sich tm genannten Zeitraum ans 2 513 560 Mk. 7 Pf. gegen 2359441 Mk. 26 Pf. und weisen demnach ein Mehr von 154118 Mk. 81 Pf. auf.
* Im Wartsaal 3. Klaffe des Bahnhofs in Stutt- gart kamen am 1. und 2. d. M. die im 1. Quartal er. auf den württ. Stationen und in den Zügen gefundenen und nicht zurückverlangten Gegenstände zum öffentlichen Verkauf. Für die Nachlässigkeit, mit welcher das Publikum namentlich mit dem Handgepäck umgeht, spricht die Thatsache am besten, daß zur Versteigerung der gefundenen Gegenstände zwei Tage nötig waren. Im Publikum ist das Dasein des Fundbureaus noch immer zu wenig bekannt.
* Geislingen, 3. August. Unsere Bezirksorte haben vielfach einen sehr reichen Obstertrag zu erwarten. Im hochgelegenen Sontbergen z. B. beugen sich die Bäume unter der Last der Früchte. In Nenningen soll ein Gutsbesitzer ungefähr 350 Ztr. Obst verkaufen können. Donzdorf kann einige 1000 Ztr. abgeben. In Gingen an der Fils liefern einzelne für 40 bis 50 Mk. Obst. Aehnlich steht es fast in allen anderen Gemeinden.
* (Verschiedenes.) Das erste amerikanische Heu hat Handelsmann Levi in Freudenthal, 2000 Zentner, über Antwerpen erhalten. Leihstall- besttzer Kurtz in Stuttgart hat sofort 200 Ztr. bestellt, der Preis loco Antwerpen ist 5 Mk. per Zentner. — Ein stellenloser Kellner machte in Stutt- gart einen Selbstmordversuch, indem er sich in den Anlagensee stürzte, aus dem er noch lebend heraus- gezogen wurde. — Ein 18jährtges Mädchen versuchte einen Uhrmacher in Gmünd durch einen gefälschten Brief zur Ausfolgung etlicher Damenuhren zu bewegen. Zum Glück zog der betreffende Geschäftsmann zuvor Erkundigungen ein und entdeckte hiebei das unsaubere Manöver der jungen Schwindlerin. Dieselbe konnte bis jetzt noch nicht ermittelt werden.
— In Eßlingen rettete am 28. Juni d. I. der Lyceumsschüler Eugen Lutz, Sohn des Schullehrers Lutz von Köngen, mit Einsetzung des eigenen Lebens beim Baden im Neckar einen älteren Kameraden vom Tode. Die wackere That kam zur Kenntnis Seiner Maj. des Königs, es wurden Erkundigungen über die näheren Umstände eingezogen und vor einigen Tagen erhielt nun der junge Lebensretter als Zeichen königlicher Huld und Anerkennung eine prachtvolle goldene Taschenuhr, welche das Bildnis des Königs trägt.
— Der wegen Brandstiftung verhaftete Schneiders, von Bergfelden (OA. Sulz) hat sich im Gefängnis in Rottweil erhängt. — In Gechingen brach in dem Holzstall des Milchhändlers Jakob Dürr Feuer aus, das aber durch die rasch herbeigeeilte Feuerwehr gelöscht werden konnte, ehe größerer Schaden entstand. Man vermutet Brandstiftung. — In Nußdorf fiel Schmiedmeister Fuchs sen. beim Garbenabladen durch das Garbenloch auf den Leiterbaum des unten stehenden Wagens, wobei er mehrere Rippen brach. Der Verunglückte ist tags darauf seinen Verletzungen erlegen.
* Ein lustiger Fall ereignete sich in Petersthal (Baden), wo der Eigentümer eines Pferdes, das nicht von der Stelle zu bringen war, das Tier einem Kaminsegerlehrling zu schenken versprach, wenn dieser
das Pferd nach Oppenau reiten könne. Der Lehrling bestieg das Pferd, ritt mit ihm davon und langte zur Enttäuschung des Eigentümers glücklich in Op- pena« an.
