vollendet hatte, erschien er mit einer phrasenhaften Proklamation, in der er den Sieg seiner Landsleute feierte.
* Paris, 22. Aug. Die Agence Havas teilt mit: Der italienische Botschafter drückte dem Ministerpräsidenten Dupuy amtlich sein Bedauern aus über die Kundgebungen in Rom und Messina, und kündigte Untersuchung der Vorfälle an, sowie die Amtsentsetzung des Präfekten Roms und die übliche Genugthuung wegen der Beleidigung den Konsulats in Messina. Dupuy wiederholte das Bedauern der französ. Regierung über die Vorfälle in Aignes Mortes und fügte hinzu, die Untersuchung habe bewiesen, daß die Italiener die Angreifer gewesen seien. Uebrigens werde der Bürgermeister von Aigues Mortes abgesetzt.
*New-Aork, 7. August. Eine ungewöhnliche Schießerei soll sich in der Nähe von Cory don, In
diana, zugetrage» haben. Zwei Brüder, William und Samuel Conrad, hatten in einem Streit mit ihrem bejahrten Vater diesen in so brutaler Weise mißhandelt, daß er am folgenden Tage seinen Verletzungen erlag. Die Mörder wurden verhaftet und eingesperrt, gegen Bürgschaft jedoch wieder entlassen. Die Blutthat hatte die Bewohner der Nachbarschaft schrecklich aufgeregt und am Samstag abend zogen etwa hundert Männer nach der Conrad'schen Farm, um die Brüder zu lynchen. Die letzteren hörten von dem Herannahen der Lyncher, bewaffneten sich mit Gewehren und Revolvern und begaben sich nach einem etwa eine halbe Meile entfernten Kornfelde, das die Lyncher passieren mußten. Um drei Uhr morgens kam der Haufe die Landstraße entlang und die Conrads feuerten in der Dunkelheit in den dichten Haufen, worauf eine Szene des Entsetzens und der unbeschreiblichsten Verwirrung folgte. In das Fluchen der überraschten Lyncher mischte sich das Stöhnen der Sterbenden und das Aechzen und Jammern der Verwundeten. Einige Lyncher feuerten auf die unsichtbaren Angreifer im Kornfelde, als aber die letzteren zu einem Angriff -übergingen und, Schuß auf Schuß feuernd, auf der Landstraße erschienen, machte der ganze Haufe Kehrt und rannte in wilder Flucht davon. Erst eine Meile von dem Kornfelde entfernt blieben die Fliehenden stehen und hielten eine eilige Musterung, wobei sich herausstellte, daß eine ganze Anzahl Männer fehlte: fünf waren getötet und 7 verwundet. Die Conrads sind nach Kentucky entflohen, und das Haus derselben ist von den „Weißkappen" niedergebrannr worden.
Haudel «rrd Berkehr.
* Stuttgart, 21. Aug. (Landesprodukten-Börse.) Die Börse ist ziemlich gut besucht. Geschäft etwas bester. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, I-u klutg, Mk. 17.50 bis 17.60, neuer fränk. Mk. 17.50, Rumän. Mk. 17.25, Gerste, fränk. Mk. 19.50, Ungar. Mk. 17.75 bis 19.50, Haber, alter prima Mk. 18.05 bis 18.80, Mais, Donau Mk. 12.70 bis 12.80. Mehlpreise per 100 Kilogr. tnkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries Mk. 30.50, Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr.1: Mk. 27.50 bis 28.50, Nr.2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24.50, Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Kleie mit Sack Mk. 11 per 100 Kilo je nach Qualität.
* Stuttgart, 22. Aug. Kartoffelmarkt. Zufuhr 600 Ztr. Preis per Zentner 2 Mk. 60 Pf. bis 3 Mk. — Krautmarkt. Zufuhr 2000 Stück. Preis 20 bis 25 Mk. per 100 Stück. — Mostobstmarkt. Wtlhslmsplatz. Zufuhr 8 »0 Ztr. Mostobst. Preis per Ztr. 2 Mk. 60 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf.
(Berichtigung.) In der Briefkasten-Notiz in letzter Nr. muß es heißen: ES sprudelt ein so starker Quell klaren Wassers von dem Pumpwerk auf Markung Garrweiler in das Reservoir, daß rc. —
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.
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* Zu welcher Tageszeit hat das Grünfutter den meisten Nährwert? Die größte Ansammlung des Stickstoffs in den oberirdischen Teilen der Futterpflanze zeigt sich am Abend, daher die Abendzeit auch die vorteilhafteste Zeit zum Mähen des Grünfutters ist, namentlich wenn das Wetter über Tag heiter u. warm ist.
