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ErscheinungSt-ge: Mvnta», Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Kains tag. Ji^erttanSpreiS !> ißfg. pr» Zeile für Stadt u. BetirkSorte; außer Beziel 1» Pf,.
Dienstag, den 29. August 1911
BezugSpr. i. d. Stadt-/^Lhrl. m. DrSgerl. Mk. 1.LS. PostbezugSpr. k.d.OrtS-u.NachbarortSverk. -/.jithrl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. BefteIIg.in Württ.S0Psg., in Bayern u. Reich 4»Pfz.
Tagestteuigkeites.
* Calw 29. Aug. Die Besetzung der Bezirksschulaufsichtsstellen im Hauptamt schreitet rasch vorwärts. I» nächster Zeit sollen die Bezirke Nagold und Neuenbürg von Bezirksschulinspektoren im Hauptamte versehen werden. Wie man vernimmt, soll damit der Schulauf- sichttbezirk Calw aufgegeben werde«. Der Bezirk Calw soll geteilt und den beiden Schulbezirken Nagold und Neuenbürg zugewiesen werden. Für die Stadt Calw wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Schulaufstchtsstelle hier ihren Sitz erhalten hätte^
'6-^Enchw 29. Aug. Ein denkwürdiger -^Tag wird der 1. September für unsere Nachbargemeinde Alzenberg werde». An demselben wird nämlich das dortige neue Schulhaus eingeweiht, und es wird von da an der Ort eine eigene Schule haben. Seither mußten die Schüler nach Altburg in die Schule. Dort wurden aber in letzter Zeit infolge der stetig wachsenden Schülerzahl die Schulräume allmählich zu klein. Anstatt nun an einem Altburgrr Neubau teilzunehme», enschloß sich die OrtSgemeiude Alzenberg in richtiger Würdigung der Sachlage, selbst einen Neubau herzustellen. Deutliche Zeichen der Bevölkerungszunahme (bei der letzten Zählung 13 °/o, Calw 7 °/o) lasten darauf schließen, daß der Ort an Bedeutung gewinnt. Mit Rücksicht auf die schlechte» Weg- und WitteruggSverhält- uiste war es dann da» einzig Richtige, daß sich Alzenberg vom Altburger Schulverband loslöste und eine selbständige eigene Schule errichtete. Diese ist mit 56 Schüler« zunächst einklassig. Es ist aber damit zu rechnen, daß im Lauf der Zeit eine 3. Klaffe errichtet werden muß. Beim Bauplan ist hierauf bereits Rücksicht genommen.
Das neue Schulhaus steht inmitten des Ort» in freiester Lage. ES ist nach den Plänen und unter der Leitung des Hrn. Oberamtsbaumeister Kies ner von Calw erbaut. Al» schmuckes Schwarzwaldhau» grüßt es von einer Anhöhe herab und mit seinem hübschen Uhr- und Glocken- türmchen ist es weithin sichtbar. Da» geräumige Hau» enthält im Erdgeschoß einen großen, Hellen Schulsaal und im 1. Stock und Dachgeschoß 6 Zimmer für die Lehrersfamilie, nebst genügend Nebrvräumlichkeiten. Ein großer Hofraum, ein kleineres Nebengebäude und ein hübscher Garten bilden die Umgebung de» Schulhause«. Dasselbe macht außen wie innen eine« sehr freundlichen Eindruck. ES ist durchweg einfach gehalten und entspricht dennoch in alle« seinen Teilen allen modernen Ansprüchen. Dem Erbauer ist es gelungen, bei verhältnismäßig niederen Kosten ein praktisch eingerichtete» Schulhaus zu erstellen, da» auch sehr gut zu seiner Umgebung paßt. Die Gemeinde darf stolz auf diese neue Schule sein. Zweifellos wird die Einweihung derselbe» am kommenden Freitag, vormittags 11 Uhr, zu einem Fest für jung und alt werde«. Möge in dieser Schule allezeit mit Segen die Alzenberger Jugend unterrichtet werden!
L Calw. Rätsel de» Seelenlebens lautet da» Thema über welche» der in Calw aus seinen früheren Vorträgen besten» bekannte Graphologe und Physiognomik» D. Ammon au» Freiburg i. B. am Mittwoch d. 30. August, abends 8 Uhr im Saale der Brauerei Dreiß eine» öffentlichen Vortrag halten wird. Der Redner wird über Ahnungen und Vorgefühle der Seele sprechen, über Visionen und geistige» Schauen, über die Wirkungen der Farben auf da» Gemüt und die moderne Verwendung de» Farbenlichtes bei Nerven- und Gemütsleiden.
Interessante Aufschlüffe gibt der Vortragende über die Träume, die Erscheinungen bei Sterbenden und die Unsterblichkeit der Seele. An Hand von interessanten Abbildungen nmd der Charakter und da» Seelenleben beschrieben und nach dem Vortrag finden unentgeltliche Charakterbeurteilungen au» mitgebrachten Handschriften statt.
86. Altburg OA. Calw 28. Aug. (Heilbronner in der Sommerfrische.) Der hiesige Luftkurort erfreut sich durch seine schönen Waldungen in unmittelbarer Nähe des Orts, der Höhenlage und der romantischen Umgebung einer steigenden Beliebtheit. Verschiedene Luftkurgäste au» Heilbronn haben an einer idyllisch gelegenen Stelle de» Walde» eine nette Anlage geschaffen und ihr mit Rücksicht darauf, daß Heilbronner es waren, die zuerst als Kurgäste nach Altburg kamen, den Namen „Heilbronner Platz" gegeben. Am 25. August d». Mt», fand ein kleine» Waldfest mit Musik unter der Teilnahme sämtlicher Kurgäste statt.
