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Samstag den 5. August

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

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1893.

Amtliches.

Ueber tragen wurde das erledigte Revieramt AlpirSb ach, Forsts Freudenstadt, dem Korstamtsassistenten Eiscnbach in Ulm.

Die Aufnahmeprüfung in das evang. theol. Seminar in Tübingen hat u. a. mit Erfolg bestanden: Rudolf Knödel, S. d. Uhrenmachers Knödel in Nagold.

D Börseuspiel und Justiz.

Die Börse ist eine vernünftige und notwendige Einrichtung; sie dient der Vermittelung des großen Geschäftsverkehrsund ist ein Organ des Weltmarktes. Daß eine solche Einrichtung vielfach zu Zwecken miß­braucht wird, die nicht die lautersten sind, liegt nahe, und die Häufigkeit solcher Vorkommnisse hat der Börse auch einst aus ministeriellem Munde die Be­zeichnungGiftbaum" eingetragen.

Einer der gefährlichsten Auswüchse dieses Gift­baums ist das auch seiner Häufigkeit wegen auffallende Differenzgeschäft-. Man kauft eine gewisse Anzahl Wertpapiere zu einem gewisstu Termin. Beispielsweise sollen die X Aktien am 1. August 100 stehen; die Aussichten des Unternehmens, auf das dieselben ba­sieren, scheinen recht günstig, so daß ein weiteres Steigen zu erwarten ist. Deshalb werden schnell 50 L-Aktien per 1. September gekauft. Der 1. September da, die X-Aktien sind auf 107 ge­stiegen. Der Käufer hat 50mal 7 verdient. Na­türlich kann auch der entgegengesetzte Fall eintreten (und dieser ist der bei weitem häufigere), daß die Papiere einen Kursrückgang aufweisen, worauf der Käufer den Unterschied zuzahlen muß. Es handelt sich bei diesen Geschäften nie um einen wirklichen Kauf, sondern nur um die Gewinnung des Wertunterschiedes; und an diesem Spiel beteiligen sich nicht bloß Leute, die an der Börse zu Hause sind, sondern auch un­zählige andere aus dem großen Publikum, die der Spielteufel bei den Haaren hat.

Erleichtert wird die Sache dadurch, daß der Bankier zumAnkauf- nicht etwa den vollen Betrag fordert, sondern nur einen Bruchteil, der etwa aus­reichend erscheint, um Kursrückgänge zu decken. Reicht das Depot nicht aus, so muß der Käufer zuzahlen und thut er das nicht, so wird er vom Bankier ver­klagt. Wie haben sich nun die Gerichte diesem Un­wesen gegenüber verhaltend Natürlich tritt für sie die Frage hervor: Sind solche Zeitgeschäfte wirkliche

Gme Woche. (Nachdruck verboten.)

Krimmal-Roman von M. . . .

(Fortsetzung.)

Hie und da steht ein großes, hellerleuchtetes Haus, ein Tanzlokal, eine Spielhölle oder gar etwas Schlimmeres. Von Zeit zu Zeit begegnen wir ab­gemagerten, verhungerten, in schmutzige Lumpen ge­kleideten Gestalten. Von Straßenpflaster keine Spur mehr, das hat längst aufgehört. Wir versinken bis an die Knöchel im Kot, der Weg wird immer enger, immer mühseliger, und der kohlschwarze Märzhimmel gießt nach wie vor seine heftigen, unaufhaltsamen Regenfluten herab.

Wir befinden uns in Five-Points. Jedem Amerikaner, jedem, der in New-Aork geboren, fährt bei der Nennung des Namens ein kalter Schauer durch alle Glieder. Five-Points! Die Freistätte für den Auswurf der Menschheit der Ort, an dem alle Verbrechen ungestört ausgeübt werden können, Diebstahl und Raub, Brand, Schlägerei und das schlimmste von allen Mord.

Gott sei uns gnädig, wenn wir erkannt würden! Zwei einsame Polizisten zwei Revolverkugeln, zwei Messerstiche zwei Leben was haben die hier für eine Bedeutung.

Es däucht mir eine Ewigkeit, seit die Uhr Zwölf geschlagen. Der Schweiß rinnt mir in Strömen von der Stirn, aber müde bin ich nicht mehr.

