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Donnerstag dm. August

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1893.

Gestorben: Georg Buck sen-, Metzger, Freudenstadt; Reichsgraf v. Zeppclin-Aschhausen, Laufen (Baden); Maler Wein, Ludwigsburg ; Schultheiß Noz, Uhlbach ; Bildhauer Rösch, Stutt­gart; Oberingenieur Seitz, Eßlingen.

Die neuen Steuern.

Wer A gesagt hat, muß auch B sagen, und da wir einmal die neue Heeresverstärkung haben, werden wir auch für die Deckung der Mehrausgaben sorgen müssen. Die Suche nach neuen Steuern ist denn auch im vollen Gange. Im Reichsschatzamt und im preu­ßischen Finanzministerium ist in den letzten Wochen sehr fleißig auf diesem Gebiete gearbeitet worden, und am 8. August sind in Frankfurt a. M. die deutschen Finanzminister zu einer Konferenz zusammengetreten, um sich über die neu einzuführenden Reichssteuern zu verständigen. Man darf dieser Konferenz mit um so größerer Spannung entgegensehen, als die Mit­teilungen, die bisher über die schwebenden Steuer- Projekte in die Oeffentlichkeit drangen, nur sehr un­klar und verworren lauteten.

Mit Bestimmtheit weiß man bisher nur, daß eS sich bei den neuen Plänen nicht nur um die Deck­ung der erhöhten Militärausgaben, sondern auch um eine umfassendere Reform des Reichssteuerwesens über­haupt handelt. Der preußische Finanzminister Dr. Miguel ist es, der, nachdem er die Steuerreform in Preußen so glücklich durchgeführt, nun auch diese Reichssteuerreform in die Hand genommen und den Plan dazu in einer der Frankfurter Konferenz vor­zulegenden Denkschrift vorgezeichnet hat. Der Mi- quel'sche Plan will das verwickelte und verzwickte Verhältnis, in welchem die Finanzen des Reiches bis­her zu denen der Einzelstaaten standen, durch ein ein­facheres und klareres System ersetzen. Den Matri- kularbeiträgen, welche die Einzelstaaten an die Reichs­kasse abzuliefern hoben, stehen Ueberweisungen des Reichs an die Einzelstaaten gegenüber, Reichszuschüfle, die bald reichlicher, bald spärlicher ausfielen, schließ­lich ganz zu versiegen und in ihrem schwankenden Charakter die Finanzen der Einzeistaaten in die be­denklichste Unsicherheit und Unordnung zu bringen drohten. Hier soll Wandel geschafft werden durch Festlegung der Ueberweisungen, durch Ansetzung einer genau begrenzten Summe für eine Reihe von Jahren.

Das leidige Herüber und Hinüber von Matrikular- beiträgen und Ueberweisungen würde damit freilich nicht beseitigt, aber doch in seinen Folgen gemildert werden; sowohl das Reich als die Einzelstaaten wür­den es nicht mehr mit unberechenbaren, sondern mit genau fixierten und zuverlässigen Summen zu thun haben.

Diese Summen müßten allerdings erst bereit­gestellt und herbeigeschafft werden; eS müßten zu diesem Zwecke die Reichseinnahmen, die Reichssteuern vermehrt werden. Zu den 60 Millionen neuer Steuern, welche die Heeresreform erfordert, würden noch etwa eben so viele Millionen kommen müssen, um die Grund­lage für die Rcichssteuerreform zu schaffen. Die Schwierigkeit der Deckungsfrage wird dadurch erheb­lich gesteigert. In der verflossenen Reichstagssession zeigten sich alle Parteien darin einig, daß die ärmeren Klassen von den neuen Steuern gänzlich verschont, daß Bier, Branntwein, alle notwendigen Lebensmittel dabei vollständig aus dem Spiele bleiben sollen. Die Regierung hat wiederholt die bündigsten Erklärungen in demselben Sinne abgegeben. Allseitig war man damit einverstanden, daß eine Verschärfung der Börsen­steuer geboten sei. Diese allein genügt aber bei Wei­tem nicht, um den großen Mehrbedarf zu decken. So ist man denn auf allerlei andere Projekte verfallen. In erster Reihe steht dabei die Tabak-Fabrikatsteuer, die ein erkleckliches Ergebnis liefern könnte, die aber das Mißliche hat, daß sie einen wichtigen Fabri­kations- und Handelszweig schwer zu schädigen droht. Auch würde sie gerade den kleinen Mann besonders hart treffen, wenn nicht eine Abstufung der Steuer derart vorgesehen würde, daß die billigen Ci­garren ganz steuerfrei bleiben oder doch wett nied­riger besteuert würden als die teueren. Geringeren Bedenken würde vom sozialpolitischen Standpunkte eine Weinsteuer unterliegen; eine solche besteht zwar in verschiedenen Einzelstaaten, im Reiche aber noch nicht. Ob die betreffenden Einzelstaaten sich bereit finden werden, hier zu Gunsten des Reiches zu ver­zichten, muß sich aus der Frankfurter Konferenz zeigen, auf der jedenfalls noch verschiedene andere Steuer- Projekte (Wehrsteuer, Luxussteuer u. s. w.) zur Er­örterung gelangen werden.