* Aus Bayern. Fürst Bismarck hat, wie aus Landshut geschrieben wird, am.Sonntag den Kapellmeister der Kurkapelle in Kisstngen, Hrn. Schreck (früher Kapellmeister im ehemaligen 4. Jägerbataillon in Landshut) empfangen und demselben herzlich für dessen neuen, dem Fürsten gewidmeten Marsch gedankt. Dieser enthält das Trio: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wolle keine Knechte." —„Ja," sagte der Fürst, „Sie haben's getroffen. Dies Arndt'sche Lied ist mein Leiblied."
* München, 4. Aug. Der Prinzregent beauftragte den Prinzen Ludwig mit seiner Stellvertretung bet den Katsermanövern in Lothringen.
* München, 4. Aug. Das Auftreten der Nonne hat dem Staat und den Privatwaldbesitzern durch den Kahlhieb großer Waldbestände und durch die hohen Kosten für das „Ringeln" der Bäume, sowie durch den schädlichen Einfluß des letzteren auf das weitere Wachstum derselben schweren Schaden gebracht. Ein Berichterstatter der „Allg. Ztg." schreibt nun, er habe stchfin der Umgegend von Kirchseon, Ebersberg Moosach, Grafing u. s. w. persönlich überzeugt, daß alle von der Nonne angefrefsenen Bestände bereits wieder neue Triebe bekommen haben und gut gedeihen, während die mit Ringen versehenen Bäume nachträglich zu kränkeln anfangen.
* Hof, 31. Juli. (Einhalb Zentner „Referenzen.") In einem hiesigen Kramladen hat dieser Tage zwischen dem Ladenbesitzer und einem Geschäftsreisenden ein ergötzliches Zwiegespräch stattgefunden, das, wie uns mitgeteilt wird, folgenden Verlauf nahm: Reisender (beim ersten Besuch die vom Ladeninhaber gemachten Bestellungen rekapitulierend): „Sie bestellten also.1 Sack Kaffee, Vs Zentner Cichorie, 1 Zentner Reis, 20 Brod Zucker rc>; nun möchte ich Sie bitten, mir auch einige Referenzen aufzugeben." — Krämer: „Referenzen? Davon können's mir auch Vs Zentner schicken!"
* Frankfurt. Ueber die Ermordung des Poli- zeirats Rumpf in Frankfurt a. M., die seinerzeit ein so ungeheures Aufsehen machte, bringt jetzt die „Franks. Kl. Presse" die sensationelle Nachricht, daß ein vor kurzem unter eigenen Umständen verstorbener Agent zugesehen haben soll, daß nicht Lieske, welcher der Ermordung für schuldig befunden worden ist, sondern zwei andere Personen den Polizeirat Rumpf ermordeten. Lieske habe nur Wache gestanden. Aus Furcht vor den Thätern will der Agent keine Anzeige gemacht, dagegen den Vorfall schriftlich niedergelegt und die fraglichen Papiere in seiner Wohnung verwahrt haben. Kurz vor seinem Tode unterrichtete er aber doch noch andere Personen von dem Geschehnis. Diese haben nun, da die Papiere nach dem Tode des Agenten aus der Wohnung verschwunden waren, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet und ist die Untersuchung in vollem Gange.
* Berlin, 5. August. Nach Blättermeldungen sind Choleratodesfälle in Posen und Budapest vorgekommen. Die österreichische Regierung ordnete die strengste sanitäre Ueberwachung für die aus den
Choleragebieten Rußlands und Südfrankreichs ein- treffenden Reisenden an.
* Berlin, 5. August. Die Ostdeutsche Zeitung erfährt zuverlässig, daß zwischen der Reichsregierung und Rußland Verhandlungen zur Beilegung des Zollkriegs begonnen haben. Auch die „Voss. Ztg." entnimmt aus dem Umstande, daß die russische Regierung soeben der internationalen Bank in Moskau die Errichtung von Filialen in Danzig und Königsberg gestattete, um den Absatz der russischen Bodenerzeugnisse besser zu regeln, die Hoffnung auf baldigen Friedensschluß.