Morriffon so heißt der Adjutant des Chefs zeigt vor sich hin. Ich strenge meine Augen an

Kaufgeschäfte, oder sind sie nicht vielmehr bloß Hazard- spiele, aus denen das Gesetz keine Klage gestattet d Da haben nun die Gerichte gesagt: Wir können, wenn der Vertrag in der Form eines Kaufgeschäftes abgeschlossen ist, der Sache nicht ansehen, ob dabei im wirtschaftlichen Sinne wirklich ein Kauf oder nur ein Difstrenzgeschäft beabsichtigt ist. Wir muffen also das Geschäft so nehmen, wie es sich seiner äußeren Erscheinung nach darstellt, d. h. als Kauf, und als solcher ist es klagbar.

Es werden nun Zeitgeschäfte an der Börse nicht immer etwa nur in dem Umfange abgeschloffen, daß der Käufer mit seinem Vermögen die gekauften Gegen­stände auch wirklich bezahlen, der Verkäufer sie auch wirklich liefern könnte. Vielmehr werden Zeitgeschäfte über Summen und Werte abgeschlossen, die weit über das Vermögen der Abschließenden hinausgehen. Wer ein Vermögen von 10 000 besitzt, läßt Gffektenkäufe über 110000, wer 100 000 besitzt, Warenkäufe für Millionen an Wert für sich abschließen. Ja, es kommt an der Warenbörse mitunter vor, daß Mengen ge­handelt werden, die bei weitem das übersteigen, was überhaupt von der betreffenden Ware in der Welt vorhanden ist. Wo die Sache so liegt, da ist es doch gar nicht zu verkennen, daß die Beteiligten nicht die Absicht gehabt haben können, ein durch wirkliche Lieferung zu vollziehendes Geschäft abzuschließen, daß es ihnen vielmehr nur um die Differenz zu thun ge­wesen ist.

Früher hat selbst das Reichsgericht diesem Um­stand gegenüber die Augen geschlossen. Erst seit An­fang vergangenen Jahres hat man vernünftigerweise diese Praxis verlassen und erklärt, daß bei augen­scheinlichen Differenzgeschästen Klagen ebenso wenig statthaft seien, wie bei gestundeten Spielgewinnen. Unglücklicherweise scheint nun aber doch wieder das gelehrte Recht über das im Volksempfinden lebende Recht den Sieg davontragcn zu sollen; denn ein her­vorragendes Mitglied des Reichsgerichts, der Senats- prästdent Dr. Wiener, bekämpft die neue Praxis in einem öffentlich gehaltenen (auch im Druck erschienenen) Vortrage.

Dr. Wiener erkennt zwar an, daß das Börsen- sptcl, namentlich das des kleinen Mannes, durchaus verderblich auf unsere Verhältnisse wirke, aber

und erblicke ein undeutliches, flackerndes Licht. Noch einige hastige Schritte und wir sind an Ort und Stelle.

Dort steht eine Gruppe von sieben oder acht Personen, alles Polizisten. Aber im nächsten Augen­blick, als ich mich ein wenig genauer umgesehen habe, entdecke ich noch eine männliche Gestalt, eine trotzige, schmutzige Erscheinung, die ein wenig abseits von einem Polizisten bewacht dasteht.

Vor mir steht ein großer, schlanker, feingebauter Mann. Seine Hände stecken in den Taschen des Ueberrockes. Seine Augen sind zu Boden gerichtet.

Jetzt entdeckt auch mein spähender Blick das heimliche Ziel derselben: einen menschlichen Körper, schwarzblau im Gesicht, bedeckt mit Schmutz und Blut? Nein, nur wenige Tropfen haben das zerrissene Hemd befleckt. Der unsichere, flackernde Schein der Fackeln beleuchtet die Szene.

Schweigend und erwartungsvoll stand ich da.

Der Chef sah auf. Sein sonst so klarer, durch­dringender Blick war gleichsam verschleiert. Er strich sich mit der Hand über die hohe Stirn, seine Stimme klang heiser und gebrochen.

Moore," sagte er und reichte mir freundlich die Hand,verzeihen Sie, daß ich Ihnen die Ruhe, deren Sie so sehr bedurften, nicht gönne. Aber Sie kennen meine Stellung Sie wissen, mit welchen Schwie­rigkeiten ich zu kämpfen habe und jetzt dies neue Verbrechen dieser teuflische Mord!"

Sein Gesicht verzog sich schmerzlich.