* Ist es gefährlich, erhitzte Pferde trinken zu lassen? Gefährlich ist es, wenn nach raschem Lause das Pferd kaltes Wasser trinkt und hierauf stehen bleibt. Nicht das Wasser an sich ist gefährlich, sondern die plötzliche Abkühlung des ganzen Körpers, welche Zittern, Bauchkrämpfe und Brustfellentzündung zur Folge haben kann. Ein anderes ist es, wenn das erhitzte Pferd kaltes Master trinkt, gleich darauf aber wieder in rasche Gangart versetzt wird. Das eingenommene Wasser erwärmt sich rasch in den Etn- geweiden und nimmt deren Temperatur an. Das beste Mittel, erhitzte und in den Stall geführte Pferde ohne Schaden zu tränken, besteht darin, ihnen, besonders im Sommer, warmes Wasser vorzusetzcn. Laues Wasser ist eckelerregend und wird nur ungern angenommen. Warmes Wasser ist sehr gesund und befördert stets die Thätigkeit der Gedärme. Pferdebesitzer, welche das angeregte Verfahren beobachtet haben, stellen fest, daß in ihrem Stall innere Krankheiten zu den Seltenheiten gehören.
* Getrocknete Biertreber als Viehfutter. Getrocknete Biertreber sind ein naturgemäß sehr leicht verdauliches und jedem Vieh — vom zartesten Alter an — bekömmliches Futter, das, ganz abgesehen von Milch-, Kraft- und Masterzeugung, günstig auf die
Nachzucht wirkt. Sie lasten sich an trockenen Orten Jahr und Tag sowohl in Säcken, als auch ausgeschüttet lagern, ohne daß die Güte in ihrem frischen, brotarttgen Geschmack im geringsten beeinträchtigt werden könnte. An Kühe verabreicht man die Trockentreber ganz verschieden: 1. giebt man sie ganz trocken in die Krippen, 2. weicht man sie 6—24 Stunden vor dem Verfüttern in kaltem Wasser ein, so daß sie sich schwammartig vollsaugen, 3. brüht man sie auch auf, resp. dämpft sie mit Schnitzel, Rüben oder sonstigen Hackfrüchten. Die Treber wirken überaus günstig auf die Milch, sie schaffen viel gesunde und leicht verdauliche Milch, die sich als Kur- und Kindermilch eignet, die aus solcher Milch hergestellte Butler ist dauerhaft und wohlschmeckend, ganz abgesehen davon, daß die Milch so hoch bekömmlich für die Kälber, Ferkel rc. sich bewährt, und daß die Kühe zugleich an Fleischfülle zunehmen. (Zug- und Mastochsen giebt man die Treber trocken oder etngewetcht, resp. mit Rüben, Schnitzel, Schlempe, Kartoffeln rc. durchgemischt.)
* Laßt das Obst reif werden! Fürs erste hat das allzufrüh abgenommene Obst nur geringen Wert und fürs zweite werden die Obstbäume stark beschädigt. Im halbreifen Zustande geerntetes Obst wird nie guten Most geben und das erhaltene Getränk ist nicht haltbar. Aufbewahren und später auf dem Markt verkaufen läßt sich vorzeitig abgenommenes Obst ebenfalls nicht; es ist nicht haltbar, zu wenig süß, nicht schmackhaft, wird runzelig, welk und unansehnlich. Bedeutend nachteiliger wird das vorzeitige Abnehmen
des Obstes aber für den Baum selbst. Welchem Obstbaumfreunde möchte nicht das Herz bluten, wenn er steht und gewahr werden muß, wie schon Anfang oder Mitte September die Obstbäume ihrer halbreifen Früchte beraubt und zum Dank für die Fruchtbarkeit ganz zusammengeschlagen werden! Da liegen kleine Aeste, Zweige, Fcuchtspieße, Fruchttruten, Fruchtaugen und die für die Ausbildung der nächstjährigen Laub- und Fruchtknospen so notwendigen Blätter haufenweise auf dem Boden herum. Darum: lieber erst ernten, wenn das Obst reif ist!
* Fleisch längere Zeit aufzubewahren. Um Fleisch selbst im Sommer wenigstens eine Woche lang oder darüber hinaus frisch zu erhalten, lege man es in ein mit Molken oder Essig angeseuchtetes Tuch, oder noch besser in saure Milch, welch letztere doch täglich erneut werden muß. Frisches Fleisch lege man bei großer Hitze zerschnitten in einen irdenen Topf, bedecke es hier mit einem Leinwandlappen und streue auf diesen erst eine Lage Salz und darüber ein bis zwei Finger dick pulverisierte Holzkohle. Erwas riechend gewordenes, nicht mehr ganz frisches Fleisch lege man eine Stunde lang in eine mäßige Salicyl- säurelösung (etwa 3 Gramm Salicyisäure auf 1 Liter Wasser), spüle es dann gut ab und wasche es mit reinem Wasser. Schinken und anderes Rauchfleisch bewahrt mau vor Maden, wenn man die Oberfläche gut reinigt und hierauf das mit Papier umw.ekelte Fletsch in ein Kistchen mit Holzasche legt. Zur Aufbewahrung von Rauchfletschwaren eignen sich trockene, kalte, luftige Räume am besten.