Daß man der Konferenz im Volke mit besonderer

Freude entgegensähe, können wir leider nicht sagen. Sie eröffnet die Aussicht auf weitere Steuerbelastungen, die angesichts des auf dem Erwerbsleben ruhenden Drrtckes niemand leichten Herzens begrüßen kann. Mögen die neuen Steuern, wenn sie einmal unver­meidlich sind, sich wenigstens auf das Allcrnötigste beschränken, und mögen sie den abgegebenen Ver­sprechungen gemäß so eingerichtet werden, daß den ärmeren, ohnehin schwer bedrängten Volksklassen nicht neue Lasten aufgebürdet werden!

Laudessachrichten.

* Stuttgart, 8. August. Wie dasN. Tagbl." erfährt, hat der Kaiser dem Chefredakteur vonUeber Land und Meer," Dr. Wilhelm Lauser, den preußischen Kronenorden vierter Klaffe verliehen.

* Stuttgart, 8. August. Wegen Majestäts­beleidigung wird der in Zürich wohnhafte frühere Kgl. württ. Hauptmanu Edmund Miller, Heraus­geber der bekannten Broschüren, vom Kgl. Landgericht Ravensburg verfolgt.

* (Obst und Bier.) In der jetzigen sommer­lichen Jahreszeit ist die Frag;:Wie verträgt sich Obst und Bier?" wieder zu besonderer Wichtigkeit gelangt. Während der Eine von gemischtem Genüsse mindestens die Cholera befürchtet, weist ein anderer darauf hin, daß die beiden Nahrungsmittel so vielfach übereinstimmende Bestandteile enthalten, daß deren Vermischung für die Verdauung nicht schädlich sein könne. Die Frage ist aber mehr eine praktische Arzt­frage. Dem bekannten Grobschmiedsgesellen half eine tüchtige Portion Eisbein vom hitzigen Fieber, während ein Anderer an dieser Arznei zu Grunde ging. Aehn- lich geht's mit Obst und Bier. Ein kräftiger und ans Biertrtnken gewöhnter Magen wird einen mäßigen Zusatz von Obst leicht vertragen; Personen hingegen, die an Verdauungsstörungen leiden oder solche Nah­rung nicht gewöhnt sind, mögen beim Genüsse von Obst vorsichtig sein und kalte Getränke Milch, Wasser, Bier, nach dem Genüsse von Obst ganz ver­meiden. Kinder aber sollen in jedem Falle vor dem gleichzeitigen Genuß von Obst und kalten Getränken gehütet werden.

* (Verschiedenes.) Am Samstag vormittag ging zwischen Eckarts hau sen und Mau lach ein

DlNk (Nachdruck verboten.)

Kriminal-Roman von M. . . .

(Fortsetzung.)

Sie hatten jeder ein Stück Zucker von gleicher Form und gleicher Größe vor sich liegen. In der Mitte des Kreises schwirrten einige kleine Fliegen umher.

Die Spielregel ist folgende: der Besitzer des Stückes Zucker, auf welches sich eine der Fliegen zuerst niederläßt, hat gewonnen; die Mitspielenden müssen ihm eine gewisse Summe, je nach der getroffenen Uebereinkunft, ausbezahlen.

