meldet: Auf der Landstraße zwischen Petrowaz und Swilainaz wurden in der vorigen Nacht zwölf Kauf­leute von Briganten überfallen. Es fand ein furcht­barer Revolver- und Mefserkampf statt. Die Räuber trugen den Sieg davon und raubten etwa 20 000 Mk. Vier Kaufleute wurden getötet.

* Sofia, 31. Juli. Das Resultat der So- branje-Wahlen ist nunmehr fast ganz bekannt. Unter den 161 Gewählten befinden sich nur neun Anhänger der Oppositionspartei; unter ihnen ist weder ein Führer der letzteren, noch ein ehemaliger Minister.

* Alexandrien, 31. Juli. Der Khedive ist hier eingetroffen und wurde von den Volksmaffen lebhaft begrüßt. Die Straßen sind festlich geschmückt.

Handel ««d Verkehr.

-r. Altenstetg, 1. Aug. Der heutige Viehmarkt mar mittelstark befahren. Aufgestellt waren circa 200 Paar Ochsen und Stiere, 300 Kühe und Kalbeln und 150 Stück Jungvieh. Etwa die Hälfte dieser Tiere wurde verkauft. Wie vorauszusehen war, ging der Handel wett besser als am letzten Markt, und obwohl die Händler anfangs mit ihren Angeboten sehr zurückhielten, so mußten sie sich doch zu annehm­baren Preisen bequemen. Händler waren da aus Norddeutschland, vom Niederrhein und vom Elsaß. Fettvieh, Zug- und Milchvieh wurde gut bezahlt; auch Rinder und Jungvieh wurde viel gekauft, aber zu niederen Preisen, namentlich gegen Schluß des Marktes. Ochsen kosteten 6001000 Mk., Stiere 300600 Mk., Kühe und Kalbeln wurden zu 150 bis 300 Mk. verkauft, Jungvieh galt bis zu 120 Mk. Jährige Rinder galten 100130 Mk. gegen 50-70 Mk. auf dem letzten Markt. Mit der Bahn schickten dw Händler viele Tiere fort. Auch auf dem Schweinemarkt wurde viel gehandelt bei etwas besseren Preisen als auf dem vorhergehenden Schweinemarkt. Milchschweine kosteten pro Paar 1626 Mk., Läufer- schweine 3560 Mark.

* Stuttgart, 22. Juli. (Landesprodukten-Börse.) Der in den letzten Tagen der abgelaufenen Woche niedergegangene heftige Regen war einesteils sehr günstig für die Entwicklung der Futterpflanzen und Knollengewächse, andernteils schädigte derselbe die bereits geschnittenen Halmfrüchte nicht unbedeutend. Große Zufuhren von Getreide aller Art aus den überseeischen Produktionsländern ließen eine Besserung im Getretdegeschäft nicht aufkommen, die Geschäfts- losigkeit hält an. Die schwach befahrenen süddeutschen Märkte melden etwas höhere Preise; in Ulm wurde am 29. Juli der erste neue Kern zu Markt gebracht. Die Börse ist gut besucht. Geschäft ohne Belang. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, I-g. klaia Mk. 17.80 bis 17.9), Rumän. Mk. 17.75, Haber Mk. 18.50 bis 18.60, Mais Mk. 13.30. Mehlpreise -er 100 Kilogr. tnkl. Sack bei Wagenladung: Suppen­gries Mk. 30.60, Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr. 1: Mk. 27.50 bis 28.50, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24.50, Nr. 4: Mk. 19.50 bis 20. Kleie mit Sack Mk. 11 per 100 Kilo je nach Qualität.