* Gegen die Herabwürdigung der Wehrsteuer zu einer „Krüppelsteuer" wendet sich eine Zuschrift der „Köln. Ztg." aus Württemberg, welche daran erinnert. daß im Jahr 1870 einige württembergische Studenten nicht ausrücken konnten, weil sie Schmisse an der Stirn hatten, die durch das Tragen der Kopfbedeckung gerieben und entzündlich wurden. Diese Leute befinden sich Heuer zum teil in glänzender Erwerbsstellung; kann man sie etwa als Krüppel bezeichnen? In ähnlichem Fall aber befinden sich Tausende und Abertausende, und weshalb wir eine so gerechtfertigte Steuer, die nach schweizerischem Maßstabe 34 Millionen abwerfen könnte, „hinauslassen" sollen, das steht man hierzulande nicht ein.
* Das diesjährige Flottenmanöver soll das größte werden, das die deutsche Marine gesehen hat. Nach den vorläufig getroffenen Anordnungen werden alle Kriegsschiffe, die sich in den deutschen Gewässern aufhalten, mehr oder weniger zu den Uebungen herangezogen werden. Den Ausgangspunkt wird der Kieler Kriegshafen bilden, und die Manöver werden sich bis weit in die Ostsee hinein ausdehnen. Soweit bis jetzt zu übersehen ist, werden die Uebungen am 20. d. ihren Anfang nehmen.
* Berlin. In einem vegetarischen Speisehaus ereignete sich vor einigen Tagen ein „unerhörter" Vorfall. An einem Tisch hatte ein älterer Herr, der schon seit längerer Zeit in dem Lokal verkehrt, Platz genommen und bestellte sich eine der üblichen Krautspeisen. Plötzlich machte sich unter den übrigen Gäste» eine große Bewegung bemerkbar. Entrüstete Stimmen riefen nach dem Wirt, und als diese., herbeieilte, wurde festgestcllt, daß der angebliche Vegetarier als Zuthat zu der Krautspeise eine — Gänsekeule, die er eingeschmuggelt hatte, verzehrte. Sofort wurde der Mann, der seinen Magen zur „Begräbnisstätte für Tierleichname" gemacht und die heiligen Hallen, in denen man das Fleisch nicht kennt, entweiht hatte, an die Luft befördert.
* Schönhausen. Im Bismarck-Museum zu Schönhausen hat man wiederum ein neues Zimmer eingerichtet, in dem die in diesem Jahre bet dem Fürsten eingelaufenen Geschenke untergebracht sind. Besonders bemerkenswert ist ein aus China eingetroffenes Kanonenrohr, zu dessen Herstellung lediglich chinesische Kupfermünzen verwendet wurden.
"Kiel, 3. August. Prinz Heinrich befand sich mit dem Admiral Schröder und dem Kommandanten an Bord des Panzerschiffes „Baden", während sich die bereits gemeldete Entzündung der Granate ereignete. Der Prinz beteiligte sich eifrig an den Hilfeleistungen bei den Verwundeten. Durch die Explosion wurden
Mnk Wochk. (Nachdruck verboten.)
Kriminal-Roman von M. . . .
(Fortsetzung.)
„Moore," sagte mein Chef, „gehen Sie jetzt nach Hause und ruhen Sie sich aus! Aber vergessen Sie nicht, was Sie mir versprochen haben. Und dann denken Sie stets daran, daß ich Tag und Nacht zu Ihrer Verfügung stehe! Sie können mich zu jeder Stunde aufsuchen. Brauchen Sie Geld, so steht meine Privatkasse Ihnen zu Gebote! Bedürfen Sie eines Rates, — ich werde mein Bestes thun, um Ihnen beizustehen. Wünschen Sie Hilfe, ich bin zwar nicht mehr jung, aber meine Arme haben noch ein gut Teil ihrer früheren Kraft. Ja, wenn es nötig ist„ will ich den Mörder mit eigenen Händen greifen. Sie wissen selber, Moore, was ich tagtäglich hören muß, alles, was die Zeitungen sagen, alles —" Die letzten Worte wurden so leise ausgesprochen, daß es mir schwer ward, sie zu verstehen.