Zuweilen teilten sich alle Spieler auch in zwei Parteien.

Es war höchst interessant, die Spieler zu be­trachten. Wie groß mußte nicht ihre innere Unruhe sein, wenn sich eine der Fliegen einem der Zuckerstücke näherte! Würde sie sich setzen oder nicht?

Aber regungslos saßen sie alle dort, während die schwarzen, glänzenden Gesichter die wechselvollsten Stimmungen ausdrückten.

Man kann bei diesem Spiel wie bei allen anderen betrügen. Man kann das Stück Zucker mit einem Stoff bestreichen, den die Fliegen lieben und der sie anlockt. Man kann wie viel Mühe dies auch er­fordern mag eine Fliege dressieren, daß sie sich auf das Stück Zucker des Betreffenden setzt. Diese Fliege wird dann unbemerkt losgelassen. Im üb­rigen muß der Wirt dafür sorgen, daß immer eine genügende Anzahl von Fliegen stets bei der Hand ist.

Wollen Sie ein Glas mit mir trinken?"

Ich wandte mich nach dem Sprecher um und erblickte einen grobschrötigen, schwarzharigen Burschen, der sich ganz ungeniert an meinem Tisch niederge­lassen hatte. Er war mit einem Zinnbecher versehen, den er, ohne weitere Umstände zu machen, aus meiner Kognakflasche füllte.

Im ersten Augenblick hatte ich Lust, ihm den Becher aus der Hand zu schlagen, aber ich besann mich, und indem meine Rechte den Revolver fester umklammerte, antwortete ich:

Mit Vergnügen."

Dann füllte ich meinen Becher ebenfalls.

Der Mann betrachtete mich aufmerksam, dann zog er ein Paar Würfel aus der Tasche und fragte:

Wollen wir eine Partie machen?"

Mit Vergnügen!" Und dabei holte ich meine eigenen Würfel hervor.

Als der Mann das sah, murmelte er einige Worte vor sich hin, daß er nicht recht bei Kasse sei, worauf er seine Würfel mit saurer Miene wieder einsteckte.

Ich folgte seinem Beispiel.

In demselben Augenblick gewahrte ich mit Stau­nen, wie der riesenhafte Neger sich plötzlich mit blitzenden Augen erhob und sich auf seinen Nachbar stürzte. Ich hatte wohl bemerkt, daß der letztere unaufhörlich gewann.

Du Schurke, du spielst falsch!" schrie er in seinem gebrochenen Englisch, indem er den Hals des Unglücklichen mit seinen eisernen Fingern umklammerte er schien Uebung darin zu haben!

Flüche und Schläge hagelte es von allen Seiten herab. In den zur Linken gelegenen Zimmern ver­stummte die Musik, die Tanzenden stürzten herein. Der Wirt bemühte sich vergebens, die Ruhe wieder­herzustellen.

Ich war mitten in das Gedränge hineingezogen. Jetzt steckte meine Hand nicht mehr in der Tasche, ich hielt den Revolver kampfbereit in der Rechten.

Messer wurden gezogen, Schüsse knallten. Die Sache artete in eine allgemeine Schlägerei aus.

Ich bemühte mich, meinen Neger nicht aus den Augen zu verlieren, aber ich wurde bald von ihm getrennt, und es war mir unmöglich, ihn wieder zu entdecken.

Schließlich wandte sich der Strom dem Aus­gange zu. Ich mußte wohl oder übel folgen. Wir taumelten die Treppe hinab und kamen ins Freie. Dort gelang es mir endlich, mich los zu machen.

Die Schlägerei wurde noch eine Weile fortgesetzt, aber der eiskalte Regen kühlte die erhitzten Gemüter bald ab. Die Kämpfenden entfernten sich einer nach dem andern, und es wurde wieder still auf der Straße.

Den Neger konnte ich jedoch nirgends erblicken. Er war und b?ieb verschwunden.

Als ich endlich spät in der Nacht die Uhr zeigte bereits die dritte Stunde totmüde und an allen Gliedern zerschlagen zu Hause anlangte, als ich mich meiner Kleider entledigt hatte und die erschöpf­ten Glieder auf den weichen Kissen streckte, da war es mir, als läge das, was ich an diesem Abend er-