* Stuttgart, 1. August. (Kartoffelmarkt) Zufuhr 600 Zentner. Preis per Zentner 4 Mk. 50 Pf. bis 5 Mk. 50 Pf. Krautmarkt. Zufuhr

* (Unsere Sperlinge.) Ueber die Schädlicykett der Sperlinge sind, wenn auch nicht alle Gelehrten, so doch alle Landwirte einig; für diese sind die Spatzen, was die Orter für die Fischer, nämlich Räuber ihres Eigentums. Sie sind wohl Körnerfresser, aber keine Raubenvertilger. Wenn sie anfangs des Frühjahrs an den Obst- und anderen Bäumen herumpicken, so Ist es ihnen nicht um den Fang von Insekten zu thun, sondern sie suchen das erste Grün der keimen­den Fruchtknospen als Leckerbissen für sich aus, Be­weise hiefür können leicht geliefert werden, da um diese Zeit in einem Spatzenmagen kein animalisches, wohl aber vegetabilisches Futter zu finden ist. In der vorgeschrittenen Jahreszeit, wenn sie Junge auf- ziehen, vertilgen die Sperlinge wohl auch einige Arten von Insekten, jedoch eher nützliche als schädliche; so fand der berühmte Pomolog Oberdiek (Hanover), der 200 Spatzenmagen untersuchte, meist nur Getreiüe- körner, höchst selten Käferlaven. Derselbe berechnete auch, daß die Sperlinge auf einer Fläche von 100 Quadratmeilen eines Landes gegen V* * Million Scheffel Getreidekörner jährlich fressen, was auf Württemberg allein gegen 1 Million Scheffel ausmachen würde. Derselbe sagt deshalb auch:Wer der Ver­mehrung der Sperlinge entgegentrttt, vermehrt die Lebensmittel einesLandes, und wer dies thut, hat Anspruch auf die Dankbarkeit der Menschheit." Und was schaden die Sperlinge erst im Gemüsegarten, auf Kirsch- und Frühobstbäumen! In der Ernte aber sind sie den Getreidefeldern, was die Maikäfer und Raupen

900 Stück. Preis 25-30 Mk. per 100. Most­obst (Fallobst.) Wtlhelmsplatz 25 Ztr. Preis per Ztr. 2 Mk. 50 Pf.

* Nürnberg, 29. Juli. (Hopfen). Die Ge­schäftslage dieser Woche blieb eine unveränderte. Käufer sind nur Kundschaftshändler für bestvorhandene Ware, deren Preise sich daher sogar befestigen konnten, da­gegen sind alle anderen Sorten, wovon sich dK Be­stände nicht vermindert haben, vernachlässigt und billiger angeboten. Der Wochenumsatz beläuft sich auf ca. 250 Ballen. Stimmung ruhig fest. Einzelne Post­kolli 1893er Ware sind bereits eingetroffen und werden per Pfund zu Mk. 4 verkauft. Prima Hopfen Mk. 200210, gutmittel 185195, mittel 150175.

* (Neuer Wein.) In Jhrtngen am Kaiser­stuhl hat am Jakobitag Herr Gemeinderat Düringer ca. 30 Liter Most aus Frühtrauben gekeltert. Der Most wog 70 Grad (Oechsle), gewiß ein seltenes Vorkommnis und ein gutes Zeichen, daß der 1893er sehr gut werden wird.

Vermischte-.

* (Aus dem Leben Vtktor Emanuels.) Der erste König des neuen Italiens war ein leiden­schaftlicher Jäger, und als solcher hatte er so manchen guten, selbst derben Spaß erlebt. Einst schoß er in der Nähe von Rom auf einen Hasen, als gerade auch ein anderer Nimrod, den er vorher nicht bemerkt hatte, auf Freund Lampe sein Gewehr entlud.Mein Herr, den Hasen habe ich geschossen," rief der König. So, meinen Sie das, das könnte jeder sagen", schrie der Andere,mir gehört er, ich nehme ihn."Das möchte ich doch mal sehen!" Der König ballte die Fäuste, aus seinen Augen sprühten Blitze, und es begann eine förmliche Balgerei, in der, tüchtige Püffe austeilend und auch empfangend, der Eroberer beider Sizilien Sieger blieb. Der andere Jäger ergriff die Flucht, im Laufen dem von ihm nicht erkannten Mo­narchen alle möglichen Titulaturen an den Kops werfend. Leim Stadtthor Roms angelangt, befahl der König dem Wachtkommandanteu, dem Jäger bis zu seiner Wohnung zu folgen und über ihn Bericht zu erstatten; und schon nach einer Stunde meldete der Offizier, daß der unbekannte Jäger ein Tischler­meister Namens Salvini sei. Am nächsten Morgen wurde der brave Tischlermeister mittels einer Hof­equipage in den Qutrinal gebracht; er konnte sich nicht erklären, was man dort von ihm eigentlich wolle, und beklommenen Herzens ließ er sich auf die weichen Seidenpolster nieder. Nach einiger Zeit trat zu seinem Schrecken ein Herr in Uniform ein, in der er seinen Gegner von gestern erkannte.Meister Salvini", redete der König den Erschrockenen an,ich ließ Sie zu mir bitten, weil ich in dem Hasen neben den meinigen auch Ihre Schrotkörner fand. Wir sind also Beide im Rechte.Wissen Sie was? Essen wir den Hasen miteinander!" Kaum hatte sich Meister Salvini von seinem Erstaunen erholt, da öffnete sich auf ein Zeichen des Fürsten die nach dem Speise­zimmer führende Thür, wo au; prächtiger Tafel der streitige Hase dampfte, den der König und besten Gast mit gutem Appetit verzehrten.

