Ausländisches.
* W i en, 10. August. Der Wiener Spar- und Hilfsverein, bei welchem der Kaffabeamte Mayer mehr als 60000 Gulden defraudierte, muß sich auflösen. Bor den Bureaus des Vereins fanden infolge der Einstellung der Rückzahlungen stürmische Szenen statt, da die Einleger gewaltsam eindringen wollten. Die Wachen schritten ein.
* Wien, 11. Aug. Der Kriegsminister erließ an alle Armeecorps einen Befehl, wonach Mißhandlungen von Mannschaften aufs strengste bestraft werden sollen.
* Die Prager Statthalterei hat die von dem Stadtrat beschlossene Anbringung von Straßentafeln, deren Aufschriften nur in böhmischer Sprache abgefaßt find aufgehoben, und die Entfernung der bereits aufgestellten Tafeln verfügt. Fast muß es überraschen, daß sich die Behörde der 40 000 Deutschen, die in der 200 000 Einwohner zählenden Stadt wohnen, so großmütig angenommen hat.
* P e st, 11. August. Ungeheures Aufsehen erregt die Veröffentlichung des Berichtes des pensionierten Sekretärs des Auswärtigen Amles, Julius Rimler, über eine Reise nach Rußland zur Herbeiführung eines russtsch-französisch-magyarischen Einvernehmens gegen den Dreibund. Die Fraktion Coetovoes dementierte in der gestrigen Mttternachtssttzung die Beziehungen zu Rimler und beteuerte ihre Freundschaft zum Dreibund. Die Blätter der äußersten Linken bezeichnen den Versuch zur Bildung einer russischen Partei in Ungarn als Landesverrat.
* Pest, 12. Aug. Das Zivilehegesetz gilt als fertiggestellt; danach darf die kirchliche Trauung erst dann erfolgen, wenn das Zeugnis der vollzogenen Zivileheschließung vorliegt.
* Budapest, 10. Aug. Die Ortschaft Erzebet- salva, kaum eine Meile von Budapest entfernt, wurde von einer Zigeunerhorde ausgeplündert. Ein Kaufmann wurde lebensgefährlich verletzt.
* Großwardein, 10. August. Gestern nacht kam es zu erregten Unruhen gelegentlich antirumänischer Kundgebungen. Auf das Gerücht von der Ankunft des griechisch-katholischen Bischofs Pavel sammelten sich einige tausend Menschen vor dem bischöflichen Palast und schlugen das Thor sowie die Fenster mit Steinen ein. Eine andere Gruppe warf die Fenster der Domherrn ein; dann wurden die Häuser rumänischer Advokaten mit Steinen bombardiert. Der Oberstadthauptmann und ein Polizeikommissar wurden mißhandelt. Eine Kompagnie Infanterie sperrte die Straßen; der Lärm dauerte noch nach 11 Uhr fort.
* Großwardein, 11. August. Bei den vorgestrigen Unruhen vor dem Bischofspalais wurden aus der Menge zwei Feuerwerksköcper geschleudert, wodurch die Husarenpferde scheuten und mehrere Personen niedergeritten wurden. Zwei Kinder sind schwer verletzt. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.
* Zürich, 10. Aug. (Sozialistenkongreß.) Nach langer Debatte und stürmischen, durch die französischen Delegierten veranlaßten Zwischenfällen wurde der holländische Antrag, wonach die internationale Arbeiterpartei jede Kriegserklärung mit allgemeiner Arbeitseinstellung und Militärdienstverweigerung beantworten soll, von 14 gegen 4 Nationen abgelehnt und der deutsche Antrag, der durch die belgischen Delegierten
Mein Chef hörte mir schweigend zu. Er blickte auf die Zeitung, die vor ihm lag. Nur als ich erzählte, wie ich von dem Neger getrennt worden und wie es mir trotz meiner Bemühungen nicht gelungen war, seiner habhaft zu werden, blickte er einen Augenblick von der Zeitung auf und sah wich mit einem eigentümlichen Ausdruck an, der mir nicht verständlich war.
Schließlich faßte ich meinen Bericht noch einmal kurz zusammen. Archibald Förster hatte den ihm zugefügten Schimpf gerächt. Entweder hatte der Neger allein den Mord ausgeführt, oder auch sein Herr war ihm behilflich gewesen. Nach vollzogenem Morde hatte der Neger sich durch einen Trunk stärken wollen. Benjamin Hood war unter irgend einem Vorwand nach Five - Points gelockt worden. Möglicherweise hatte Anny Hood ebenfalls eine Rolle in der Tragödie gespielt. Wer konnte das wissen? Vor allen Dingen handelte es sich darum, des Negers habhaft zu werden. Er mußte zum Geständnis gebracht werden. Warum nicht auch Archibald Förster verhaften? Nein, er nahm eine Stellung ein, welche dies erschwerte. Außerdem hatte es keinen Zweck. Im Gegenteil! Er mußte bewacht werden, man mußte in Erfahrung zu bringen suchen, wo er sich während der letzten Nacht aufgehalten hatte rc. Die Sache war eben so dunkel, wie sie einfach schien. Nur eine einzige Spur war vorhanden und diese mußte zum Ziele führen.