„Mein Chef," sagte ich, „Sie vertrauen mir diese schwere Aufgabe an, und ich bin stolz darüber! Ich will mich nicht aufhalten — die Nacht vergeht, und ich habe noch viel zu überlegen, nur noch ein Wort," ich senkte meine Stimme, soweit der plätschernde Regen und der heulende Sturm es zuließen. „Sie müssen mir versprechen, sich niemand in dieser Sache anzuvertrauen. Niemand außer mir darf seine Hand dabei im Spiele haben. Die Entdeckungen, die ich mache, müssen ein Geheimnis zwischen uns bleiben, ich muß unbegrenzte Macht haben, nach meinem Willen nud meinem Ermessen zu handeln!"
Der Chef reichte mir eine Karte, auf der einige Worte geschrieben waren. In der einen Ecke befand sich ein großes Siegel.
„Nehmen Sie diese Karte, Moore! Sie öffnet Ihnen jede Thür. Sie haben die Macht, jeden, wer es auch sei, zu verhaften. Kein Polizist kann Ihnen seine Hilfe verweigern. Mit einem Worte: Sie find ebenso mächtig wie ich."
Auf den Wink des Chefs fuhr sein leichter Wagen vor. Er sah sich nach seinem Adjutanten um, aber dieser schien weder zu hören noch zu sehen. Der junge, sonst so aufmerksame Mann stand da Md starrte der sich fortbewegenden Bahre nach. Als der Chef ihn rief, wurde er dunkelrot und warf mir einen eigentümlichen Blick zu. In seinem Antlitz stand gleichsam ein fester Entschluß zu lesen. Einen Moment blitzte es in seinen Augen auf; dann sprang er pfeilschnell auf den Bock und setzte sich neben den Kutscher. Im nächsten Moment war das Fuhrwerk meinem Gesichtskreis entschwunden.
Langsam bewegte ich mich vom Fleck. Meine Wangen glühten, mein Hirn arbeitete fieberhaft. Da stieß mein Fuß an einen harten Gegenstand. Ich bückte mich, meine Hand faßt in den Schmutz hinab. Es ist ein Messer! Ein kleines spitzes Messer, das ich vorsichtig abtrockne, ehe es in meiner Tasche verschwindet.
Dann setze ich meinen Weg fort, aber schon nach wenigen Schritten stehe ich wieder still. Mein Entschluß steht fest, ich kehre um und gehe weiter nach Five-Points hinein.
Es war ein Uhr nachts.
3.
Fast am Ende von Five-Points liegt ein großes Haus, groß wenigstens im Vergleich zu den elenden Hütten, die es begrenzen. Es ist von oben bis unten erleuchtet. Das gedämpfte Licht dringt durch die Fenster und wirst einen bleichen Schein auf die dunkle Straße.
Hin und wieder tönt Geschrei und lautes Rufen aus dem Gebäude. Dann ist alles eine Weile still, bis nach wenigen Minuten der Lärm mit erneuter Gewalt losbricht. Zuweilen wird die Thür geöffnet und ein menschliches Wesen mit großem Nachdruck an die Luft gesetzt.
In diesem Augenblick kommt ein Mann die Straße herauf. Sobald er in dem vom Hause ausgehenden Lichtkreis angelangt ist, kann man seine Züge erkennen Tiefe Runzeln bedeckten seine Stirn und ein mürrischer Zug umspielt seinen Mund. Er geht vornüber gebeugt und seine Haltung hat etwas Untersetztes. Eines ist sicher, er hat weder in den Gesichtszügen noch in der Figur oder dem Gange die geringste Ähnlichkeit mit dem Detektive John Moore.
Und doch ist es kein anderer.
Ohne Zögern öffne ich die Thür zu dem großen Hause. Im selben Augenblick vernimmt mein Ohr ein entsetzliches Getöse, aber ich beachte das nicht weiter.
Ein junges Mädchen — sie zählt sicher nicht mehr als 14 Jahre — kommt mir entgegen, sie hat Blumen im Haar und ein freches Lächeln auf den dünnen