Stuttgart 28. Aug. Da» au» England zu uns gekommene Fußballspiel gewinnt immer mehr Freunde und wird allmählich zu <iüer förmliche» VolkSleidenschaft. Da» Spiel ist, besonders wenn es recht betrieben wird, gefährlich und so haben sich denn auch die dabei vorkommenden Unfälle allmählich gesteigert. Gestern mußte auf dem Kronenspielplatz in Cannstatt ein 20jähriger Maler bewußtlos vom Platze getragen werde», weil ihm ein Mitspieler mit beiden Füßen in die Magengegend gesprungen war. Da» Opfer de» Sport» liegt im Krankenhaus.
Rottweil 28. Aug. Zu der bereit» gemeldeten Ermordung der Witwe Veronika Kustermann durch ihren Schwiegersohn Albert Dehmer ist weiter zu berichten: Die Ermordete
Frau Lores Lebenswerk.
24) Roman von Erich Ebenstein.
(Fortsetzung.)
Er begriff plötzlich alle», was sie wollte, nahm sie auf den Schoß und überschüttete sie mit zärtlichen Worten und Liebkosungen.
Und langsam, ohne daß sie es merkte, senkten sich wieder rosige Schleier über ihr Götzenbild, daß es aussah, wie ein wirklicher Gott —
Nach einer Weile sagte sie noch, den Kopf an seine Brust gelehnt: „Und das mit dem Alter, gelt, war nicht Dein Ernst? Alt sein ist an sich schwer, denn e» heißt Verzicht auf alle» Linie». Aber da« kann man doch als Lohn für ei« mühe- und sorgenreiches Lebe» erwarten, daß die, denen man Kraft und eigenes Behagen opferte, einen lieb haben? Daß man an ihrem Lebe» teil hat und in ihrem Glück einen letzte» Abglanz de» scheidenden Tage» mitgenießt? Auch wir werde» einst alt, und werden dasselbe erwarte» von unseren Kindern."
Gestern noch hätte er diese „Schulmädchenweisheil" belächelt und über die „großen Worte" gespöttelt. Heute rühte» sie ihn. Besonders der Hinweis auf die eigenen Kinder. Sie war doch besser al» alle Frauen, die er bisher gekannt. Er, den mit seiner eigenen Mutter nie ei» wärmere» Band verbunden hatte, empfand dunkel, daß es außerhalb jener heißen Liebe zwischen Mann und Weib «och eine andere, ebenso gewaltige, im Leben gab, die Tiefen überbrücken uud Gegensätze ausgleichen konnte — wo sie vorhanden war.
„Alte Weiber" waren ihm bisher nur lästig und lächerlich erschienen, aber man mußte sie doch wohl manchmal gelten kaffen, da sie den Männern Wesen erzogen, wie Affuata-
Freilich dachte er diesem Problem nicht tiefer »ach. Da» junge Weib im Arm, da» ihn wieder mit gläubiger Liebe ausah, fühlte er
nur triumphierend: „Sie ist mein! Sie liebt mich über alle»!", und großmütig in diesem Siegergefühl fand er alle» gut, wa» sie sagte, versprach alle», wa« sie wollte. Der Aerger über die Schwiegermutter erschien ihm beinahe kindisch.
Obwohl freilich — da» ließ sich nicht leugnen: Der erste wirkliche Sturm war um ihretwillen über seine junge Ehe hingebraust.
Und sie kam seinem Herze« wahrlich nicht näher dadurch.
10. Kapitel.
Es war seit Wochen Mama« Lieblingstraum gewesen, zu Weihnachten ihre Kinder um sich versammelt zu sehe«.
Sie malte sich au», wie sie ihnen den Baum schmücken und aufbauen wollte, und sah immer wieder ihre von langer Hand angelegte Liste durch, welche alle gelegentlich aufgefangene» Wünsche getreulich verzeichuete.
Ob es langen würde, alle zu erfüllen? E» mußte einfach. Man konnte ja im Haushalt noch mehr spare».
Das Stubenmädchen hatte sie gottlob ohnehin gleich »ach Eva» Verheiratung entlassen. ES wäre Verschwendung gewesen, zwei Dienstleute zu Hallen, da sie doch »och rüstig genug war, Barbe selbst ein wenig mit an die Hand zu gehen.
„Manchmal versteh' ich Dich wirklich nicht, Lore," sagte Peter Lott damals. „Anstatt e« Dir nun auf Deine alten Tage recht bequem zu machen und da» Leben auch 'mal zu genießen, entläßt Du da« Stubenmädchen, gehst täglich selber einkaufen und schaffst im Hau» herum wie eine, die'» nötig hat!"
„Hat'» auch nötig, unsere Gnädige," fuhr Barbe, die gerade de» Tisch deckte, barsch dazwischen, „natürlich hat sie'» nötig! Wovon sollten denn sonst all die guten Dinge bezahlt werden, die sie drüben in der Villa „Retiro" essen!"
„Barbe!" Die gute Alte hatte nie eine» so zoraigea Blick aus den