Bei Benjamin Hoods Kompagnon mußte ich ebenfalls einen Besuch abstatten. Er sollte mir sagen, wo der Ermordete den gestrigen Tag verbracht hatte,
dahin erweitert wurde, daß die Sozialisten gegen die Kriegsbudgets votieren, gegen den Militarismus agitieren und für allgemeine Entwaffnung eintrete» sollen, von 14 Nationen (5 enthielten sich der Abstimmung) angenommen.
* Zürich, 11. August. Der Sozialistenkongreß beriet die Anträge betreffend die Maifeier und beschloß mit großer Mehrheit: Der Kongreß erneuert den Beschluß des Brüsseler Kongreffes mit folgendem Zusatz: die Sozialdemokratie jedes Landes hat die Pflicht der Durchführung der Arbeitsruhe am 1. Mai anzustreben und jeden Versuch zu unterstützen, der an einzelnen Orten oder von einzelnen Organisationen in dieser Richtung gemacht wird. Der Kongreß be» schließt ferner, die Kundgebung am 1. Mai für den Achtstundentag soll zugleich eine Kundgebung des festen Willens der Arbeiterklaffe sein, durch soziale Umgestaltung die Klassenunterschiede zu beseitigen und so den einzigen Weg zu betreten, der zum Frieden innerhalb des Volkes wie zum internationalen Frieden führt.
* Florenz, 8. Aug. Die „Nazione" meldet aus Terni die Verurteilung eines Arztes, welcher sich weigerte, einen Cholerakranken zu besuchen, zu zwanzig Tagen Arrests, zu einer Geldstrafe und außerdem zu dreimonatlicher Suspension.
* Paris, 10. Aug. Die Blätter veröffentlichen folgende Regierungsmitieilung über Dupas: „Dupas hatte zur Befriedigung seines Ehrgeizes auf die Verhaftung Artons spekuliert. Da sie ihm nicht gelang und sein Vorgesetzter Direktor auf seine weitere Mitarbeit verzichtet hatte, so drang Dupas seit März ds. Js. lebhaft darauf, daß ihm eine sehr wichtige Stelle im Steuerfach oder die eines Generalinspektors im Verwaltungsdienst gegeben werde. Beide Stellen wurden ihm abgeschlagen. Infolge dieses Mißerfolges suchte Dupas sich anderwärts Genugthuung zu verschaffen. Als aber der Ministerpräsident Dupuy von den Plänen und kaum verschleierten Drohungen Dupas', angebliche Enthüllungen zu machen, erfuhr, entschied er, daß er nicht das geringste thun werde, um Dupas zu halten. Das Entlassungsgesuch Dupas' wurde am 27. Juli angenommen."
* Paris. Der Ministerrat hat beschlossen, die Angelegenheit Dupas auf sich beruhen zu lassen; damit ist indirekt zugestanden, daß die Angaben der Dupasschen Broschüre auf Wahrheit beruhen und die Regierung den flüchtigen Alton absichtlich hat entwischen lassen.
'Paris. Die Regierung hat einen Gesetzentwurf ausarbeiten lassen, wonach die Bahngesellschaften jedesmal. wenn die Bahnzüge mehr als 10 Minuten Verspätung haben, Geldstrafen zahlen müssen.
* Paris, 10. Aug. Das Journal des Debats bestätigt, daß der Liquidator der Panama-Gesellschaft bei dem Handelsgerichte Klage auf Rückzahlung von 100 Mill. Frcs. eingereicht hat, welche als Provision an die Syndikate der bei der Emission der Panama- Aktien beteiligten Institute gezahlt wurden. Ferner forderte der Liquidator von den ersten Unternehmern 50 Mill. zurück.
* Paris, 10. August. General Dodds reist heute mit 100 Soldaten und Unteroffizieren von Marseille nach Dahomey ab.
um welche Zeit sie auseinander gegangen waren und ob Hood seiner Ansicht nach etwas Besonderes vorgehabt hatte. Die wichtigste Person aber war ohne Zweifel der Neger.
Ich schwieg.
Der Chef reichte mir die Zeitung, welche vor ihm lag.
„Moore, lesen Sie dies und urteilen Sie selber!" Es lag etwas Unheilverkündendes in seiner Miene.
Ich las:
„Abermals ein Mord! In der verflossenen Nacht fand ein heftiger Auftritt in dem bekannten „Sternen- krug" statt. Infolge irgend einer Veranlassung gerieten einige Neger — bekanntlich wird dieser Ort hauptsächlich von Farbigen besucht — in Streit, der sofort in eine allgemeine Schlägerei ausartete. Schutzleute waren natürlich weder auf dem Schauplatze noch in der Nähe vorhanden. Heute iu aller Frühe fand man ein Opfer des Streites in einer entlegenen Straße in der Nähe des Kruges tot daliegen. Er hatte einen Messerstich im Halse und einen zweiten durchs Herz. Er war ein herkulischer Neger, nach Aussage des Wirtes der Urheber des Streites. Vielleicht ist es für unsere Leser von Interesse, daß der Ermordete ein Diener Archibald Försters war. Frau Anny Hood war bekanntlich vor ihrer Ehe mit Benjamin Hood die Gemahlin Mr. Archibald Försters. Vorläufig sind wir nicht im stände, näheres mitzuteilen."