* (Ludwig der Knicker.) In dem sehr strengen Winter von 1836 auf 37 trug König Ludwig I. von

dem jungen Laub der Bäume. Alles wird vernichtet, ganze Gerstenäcker werden verheert, und ohnmächtig muß der Landwirt diesem Treiben zusehen. Dabet wählt diese Sippe stets einen Standort aus, der ihr bet der geringsten Gefahr sofort genügenden Schutz gewährt; sie ist es auch, die ganz besonders durch die Vogelsprache es versteht, die Ihrigen vor jeglicher Gefahr zu warnen und im Nu ist die ganze Gesell­schaft im Dickicht des angrenzenden Waldes, unter Dächern oder auf in der Nähe befindlichen dicht be­laubten Bäumen verschwunden. Aber auch sein freches Benehmen, sein wüstes Geschrei, seine Unreinltchkeit und seine Unduldsamkeit gegen viele unserer nützlichsten Vogelarten find dazu angethan, ihm den Krieg zu erklären und auf dessen Vertilgung ernstlich Bedacht zu nehmen. Wie häufig fleht man nicht die Spatzen in Fehde mit bereits eingenisteten Singvögeln liegen, wobei letztere in der Regel den kürzeren ziehen und die siegreichen Sperlinge alsdann in der Behausung des besiegten Feindes ihr Lager aufschlagen, nicht selten aus bereits aus gebrüteten Jungen, die sie ein- fach durch Einträgen von Material zur Vergrößerung des Nestes zudecken und so durch Ersticken oder Ver­hungern töten. Zur Vertilgung dieser durchweg als schädlich befundenen Vögel sind wohl schon manche Mittel empfohlen worden, jedoch hat sich bis jetzt noch keines bewährt. Vor 60 Jahren bestand in einigen deutschen Ländern noch die Auflage für die Gutsherren, daß von jedem Morgen Landes an die Ob­rigkeit eine bestimmte Anzahl Spatzenköpfe etngMelert werden mußten. Leider kam man von dieser Ver

Bayern tagtäglich einen braunen, bis auf die Knöchel reichenden Uausrock. Niemand würde in ihm den König erkannt haben, wer ihn nicht bereits als sol­chen kannte. Eines Tags zwischen 1 und 2 Uhr nachmittags fand der König im Hofgarten einen Gym­nasiasten auf einer Bank sitzen, der auf ihr bet 12 Grad Kälte seine Repetltiosten abhielt. König Lud­wig trat an ihn heran und erkundigte sich teilnehmend nach seinen Verhältnissen, und wie es komme, daß er nicht zu Hause arbeite. Der Gymnasiast, den König nicht kennend, antwortete treuherzig, daß er arm sei, nur ein ganz kleines kaltes Stübchen inne habe und lieber im Freien als in der kalten Stube fröre, Weshalb wenden Sie sich, sobald Sie der Hilfe bedürfen, nicht an den König?" fragte dieser.O, an dev Knicker! Da wäre es schade ums Papier", lautete die Antwort. Der König ließ sich den Namen und die Wohnung des Gymnasiasten sagen und ent­fernte sich lächelnd. Als anderen TageZ der Gymnasiast bei Tische saß, kam ein Bauer mit einem Briefe und fragte, wo er das Fuder Holz, welches er bringe, abladen sollte. Der Gymnasiast weigerte sich, den Brief auzunehmen, da er unmöglich an ihn gerichtet sein könne. Auf Zureden seines Wirtes erbrach er ihn und las:Durch Ueberbringer erhallen Sie ein Fuder Holz; gebrauchen Sie mehr, so wenden Sie sich getrost nur an Ludwig den Knicker."