Moore," fuhr er fort, indem er mir einen

juristisch sei doch die Sache sehr bedenklich. Die rechtliche Natur des Kaufs werde dadurch nicht be­einträchtigt, daß die Beteiligten nicht die für die Ab­nahme oder Anschaffung der Ware nötigen Mittel haben. Wer eine an der Börse gehandelte Ware kaufe, habe auch, wenn er nur die Differenz bezahlen kann stets die Mittel, dem Verkäufer die Waren abzunehmen. Denn er brauche ja nur die Waren vor oder nach dem Lieferungstermin, wieder an der Börse zu verkaufen, so habe er in dem Preise der­selben, zusätzlich der Differenz, das Mittel, um seinen Verkäufer zu befriedigen. Nur mit einem Seufzer über dos gelehrte Recht wird man diese Ausführungen lesen und es ist wenig beruhigend, daß das Reichs­gericht neuerdings wieder in einem Sinne entschieden hat, der den Wienerschen Auffassungen entgegensteht. Hier könnte nur das Gesetz feste Normen schaffen, aber es ist zweifelhaft, ob unsere Kindeskinder die Fertigstellung des bürgerlichen Gesetzbuches erleben werden.

LlMdessachrichteu.

* Alten steig, 4. Aug. Nach dem Ergebnis der Farrenschau find im OA -Bezirk Nagold 103 Farren vorhanden, worunter 48 I., 34 II. und 15 III. Classe. Im Frühjahr d. I. ist durch die Ein- führung von 10 Original-Stmmenthaler-Farren ein kräftiger Schritt zur Verbesserung des männlichen Zuchtmaterials geschehen. 8 Gemeinden haben solche Farren als Eigentum der Gemeinde erworben. 6 Ge­meinden haben zur Anschaffung von Original-Simmen- thaler-Farren sehr erhebliche Staatsüeiträge erhalten, davon 2 Gemeinden je 200 Mk. für einen Farren. Das Oberamt empfiehlt den Gemeinden, auf eigene Erwerbung von Simmenthaler Farren Bedacht zu nehmen. Farren III. Kl. sollten weggeschafft werden.

Dev Gemeinden Calw, Liebenzell, Un» terreichenbach ist die Erhebung eines Zuschlags zur Liegenschaftsaccise gestattet worden. Calw erhebt 80 Pfg., Liebenzell 50 Pfg., Unterreichenbach 60 Pfg. von je 100 Mk. des der Accise unterworfenen Kauf­preises.

* Tübingen, 3. August. Gestern abend 5 Uhr kam der König von Friedrichshafen aus mit einem Sonderzug hier an. Ohne Aufenthalt zu nehmen

leichten Schlag auf die Schulter versetzte,ich baue auf Ihre Geschicklichkeit, auf Ihren Mut und vor allen Dingen auf Ihre Pfiffigkeit! Ja, in dieser Stunde setze ich mein ganzes Vertrauen auf Sie. Noch wissen Sie nicht den Namen dieses Mannes, Sie haben seine Züge noch nicht erkennen können" Auf seinen Wink trat ein Polizist vor und beleuchtete das Antlitz des Toten mit seiner Fackel.

Ich trat näher heran. Ich wollte, ich konnte meinen Augen nicht trauen!

Er! Er, den ganz New-Gork kannte! Er hier in Five-Points, tot, gemordet. Ich taumelte zurück wie ein Betrunkener.

Benjamin Hood, der Millionär, der von allen Leuten Beneidete! Benjamin Hood, der Bankier, der Geldfürst, der glücklichste Besitzer eines unermeßlichen Reichtums er lag hier im Schmutz zu weinen Füßen wie ein gefälltes Tier, erdrosselt, leblos, eine mit Kot bespritzte, eckelhaste Masse.

Ein Seufzer meines Chefs brachte mich wieder zur Besinnung.

Moore, Ihnen vertraue ich die Sache an. Sie sollen, Sie müssen den Mörder ausfindig machen

und zwar bald. Hören Sie, More? Haben Sie mich verstanden?"

Mein Chef!" antwortete ich und meine Stimme bebte nicht,mein Chef, ich will alles thun, was in meinen Kräften steht. Ich will meinen ganzen Scharfsinn aufbieten an meinem Mut zweifeln Sie doch nicht? Benjamin Hoods Mörder soll der Rache nicht entgehen."