Das Blatt entfiel meiner Hand. Ich sah meinen Chef an. Ich wollte sprechen, die Zunge versagte
* London, 11. Aug. Eine Zeitung berechnet, daß durch die Arbeitseinstellungen den Arbeitern und Bergwerksbesitzeru wöchentlich Verluste von 37 Vs Mill. erwachsen.
* London, 11. Aug. Reuter meldet aus Buenos Ayres 10. Aug.: Die radikale Regierung ordnete in La Plata die Entwaffnung ihrer Truppen an. Die Radikalen besetzten abends die öffentlichen Gebäude. Die Minister und die Truppen der Nationalpartet haben La Plata verlassen und sich nach Enseneda begeben. Die radikale Regierung ist von dem Kongreß noch nicht anerkannt. Die Kammer nahm mit 48 gegen 3 Stimmen eine Resolution zu Gunsten der Bundesiuterventton in La Plata an. Der Senat wird voraussichtlich dem Beschlüsse beitreten.
* Petersburg, 11. Aug. Die Cholera herrscht jetzt in 16 Gouvernements und nahm im Gouvernement Orel und Cherson in den letzten Tagen bedeutend zu.
* Petersburg, 12. Aug. Der Inhalt der finländischen Zollverordnung lautet, daß auf deutsche Waren, die nach Finland eingeführt werden, die im Zolltarif für Finland angegebenen Zollsätze um 50 Prozent erhöht werden. Nach der Ausführungsvorschrift des Senats ist diese Verordnung von und mit dem 11. ds. Mts. in Kraft getreten; sie trifft aber nicht Waren auf Schiffen, die vor dem 11. d. M. ankamen.
* Petersburg. Durch kaiserlichen Mas wurde die Aufhebung der israelitischen Konsistorien in Riga und iu den kurländtschen Städten angeordnet. Des weiteren wurde verfügt, daß die Stadt Aalta in der Krim nunmehr aus der, der jüdischen Bevölkerung eingeräumten Niederlafsunzszone auszuschließen sei, und hieran der Befehl geknüpft, diejenigen Juden, denen der Aufenthalt außerhalb der bezeichnten Nieder- lassungszone nicht gestattet ist, auszuweisen.
* Bukarest, 11. August. Amtlich werden aus Braila 37 choleraartige Erkrankungen und 4 Todesfälle, aus Sulina 71 Erkrankungen und 10 Todesfälle, aus Cernawoda 7 Erkrankungen und 2 Todesfälle gemeldet.
Handel und Berkehr.
* Besigheim, 9. Aug. Das städt. Obst am Nußrain und auf dem Kies, geschätzt zu 897 Simri, wurde um 1067.20 Mk. verkauft.
* Tübingen, 11. Aug. (Obstmarkt.) Auf dem Kelternplatz war heute zum erstenmal Mostobst zugeführt und wurde zu Mk. 1.40—1.60 per Zentner verkauft.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Verfälschte schwarze Leide. Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: z Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, ver- § löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. — Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Seiden-Fabrik G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto- und zollfrei in's Haus._
mir. Ich war nicht im stände, ein Wort über meine Lippen zu bringen.
Der Schlag traf mich so unvorbereitet. Ich hatte meine ganze Hoffnung auf den Neger gesetzt. Etwas hätte er doch sicher zu melden gehabt. Und nun war mir dieser Weg abgeschnitten. Archibald Förster war offenbar vom Glück begünstigt. Jetzt gab es niemand mehr, der ihn verraten konnte. Wie er in dieser Stunde wohl triumphierte!
Ich nahm die Zeitung abermals zur Hand. Ich hatte den Bericht über Benjamin Hoods Mord noch nicht gelesen.
Es war ein langer Artikel. Der Platz, an welchem der Mord begangen war, war genau angegeben und beschrieben, dann folgte Hoods ausführliche Lebensbeschreibung. Archibald Försters Name wurde in wenig ehrenvoller Weise erwähnt. Er war im allgemeinen nicht sehr beliebt. Seit seiner Ehescheidung hatte man sich von ihm zurückgezogen. Eine Frau und noch dazu eine schöne Frau will man gern verteidigen, ihr verzeiht man leicht einen Fehltritt; man wirft die Schuld lieber auf den Man. Anny hatte ihren Mann niemals geliebt, ihre Eltern hatten fie zu der Ehe gezwungen. Förster war ein gewöhnlicher Abenteurer, der nach jahrelanger Abwesenheit plötzlich wieder in seiner Vaterstadt aufgetaucht war 2 c rc.
Der Artikel brachte nichts Neues in dieser Sache.
(Fortsetzung folgt.)
Auslösung des Logogryphs in Nro. 94:
Ast — Mast — Last — Rast — Hast — Gast.