* Eine lustige Geschichte erzählt man sich in Verbindung mtt den Prüfungen, die gegenwärtig an der Edinburger Universität abgehalten werden. Ein flotter Student wurde in der Physiologie vor­genommen. Der Professor ergründet bald, wie weit es mtt seiner Wissenschaft in diesem Fach bestellt ist, und fragt ihn plötzlich, ob er seine Visitenkarte da habe. Der nichts ahnende Jüngling ist überrascht, er weiß aber, daß der Examinator das gemütlichste Haus ist, und der Gedanke blitzt in ihm auf, derselbe nehme Wohl ein besonderes Interesse an ihm. Er beeilt sich daher, die Frage Zu bejahen, und zieht die Karte hervor.Danke, und nun," bat der Professor mit sanfter Stimme,feien Sie so gut und schreiben Sie auf das Ding alles auf, was Sie von Physio­logie wissen."

* (In der Eisenbahn.) A.:Der Dampf ist doch eine großartige Erfindung!" B.:Ja, ich ver­danke ihm mein ganzes Vermögen!" A.:Sie sind wohl Eisenbahn-Ingenieur?" B.:Nein, aber mein reicher Onkel ist auf der Eisenbahn verunglückt und den habe ich beerbt."

Verantwortlicher R«d«ckteur: W. Riürr, Altrnstrig. ^

Verfälschte schwarze Heide. Man ver- bremie ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, ver­löscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hell- bräunlicher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die «Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff er­schwert), und hinierläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der versälschten nicht. Die Seiden-Fabrik G. Henneberg (k. u. k. Hoflief.), Zürich versendet gern Muster von ihren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto- und zollfrei in's Haus._

Ordnung ab und machte der Ansicht Platz, daß der Sperling zu den nützlichsten Vögeln zu zählen sei. Einige Wirkung dürfte wohl immerhin das Aussetzen von Prämien für deren Einfangen haben, wie dies z. B. tm Königreich Sachsen schon längere Zeit der Fall ist, am ehesten ließe sich wohl im Winter durch Einfangen mit Netzen und Schlägen etwas erreichen. Wir schließen mit der Behauptung:Die Ver- ntchiung der Sperlinge ist eine ebenso notwendige wie ge- rechteForderungdesrationellenLandwirtschaftsbetriebs."

* (Verwendung von Sägespähnen zur Berfütterung.) Das M. Regternngsbl. veröffentlicht eine Zuschrift des AmtstierarziesBach in Kranichfeld, welchelautet:Unter Hinweis anf die tm Reg.-Bl. veröffentlichten Futterrezepte möchte ich die in der Nähe von Sägemühlen wohnenden Landwirte auf die Berfütterung von Sägespähnen auf­merksam machen. Es sind hierzu geeignet nur die von- chem Holz, am besten von Fichte, da dieses geruchlos; weniger gut von Kiefer. Seit 14 Tagen gebe ich desVer- fuches halber einem Pferde anstatt Häcksel Sägespähne. ES zeigt dabei dieselbe Arbeitskraft, Munterkeit rc. Dem Hafer und den Sägespähnen setze ich etwas Kochsalz zu. FncRiadvteh würde sich folgende Fnttermischung eignen, wie sie von eirum mir bekannten Besitzer schon lange ange­wandt wird. Derselbe nimmt 7 Pfd. Sägespähne, 6 Pfd. Schrot, übergießtdieMischungmitkochendemWasser und fügt kaltes Wasser hinzu, sowieetwasSalz. DieMtschung bereitet er kurze Zeit vor dem Verfüttern. Die Tiere ge­wöhnen sich in kurzer Zelt an die Fütterung; anfangs kön­nen wenigerSpähne genommen werden." Versuchemit die­sem Fütterungsmittteldürftensich auch beiunsempfchten.